Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 6- 8
- Sanitäter und Deserteure -
tatsächlich interessant“
Sprach nebenan Frau Doktor Krötlin jetzt,
„Das meiste war mir zwar bekannt;
Doch eine Frage noch zuletzt;
Ich frag sie nicht von ungefähr!
Was wollen sie beim Militär?
Die Frösche bei der Truppe hier,
Das können sie ruhig glauben mir,
Haben die Probleme nicht,
Die sie erwähnten im Bericht“!
Da mischte sich der Chefarzt ein:
„Wir sind auch nicht gern bei dem Verein.
Aber man hat es uns befohlen“!
„Mich mussten sie gar holen“,
Ergänzte Doktor Concolor.
„Die Feldjäger vom dritten Korps
Haben mich hierher gebracht
Um auszuhelfen nach der Schlacht.
Wir tun, wie sie hier unsre Pflicht,
Ganz sicherlich, mehr tun wir nicht“!
„Na gut“, sprach sie, dann bis um acht.
Macht‘s gut Kollegen, gute Nacht“.
Während lauschend an der Wand,
Craugasides noch immer stand
War es langsam hell geworden.
Die Frösche putzten ihre Orden
Und machten, nach der kurzen Nacht,
Sich wieder fertig für die Schlacht.
Die Sanis waren schlimmer dran.
Kein Aug hatten sie zugetan.
Sie schleppten immer noch die Leichen
Vom Vortag zur Verbrennung fort.
Flammen als gut sichtbare Zeichen,
Wiesen den Weg zu jenem Ort,
Wo endete der Helden Ruhm,
Im Schlachtfeld-Krematorium.
Die Zählung hatte es ergeben.
Vier Millionen Frösche-Leben
Hatte am Vortage die Schlacht,
Gekostet und nichts eingebracht.
Hyla Korax, ein Kriegsberichter
Dacht‘ bei sich „das Schwanzgelichter
Hat weitaus mehr von uns erschlagen,
Als Mäuse dort sind zu beklagen“.
Die Frage, die sich stellte nun,
War; konnt‘ man es dem Volk antun,
Und unverblümt die Wahrheit schreiben?
„Ich werd‘ ein bisschen untertreiben“,
Dacht er und zog fix Rex-loyal,
Drei Nullen ab von dieser Zahl.
Dann spitzte er erneut den Blei
Und sprach: „Ihr Götter steht mir bei,
Führt mit die Hand, damit mir nicht
Gefärbt gerät der Kriegsbericht.
Achtet darauf, dass meine Feder
Nicht übertreibt und sich jedweder
Parteinahme im Krieg enthält.
Damit mein Kommentar gefällt
Den Völkern noch in tausend Jahren,
Lasst mich nur Wahres offenbaren“.
„Und bitte“ fügte er hinzu,
„Zeus im Olympus, so achte du
Darauf, dass sie mich beim Berichten
Nicht auch noch gar zu Grunde richten“!
So sprach Hyla; was er sah
Nebenan, ging ihm recht nah.
Da hat im Schilf, nun war er platt,
Ein Frosch mit einer Maus doch glatt,
So schien es, sich vertraut liiert,
Und mit dem Feind fraternisiert.
Dies war in König Pausbacks Staat
Verboten und galt als Hochverrat.
„Den Mäusen gelte nichts als Hass“
So stand es gedruckt im Kriegserlass,
Den Pausback hatte unterschrieben.
„Man darf nur Frosch und Kröte lieben,
Denn nur der grün- und braune Lurch,
Ist rein und arisch durch und durch.
Das blaue Lurchen-Blut zu schänden
Die Adeligen schändlich fänden.
Mäuse sind, so hieß es stur,
Im Erlass dort, Abschaum nur.
Mit dem Geschmeiß zu fraternisieren,
Hieß im Krieg, den Kopf riskieren.
„Die Artreinheit gilt als Gebot“!
Der Satz war dick und rot
gedruckt.
Darunter aufgeführt was jenem droht,
Der dagegen auf sich muckt.
Die Todesstrafe stand darauf
Sich mit dem Feinde einzulassen.
Der Frosch im Schilf nahm es in Kauf,
Er war ein Christ und konnt‘ nicht hassen.
„Hallo“ sprach er im Schilf zur Maus,
„Du siehst mir ziemlich traurig aus.
Bericht mir, was geschehen ist
Und erzähl mir deine Sorgen.
Als Ehrenmann und guter Christ,
Teil ich mit dir die Sorgen.
„Ach“ sprach sie, „mein Mann Fips Nager
Ist hin und meinen lieben Schwager
Hat es die Hinterhand zerfetzt.
Er verblutet schwerverletzt.
Wenn niemand hilft ihm in der Not,
Ist er sicher auch bald tot“.
„Nicht bange sein“ sprach Junker Matsche,
„Ich helfe dir gern aus der Patsche“!
Als Erstes und in aller Ruh,
Drückte er Fips die Augen zu,
Der mit dem Schwert noch in der Hand,
Getötet lag am Schlachtfeldrand.
Danach an seinem Krankenlager,
Verband den Fuß er noch dem Schwager.
„Keine Angst, Du musst nicht sterben“
Sprach er zum verletzten Mann
Und sah sich dessen Wunde an.
„Sicher ist, dass deine Erben,
Sich etwas noch gedulden müssen
Bis am Erbe, Speck und Nüssen,
Sie sich einst bedienen können.
So manches kannst du dir noch gönnen.
Bis zum Tode ist’s noch weit.
Wenn du schlau bist und gescheit,
Hältst du dich vom Schlachtfeld fern.
Du lebst, wie ich, doch viel zu gern.
Pfeifen wir auf die Armee.
Verstecken wir uns hier am See,
Bis der Krieg und all der Zwist
Irgendwann vorüber ist“!
Die Maus darauf, mit neuem Mut:
„Ja, der Verschlag ist recht gut.
Ich bin sofort dazu bereit.
Besser ein schlechter Fried‘ als Leid.
Ich stimme zu dem Herrn Voltaire,
Der sagt, dass Krieg nur Raubzug wär.
Viel zu schnell in unsrer Zeit,
Artet jeder kleine Streit,
Sich zu einem Kriege aus.
Du weißt es so wie jede Maus,
Dass gleich, wenn die Trompeten schallen,
Wieder unnütz die besten Männer fallen.
So war es immer schon im Krieg.
Der König schmückt sich mit dem Sieg
Und seiner Generalität
Verleiht er bunte Glitzerorden,
Als Dank für all das sünd’ge Morden.
Während das Land liegt übersät
Noch von gefallenen Soldaten,
Feiern bei Hof die Potentaten,
Zechen froh und stoßen an,
Auf das nächste Mal, na dann“.
Als sie so sprachen hinterm Knick,
Hinkten draußen grade zwei
Kriegsheimkehrer schlapp vorbei.
Man sah sofort, welch Missgeschick
Den beiden unterlaufen war.
Der eine hatt‘ sein linkes Bein
Verloren und der andre gar,
Der neben ihm zog querfeldein,
Gänzlich ohne Beine war.
Der linke zudem hatt‘ ein Aug verloren.
Beide haben sich geschworen
„Nie wieder Krieg“. In Frieden leben,
War fortan nur der beiden Streben.
Aus der Gegenrichtung lahm,
Eine Maus den Heimweg nahm.
Gesenkten Hauptes schlich sie dahin.
Man hatte sie gar arg geschunden.
Mit Krieg hatt‘ sie nichts mehr im Sinn,
Ist in ihr Loch verschwunden.
So mancher zog, wie jene drei,
Draußen noch am Knick vorbei.
Hundert Meter links davon,
Von Pausbacks Garde-Bataillon,
Junker Grün und Motzerich,
Schlugen in die Büsche sich.
Der eine sprach zum andern leis:
„So wahr ich Motzerich noch heiß,
Zieh aus dem Kriege ich die Lehr
Und werfe weg mein Schießgewehr.
Bestrafung nehme ich in Kauf“.
Dann nahm die Knarre er beim Lauf
Und warf ins Wasser seine Braut.
„Das kostet uns die grüne Haut“
Hielt der andre ihm entgegen.
„Wir gelten jetzt als Deserteure“!
„Und wenn mein Leben ich verlöre,
Keine Hand werd ich mehr regen
Für Pausback und den General.
Mir ist der Krieg ab heut egal“!
Da warf der andre, ohn‘ lang zu trutzen,
Auch in den Teich den Mauser-Stutzen
Und schimpfte laut „ich hab null Bock
Auf Krieg, weil dieser Unsinn ist“
Und schlüpfte aus dem Waffenrock.
„Endlich wieder Zivilist“
Jubelten danach sehr weise,
Die beiden Deserteure leise.
Die zwei, um das hier nachzutragen,
Haben mit zivilem Mut
Sich nach Hause durchgeschlagen.
Es geht ihnen noch heute gut.
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Wird fortgesetzt
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