Freitag, 1. April 2011


Machwerk R. W. Aristoquakes

Teil 6 – 5

Im Lagezimmer und im Lazarett


ur gleichen

Zeit im Lagezimmer

Tagten die Militärs noch immer.

Der Feldmarschall schrie wütend „hört,

Was mich an eurer Führung stört,

Ist, dass euch die eigne Truppe,

Wie mir scheint ist völlig Schnuppe“.

Und weiter schimpfte er empört:

Als ob ihr nicht dazu gehört,

Habt ihr im Kampfe euch benommen.

Deshalb seid ihr davongekommen

Während eure Männer darben

Mussten und im Felde starben.

Es ist wahrhaft ein Skandal,

Dass ihr euch schimpft noch General.

Lasst eines mich jetzt hier noch sagen.

Ich werd euch all zum Teufel jagen

Wenn ihr heute in der Schlacht,

Was ich befehle nicht gleich macht.

So, nun wird nicht mehr geunkt“,

Fuhr er fort, „jetzt geh’n Punkt für Punkt,

Wir den Schlachtplan durch. Ich würde sagen,

Wir halten uns an Rollenhagen“.

Und dann hat er es präzisiert;

„Wann und wo wird aufmarschiert,

Befehle ich euch und sonst keiner“!

Denkt dran, pünktlich drei vor acht,

Beginnt der Aufmarsch für die Schlacht,

Denn drei Minuten vor der Zeit,

Ist des Soldaten Pünktlichkeit.

Doch weil viel Schlaf braucht unsereiner,

Verschwindet jetzt, ruht euch gut aus

Und macht das Beste mir daraus,

Denn wir brauchen einen Sieg

Endlich mal in diesem Krieg.

Während die Generalität,

Bis in den Morgen hinein spät,

Über dem Aufmarschplane saß,

Lag Graugasides und las.

Er konnt‘ nicht pennen denn das Bett

War viel zu hart im Lazarett.

Es war so kurz vor Mitternacht,

Er hatt‘ kein Aug noch zugemacht.

Da kam die Nachtwache wie immer,

Um diese Zeit nochmal ins Zimmer.

„Mein hochverehrter, ehrenwerter,

Heißbegehrter Kriegsversehrter,

Scherzte Frau Doktor Krötlein voller Charme

Und fragte „na was macht der Arm“.

Craugasides ging’s plötzlich gut.

„Frau Doktor“ sprach der Frosch-Rekrut,

„Wenn sie, wie jetzt hier bei mir stehen,

Wie sollte es da schlecht mir gehen.

Ach kommen sie, sind sie so nett,

Ein bisschen näher an mein Bett“.

Sie angelte sich einen Stuhl

Und setzte sich zu ihm ganz cool.

Dann sprach man über dies und das,

Krieg und Tod und sonst noch was

Und darüber was ihr Job hier sei.

„Ach wissen sie, ich bin dabei

Erfahrungen in der Pathologie

Hier zu sammeln und in Chirurgie“.

Dann hat sie ihm ganz ungefragt

Ihr Leid beim Kriegseinsatz geklagt.

„Hier sind die Ärzte alle Stümper.

Zum Beispiel Oberstabsarzt Krümper;

Er wurd zur Wehrpflicht eingezogen

Und ist einer von drei Gynäkologen,

Die sich mit mir die Arbeit teilen.

Es ist grauenvoll bisweilen;

Was da gepfuscht wird, stell dir vor,

Gestern der Stabsarzt Concolor,

Der Anfänger und Tunichtgut,

Befragte am Patientenbett,

Einen Landser der im eignen Blut

Lag ob er die Tage hätt“.

„Es ist nicht alles Gold was glänzt“

Hat weiter sie im Zorn ergänzt.

„Die Doktoren“ sprach sie „sind“,

Das weiß an der Front hier jedes Kind,

Pfuscher meist beim Militär.

Gestern, die Lage war prekär,

Hat der Chefarzt sich blamiert.

Er hat einem Gesunden amputiert

Sein vitales linkes Bein.

Der Kranke ging am Brande ein.

Ich könnte stundenlang noch hier,

Von Kunstfehlern berichten dir.

Die Haare würden sich dir sträuben.

Heute ohne den Armen zu betäuben,

Nahm der Stabsarzt Conolor

Sich einen Frosch mit Bauchschuss vor.

Den Dickdarm schloss er aus Versehen,

An die Aorta wieder an.

Du kannst Dir denken, was geschehen

Mit dem armen Landser dann.

Warz, der mit Grippe zu uns kam,

Er beinahe das Beste nahm.

Weil seine Mandeln ihm geschwollen,

Hat er die Hoden ihm entfernen wollen.

Doch weil ich schnell hab protestiert,

Wurde er nicht dort operiert.

Ich sag dir, es ist ein Skandal“.

„Und so was nennt sich Hospital“

Erwiderte der Frosch im Bett.

Ach bitte Frau Doktor, sind sie so nett,

Und machen schnell sie mich gesund“.

Er spitzte seinen breiten Mund.

Sie hat den Kranken fit gemacht

Und fertig für die nächste Schlacht.

Und schenkte ihm noch obendrein

Eine Fliege, damit er

schliefe ein.

Darauf fragte er ganz glücklich sie:

„Was muss ich zahlen für Logis

Und die Behandlung welche hier,

Ich erhalten hab von Dir“?

„Ach“ sprach sie zu ihm, „keine Sorge,

Im Krieg gibt’s freie Heilfürsorge“!

Damit entledigt aller Sorgen,

Ließ er sich noch einmal versorgen.

„Ach du süße, grüne Maus“

Stöhnte er! (hier blenden wir uns aus).

Eine Stunde später etwa, danach;

Er lag im Bett noch immer wach.

Da hörte er im Nachbarzimmer,

Die Ärzte reden: „Keinen Schimmer,

Frau Doktor Krötlein, haben sie,

Von moderner Gynäkologie“.

Es war der Stabsarzt Doktor Krümper,

Der nebenan führte das Wort.

„Sie halten mich für einen Stümper“

Fuhr er lauter werdend fort.

„Doch ich werde ihnen nun,

Ich denke, das ist opportun,

Von zwei Ärzten meines Faches,

Erzählen kurz, so mannigfaches.

Graugasides, mit wachem Ohr,

Lauschte der Stimme, die sonor

Im Zimmer nebenan,

Mit einem Fachvortrag begann.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.