Teil 8 – 91
Der Neue im Olymp
esus
ließ sich weiter aus.
Aus der Erinnerung heraus
Berichtete er nun der Runde
Was er erlebt hatte am Nil
Mit den Seinen im Exil.
Die Götter all mit off‘nem Munde
Staunten und waren angetan
Von dem was sie erfuhren.
„Donnerwetter“ begeisterte sich Pan
„Du schlichst wohl auf Osiris Spuren
Mit Göttin Heket an der Hand
Durch das Pharaonenland.
Was Du gelernt vom Pharao
Brachtest pianissimo
Du zu Hause wieder dann
Wie ich daraus schließen kann,
In deine neue Lehre ein“.
Jesus darauf: „So wie kein
Andrer auf der Götterbühne
Beeinflusste Osiris der Große Grüne
In aller Welt die Götterheere.
Ich betrachte es als Ehre
Die Verwandtschaft aufzuzeigen
Die uns mit Ihm ist allen eigen“.
Peinlich genau wie ein Adjunkt,
Auch wenn es Zeus war nicht genehm,
Erläuterte er Punkt für Punkt
Die Ähnlichkeiten nun mit dem.
„Bei der Zahl Sieben fängt es an.“
Fuhr er fort; „Das kennt ihr ja.
Auch die Ägypter glaubten dran
Sieben, vierzehn et cetera.
Sie war, ich sag es noch einmal;
Auch des Osiris heil’ge Zahl“!
Und dann begann er auszuholen:
„Ich will keinen hier verkohlen.
Ihr wisst, ich bin der Gottessohn.
Doch auch auf dem Ägypter-Thron,
Saß, das hab ich dort erfahren,
Schon vor vielen tausend Jahren,
Als Gottessohn der Pharao.
Von Sesostris hin bis Ramses Zwo
Hat man sie alle so genannt.
Am End‘ bin ich mit ihm verwandt
Hab ich damals mir gedacht
Und auf die Suche mich gemacht.
Nach Beweisen in der Sache
Hab ich zum Himmel aufgeschaut“.
„Schlag nach bei Emma-Brunner-Traut“
Sprach Papas Stimme da zu mir
Und fügte hinzu „die ist vom Fache“!
„Ich schlug sofort nach bei ihr.
Was ich suchte fand ich! Ja,
Wenn das so ist dacht‘ ich da
Muss ich meine Biographie
Ein bisschen ändern“! „Irgendwie
Hast du das ja hinbekommen“
Lachte einer von den Frommen,
Die im Halbkreis vor ihm saßen.
Zwei die in einem Buche lasen,
Herakles und Hestia,
Sahen auf. „Das ist beinah“
Sprach Letztere, „wie bei Chaemwese
In der Biographie , die ich grad lese.
Der dreiste Pharaonensohn,
Das macht der Autor darin klar,
Setzte den Gott auf den Thron
Der ihm grad gelegen war“.
Jesus lachte: „In etwa so
Kam es dann zum Quidproquo.
Lasst mich das Ganze kurz noch sagen.
Nachdem man mich hat ans Kreuz geschlagen,
Versuchten vier Männer sich daran,
Meine Story aufzuschreiben.
Matthäus, Markus, Lukas und Johann.
Weil Schriftsteller gern übertreiben
Und anstatt zu recherchieren
Lieber ein bisschen phantasieren,
Hängten im Poetenstil,
Von meiner Lehre wohl entflammt,
Sie manches an gar infantil,
Was von den Ägyptern stammt.
Was von den Jüngern ward berichtet
Wurd ausgeschmückt und umgedichtet.
Und später dann beim Übersetzen,
Ergänzte man die Papyrusfetzen
Mit jenem Stoffe ganz geschwind
Den ich erlebt hatte als Kind
Im Land der Pharaonen.
In der Art von Epigonen
Hat man mein Wort, mir wohlgewogen,
Nach altem Vorbild umgebogen
Und mit Mythen es durchsetzt,
So dass das Evangelium jetzt
Sich liest als wär es in den Landen
Der Pharaonen einst entstanden“.
„So ist es“ sprach Zeus „am Nil entstand
Der Mythos der im Morgenland,
Wohin er durch dein Volk einst kam,
Die heutige Gestalt nahm an.
Das Moses-Herodes-Weihnachts-Motiv
Stammt aus Ägypten ebenso
Wie Osiris Sohn der Pharao.
Damals bevor dich Jahwe rief,
Wurd die gesamte Götterwelt
Reformiert und auf den Kopf gestellt.
Auch mich hat man damals gebeten
Den Olympus abzutreten.
Ich tat es nicht. Die Hure drum
Änderte unsre Namen um.
Hermes nach der Prozedur
Nannten sie dort nun Merkur.
Mich riefen Jupiter sie nun.
Aus Poseidon wurd Neptun.
Hephaistos mutierte zum Vulcan“.
„Das war lustig“ lachte Pan
„Mich nannten die Römer plötzlich Faun“.
„Doch ihre Weiber, du Kapaun,
Hast du weiter ungerührt“
Schimpfte Demeter „noch verführt“.
Pan schüttelte den Kopf und sprach:
Ich kam nicht mehr recht ran danach.
Die Frauen wollten sich verstecken;
Fielen in Panik und in Schrecken
Wenn ich mich ihnen wollte nahen.
Schon wenn sie mich von hinten sahen
Flüchteten sie nun vor mir“.
„Sie hatten schon immer Schiss vor dir“
Drängte sich Gott Eros vor.
Ich hieß plötzlich nun Amor“.
Er lächelte dabei gar froh;
„Doch ich treff‘ heut noch immer so
Wie unter meinem alten Namen“.
Zeus fuhr fort: „Sogar die Damen
Wurden all’samt umbenannt.
Athene und Aphrodite ohne sie zu fragen
Haben Minerva und Venus sie genannt.
Zu Hera musst ich Juno sagen.
Aus Demeter und Artemis machte sie
Ceres und Diana als wären die
Mit den Kaisern all verwandt“.
„Das war nicht grade sehr galant“
Erwiderte der Neue drauf.
„Doch so ist der Weltenlauf.
Mit wechselnden Namen und mit Pracht
Bewahren wir Götter uns die Macht.
Frisches Outfit und neuer Stil
Gehören mit zu diesem Spiel
Das wir alle hier betreiben
Um weiter an der Macht zu bleiben.
Auch ihr, um hierher einst zu kommen
Habt fremde Namen angenommen.
Dein heiß geliebter Sohn Apoll
Auch aus Ägypten stammen soll.
Horus nannte man ihn dort
Bevor den Olymp als neuen Ort
Er sich zur neuen Bleibe wählte.
Wie Aristoquakes mir erzählte
Gehörten einige von euch sogar
Zur froschköpfigen Götterschar
Die im Nil-Strom-Land der ersten Stunde
So wie ich es dort bestätigt fand,
Aus Amun, Huh, Nun und Kuk bestand“!
Jesus blickte in die Runde
Und sprach: „Ich will jetzt keine Namen nennen.
Ihr werdet die alte Geschichte kennen
Von Isis, Osiris und dem Horus-Knaben.
Wie Forscher jüngst berichtet haben,
Ich bitte, nehmt mir das nicht krumm,
Siedelten viele von dort um
Damit ihr hier mit Gottvertrauen
Konntet den Olymp euch bauen“.
„Was bei Parkland steht zu lesen
Das ist ganz anders einst gewesen“
Wiegelte Zeus drauf ab sogleich.
„Doch nun führst du das Götterreich:
Drum solltest du, lass dich nicht bitten,
Dein Programm du uns erklären.
Noch bist du hier nicht unumstritten.
Du musst dich erst einmal bewähren
Bevor du große Töne spuckst
Und wir uns vor dir beugen.
Bis jetzt hast du nur rumgedruckst.
Du musst uns überzeugen.
Wir erwarten alle hier
Dazu ein klares Wort von dir,
Denn unsre Sorgen sind arg groß,
Dass am Ende arbeitslos
Durch dein komisches Gebärden,
Wir allesamt könnten hier werden“.
Jesus dachte lange nach
Bevor er zögernd weitersprach:
„Ich werd‘, das sagte ich ja schon,
Friedlich regieren und mein Thron
Bis ans Ende aller Zeit
Soll dienen der Gerechtigkeit.
Unrecht sorgt für Unheil nur.
Gerechtigkeit der Kreatur,
Das ist meine Devise nun.
Dafür will ich alles tun“!
Friedfertigkeit euch allen auch,
Anstatt mit Fäuste euch zu wehren,
Will im Olympus ich euch lehren.
Ich will entgegen euerm Brauch
Nicht mittels Diktat regieren.
Wir müssen den Laden reformieren!
Wenn wir am Ruder bleiben wollen,
Dann geht das nicht mit Donnergrollen
Und schon gar nicht mit Gewalt.
Wir brauchen mehr Zusammenhalt.
Buddha, Ishvara, Konfuzius und ich,
Mohammed, Allah, Jahwe und Ihr,
Wir sollten uns teilen brüderlich,
Mit allen andern das Revier,
Das wäre für die Welt ein Segen,
Um es gemeinsam dann zu hegen.
Lasset es gleichtun uns den Tieren
Die sich unten grad globalisieren.
Wie sie müssen auch wir hier nun
Uns schleunigst all zusammen tun
Sonst verlieren wir am End
Über sie das Regiment.
Wir müssen unsren eignen Streit
Beenden. Es wird höchste Zeit
Dass wir Götter uns vertragen.
Wenn wir in Zwietracht weiterleben
Werden sie uns einst verjagen.
Gemeinsamkeit ist mein Bestreben.
Wir müssen all am selben Strang
Endlich zieh’n damit der Gang
Des Universums bleibt im Takt.
An des Schöpfers Schöpfungsakt
Müssen wir uns orientieren
Und gemeinsam nun regieren.
Als Erstes, es könnt schlimm sonst enden,
Werden wir den Krieg beenden
Der unten am Eridanos tobt“.
So hat Jesus es gelobt
Und er fügte noch hinzu:
Ganz ohne jede Frömmelei
„Ich weiß genau Er steht uns bei.
Er macht aus dem X kein U.
Sein Name ohne Hüh und Hott
Steht für uns alle; Er ist Gott.
Er hat nur diesen einen Namen.
So ist es und so bleibt es; Amen.
Die Götter sahen verschämt zu Boden.
„Das sind, wie’s scheint, ganz neue Moden
Dacht mancher aus Homers Geschlecht.
Doch insgeheim gab man ihm Recht.
Der Neue mit modernem Stil
Hatte den Frieden als sein erstes Ziel,
So wahr er den Olymp regiert,
In seiner Rede proklamiert.
Jetzt sprach er leise zum Kroniden:
„Du bist meine rechte Hand.
Schaff dort unten endlich Frieden
Am Eridanos im Frosch-Mäuseland.
Du hast lang genug nun zugeseh’n.
So langsam muss etwas gesche’n.
Sechs Tage gebe ich dir Zeit
Zu beenden diesen Streit
Den dort unten seit drei Tagen
Die Frösche und die Mäus‘ austragen.
Denk dran, am Sonntag will ich ruh’n“!
„Oha, da gibt’s noch viel zu tun“
Sprach Zeus und salutierte fromm.
Drauf rief er Hermes zu sich. „Komm“
Du musst die Krebse alarmieren.
Sie sollen langsam sich formieren
Und dann gab er als Adjutant
Den Plan des Meisters ihm bekannt.
Zum Schluss wünscht dem Sohn er klug.
„Viel Erfolg und guten Flug“.
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Wohin Hermes flog ist uns bekannt.
Euch wird sein Ziel erst dann genannt
Wenn demnächst einmal wieder Ihr
Euch reinklickt in mein Machwerk hier.
Wird fortgesetzt
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