Machwerk R. W. Aristoquakes
Teil 6 – 5
Im Lagezimmer und im Lazarett
Zeit im Lagezimmer
Tagten die Militärs noch immer.
Der Feldmarschall schrie wütend „hört,
Was mich an eurer Führung stört,
Ist, dass euch die eigne Truppe,
Wie mir scheint ist völlig Schnuppe“.
Und weiter schimpfte er empört:
Als ob ihr nicht dazu gehört,
Habt ihr im Kampfe euch benommen.
Deshalb seid ihr davongekommen
Während eure Männer darben
Mussten und im Felde starben.
Es ist wahrhaft ein Skandal,
Dass ihr euch schimpft noch General.
Lasst eines mich jetzt hier noch sagen.
Ich werd euch all zum Teufel jagen
Wenn ihr heute in der Schlacht,
Was ich befehle nicht gleich macht.
So, nun wird nicht mehr geunkt“,
Fuhr er fort, „jetzt geh’n Punkt für Punkt,
Wir den Schlachtplan durch. Ich würde sagen,
Wir halten uns an Rollenhagen“.
Und dann hat er es präzisiert;
„Wann und wo wird aufmarschiert,
Befehle ich euch und sonst keiner“!
Denkt dran, pünktlich drei vor acht,
Beginnt der Aufmarsch für die Schlacht,
Denn drei Minuten vor der Zeit,
Ist des Soldaten Pünktlichkeit.
Doch weil viel Schlaf braucht unsereiner,
Verschwindet jetzt, ruht euch gut aus
Und macht das Beste mir daraus,
Denn wir brauchen einen Sieg
Endlich mal in diesem Krieg.
Während die Generalität,
Bis in den Morgen hinein spät,
Über dem Aufmarschplane saß,
Lag Graugasides und las.
Er konnt‘ nicht pennen denn das Bett
War viel zu hart im Lazarett.
Es war so kurz vor Mitternacht,
Er hatt‘ kein Aug noch zugemacht.
Da kam die Nachtwache wie immer,
Um diese Zeit nochmal ins Zimmer.
„Mein hochverehrter, ehrenwerter,
Heißbegehrter Kriegsversehrter,
Scherzte Frau Doktor Krötlein voller Charme
Und fragte „na was macht der Arm“.
Craugasides ging’s plötzlich gut.
„Frau Doktor“ sprach der Frosch-Rekrut,
„Wenn sie, wie jetzt hier bei mir stehen,
Wie sollte es da schlecht mir gehen.
Ach kommen sie, sind sie so nett,
Ein bisschen näher an mein Bett“.
Sie angelte sich einen Stuhl
Und setzte sich zu ihm ganz cool.
Dann sprach man über dies und das,
Krieg und Tod und sonst noch was
Und darüber was ihr Job hier sei.
„Ach wissen sie, ich bin dabei
Erfahrungen in der Pathologie
Hier zu sammeln und in Chirurgie“.
Dann hat sie ihm ganz ungefragt
Ihr Leid beim Kriegseinsatz geklagt.
„Hier sind die Ärzte alle Stümper.
Zum Beispiel Oberstabsarzt Krümper;
Er wurd zur Wehrpflicht eingezogen
Und ist einer von drei Gynäkologen,
Die sich mit mir die Arbeit teilen.
Es ist grauenvoll bisweilen;
Was da gepfuscht wird, stell dir vor,
Gestern der Stabsarzt Concolor,
Der Anfänger und Tunichtgut,
Befragte am Patientenbett,
Einen Landser der im eignen Blut
Lag ob er die Tage hätt“.
„Es ist nicht alles Gold was glänzt“
Hat weiter sie im Zorn ergänzt.
„Die Doktoren“ sprach sie „sind“,
Das weiß an der Front hier jedes Kind,
Pfuscher meist beim Militär.
Gestern, die Lage war prekär,
Hat der Chefarzt sich blamiert.
Er hat einem Gesunden amputiert
Sein vitales linkes Bein.
Der Kranke ging am Brande ein.
Ich könnte stundenlang noch hier,
Von Kunstfehlern berichten dir.
Die Haare würden sich dir sträuben.
Heute ohne den Armen zu betäuben,
Nahm der Stabsarzt Conolor
Sich einen Frosch mit Bauchschuss vor.
Den Dickdarm schloss er aus Versehen,
An die Aorta wieder an.
Du kannst Dir denken, was geschehen
Mit dem armen Landser dann.
Warz, der mit Grippe zu uns kam,
Er beinahe das Beste nahm.
Weil seine Mandeln ihm geschwollen,
Hat er die Hoden ihm entfernen wollen.
Doch weil ich schnell hab protestiert,
Wurde er nicht dort operiert.
Ich sag dir, es ist ein Skandal“.
„Und so was nennt sich Hospital“
Erwiderte der Frosch im Bett.
Ach bitte Frau Doktor, sind sie so nett,
Und machen schnell sie mich gesund“.
Er spitzte seinen breiten Mund.
Sie hat den Kranken fit gemacht
Und fertig für die nächste Schlacht.
Und schenkte ihm noch obendrein
Eine Fliege, damit er
schliefe ein.
Darauf fragte er ganz glücklich sie:
„Was muss ich zahlen für Logis
Und die Behandlung welche hier,
Ich erhalten hab von Dir“?
„Ach“ sprach sie zu ihm, „keine Sorge,
Im Krieg gibt’s freie Heilfürsorge“!
Damit entledigt aller Sorgen,
Ließ er sich noch einmal versorgen.
„Ach du süße, grüne Maus“
Stöhnte er! (hier blenden wir uns aus).
Eine Stunde später etwa, danach;
Er lag im Bett noch immer wach.
Da hörte er im Nachbarzimmer,
Die Ärzte reden: „Keinen Schimmer,
Frau Doktor Krötlein, haben sie,
Von moderner Gynäkologie“.
Es war der Stabsarzt Doktor Krümper,
Der nebenan führte das Wort.
„Sie halten mich für einen Stümper“
Fuhr er lauter werdend fort.
„Doch ich werde ihnen nun,
Ich denke, das ist opportun,
Von zwei Ärzten meines Faches,
Erzählen kurz, so mannigfaches.
Graugasides, mit wachem Ohr,
Lauschte der Stimme, die sonor
Im Zimmer nebenan,
Mit einem Fachvortrag begann.
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wird fortgesetzt
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