Sonntag, 3. April 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 6 – 7

Doktor Alytes Medizi Teil 2


ei Frau

Doktor Alytes

Saß derweil die Quakoness

Von Krötenlaich und Fröschepfuhl

Auf dem Untersuchungsstuhl.

Sie wünschte Quappen sich so sehr.

Doch es klappte nicht bisher.

„An den Fröschen liegt es nicht“

Sprach sie mit Wehmut im Gesicht.

„Ich hab weiß Gott mich nicht geziert,

Am Teich schon alle ausprobiert,

Doch es wollt nicht klappen

Bis jetzt bei mir mit Quappen.

Die andern Kröten geh'n mit ihren

Kindern stolz spazieren

Doch mein Schoß blieb bisher leer,

Was ich bedauere so sehr.

„Lass seh’n, ich schau mir das mal an,

Vielleicht ich dir ja helfen kann,

Bestimmt ist irgendwas defekt“,

Mal sehen was dahinter steckt,

Murmelte die Frau Doktor vor sich hin.

Die Hand war in der andern drin

Und hat gesucht und nichts gefunden.

„Ja, ja, da haben wir’s ja schon“,

Sprach sie unumwunden

Kurz im Medizinerton,

Der Quakonesse zum Verdruss,

„Da fehlt der ganze Uterus.

Doch das ist heut zu Tag nicht schlimm,

Es geht auch ohne den Klimbim.

Gehen sie nach nebenan,

Das weitere, das macht mein Mann“.

Doktor gyn. Hops Medizi

Vollzog schließlich die Therapie.

In der Retorte wuchsen bald

Die Quappen heran zur Froschgestalt.

Wer der Vater freilich war,

War letztlich nur dem einen klar.

Dem Professor und Genie,

Dem Herrn Professor Medizi.

Als nächste trat auf sein „herein“

Frau Pelobates Fuskus ein.

Die hatte Knoblauch wieder mal

Gegessen abends im Lokal,

Sodass sie jetzt am Morgen noch

Wie ein antiker Batrachus roch.

„Herr Doktor, ich bin unfruchtbar;

Zu mir kommt nicht der Adebar;

Ach Doktor, ich verzweifle schier“,

Sprach sie, „ich wünsche Kinder mir.

Mein Mann der Knoblauchkröterich,

Ist ziemlich wütend schon auf mich.

Er meint, dass ich frigide wär

Und schimpft mit mir oft ordinär“.

Der Doktor nun mitleidgepackt,

Sprach zu ihr“ Das ist vertrackt,

Doch ich kenn da einen Trick.

Mittels dem und mit Geschick,

Wird es uns schon noch gelingen,

Den Quappensegen zu erzwingen.

Schau’n sie, hier hab Gott sei Dank

Ich ja noch die Samenbank.

Suchen sie sich schnell was aus

Und dann machen wir was draus“.

Wie hat Frau Fuscus da gestaunt.

Sie suchte gleich sich gutgelaunt,

Hochgrün bis über beide Ohren,

Etwas aus, das tiefgefroren,

Der Professor ihr entgegenhielt.

Sie griff ein Röhrchen sich gezielt:

„Ich nehm Quax, den kenn ich doch,

Den hübschen Kerl, von früher noch.

Das hätt ich nie von dem gedacht,

Was der so nebenbei noch macht.“

„Quax Bombina“ stand auf dem Glase.

Doktor Hops, der alte Hase,

Sprach: „das passt recht gut zu dir,

Und nun sitz still, vertraue mir.

Nun muss ich nämlich mit der Spritze,

Ganz genau nach dieser Skizze,

Ohne lang erst zu probieren,

Das hier in dir deponieren.

Keine Angst, das tut nicht weh.

Glaube mir, ich kenn den Dreh.

Siehst du, nichts ist dir passiert;

Das ging ja wieder wie geschmiert;

Mehr konnte ich für dich nicht tun;

Doch bist du guter Hoffnung nun;

Und bald schon, was du hast auserkoren,

Wird als Nachwuchs dir geboren.

Nun geh nach Haus zu deinem Kröter.

Erzähl ihm nichts, der Schwerenöter,

Wird glauben, wenn es kommt zur Laich,

Dass seine Brut schwimmt durch den Teich“.

So kam es wie Hops prophezeit.

Schon bald darauf war es so weit.

Die gute Knoblauchkröt gebar

Sechshundert Quappen und ein paar.

Daheim der dumme Knoblauchkrott

Merkte nichts von dem Komplott.

Er war stolz auf seine Kinder

Und auf seine Frau nicht minder.

Er sprach zu ihr verliebt, stupide:

Wie schön, dass du nicht bist frigide“.

Die Quappen wuchsen schnell heran,

Bis eines Tages irgendwann,

Die gute Frau Meta Morphose,

Umkrempelte die ganzs Chose.

Aus den Quappen, wie es Brauch,

Wurden hübsche kleine Kröten

Nur eben halt mit rotem Bauch.

Kein Grund gleich zu erröten.

Frau Pelobates tat erstaunt,

Hat ihrem Kröter zugeraunt:

„Da ging was in die Hose

Bei der Metamorphose“!

Doch nebenan sah aus dem Rohr

Listig Quax Bombina hervor.

Hat mit ein paar netten Unken

Angestoßen und getrunken.

Sein Trinkspruch lauthals mit Esprit:

„Hoch leb‘ Professor Medizi“.

Der indes, in Moosbach-Au

Führte durch die Krötenschau.

Freitags war es nicht wie immer.

Freitags war es noch viel schlimmer.

Das Wartezimmer mehr als voll.

Ja die Praxis die lief toll.

Als Erste zur Behandlungsstunde

Jung Hyli kam aus gutem Grunde.

„Herr Doktor, bitte schau’n sie mal,

Ob alles ist bei mir normal.

Ich hab die laue Frühlingsnacht

Mit Quax im Sumpfe zugebracht.

Quax, das ist der nette nasse

Grüne Laubfrosch, Spitzenklasse.

Der quakt so schön mit breiter Gosch

Und ist auch sonst ein echter Frosch.

Ich weiß nicht mehr, wie’s dazu kam,

Dass ich mich nachts so schlecht benahm.

Ich konnte ihm nicht widerstehen

Und so ließ ich es geschehen.

Doch heute plagt mich mein Gewissen

Denn der Quax ist ausgerissen.

Nachdem er mir die Ehr genommen

Ist er einfach weggeschwommen.

Ach Herr Doktor schau’n sie mal,

Ob noch alles ist normal“.

Da hat der Doktor nur gelacht

Und einen Froschtest schnell gemacht.

„Du hast den Test bestanden“

Hat der Arzt ihr dann gestanden.

„Du hast Glück gehabt heut Nacht.

Doch das nächste Mal gib Acht“.

So sprach Professor Medizi

Und gab ihr ein paar Verhüterli.

„Macht ein Frosch dir beim Konzerte,

Wieder mal eine Offerte,

Biet‘ ihm so ein Ding hier an,

Bevor Du ihm bist untertan“.

Das hat Hyli auch gemacht

Mit den Fröschen Nacht für Nacht.

Doch zurück nach Moosbach-Au

Zum Doktor und des Doktors Frau.

In die Praxis war gekommen,

Eine Kröte von den frommen,

Die hinter Klostermauern leben,

Um einen Schaden zu beheben.

Was war gescheh’n im Kloster dort,

Am verschwieg‘nen, heil’gen Ort?

Von außen, da war eingedrungen

Einer von den grünen Jungen,

Der in seinem Liebesdrang

Die Frau Oberin nachts zwang,

Zu etwas das ihr ganz und gar,

Wie sie sagt, zuwider war.

„Nun bin ich schwanger, Gott o Gott,

Ich überlebe nicht den Spott.

Ich fleh‘ sie an Herr Doktor nun,

Was können wir dagegen tun“?

So hörte der die Gute klagen:

Der Professor konnt’s ihr sagen.

„So was“ sprach er zu der Frommen,

„Ist schon öfter vorgekommen.

Doch in diesem Falle hier,

Ist das Ganze ein Pläsier.

Es wird sicherlich gefallen

Was du erzählst im Kloster allen….,

Dass Du ganz genau es weißt,

Wer es war: Der heil’ge Geist.

Und ich werde allen sagen,

Sollten sie mich danach fragen,

Dass du jungfräulich und rein

Bist, wie eine Nonne sollte sein.

Die Kirche wird bestimmt drauf pochen,

Dass du heilig wirst gesprochen.

Doch wenn ich für dich bürgen soll,

Mein Wort verpfände ehrenvoll,

So bitt ich dich verrate mir,

Wer war in jener Nacht bei dir.

Und du musst mir alles sagen

So wie es sich hat zugetragen“!

„Ach lieber Doktor, das war so“,

Sprach sie erleichtert jetzt und froh:

„Der Bruder Quack, ein Ordensmann,

Hat mir schon öfter schön getan.

Doch eines Nachts hat der Banause,

Verführt mich flugs in seiner Klause.

Ich wollt es nicht, doch irgendwie…“

„Ja, ja“ sprach Doktor Medizi,

„Die Liebe hat, dank ihrer Macht,

Schon mancherlei zustand‘ gebracht.

Weil stark das Fleisch und schwach der Wille,

Geschieht so manches in der Stille,

Selbst an einem heiligen Ort,

Wie bei euch im Kloster dort,

Wovor sogar die Obrigkeit

Der Frommen all ist nicht gefeit“.

„So Frau Mutter Oberin“

Ergänzte er „leg Dich mal hin.

Mal seh’n, wie weit die Frucht gediegen,

Die dir der Heil’ge Geist beschieden“.

Kurz drauf der Doktor unumwunden:

„Ich habe nichts bei Dir gefunden.

Die Blutung ist wohl ausgeblieben,

Weil ihr es habt zu arg getrieben.

Ja Anstrengung, die zu extrem,

Führt zur Amen-Orrhoe nachdem!

Du kannst zurück ins Kloster gehen.

Sei froh, es ist ja nichts geschehen.

Grüß den Bruder Quack recht schön.

Auch wenn sich’s anhört sehr obszön;

Sag ihm, es wär alles klar.

Die Oberin ist unfruchtbar.

Für sie Frau Ob’rin, tut’s mir leid“

Sprach er, sie schlüpfte indes in ihr Kleid,

„Denn wenn der Heil’ge Geist hat nicht,

Man sie auch niemals heilig spricht“!

Dies war der Frau Oberin allemal,

Von jetzt an einerlei und wurstegal.

Der Doktor wünschte ihr viel Glück.

Sie hüpfte schnell dorthin zurück,

Wo man in Kartausen hockt,

Betet und dabei frohlockt.

Nicht so gut ging es indes

Der Frau Doktor Alytes.

Die kannte nur eines, ihre Pflicht.

Das Wort Pause gab es für sie nicht.

So ist das nun mal in Moosbach-Au

In der Praxis für die Frau.

Das Wartezimmer noch nicht leer.

Gynäkologen haben’s schwer.

Tag für Tag kämpften die beiden,

Sich durch, gegen das Krötenleiden.

Es war schon beinah dreizehn Uhr,

Da trafen beide sich im Flur.

Der Doktor fragt. „Wie läuft‘s bei dir“?

Sie kurz. „Ich mach grad ein Klistier“!

„Ach so“ er drauf kollegial,

„Dann nehme ich den nächsten Fall“.

Es war die Freifrau von Rubeta,

Die der Herr Doktor sich besah.

Er fragte sie, was sie denn wolle.

Sie quakte „Diesmal nur Kontrolle“.

Er. „Ach so“ kurz angebunden.

Wenig später: „Hab nichts gefunden.

Alles ganz normal bei dir,

Schau mal wieder rein bei mir.

Doch denk daran, auch das muss sein,

Vergiss ihn nicht, den Krankenschein

Und sei froh, dass Gott sei Dank,

Du gesund bist und nicht krank“!

Der Kröte Frutsch, die Witwe war,

Doch heiraten nie wieder wollte,

Machte der Herr Doktor klar,

Was sie machen sollte.

"Wenn dich überkommt die Muse

Und du weißt nicht ein noch aus,

Dann such im Katalog was aus,

Von Frau Beate Use".

Das hat Frau Frutsche

auch getan.

Tags drauf kam, was sie

bestellt hat an.


Mein Gott dacht sie "was ist der groß",

Doch später dacht sie

"ja famos"

Denn der aufblasbare Mann

Hat genau das, was sie wollt' getan.

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Als nächste kam `ne heiße Pogge.

Er roch es schon am Eau de Frogge,

Krötziös schritt sie durch das Portal.

„Ich komme heut zum ersten Mal.

Ich hab von ihnen viel gehört“;

So hat den Doktor sie betört.

„Man sagt, dass sie ein Fachmann sind,

Der zu helfen weiß geschwind.

D’rum Herr Professor Medizi,

Ach bitte schön, so helfen sie.

Ich selbst bin wirklich kerngesund.

Nein, mein Kröter ist der Grund.

Der kann nur einmal und nicht mehr.

Wenn ich beim Ehestandsverkehr,

Gerade so auf Touren komm

Ist, was bei ihm ganz kurz nur glomm

Schon vorbei und er schläft ein.

Während ich im Bette wein‘,

Weil, das muss ich eingesteh’n,

Ich mich nach viel, viel mehr noch seh’n,

Schnarcht er mir die Ohren voll.

Ich weiß nicht was ich machen soll“.

„Na klar“, sprach da Hops Medizi.

„Ich kenn da eine Therapie,

Die sie von ihrem Frust befreit.

Doch leider hab ich keine Zeit“!

„Doch“, so ergänzte er sofort:

„Lassen sie sich eines sagen:

Liebe, die geht durch den Magen.

Merken sie sich dieses Wort.

Wenn ich ihnen raten darf,

Machen sie ihren Gatten scharf,

Strippen sie vor Ihm. Striptease

Ist hilfreich manchmal. Überdies

Zwiebel, Spargel, Sellerie,

Knoblauch, Ei, Krambamboli,

Honig, Nüsse und Puffbohnen,

Reichen sie, er wird es lohnen.

Ginseng, Marke Amphibium,

Dazu als Aphrodisiakum,

Aus Spanien ein paar Fliegen,

Die auf Rezept sie kriegen.

Sie werden sehen, dass ihr Mann,

So oft sie wollen, es dann kann,

Vorausgesetzt, das wissen sie,

Er hält sich an die Therapie“.

Und so kam es in der Tat,

Dass Doktors Rat geholfen hat.

Fortan kam die Poggenfrau

Öfter mal nach Moosbach-Au.

Ließ hundert Fliegen sich verschreiben

Um ihre Lagweil‘ zu vertreiben.

Und Ihr Kröterich zu Hause,

Gönnte sich kaum noch ’ne Pause,

Lebte nur noch von der Liebe,

Dank der

Espa`nola-Fliege

Eines Tages irgendwann,

Kam Frau Pogg zum Doktor dann.

„Herr Doktor, bitte hilf mir doch;

Mein Mann will nur das Eine noch.

Er kann davon genug nicht kriegen,

Er ist nur hinter mir noch her;

Ich finde keine Ruhe mehr.

Der Doktor gab ihr Tsetse-Fliegen.

(Auslöser der Schlafkrankheit)

Vieles gäb’s noch zu berichten.

Oft unglaubliche Geschichten.

Erlebt alle in Moosbach-Au,

In der Praxis für die Frau.

Eine noch, die interessant,

Macht der Doktor grad bekannt

Der Frau Krott, die bei ihm sitzt

Und die Krötenohren spitzt.

Per Detail hat dann beschrieben

Der Doktor wie wird angetrieben.

„Wenn es bei dir ist so weit,

Dann geh zum Fluss zur rechten Zeit.

Wenn die Wehen setzen ein,

Denn setze dich ins Wasser rein.

Und dabei, so fest er kann,

Soll umklammern dich dein Mann.

So treibt sie Strömung sprudelnd munter

Den Laich gleich flott den Bach hinunter,

Wo andre Frösche glücklich sind

Dann über jedes Findelkind.

So hat’s die alte Krott gemacht.

Nun ist sie dran nach zwo eins acht.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.