Donnerstag, 7. April 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 6- 10

Die Götter im Olymp 2


ährend

unten die Truppen aufmarschierten,

Die Götter oben weiter diskutierten.

Die Götter im Olymp

Ares und Artemis

Ares, genannt auch der Verderber,

Sprach zu Artemis ungezogen:

„Überspanne nicht den Bogen

Mit deiner Keuschheit“; und dann derber,

„Ich weiß, Du hast an Aktaion,

Die Reinheit längst verloren schon.

Ich hab euch beiden zugeschaut

Als du beim Bade wurdest seine Braut.

Ich war damals auf der Pirsch.

Ich sah den Buhlen, der als Hirsch,

Von den Hunden wurd‘ zerrissen.

Du hast noch mehr auf dem Gewissen.

Dein Bogenschuss, so unfehlbar,

Schon manchem sein Verhängnis war.

Doch heute Abend liebe kleine,

Göttin wirst du wohl die meine.

Wenn du mich kost wie deine Bären,

Werd ich die Liebe dir erklären.

Denke nicht, dass ich wär blöde.

Ich weiß es längst, du bist nicht spröde.

Du bist deines Vaters Tochter doch.

Der ging, und er geht heute noch,

Wenn ihm gefällt nicht Heras Hemd,

Mit mancher andern gerne fremd“.

„Ach Ares“ sprach sie da gefasst:

„Wenn du zu viel an Kraft heut hast,

Dann stürze dich ins Kampfgewühl,

Doch komm mir niemals mit Gefühl

Sonst müsste ich es Papa sagen,

Was du mir grad hast vorgeschlagen.

Ich denke, ohne viel Theater,

Würde dich dein Göttervater

Entfernen aus dem Olympos,

Wie deinen Bruder Hephaistos.

„Okay“ erwiderte da Ares ihr.

„Wenn’s so ist, denn verzeihe mir;

Dann geh‘ ich, man muss schließlich leben,

Zur Göttin Aphrodite eben.

Die hat für mich noch immer Zeit.

Zur Liebe ist die stets bereit.

Die kleine süße Anadyomene

Schätzt an mir das Angenehme.

Sie ist zwar nicht so grundsolide

Wie du, doch dafür nicht frigide“.

Hera und Hephaistos

Der andre wackere Götterspross,

Mamas Liebling Hephaistos,

Saß mit Hera Hand in Hand,

Ganz nah an ihrem Schürzenband.

„Mama“ sprach der Gott der Schmiede

Hinter Zeus im zweiten Gliede.

„Hast du das mit angehört.

Mein eignes Weib soll mich betrügen“.

„Ich denke, das sind keine Lügen“

Erwiderte die Mutter da.

„Mach deshalb nicht erst lang Trara.

Du kannst nicht jedes Mal `ne Falle

Schmieden für die Götter alle,

Die Aphrodite nachts besuchen.

Einmal hat das zwar geklappt,

Als du Ares hast geschnappt“.

Da begann der Sohn zu fluchen.

Die andern hatten mitgehört,

Sich an der Rede nicht gestört.

Sie waren keine Kostverächter.

Mit homerischen Gelächter

Und mit angezog‘nen Knien,

Sie vor Schadenfreude schrien.

So mancher hatt‘ manch laue Nacht

Mit Aphrodite schon verbracht.

Die wunderschöne aber nicht sehr treue Göttin Aphridite

- Die Gemahlin des Ares -

So manche Gottheit der Helenen,

Wurd krank dabei vor Liebessehnen.

Wenn Aphrodite‘s dreister Spross,

Eros seine Pfeile schoss

Und einen im Olympus traf,

War vorbei es mit dem Schlaf.

Geduckt hinter ihres Mannes Throne,

Sprach Hera leis zu ihrem Sohne:

„Den Ärger der dir widerfahren,

Kannst du in Zukunft dir ersparen.

Indem jedem, der dein Weib begehrt,

Es mechanisch wird verwehrt.

Schmiede ihr, die so verhurt,

Aus Eisen einen Keuschheitsgurt.

Wenn sie durch ihre Leidenschaft,

Dir Seelenleiden nur verschafft,

Dann schmied‘ aus Eisen, mit Scharnier,

Ein sicheres Unterhöschen ihr.

Das kühlt, sie wird darin nicht schwitzen.

Doch du allein wirst sie besitzen.

Du allein mein jüngster Spross,

Besitzt den Schlüssel dann zum Schloss.

Der Sohn erleichtert zum Mama:

„Wie der Held von Ithaka

Nach langer Fahrt und großem Weh,

Heimkehrte zu Penèlopè

Werd‘ ich mein Weib als ihr Gemahl,

be…..; Da wurd‘ es plötzlich laut im Saal.

Pallas Athene und Apollon,

In lautem aufgeregtem Ton,

Stritten über Krieg und Frieden.

„Ich bin dagegen, ganz entschieden“

Schrie Pallas, Gott Vaters Ebenbild,

Und gebärdete sich wild.

„Stell dir vor“ sprach sie zu Zeus,

„Apollo möchte für die Mäus

Waffen liefern. Hephaistos

Soll schmieden einen Mauskoloss.

Vor diesem, so seine Idee,

Wird flüchten dann die Frosch-Armee.

Ohne großes Blutvergießen

Könnten sie dann Frieden schließen.

Dein Sohn, obwohl er plant `ne List,

Ist im Herzen Pazifist.

Ich schäme mich hier fast zu Grabe,

Dass ich solch einen feigen Bruder habe.

Er ist ja schlimmer noch als Pan.

Was hast du mir da angetan“;

Schrie sie erregt zum Vater hin.

„Das ist doch nicht in unserm Sinn.

Erklär doch bitte deinem Sohn,

Dass es Kriege immer schon

Gab und dass wir ohne sie

Stürben all an Lethargie.“

„Der Krieg ist“ sprach der Göttervater,

„Da hast du Recht, oft viel Theater;

Doch um uns’re Götterwelt

Wär’s ohne ihn gar schlecht bestellt.

Er ist der Vater aller Dinge,

So schrieb es einst schon Heraklit,

Doch wenn er nicht zu Ende ginge,

Fürwahr, dann wär es Schiet.

Die einen macht zu Göttern er,

Die anderen zu Sklaven.

Soldaten bringt er Ruhm und Ehr,

Dem Völkern Leid und Strafen.

Der Friede, im Gegensatz dazu,

Gewährt die Möglichkeit, in Ruh,

Nach dem Morden und Verheeren

Mühsam und mit Gottvertrauen

Das Verwüstete wieder aufzubauen

Um den Volkswohlstand zu mehren.

Das Dumme jedoch am Frieden ist,

Dass man den Krieg dabei vergisst“.

„Ach Vater, das sind doch nur alles Phrasen,

Von Dir zu Reimen aufgeblasen“,

Sprach wütend und in barschem Ton,

Zum Herrn Papa der Gottessohn.

Zeus erwiderte darauf:

„Die Dinge nehmen ihren Lauf

Wie Jahwe sie hat vorbestimmt.

Dem pfusch ich nicht ins Handwerk mehr.

Ich hab ihn schon einmal ergrimmt;

Das war mir damals eine Lehr.

Wollt beenden eine Rauferei,

Im Südosten, einst bei Ai.

Da hat der alte Jahwe mir

`Nen Verweis erteilt; drum heut und hier,

Halt ich mich raus aus diesen Dingen

Weil sie Verdruss mit ihm nur bringen.

Ich sag dir das, ganz ohne Hehl.

Ich misch mich ein nur auf Befehl,

Und so lang ich höre nichts von oben,

Lass ich die unten lieber toben“!

„Ach Papa, du musst verstehen,

Dass ich das kann nicht länger sehen;

Sprach darauf Apoll, sein Sohn:

„Reue ist des Krieges Lohn“,

Argumentierte er und dann

Fügte er noch Shakespeare an:

„Mit Blut lässt sich kein fester Grund

Legen und andrer Tod macht nicht gesund“.

„Was du hier duldest großer Lord,

Ist Pogrom und Massenmord“!

„Du hast ja Recht“ sprach Zeus zu ihm.

Es ist ja durchaus legitim,

Dass man sich ob der wilden Schlacht

Dort unten hier Gedanken macht.

Aber glaube mir, du wirst es sehen,

Wie ich den alten Knaben kenne,

Vorab seine Antwort ich dir nenne.

Er lässt er ein Wunder noch geschehen

Um unten das Schlachten zu beenden,

Und es zum Frieden hin zu wenden“.

Athene fluchte. „Ja sapperlot,

Was bist du denn nur für ein Gott,

Versuchst hier alles schön zu reden.

Wenn zwei Völker sich befehden,

Ist das alleine ihre Sache“!

„Ich gönn den Mäusen ihre Rache“

Ergänzte sie mit Wut im Bauch.

„Wenn sie den schönen alten Brauch

Des Krieges unten nicht mehr hätten,

Wie sollten sie die Wogen glätten,

Die sich beim Zusammenleben

Am Teichufer nun mal ergeben.

Schlichten kann man Zwist und Streit,

Nur wenn zum Krieg man ist bereit“,

Sprach sie „und außerdem,

Ich find den Krieg ganz angenehm.

Das ist das Einzige was wir

Als Abwechslung noch haben hier“!

Da lachten alle. Drauf der Boss

Zur Gegenrede sich entschloss.

„Ich bin sicher, dass mit Worten

Frieden lässt sich allerorten

Besser und viel schneller schaffen,

Als zu erkämpfen ihn mit Waffen!

Mit Worten lässt sich’s trefflich streiten,

Sagt Goethe und sich ein Weg bereiten,

Um das schlimme Kriegsgeschehen

Klug diskutierend zu umgehen,

Noch bevor die Unrechtstat

Der Völker angefangen hat“!

Dem stimmte auch Apollo zu.

„Auf welche Seite stehst denn du“?

Fragte er den Vater laut.

Lang hat der die Frag verdaut.

Dann sprach ganz freundlich er zum Sohn.

„Ich gönne Pausback seinen Thron“.

Als Pallas nach dem Grunde fragte,

Der Göttervater darauf sagte:

„Die Frösche ähneln deinem Bruder.

Sie laufen niemals aus dem Ruder.

Sie wissen immer, was sie wollen

Und machen stets nur was sie sollen.

Sie sind mir allesamt ergeben.

Wenn sie die Stimme zu mir erheben,

Ist ihr Gequake das Gebet

Welches im Buch der Bücher steht.

Bei Lukas elf, Matthäus sechs.

So betet Bettelmann und Rex.

So flehte Pausback heut zum Himmel,

Bevor er sich ins Schlachtgewimmel

Stürzte von seinem Inselthron.

So flehte einst Apollon schon

Als er zum Frosche inkarniert

Im Lykier-Teiche hat regiert.

Bevor ich ihn zurück berief,

Er unten mit einer Jungfer schlief.

Der war in Delphis heiligen Hallen,

Ihre Kugel in den Spalt gefallen,

In dem, im dunklen Erdgelass,

Apoll, als Frosch bei Pythia saß.

Er bracht zurück die Kugel ihr

Und sprach, nun komm und schlaf mit mir.

Was die am grünen Frosche fand,

Weiß ich nicht; was draus entstand,

Könnt ihr sicherlich euch denken.

Apollo war wohl zu galant.

Er machte uns mit ihr verwandt.

Sie durft‘ einem das Leben schenken,

Den ihr sicher alle kennt“!

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Still war‘s in den heil’gen Hallen.

Nur eine Mücke hat gestört

Ohn‘ die bestimmt, ein Daunenfallen

Hätte wie Krach sich angehört.

„Das Kind, als später es geboren,

Hab aus den Augen ich verloren.

Man müsste Hades einmal fragen,

Ob der was könnt darüber sagen“.

Hera griff zum Telefon

Und hatte die Antwort kurz drauf schon.

„Ach der“, sprach Hades, „lang ist‘s her,

Zweitausend Jahre, da war er,

Der nur kurz auf Erden weilte

Und im Osten Kranke heilte,

Und sogar Tote, wie es hieß,

Wieder auferstehen ließ,

Im Hades hier bei mir.

Wie lang, das weiß ich nicht genau,

Drum kann ich‘s nicht berichten dir.

Aus dem wurd keiner hier recht schlau.

Sonderbar erscheint es mir,

Dass seine Seele ist nicht hier.

Man sagt die wäre Heim gegangen,

Dorthin wo alles angefangen….“

Da mischte sich Apollos Schwester

Ins Gespräch: „Mein liebster, guter Bester

Vater, nun hör auch mir in aller Ruh,

Zwei Minütchen einmal zu.

„Die Jungfer, Papa, die du hast erwähnt,

Sprach Artemis und hat ihn angegähnt,

War ich: Als Lebensspenderin

Gab ich mich dem Frosche hin.*

Walter Hirschberg: Frosch und Kröte S.61

Ich wusst‘ ja nicht, wer jener war.

Jetzt freilich, wird mir manches klar“.

„Du bist fürwahr ein schlimmes Luder“

Schrie böse nun ihr Zwillingsbruder.

Artemis ließ sich nicht beirren

Und sprach: „Nebst Gold, Weihrauch und Myrrhen,

Die Frauen unten zu meiner Zeit,

Als Dank für ihre Fruchtbarkeit,

Opferten in meinem Heiligtum

Und auch im Heraion,

Goldene Frösche mir als Lohn.

So war es, nun weißt du warum.

So manchen Frosch als Dankesgabe,

Dafür, dass ich geholfen habe,

Habe ich bekommen.

Und gerne angenommen.

Der Silberschmied Demetrius

Wohnhaft am Parnassos-Fuß,

Verdiente mit mancher froschverzierten Vase

Sich damals, Dank mir „eine gold‘ne Nase.

Und dann hielt einen Vortrag sie,

Über Frosch und Krötenvieh.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.