Donnerstag, 9. Juli 2015

Am Schlachtfeldrande

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 33
- 9. Kriegstag -
Am Schlachtfeldrande



Schlachtfeldrande unterdessen
Saßen zwei andre selbstvergessen
Beisammen, die vor ein paar Stunden
Sich hatten zufällig gefunden.

Auf Patrouille ein Soldat,
Eine Maus gefunden hat,
Die im Krieg ganz offenbar,
Ausgebombt und hilflos war.

***
Es war Liebe auf den ersten Blick
Die nach göttlichem Geschick,
Das haben beide gleich gespürt,
Zusammen hatte sie geführt.

Der Frosch, der Aristo Korax hieß,
War bis dato Pausbacks Spieß
In der achten Kompanie
Des siebten Seefrosch-Bataillon,
Im Heer am Fuß des Helikon.

Er war sofort vernarrt in sie
Obgleich sie sicher manches Jahr
Noch jünger als er selber war.

Die Kleine, die sich Süßchen nannte,
War ohne jede Anverwandte.
Die Muter war nach langem Raufen,
Dem Vater einst davongelaufen
Und der ward kürzlich in der Schlacht,
Von einem Feinde umgebracht.

Alles hatte sie verloren.
Nun ganz allein auf sich gestellt,
Schien sinnlos plötzlich ihr die Welt.

Sie wirkte ängstlich und beklommen.
Korax, verliebt bis über beide Ohren,
Hat sich ihrer angenommen.

Ein Mägdelein, wie sie es war,
So zierlich, hübsch und wunderbar,
Wie er noch niemals eines kannte,
Wollte nebst den beiden Knaben,
Die er selbst sein eigen nannte,
Als Tochter ja schon immer haben.

***

Die Maus, mit allen ihren Sorgen,
Fühlte sich bei ihm geborgen.

"Ich will dich", sprach er, "nicht bedrängen
Und mich nicht in dein Leben zwängen.
Doch hoff ich, es wird mir gelingen
Zum Lachen wieder dich zu bringen,
Denn ich fühl ganz tief im mir,
Dass es nicht grad gut geht dir."

Und weiter sprach er mit Bedacht
Fürsorglich ihr beigesellt,
"Sicher hast du viel durchgemacht
Im Krieg allein auf dich gestellt.

Glaub mir mein Kind, was es auch sei,
Ich will helfen dir dabei,
Nach ehrlich, redlichem Ermessen,
Was du erlebt hast, zu vergessen,
Indem was dich bedrückt, ich mir
Erzählen lasse gern von Dir,
Um dein verlorenes Vertrauen
Ans Glück dir wieder aufzubauen.

Also mein Mäuschen sei nicht zag,
Sag mir, was man dir zugefügt
Und was dir auf der Seele liegt.
Du weißt doch, dass ich dich sehr mag!"

***

Zuerst war sie noch bang vor ihm.
Doch als er zu ihr ganz intim,
Obwohl ein Frosch er war, es wagte
"Ich mag dich" nochmals zu ihr sagte,
Legte ihre Scheu sie ab.

Als er ihr zu verstehen gab
Ihr väterlicher Freund zu sein,
Willigte sie sogleich ein
Und piepste froh von ungefähr
Als ob sie glücklich drüber wär.

In wahrhaft väterlicher Liebe,
Fern von jeder Unmoral,
Versprach er, dass er bei ihr bliebe.

Bis zu ihrer Gattenwahl
Wollte er beschützen sie
Und ihr, weil sie war so allein,
Ein treuer Begleiter stets zu sein,
Dem sie, darauf könnt sie bauen,
Bis an sein Lebensend' vertrauen.

Ohne länger noch zu bangen,
Ist nach zögerlichem Zagen
Und mutig frohem Wagen
Sie darauf schließlich eingegangen.

***

Auf seinem väterlichen Knie
Ruhte sich die süße Maus
Von all den Kriegsstrapazen aus
Die in ihren Jungendjahren
Sind zu Haus ihr widerfahren.


Aus seinen grünlich, himmelblauen
Augen schöpfte sie Vertrauen,
Sodass sie, als sie bei ihm saß,
All das Schreckliche vergaß.
Was ihr im Kriege war geschehen.

"Du musst", gab er ihr zu verstehen,
"Was dich bedrückt, erzählen mir,
Dann geht es danach besser dir."

Sie hat ihn schweigend angeschaut.
Dann legte sie die Ängste ab
Die es reichlich bei ihr gab
Und hat sich ganz ihm anvertraut.

***

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.