Montag, 18. April 2011

Machwerk R.W.

Aristoquakes

Teil 7 – 5

ei uns

im krassen Gegensatz

Dazu fand stets er seinen Platz;

Ja es galten bei uns in allen Zeiten

Die Frösche als Persönlichkeiten;

Und drunten unsere Hellenen,

Standen immer hinter denen.

Der Frosch im alten Griechenreich

Wurde verehrt den Göttern gleich.

Selbst Aphrodite fand ihn gut

Und nutzte ihn als Attribut“.

Die Liebesgöttin gegenüber

Lächelte, freute sich darüber,

Dass der Frosch in ihrer Hand

Der andern Anerkennung fand.

Dann sprach sie selbst und machte klar

Wer im Olymp ihr Schoßtier war.

Adonis mit der breiten Gosch

Nannte zärtlich sie ihren Frosch.

Sie streichelte ihm seinen Rücken,

Reichte ihm die Frühstücksmücken,

Und dann in Melancholie versunken

Zum Frosche welcher liebestrunken

Saß auf ihrem heißen Schoß,

„Ach Liebster du, was machst du bloß“.

Hephaistos schimpfte los gereizt:

„Du hast mit Reizen nie gegeizt,

Wolltest im Bette alles haben;

Ares und den Kypros-Knaben

Hast Du in meinem Haus verführt.

Der letztere, wie’s ihm gebührt,

Kam um zur Strafe durch den Eber.

Die Hauer drangen in die Leber

Damals dem jungen Königssohn

Und mausetot lag er vorm Thron,

Welchen er, was Prinzen eigen,

Nach Vaters Tod wollte besteigen“.

„Dass er zum Frosch verwandelt hier

Bei uns sein kann, verdankt er mir“

Sprach Zeus. Doch Hephaistos in Wut

Griff sich den grünen Tunichtgut

Von seinem Weib mit starker Hand,

Und warf im Zorn und Unverstand

Den armen Frosch im hohen Bogen

Hinab zu Thetis in die Wogen.

So wie der Vater, lang schon her,

Ihn selbst im Zorne einst ins Meer

Geschleudert hatte als er lahm

Geboren in den Olympus kam,

Ging es dem Frosch im Götterflug.

Was, als er aus Meer aufschlug,

Weiter ganz genau geschah,

Bringt uns Walter Hirschberg nah;

Und auch Petronius schrieb’s fest:

„Qui fuit rana nunc rex est“!

(Aus dem Frosch wurde ein König)

So manches in der Götterlehr’

Ist zu beweisen heut nicht mehr,

Füg ich als Volksschüler ein;

Doch so könnt‘s gewesen sein!

Vieles im Zusammenhang

Wär für die Forscher von Belang.

Zum Beispiel ist es sonderbar,

Dass in der Kunst nebst Leu und Aar

Das Fröschlein wird gar schöpferisch

Dargestellt nebst einem Fisch.

Schon bei den Etruskern fing es an!

Wie man bei Hirschberg lesen kann,

Haben Frosch und Fisch graviert

Die Scheide von einem Schwert verziert.

Tausend Jahre später, in Athen,

Feiern wir ein Wiederseh’n.

Ein Frosch der heute hier längst rar,

Zeigt sich mit einem Heringspaar;

Schwimmt um die Wett‘ zum Zeitvertreibe,

Mit denen um die Sonnenscheibe.

Wer auf dem antiken Teller

Das Ziel erreichte und wer schneller

Im Zentrum allen Lebens war,

Legt uns der Frosch vergrößert dar.

Wir erkennen, seiner Brut

Tut die Wärme sichtlich gut.

Im Anblicke von Gottes Güte

(gemeint ist die Sonne nach einem Zitat von Dionysos Areopagita:

-Die Sonne ist das sichtbare Abbild göttlicher Güte-)

Wachsen die Quappen, Gott behüte,

Die Kleinen all, damit auf Erden

Sie als Frösche glücklich werden.

Nach kurzer Pause zum Bedenken,

Lasst uns den Blick zu Imhoof schwenken.

Auf einer Gemme, gleicher Zeit,

Eine Kröte welche sprungbereit,

Weil sie gar sehr auf Fische fliegt,

Lauernd im flachen Wasser liegt.

Ob sich das Fischlein ließ erhaschen

Und ob die Pogg‘ es konnt‘ vernaschen,

Hat der Autor nicht genannt.

Vermutlich war’s ihm unbekannt.

Sicher ist, der Satz steht fest:

In Rom rief auf man zum Protest.

„Lurche, welche Fische jagen,

Durfte als Schmuck man nicht mehr tragen“.

Der Frosch von Künstlern wohlbedacht,

Ward in Zusammenhang gebracht

Mit dem ICHTHYS-Fische der

Für Auferstehung und Wiederkehr,

Und der Christenheit sehr wohl

In neuer Zeit stand als Symbol.

Dem Frosch stand diese Rolle gut;

Sie lag im Wesen Ihm und Blut.

Während der Fisch wurd langsam krank,

Bis er vom Kopf her ziemlich stank,

Gewann der Frosch zurück die Gunst

Der Menschen, besonders in der Kunst.

Er wurde dargestellt nun kühn

Und blieb dem neuen Meister grün.

Der Frosch als kriegerisches Vieh,

Wie in der Batrachomyomachie,

Findet sich auf einer Gemme.

Böse sitzt er in der Klemme.

Dass er sich schnell daraus befreit

Und dass es ihm jetzt besser geht,

Zeigt uns in aller Deutlichkeit

Ein Fund, der in Neapel steht.

Der Frosch marschiert dem Krebs voraus,

Den Feind zu zeigen ihm, die Maus.

(Hinweis auf die Batrachomyomachia, in der sich die

Krebse mit den Fröschen im Krieg gegen die Mäuse verbünden)

Die nächste Gemme macht uns klar

Wer des Frosches Gegner war.

Gegen den Beyßkopf musst‘ er ringen

Um den zum Einlenken zu zwingen.

(Gemeint ist Luthers Kampf gegen den Papst, den schon Rollenhagen

als Streit mit dem römischen Beyßkopf bezeichnet hat)

Gar lange haben sie gerungen.

Keinem ist ein Griff gelungen

Welcher den andern setzte matt.

Nun stecken beide sie im Patt.

Der Frosch indes wurde nach oben

Auf manches Schmuckstück noch gehoben.

Bei Imhoof-Blumer finden wir

Auf so mancher Kunstwerk noch das Tier.

Auf einer Gemme schlägt er stumm

Andächtig grad das Labarum.

Er preist den Schöpfer nachts im Lied

Und macht da keinen Unterschied.

Ganz gleich, wie sie sich alle nennen,

Ob Zeus, Allah, Jahwe, Buddha mit Namen;

Er lernte keinen noch persönlich kennen;

Darum quakt er wie in alter Zeit.

Als man am Nil-Strom weit und breit

Ihn selbst noch Gottheit musste nennen.

„Danke Amun“ quakt er „Amen“.

Auf dem Schlachtfelde indessen

Hatten die Frösche andere Interessen.

Bevor die Schlacht erneut begann

Rief mancher Held die Götter an.

„Lass uns kein Unheil heut geschehen

Und bitte Gott, schenk uns im Krieg,

Diesmal endlich einen Sieg“.

So hörte man so am Teich sie flehen.

Die Götter im Olymp gar heiter,

Diskutierten indes weiter.

Artemis führte jetzt vor Ort

In der Runde grad das Wort:

„Die Frösche“ sprach sie „in der Kunst,

Standen seit jeher in der Gunst

Unseres Volks. Ganz Griechenland

Den Frosch als unsterblich empfand.

Für Überfluss und Fruchtbarkeit

Stand es schon zu meiner Zeit.

Gesundheit, Sex und Harmonie

Auch dafür gab er Garantie,

Und nach gutem alten Brauch,

Für ein bisschen Reichtum auch.

Goldfrösche auf Kreta waren

Schmuck damals in jenen Jahren

Alter Zeit in denen wir

Uns nach neuer Zeit befinden hier.

(also vor etwa 4000 Jahren)

Die Damen, nach Fröschen all verrückt

So wie heut noch ganz entzückt

Sie sich für einen großen blanken,

Frosch aus purem Gold bedanken.

So war es einst auf Kreta auch.

Dort nach gutem alten Brauch,

Trug den Schmuck man noch im Grabe.

Man wollte nicht am Bettelstabe

Eintreten ins Totenreich

Als arme Seele sondern reich.

Wer Schmuck trug, das wusst‘ jedes Kind

Dem war der Fährmann wohlgesinnt,

Und ruderte ihn fix

Hinüber über den Styx.

Noch heute die Archäologen,

Fördern zu Tage manche Kröte

Für die nachdem man sie gewogen,

So mancher ein Vermögen böte“.

Artemis mit viel Kunstverstand

Nahm einen Karneol zur Hand

Und erläuterte dabei.

„Der Frosch in Hellas einwandfrei,

Weil er ein guter Lover war,

Galt als fruchtbar, das ist klar.

Aus diesem Grund manch Froschfigur

Verband man mit dem Einen nur,

Was Göttern fremd ist, weil obszön,

Den Menschen Spaß macht, weil es schön

Von den meisten wird empfunden,

In ihren angeblich besten Stunden.

Zum Beispiel dieses Fröschlein hier.

Es ist ein ganz besond‘res Tier.

Und dann erläuterte sie allen,

Was am Frosch ihr hat gefallen.

Dann nahm den nächsten sie zur Hand,

Welcher ihr noch besser stand.

Sie hielt das Bildwerk in der Faust

Und sprach: „dass manchem davor graust,

Versteh ich nicht. Fürs Lurchenvieh

Hatt‘ ich schon immer Sympathie“.

Die Götter lachten, wussten doch

Die Sache von Delphi alle noch.

Drum sprach sie: “Hier für dich Apoll.

Ein gold‘nes Fröschlein wundervoll.

Man sagt, dass es vor langer Zeit,

Ein Sterblicher hat dir geweiht“.

Apoll darauf: „das ist doch Schmu,

Der Spender war `ne Göttin, nämlich du“.

“Na gut“, gab sie dem Bruder Recht.

Als Frosch damals warst du nicht schlecht“!

Um von der Schandtat abzulenken,

Gab sie den Göttern zu bedenken.

„Den Frosch“ sprach sie „in Griechenland“

Man mit uns Göttern stets verband.

Aphrodite steht sogar

Auf einem Nacktfrosch-Exemplar.

Aus Zypern stammt der Spiegelgriff

Dem sie darauf gibt letzten Schliff.

Das Kunstwerk zeigt uns ganz profan,

Worauf es ihr und uns kommt an.

Beweist, dass Götter oft `nen braven,

Frosch sich hielten einst als Sklaven.

Damit er ihnen Tag und Nacht

Behilflich ist und alles macht.

Der Frosch, als Untertan betreten,

Scheint zwecks Befreiung still zu beten.

Doch Aphrodite, die wir kennen,

Die nackt wie ihr ja alle seht,

Hier auf dem Spiegelgriffe steht,

Mit einem Dildo in der Hand

Will, ich mag es gar nicht nennen,

Tun mit dem Frosch was sie empfand“.

„Du dumme Kuh“ schrie Aphrodite,

„Du weißt ja nicht wie gut,

Nämlich gerad‘ das Explizite,

Was du meinst, der Seele tut!

Pallas Athene kunstbeflissen,

Wollt‘ von der Rednerin nun wissen

Was der Frosch in früheren Zeiten

Gegolten hat in andern Breiten.

Die Frage die sie stellte hieß,

„Gab‘ s Frösche schon im Paradies“?

Das konnt‘ Artemis ihr nicht sagen.

„Ich werd‘ den alten Jahwe fragen“,

Sprach Zeus, „der kennt sich darin aus,

Denn er war dort einst zu Haus“.

Athene bohrte indes weiter.

„Wer war des Frosches Wegbereiter?

Stimmt es gar, dass die Chinesen

Im Osten es sind einst gewesen

Die den Frosch nach oben

Auf den Thron haben gehoben“?

Artemis dachte ganz kurz nach

Worauf das Folgende sie sprach:

„Der Frosch, das weiß man lange schon,

Saß auch im Osten auf dem Thron.

Dem nicht genug, es stellte gar,

In alter Zeit Gott Buddha dar.

Wie es in China ist gewesen,

Mit Gott und Frosch das kannst du lesen

Bei Aristoquakes im Band zwei.

Dort findet sich gar mancherlei.

Ganz exakt ist auch beschrieben,

Was die Chinesen mit ihm trieben.

Der Frosch als Gott ist dort uralt.

Hunderttausend Jahre bald.

Zur Urzeit, so viel ist bekannt,

War ein Frosch die rechte Hand

Des Schöpfers. In Chinas Mythenwelt

War er dem zur Seit gestellt.

Dann ging‘s mal hüh und auch mal hott.

Vor kurzem galt er noch als Gott.

All das und mehr was paradox,

Steht im Netsuke on the Frogs,

Das R.W. Aristoquakes schrieb

Und das bis heut erhalten blieb“!

„Ach bitte kannst du uns erklären

Wie der Frosch aus unsern Sphären

Zu den Römern ist gekommen“,

Fragte wissbegierig Pan.

„Den haben sie uns weggenommen“

War die Antwort drauf spontan.

„Als eines Tags ich nachgeschaut

Im Heiligtum hab im Tresor,

Waren die schönsten weggeklaut.

Das große schwere Eisentor,

Mit dem Scharnier in Froschgestalt,

Als ich in den Tempel ging,

So war dereinst der Sachverhalt,

Zerbrochen in den Angeln hing.

Die Goldmünzen, die man mir brachte

Und zum Votiv-Geschenk mir machte,

Mit den Fröschen drauf als Geck

Für den Kult-Verwendungs-Zweck,

Waren allesamt gestohlen.

Man sagt Octavius ließ sie holen.

Alles das, was von Belang

Im Frosch- und Gott-Zusammenhang

War damals, wurde, ich sag es laut,

Von den Römern uns geklaut.

Ein paar von den uns ach so lieben

Fröschen sind uns zwar geblieben,

Aber die Schönsten sind verschwunden.

All jene die könnten bekunden

Dass sie bei uns einst heilig waren

Können es nicht mehr offenbaren

Weil Rom sie alle rabiat

Gestohlen und vernichtet hat“.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.