Mittwoch, 9. Oktober 2013

Batrachomyomachia



Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 21-33
Märchenerzähler im Olymp

Aus einem alten Schulbuch
- Zeichen und malen -

Nachdem Hera in Sachen Gatte
Und seiner Art zu dividieren
Ihre Meinung vertreten hatte,
Und nachklang noch ihr letztes Wort,
Fuhr Ares, ohne sich zu zieren,
In seiner Rückbesinnung fort.


"Als nächstes kommt laut Bildungsplan
Für Kinder nun das Zeichnen dran,"
So fuhr er fort in seiner Rede
Und ohne unnützes Geschwafel
Ging er dabei stante pede
Mit der Kreide an die Tafel.

"Wir zeichnen erst mal ein Oval;
Die Größe ist dabei egal.


Darauf gesetzt zwei halbe Kreise
In fröhlich glotzend runder Weise.
Das sind die Augen für den Frosch.
Als nächstes, ganz weit aufgesperrt,
Eine breite, große Gosch
Mit der er quakt und plärrt.
Dem Torso lernen wir das Springen,
Und zwar auf allen Vieren,
Indem die Schöpfung wir vollbringen
Und anfügen mit festem Strich
Vier Beine. Die sind wesentlich
Stärker als bei andern Tieren
Weil das Tier nebst schwimmen
Auch an Land zu Fuß
Ab und zu mal hüpfen muss.
Falls alle Proportionen stimmen
Malen wir, als A und O,
Ihm zwei Warzen auf den Po."


Nach einer kurzen Atempause
Die angefüllt war vom Applause
Der Götter all im Kreise
Fuhr Ares fort auf seine Weise:

"Doch heute weiß ein jedermann,
Dass man auch anders zeichnen kann.


Frösche gibt es ja so viele.
Die nächsten mal ich im Profile.
Dreimal rechts, dann links herum
Und von vorn fürs Publikum;
Mit Gesichtern fröschlich niedlich,
Mund und Augen unterschiedlich,
Kann das Fröschlein einmal lachen
Oder ernste Mine machen.
Dann zum Ende der Lektion;
Ein Fröschlein wie es hüpft davon."

***

Ohne Pause, froh und heiter,
Berichtete der Kriegsgott weiter
Was er, als er ein Bub gewesen,
Hatte im Schulbuch einst gelesen.

"Wer jetzt verspürt noch Langeweile,
Hole sich flugs, in aller Eile
Wasserfarben schnell herbei
Und malt ohn' lange Zauderei,
Mit Farben die den Ausschlag geben,
Die Frösche bunt, so wie sie leben.
Grün und gelb und braun und blau;
Nehmt es nur nicht so genau.
Die Frösche sollen lustig sein;
Drum gebt auch rot und rosa drein.
So wird das Werk gelingen.
Lasst die Frösche springen."

***

Wenn wir nun das Werk betrachten
Und auf die ganze Machart achten,
Stellen fest wir froh gesinnt,
Dass wir alle Künstler sind."

***

Als Ares just geendet hatte
Schrie Achill: "Das ist famos"
Und er fügte an: "Gestatte
Dass wir es gleich ausprobieren
Selbst so ein Tier mal zu  skizzieren."

Hera rief begeistert "Ja!"
Und all die andern stimmten zu.
"Das wird ein Spaß," lachte Apoll
Und schrie begeistert "Heureka!"
"Mach schnell Athene, bitte du
Besorgst die Stifte, ich Papier
Ich hole es vom Abtritt mir
Dort ist die Rolle noch ganz voll."


Wie besprochen, so getan.
Alle Götter, selbst Gott Pan
Widmeten ihr Tun der Gunst
Des Frosches nun durch ihre Kunst.

Mit Freude und mit Genius
Begannen allesamt sie nun
Etwas im Olymp zu tun,
Was als Seelen postumus,
In der Ewigkeit dort sie,
Als Beschäftigungstherapie,
Bisher hatten nie gemacht.
Ach was hat das Spaß gebracht.


Viele, viele Stunden lang,
Vor keiner Froschgrimasse bang,
Zeichnete das Götterkorps,
Als wär's der schönste Zeitvertreib
Frösche in allen Variationen.

Hera, des Obergottes Weib
Bracht mit Phantasie und mit Humor,
Die lustigsten Bilder von dem Tier
Das am Nilstrom bei den Pharaonen
Als Gottheit wurde einst verehrt,
Von all den Künstlern zu Papier
Welche in der erlauchten Runde
Teilnahmen an der Zeichenstunde.

***

Manche Skizze von den alten
Griechengöttern wär' viel wert
Wenn sie im Original erhalten
Bis heute wär' geblieben noch.

Als kleinen Trost für Euch jedoch
Füge ich hier nun ganz spontan
Ein paar der Frosch-Repliken  an
Die der, der dieses Machwerk schreibt,
Damit auch das erhalten bleibt
Gar künstlerisch und routiniert,
Hat eigenhändig einst kopiert,
Bevor Gott Zeus das Zeug zerriss
Und auf dem Locus darauf schiss.















 - Leider konnten wir hier nur die Repliken der
von den Göttern im Olymp geschaffenen
Kunstwerke einfügen, denn nachdem sich
der Chefgott  auf dem Abtritt damit
beschäftigt hatte, waren die Originale
unbrauchbar geworden -


***


wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.