Freitag, 15. April 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 7 -3


reihundert

Jahre und noch mehr,

Hielt sich die Auferstehungslehr‘.

Als Beweis fand man beim Graben,

Tonlämpchen die man als Grabbeigaben,

Dem Verblichenen hatte mitgegeben.

Diese sollten im jenseitigen Leben

Des Totenreiches durch ihr Licht,

Dafür sorgen, dass die Sicht

Ausreichte, um ohne sich zu schinden

Den Weg dorthin zu finden,

Wo im Osten, jeden Tag erneut

Re erwacht und Osiris erfreut,

Der als „Erster der Westlichen“ dort

Seit langem herrscht für immerfort.

Als Dank an den, der Re gebiert

Hat man die Lampen einst verziert.

Mit dem, der als Schöpfergott Amun

Und König der Götter, durch sein Tun

Die Achtheit aus dem Dunkel rief

Wo sie im Ur-Teiche einst schlief.

Amun, der froschköpfige unsichtbare

Vollbrachte einst das Wunderbare

Und hat als Gottheit verborgener Macht,

Das Leben möglich erst gemacht

Indem zu Re er sprach „es werde“.

So kam das Licht einst auf die Erde.

Das Ur-Gen, das im Nilschlamm lag

Bebrüte er Tag um Tag

Bis aus dem Ur-Gen irgendwann,

Dank Re, das Leben hier begann

Und die ersten Quappen schlüpften.

Als Frösche bald an Land sie hüpften.

Sie gaben an am Nil den Ton

Der Pharaonenreligion.

Doch nun zurück in

unsre Zeit

Und zu den Lampen die man fand.

Einige davon sind am Rand,

Nebst dem Froschgott, der gebiert,

Mit eine Umschrift auch verziert.

Als Froschfreunde mit Wissbegier

Entziffern daraus heute wir:

„Ego eimi anastasis“ Punkt.

Was uns da entgegenprunkt

Bedeutet ins Deutsche übersetzt.

„Ich bin die Auferstehung“; jetzt

Wird sicher so manchem von euch klar,

Weshalb der Papst dagegen war,

Dass Batrachiten / Froschverehrer

Vom Nil zurück als Kriegsheimkehrer

Was sie eigentlich ja sollten,

Ins Reich einreisen wieder wollten.

„Jesus und Maria“ höre ich euch sagen.

Genau so war’s in jenen Tagen

Als sich in Rom die Christenheit

Am Tiber machte langsam breit.

Aus heutiger Sicht, was sehen wir?

Den Frosch als Auferstehungstier!

So sahen es die Kopten auch;

Doch dann verbot man ihren Brauch.

Der „Codex Julianus“, ein Diktat,

Den Froschkult unterbunden hat.

Doch was der Kirchenfürst verbot;

Der Froschglaube wär längst nicht tot.

Im dritten Jahrhundert unsrer Zeit,

Als etabliert die Christenheit

Sich hatte, entstand in Rom

Ein Amulett, das die Fiktion

Vom Jesuskind uns suggeriert,

Der mittels Frosch empfangen wird.

Die Forscher sind sich spinnefeind,

Weil jeder etwas andres meint.

Ich mach‘ als Christ mir insgeheim,

Wie andre auch, `nen eignen Reim.

Der Frosch, so denke ich, in Rom,

War sicher mehr als ein Phantom.

Sonst hätt‘ ihn Rom, der sich bewährt

Hatte am Nil Jahrtausende hindurch

Als göttlicher Auferstehungslurch,

Am Tiber zum Satan nicht erklärt.

Spinnt man den Faden weiter dann,

Stößt achthundert Jahre später

Man erneut auf „Missetäter“

Welche einst im Glaubensstreit,

Dem Frosche waren zugeneigt.

In der Froschverehrungsfrage

Blieb geheimnisvoll die Lage.

Der grüne Ur-Gott wurd deshalb

Von Rom erklärt zum gold‘nen Kalb!

Schlägst nach man im Bullarium,

Verrät das alte Diarium

Aus der päpstlichen Schatulle

Des seligen Gregors letzte Bulle,

Was der zwölfhundertdreiunddreißig

Als Tatsache niederschrieb gar fleißig.

Unter anderem liest man dort

Was an einem geheimen Ort,

Seinerzeit geschehen ist

Aber nicht wissen durft‘ der Christ.

Als wär er selbst dabei gewesen,

Steht in seinem Text zu lesen

Dass Häretiker einst küssten,

Doch die Sache ist arg faul,

Weil die es eben besser wüssten,

Eine Kröte auf ihr breites Maul.

Es steht exakt vom Papst beschrieben,

Was sie weiter mit ihr trieben.

„Die Kröte, welche riesengroß

War wurd von ihnen dubios,

Und auch kaum empfehlenswert

Gekost, angebetet und verehrt.

Heut erzählt man, dass die Sünde,

Ganz anders in der Bulle stünde

Und das Küssen auf den Mund

Hatte ganz and'ren Hintergrund.

Wäre es so, wär‘s gar nicht schlimm.

Dann wär‘s ein Märchen nur von Grimm.

Wer diese Zeilen nicht recht glaubt,

Der fahr nach Rom, vielleicht erlaubt

Der Papst ihm ja bei `nem Besuch,

Den Einblick in sein Tagebuch.

Gesetzt dem Fall, er tut es nicht,

Denk nicht, dass unwahr dies Gedicht!

Gewiss der Papst die Story kennt

Denn sie steht auf Pergament,

Als unterschrieb’ne Hypothek,

Bei ihm noch in der Bibliothek.

Sicher wird der Heil’ge Vater,

Hakst du nach, noch desolater,

Dir versuchen zu enthuschen,

Denn er hat was zu vertuschen.

Wenn er also dir entwiche,

Dann aus Angst, dass auf die Schliche

Du dem Gottesmann in Rom,

Kommen könntest im Petersdom.

Doch weil der Weg zum heil’gen Stuhl

Führt durch manchen Krötenpfuhl,

Bin ich den andern Weg gegangen

Und hab in Berne angefangen.

Dort hab ich dann nach ein paar Stunden,

Gar Seltsames herausgefunden.

Die Stedinger

„Was sich ergab bei seinem Marsch

Damals durch die Wesermarsch,

Hat Aristoquakes kürzlich schon

In der Literaten-Fernsehdiskussion

Der Welt erläutert haargenau.

Mir scheint, der kennt den Steding-Gau

Und wie es wirklich einst dort war,

Besser noch als ich sogar“.

So sprach Hera, die vor Ort

Im Olymp führte das Wort.

Wie es im Griechenreiche war

Machte sie den andern klar,

Die mit ihr zur frühen Stunde

Saßen beisammen in der Runde.

„In manchem, ich will ehrlich sein,

Stimme ich nicht überein,

Mit dem was der so hat gesagt;

Doch wenn man mich danach befragt,

Wie wir hier all zum Frosche stehen,

Gäb ich ihm darauf zu verstehen,

Dass der Frosch, seit es ihn gibt,

Ist angesehen und beliebt.

Als Wasserspeier saß er schon

Bei mir auf Samos im Heraion,

Wo er auf einem Löwen ritt sogar,

Zu zeigen wer der Größte war.

Auch die Kröte fühlte sich sehr wohl,

Bei uns. Als Uterus-Symbol

Saß sie auf Vasen und Amphoren.

Zur Fruchtbarkeitsgöttin erkoren,

Diente sie einst unsrer Zunft

Und half Weibern bei der Niederkunft.

Wie beliebt der Frosch einst war,

Macht uns selbst Herakles klar“.

Sie schielte frech zu Zeus hinüber;

„Oder schweig ich besser drüber“?

„Ach was“, knurrte der Alte nur,

„Ich seh‘ das heut nicht mehr so stur“;

Und dann ergänzte er noch laut:

„Mein Sohn trug sogar eines Frosches Haut;

So hat man ihn unten auf der Welt

In Kinderbüchern dargestellt.

Doch die Menschen heut sind dumm.

Dann ließ er folgen einen Fluch.

„Doch ich gräm mich nicht darum“!

Die Götter grinsten, sie wussten alle;

Es stimmte nicht, in diesem Falle.

Hera, verlegen jetzt im Ton,

Rettete die Situation:

„Lasst uns doch beim Thema bleiben;

Ich will ein Halsband euch beschreiben,

Welches ich in Kertsch einst fand.

Sie hielt ein Foto in ihrer Hand.

Links ein Phallus, klarer Fall,

Prächtig dargestellt, schön prall“.

Die Götter derart motiviert,

Hörten ihr zu nun interessiert.

„Sieh mal an“, dacht Hera heiter

Und fuhr mit der Beschreibung weiter.

„Daneben, dass es einem graust,

Obszön, hängt eine Fica-Faust.

Rechts davon ein Fröschlein stramm,

Auf einem sehr antiken Kamm.

Wieder rechts davon, daneben,

Hängt, vital wie einst im Leben,

Als besond’re Liebesgabe,

Am Bande stolz der Horusknabe.

Dann folgt `ne Göttin, wer es war

Ist den Forschern nicht ganz klar.

Die einen sagen, das wär ich.

Andere tippen mehr auf Dich“,

Sprach sie mit List und Hintersinn

Gehässig zur Frau Baubo hin.

„Gleich im Anschluss ein Podest,

Bei dem zum Denkmal fehlt der Rest.

Rechts außen, dies ist von Belang

Für uns hier im Zusammenhang,

Gott Hermes wie er leibt und lebt,

Erhob‘nen Haupt’s nach oben sterbt.

Sie gab die Zeichnung peu a peu

Zum Gotte hin, sprach „mon dieu,

So hat man unten auf der Welt,

Dich damals schon sich vorgestellt.

Aphrodite grinste, denn das Luder

Kannte besser Apolls Bruder.

Pallas Athene interessiert,

Fragte nun ganz ungeniert:

All das ist mir bestens klar!

Doch was stellt der Sockel dar,

Der am Bande hängt dort leer,

Wer von euch weiß drüber mehr?

„Gut aufgepasst mein Kind“

Sprach Zeus zum Töchterchen geschwind;

„Der Sockel ist ‚ einem Gott geweiht,

Der unbekannt war seiner Zeit.

Die Menschen wussten nicht genau

Ob männlich er war oder Frau.

Niemand hatte ihn geseh’n.

Man stellte damals in Athen

Ihm ein Podest erst einmal auf

Und schrieb „Gott unbekannt“ darauf.

(siehe Apostelgeschichte 17,22)

Ich musst‘, als dies ist einst gesche’n

Es vom Parnass aus mit anseh’n.

Ich konnte nichts dagegen tun

Denn die Römer waren ja im Land

Und ließen mir nicht freie Hand.

Dann eines Tag’s stand als Tribun,

Ein Frosch urplötzlich auf dem Sockel

Mit geschwelltem Kamme, wie ein Gockel

Und gab im Aeropag, oh Graus

Sich als Kaiser Nero aus.

Das ganze Reich hat einst gelacht,

Doch jene, die das Werk vollbracht,

Obwohl man suchte sie mit Hunden,

Wurden bis heute nicht gefunden.

Der Kaiser war total frustriert,

Wollt er doch nach den Sternen greifen.

Damit nicht dort noch mehr passiert,

Ließ er das Denkmal schleifen.

In Rom die ganze Priesterschaft

Schmiedete Intrigen nun mit aller Kraft

Und schob die Denkmals-Freveltat

Auf die Christen die im Reich

Wurzelten wie neue Saat.

Den Frosch, da war man einfallsreich,

Verteufelten sie nicht sogleich.

Das hat der Klerus mit Bedacht,

In Rom viel später erst gemacht“.

So sprach Zeus, der Göttervater.

„Ach was war das ein Theater;

Man soll auch mal die Wahrheit loben

Ich hatte richtig Spaß hier oben“!

Nach ihres Mannes letztem Wort

Fuhr Hera an seiner Seite fort:

„Als das Christentum entstand

Man den Frosch mit dem verband,

Der ohn‘ zu jammern und zu klagen,

Von Römern ließ ans Kreuz sich schlagen.

Was die Päpste alles trieben,

Anzupassen, was aufgeschrieben

Von Zeitzeugen aus erster Hand,

Auf den Dokumenten stand

Über die neue Christenlehr‘,

Ging auf keine Kuhhaut mehr.

Was unten heut die Leut auch lesen:

Ein Frosch ist jener nie gewesen!

Doch mit dem „Großen Grünen“ war

Osiris, genannt auch der "Große Grüne"

Er verwandt, auch das ist klar“!

„Was geht uns dieser Neue an“

Schrie im Zorn von hinten Pan.

Was schert uns dieser Galiläer.

Wir sind Griechen, nicht Hebräer“!

Die Götter lachten in der Runde.

Zeus blieb ernst, aus gutem Grunde

Und warf dazwischen: „Denkt daran,

Was Jesus uns hat angetan.

Er stürzte uns vom eignen Thron.

Nun steh‘n bei Jahwe wir in Lohn.

Doch andrerseits ist es famos,

Wir sind den ganzen Ärger los.

Die Verantwortung trägt nun er.

Ich fühl mich wohl als Pensionär“!

Die andern grinsten nur Apoll

Blickte zum Vater vorwurfsvoll.

Er fragte: „Papa was soll das heißen,

Dass wir den Laden hin nun schmeißen?

Du hast mich doch als rechte Hand.

Ich schaff Ordnung schnell im Land,

Wenn du mir zustimmst bieder

Ruckzuck bis morgen wieder.

Pallas- Athene, Ares ihr

Helft dabei doch sicher mir“?

Die beiden griffen zu den Waffen.

„Also lasst uns Ordnung schaffen“

Sprach Athene schon unterm Helme;

„Zeigen wir es diesem Schelme“!

Zeus hob den Finger und er sprach:

„Denkt in Ruhe erst mal nach.

Das Land ist in der NATO jetzt.

Wenn ihr einen nur verletzt,

Habt ihr die halbe Welt am Hals;

Die Europäer jedenfalls“!

„Ach was“, sprach da sein Töchterlein,

Die sind noch lange nicht vereint

Und sich noch immer spinnefeind.

Da macht doch jeder was er will,

Die sind feig und halten still.

„Wir wollen nicht so feige sein“!

Zeus hob den Finger noch einmal.

„Was ihr tut, ist mir egal,

Doch seht, dort unten ihr die Heere?

Die kommen euch all in die Quere.

Besser den Zorn hier oben dämpfen,

Als gegen Frösche und Mäuse kämpfen“!

Ares besiegte seine Wut:

„Also Mama, sei so gut“,

Bat erleichtert Hera er.

„Erzähl uns noch ein bisschen mehr

Es ist grad so gemütlich hier,

Vom Frosche deinem Lieblingstier“.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.