Dienstag, 5. März 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 14-2
- Im Himmel -
"Die Ode vom Speling"
vorgelesen von Petrus


Ode an den  Speling 

 von Roland Wiegran 


Kürzlich hat man mich gefragt,
was Speling sind und wo’s die gibt.
„Was Gutes“, hab ich drauf gesagt,
„das als Kind ich heiß geliebt“.

Weder in Preußen noch in Sachsen,
solche süßen Früchte wachsen,
wie im schönen Bayernland,
rechtsseitig am Donaustrand.




Die Frucht, von der Gourmands nachts träumen,
wächst nur auf Oberndorfer Bäumen,
welche der Herr dem Dorf beschert.
Überall im Land begehrt,
ist manch Speling weit gereist.
Auf dass der Städter ihn verspeist,
fuhr man im Spelingwagerl ihn
nach Regensburg zum Markt gar hin,
um unterm Dome dort mit Ihnen,
ein paar Groschen zu verdienen.

Mir ist der Speling gut bekannt,
das dürfen alle wissen.
Ich wurd sogar nach ihm benannt.
Hinterlistig und gerissen,
schrie mancher, ich nahm es als Ehr‘,
mir seinen Namen hinterher,
ergänzt noch durch ein Zusatzwort,
vier Silben hinterm Heimatort.
(gemeint ist die scherzhafte Bezeichnung
"Oberndorfer Spelingscheißer")
Ich hab mir nie was draus gemacht,
und heimlich stets bei mir gedacht:
„Es ist doch nur der pure Neid.
Ach was tun mir die all leid.
Weil sie keine Speling haben,
um den Gaumen dran zu laben,
hänseln sie mich nach ihm  laut,
als hätte ich ihn schon verdaut“.

Ich selbst hab kostenlos die Frucht
mir im Sommer stets gesucht.
Vom Bäck zum Fenderl war’s nicht weit,
nur der Zaun, der lag dazwischen.
Jeden Tag zur Spelingzeit,
sprang hinüber ich verstohlen,
ich ließ mich nicht erwischen,
um dort Speling  mir zu holen.

Im Donaubuschwerk gut versteckt,
haben die Speling mir geschmeckt.
Die Fenderl- Speling madenlos,
waren wirklich ganz famos.
Süßer noch, ich sag’s in Prosa,
war’n jene von der Schröppel Rosa.

Ach was war’n die Speling gut,
die ich geklaut als Junge.
Ich hab den Saft noch heut im Blut
und den Geschmack auf meiner Zunge.

Die Kerne hab ich ausgespuckt.
und in die Donau all geschmissen.
Wenn einen ich mal  hab verschluckt,
obgleich er nicht grad gaumenzart,
trug er, auch das kann jeder wissen,
als Dung bei, zum Erhalt der Art.

Wo heute auf den Donauwiesen
die besten Spelingbäume sprießen,
hab ich heimlich einst gesessen,
und meine Spelinge gegessen.

Fern von daheim, damit ihrs wisst,
hab ich den Speling sehr vermisst
und mich gar heiß nach dem gesehnt,
welcher der Zwetschge ist entlehnt.

Was ich als Kind noch nicht so kannte,
ist, dass den Speling man auch brannte,
so lange bis der Blaue klar,
kernlos und hochprozentig war.

Das habe ich im Internet
vor kurzem erst gelesen,
als aus Heimweh ich per chat
in www.oberndorf gewesen.

Dort fand ich auch den Speling- Hit.
Der wurd sofort mein Favorit.

Seither sing täglich ich beim Baden,
den Spelingsong der Weinbergschnecken.
den ich mir aus dem Netz geladen.
Manch Wort bleibt mir im Hals zwar stecken,
weil den, den ich dereinst besessen,
den Dialekt hab längst vergessen,
welchen man an der Donau sprach.

Was im Bade ich gesungen,
hat manchmal ziemlich schräg geklungen,
gemessen am online- Original.
Doch das war mir sch.... egal.

Mir geht es besser stets danach.
Ich fühl in meiner neuen Welt,
mich wie der Alois  einst der Held,
von dem die Gassner Töchter singen.

Dem Speling ein Ständchen darzubringen,
das per Mausklick jedermann,
und zwar weltweit hören kann,
ist ein Verdienst, ich bin gerührt,
welchem Lob und Ehr‘ gebührt.

„Ach was gäb ich jetzt dafür,
ein paar Spelinge zu haben“,
denk ich: Da klingelt‘s an der Tür
und als beste aller Gaben,
bringt die Post zum Kaffeeschmaus
mir Spelingmarmelad‘ ins Haus.

„Schon die Farbe ist `ne Pracht.
Die Oberndorfer Marmelade,
von Fanny Schröppl  selbst gemacht
ist zum Essen fast zu schade“,
so denk‘ ich, „und es ist ein Hohn.
Ihr wisst es ja nun alle schon,
drum sag ich‘ s noch mal und jetzt laut.
Bei Schröppel's hab oft geklaut
Weil dort in meinem Kinderjahren
die Spelinge am besten waren“.
Ich weiß es noch, als wär es heute,
wie ich mich immer wieder freute,
wenn in Schöppel Rosa’s Garten,
die Speling langsam, schau, schau, schau,
von grünrot färbten sich in blau.
Als Bub konnt ich es kaum erwarten,
so denk ich jetzt, nach all den Jahren,
bis die Speling zeitig waren.

Ich erinn’re  mich genau
an Rosa Schröppel, weil die Frau,
zur Spelingzeit streng darauf schaute,
dass keiner ihre Speling klaute.

Obwohl vor Angst ich oft geschwitzt,
hab ich die Speling ihr stibitzt,
die sie am Tag wie in der Nacht,
als wär‘s  ihr Augapfel bewacht.

Ich bin als Bub recht fix gewesen,
so dass die Rosa mit dem Besen
mich nicht erwischt hat, Gott sei Dank,
sonst wär ich sicher heut noch krank.

Ach was hat die Frau geflucht,
wenn nach dem Speling-schütteln ich,
die besten hab nur mitgenommen,
weil plötzlich sie daher gekommen.
Ich machte aus dem Staube mich
und hab mir ein Versteck gesucht.

Beim Bräu dann, direkt nebenan,
im Halbdunkel der Kegelbahn,
Rosa schimpfte wie verrückt,
ich konnte, was sie sagte, hören,
doch ließ ich mich dadurch nicht stören,
und hab die Speling still verdrückt.


Vom Wiegran Beli war die Rede.
Über den dreisten Spelingklau
ereiferte sich die alte Frau.
Die Rosa  kannte wirklich jede
üble Wendung und hat den Bangert
vom Wiegran lautstark angeprangert.
Das halbe Dorf hat mitgehört,
doch keiner hat sich dran gestört,
denn Rosas Schreien und Geklage,
erscholl, speziell zur Spelingzeit,
oft mehrmals  dort am Tage.

Ich hör‘ ihr Zetern heute noch!
„Du Hundsbub, du verfluchter Dieb“!
Ansonsten war die Rosa lieb.

Ihr glaubt es nicht? Es ist so, doch,
auch daran muss ich heut noch denken.
Einmal wollt die Gute mir,
ein paar Speling sogar schenken.
Ich nahm sie damals nicht von ihr,
denn von ihrem wahren Wesen
kannt‘ ich als Bub ja nur den Besen.

Inzwischen ist es längst mir klar,
dass die, welche ich einst beklaut,
herzensgut im Grunde war.
Unter der rauen Bauernhaut
verbarg sie ihren weichen Kern.
Dass die Speling sie mocht gern,
wusst jeder, Friede Ihrer Asche!
In ihrer tiefen Schürzentasche,
trug sie, ich erinner‘ mich,
stets ein paar davon bei sich.
Frische im Sommer und die raren
im Winter die getrocknet waren.

Zu Rosa sei noch dies gesagt:
Die gute Frau starb hoch betagt
als sie gerade Marmelade
aus Speling kochen wollte. Schade!



Seither erinnert nur ein Stein
auf dem Friedhof an ihr Sein,
denn Rosas Körper ist längst Erde.
Auf dass die Sage Wahrheit werde,
die seit ihrem Tod kursiert,
hab ich sie hier euch aufnotiert.

In Oberndorf die Leute sagen,
als Rosa man zu Grab getragen,
flog ihre Seele engelsgleich,
die Schürze fest noch umgebunden,
direkt hinauf ins Himmelreich.

Dort hat sie Einlass gleich gefunden,
weil mittels Trockenspeling sie
gewann des Pförtners Sympathie.

„Rosa sei willkommen mir“,
sprach der Petrus froh zu ihr
und kaute genüsslich auf der Pflaume
herum von ihrem Spelingbaume.

„Ich dank dir für die Köstlichkeit,
die du mir zum Geschenk gemacht,
aus Oberndorf hast mitgebracht.
Ich wünsch dir eine schöne Zeit
als Engel hier im Paradiese“.

Drinnen auf der Wolkenwiese,
vom weiten Weg, total erschöpft,
machte Rosa erst mal Pause.
Die Schürzentasche aufgeknöpft,
fingerte als Jause,
den letzten Speling sie heraus.
Als Oberndorf-Gedächtnisschmaus
ließ sie ihn sich schmecken.
Bevor sie müd‘ sich auszustrecken
begann im Garten Eden,
schob sie heimlich und gerissen,
den Spelingkern ins Wolkenkissen.

Nun interessiert es sicher jeden,
ob von Oberndorf so fern,
ausgetrieben hat der Kern.
Sieben Jahre und acht Nächte
schlief die vom Reisen arg geschwächte
Seele Rosa’s. Ohne zu flachsen,
glaubt es oder glaubt es nicht,
waren Flügel Ihr gewachsen,
und faltenlos war ihr Gesicht,
als taufrisch sie und engelsgleich,
erwacht ist dort im Himmelreich.

Als sie die Augen aufschlug, sah,
zu ihren Füßen sie ganz nah,
ein Bäumchen, sie konnt’s glauben kaum,
und doch, es war ein Spelingbaum,
der dort, was Rosa reizend fand,
auf einer Nachbarwolke stand
und der, des Wunders nicht genug,
bereits die ersten Früchte trug.

Hundert Engel standen stumm
um den Spelingbaum herum.
Ein Erzengel hat von der Frucht
am Baume eine grad versucht.
„Pfui“ schrie er laut und spuckte aus.
„Diese Pflaumen sind ein Graus!
Zum Essen sind sie viel zu sauer“!
Doch Rosa, immer noch erstaunt,
wusste es genauer.

„Seht her“, sprach sie dann gut gelaunt,
„man muss am Stamme ganz fest rütteln,
die Speling so vom Baum zu schütteln,
und sie dann in die Schürze klauben.
Wer so den Speling erntet, der
möcht‘ ihn  missen nimmer mehr.
Dann ist er eine Köstlichkeit,
die es sonst zur Spelingzeit
nur drunten auf der Erde gibt,
in Oberndorf, wo man ihn liebt“.

„Darf ich es mir erlauben“,
mischte da der Herr sich ein,
„deine Red‘ zu unterbrechen,
und  mich dazu erfrechen,
hier in eurer aller Mitten,
um einen Speling dich zu bitten.
Aus deiner Schürze reich mir einen“.


„O ja, fürwahr, das möcht‘ ich meinen“,
so hörte man den Herrgott loben.
„Der Speling ist ab heut hier oben
eingeführt und nebst dem Wein,
soll er mein täglich Brot nun sein“.

Er fügte an in Gloriosa,
zum Englein namens Schröppel Rosa.
„Du bist mir zuständig ab heut,
alleinig hier im Himmelsraum,
für diesen heil‘gen Spelingbaum
und verantwortlich“, dann wurd er laut,
„dass keiner mir die Speling klaut“

Wie hat sich Rosa da gefreut.
„Ja“, jauchzte sie, der Heimat fern,
„ja lieber Gott, das mach ich gern“.

Seitdem bringt sie nun Tag für Tag,
dem Herrn davon, so viel er mag,
zum Frühstück, Mittag und zur Nacht.

Auf Marmelad‘, von ihr gemacht,
steht mehr, weil die für ihn probater,
sein allerheiligster Gottvater.

Der dritte in der Götterrunde,
schätzt hingegen das Gesunde
am Speling, nachdem der als Geist,
verflüssigt seinen Namen preist.

Die Mutter von dem jungen Herrn
mag das Kompott besonders gern,
und hat beim Sohn darauf gepocht,
dass Rosa es vom Speling kocht.

So ist die Rosa hochzufrieden,
und fühlt sich wohl im Himmel dort.
Speling schütteln, klauben, sieden,
so wie einst im Heimatort,
ist nun erneut ihr Lebenssinn.
Das macht ihr Spaß, erst recht als Engel,
im himmlischen Gefilde drin,

zumal der freche Wiegran Bengel,
der einst die Speling ihr stibitzt,
weit weg, noch unten auf der Erde sitzt.

Für die göttliche Triade
Schuftet sie von früh bis spät.
Nur manchmal denkt sie bei sich, „schade“,
weil gern sie Speling naschen tät.

Doch das hat der Herr verboten!
Sie will beim Sohn, dem Geiste und dem Alten,
im Paradies den Job behalten,
und hofft, obwohl sie noch so jung,
schon bald auf die Beförderung
zum Erzengel, es fehlt nicht viel,
so denkt sie, „dann ich bin am Ziel“.

Indessen sind von all den Toten,
die dereinst für den Speling warben,
und dabei mit der Zeit verstarben,
die meisten oben angekommen.

Der Petrus hat sie gern genommen,
denn alle, ganz nach Rosa’s Masche,
hatten `nen Speling in der Tasche.

In Oberndorf machte die Kunde
vom Eintrittsspeling schnell die Runde,
weil der „Dschin“ als er gekommen,
sein Handy hatte mitgenommen,
und er sich nicht erst lange zierte,
unten den Stammtisch informierte.

So kennt man längst im Dorf den Brauch
und will es Rosa gleich tun auch.

Jeder im Dorfe, in der Tat,
`nen Speling in der Tasche hat,
mit welchem, steht man einst davor,
sich öffnen lässt das Himmelstor.
Der Herr im Himmel kennt sie alle,
die drunten an der Donau leben
und er wird im Zweifelsfalle,
stets sein Einverständnis geben,
wenn einer kommt und ganz verzagt,
am Himmelstor um Einlass fragt,
vorausgesetzt, da ist er eigen,
dass er kann ihm `nen Speling zeigen.

Der Herr findet sie alle nett.
Sie haben einen Stein im Brett,
bei ihm, die Oberndorfer alle,
erst recht nach ihrem Todesfalle.

Die Rosa von ihm auserwählt,
auch mit des Vaters Segen,
den Himmels- Spelingbaum zu hegen,
hat ihm alles längst erzählt,
was sich in ihren Erdentagen,
im Dorfe hatte zugetragen.

Oft musst der Herrgott lauthals lachen,
als sie ihm steckte all die Sachen,
die am Donaustrom die lieben
Oberndorfer einst getrieben.

Ob gut der Herr auch all das fand,
entzieht sich meinem Wissensstand.
Fest steht eines, drauf mein Eid.
Er kennt Euch nun und weiß Bescheid.

Die Rosa,  droben nun zu Haus,

tauschte  mit ihm Rezepte aus.
Dem Herrn, der nur das Manna kannte,
und es bisher trocken aß,
sie Spelingmus als Aufstrich nannte.
„Ja“, fuhr sie fort, “das wäre was
für Dich, oder zum Gelee geliert,
hast Du das schon mal probiert“
Dann schwärmte sie, der Herr ganz Ohr,
ihm noch weit‘re Schmankerl vor.



Demnächst mach aus Speling ich,
einen Datschi mal für Dich.
Der wird Dir, ja, Du wirst es sehen,
auf der Zunge schier zergehen.

Auch Spelingknödel koch ich Dir
und den Deinen demnächst hier.
Das wird Euch Dreien sicher schmecken.
Ihr werdet Euch die Finger lecken.

Der Herr vernahm die frohe Kunde
und hat Rosa angestrahlt.
Das Wasser stand ihm schon im Munde.
Er wusste, dass die Frau nicht prahlt.

Die brachte dann, ganz nebenbei,
ihm auch noch etwas and‘res bei.

Jetzt kennt auch er das Spelinglied.
Die Rosa sang‘s ihm vor.
Als sie zum Singen sich entschied,
war er erneut ganz Ohr.

Nun summt er’s manchmal vor sich hin,
damit ihn niemand hört,
denn über des Textes Hintersinn,
wär sein Papa empört.

Doch wenn der Vater mit dem Geist,
hinab nach Oberndorf gereist,
um nach dem rechten dort zu schauen,
kann man den Ohren kaum noch trauen.
Dann singt der Herr mit seinem Bass
den Spelingsong aus voller Brust,
schmetternd durch die heil’gen Hallen,
dass selbst die Speling voller Lust,
halbreif schon vom Baume fallen.

Ihr seht, inzwischen geht’s dort oben
recht locker zu. Die Speling loben
muss keiner mehr, und seit der „Dschin“
sein eignes Blatt bracht mit dort hin,
spielen die Engel zum Frohlocken,
nebst Harfe, Watten und Tarocken.

Der alte Bäu bracht einst vom Hopfen,
eine Rebe mit. Er wusst‘ genau,
dass jenseitig ein guter Topfen
nicht schadet. In der Hallertau,
wo mit dem Bier man gut vertraut,
in Bayern drunten dort auf Erden,
würden die Wirte neidig werden.
Denn was der alte Bräu dort braut,
ist mehr, fürwahr als nur ein Bier.
Es ist ein Lebenselixier,
das, wenn man es trinkt, für Heiterkeit,
sorgt drüben in der Ewigkeit.

Und wenn der „Dschin“ noch ab und an,
`nen Witz erzählt dort oben, dann
möchte keiner seinen Platz hergeben,
um drunten noch einmal zu leben.

Doch nebst dem Trinken und dem Zocken,
und dem ständigen Frohlocken,
hat der Hausherr all den Seinen
einen Job verpasst, `nen  kleinen.

Der alte Bäck hat viel zu tun,
er backt statt Semmeln Manna nun.

Marga Stauber steht dem Chor
der Hallelujahsinger vor.

Herr Käufel, jetzt mit ihr per Du,
spielt auf der Orgel froh dazu,
und Helmut Reil, noch immer fitt,
wie einst daheim, den Blasbalg tritt.

Und manchmal, so wie einst, der Schuft,
legt, obwohl das sollt‘ nicht sein,
grinsend frech, vor Hinterinterlist,
ein kurzes Tretepäuschen ein,
bis der Himmelsorganist,
wie einst auf Erden jappst nach Luft.



Wenn die neuen Seelen droben,
die ersten Lobeshymnen proben,
verteilt der Eibel, von den echten
Speling  die madigen und schlechten,
die sich die Engel dann als Pfropfen,
schleunigst in die Ohren stopfen,
um das Gejaule oh’n zu klagen,
heil und mit Anstand zu ertragen.

Das ist im Himmel nun sein Job.
Im Jenseits stirbt keiner, darob
muss der Eibel nicht mehr graben.
Warum sollt er es schlechter haben,
als all die andern, die er sachte
drunten unter die Erde brachte.

Der Maler Baumann, da er’s kann
und er ein echter Bayer ist,
streicht den Himmel weißblau an,
weil er die Heimat so vermisst.

Das Blau, das er dort braucht zum Malen
macht Rosa ihm aus Spelingschalen.
Sie hat den Früchten, ungelogen,
die Häute sorgsam abgezogen,
getrocknet sie und dann zerrieben,
bis die Pigmente nur noch blieben.
Mit Spelingsaft die angemacht,
ergibt den Farbton bayerischblau.
Und der, fürwahr, ist eine Pracht,
so wie im Banner haargenau.

Der Pfalzgraf, welcher einst als Ritter
in Oberndorf wurd umgebracht,
trinkt am liebsten Magenbitter,
den er sich dort selber macht.

Der Arme, seit er wurd erschlagen,
hatte Probleme mit dem Magen,
bis Rosa kam und ihm erklärte,
was sich zu ihrer Zeit bewährte.



„Du musst“, sprach sie, „von Spelingkernen,
das harte Äußere entfernen,
dass nur die Samen übrigbleiben.
Gequetscht und aufgekocht den  Sud
musst du dir sodann einverleiben.
Du wirst es sehn, das tut dir gut“.

Seither fühlt sie sich rundum wohl,
des Pfalzgraf Ottos Seele.
Nur manchmal brennt der Alkohol,
gar arg in ihrer Kehle.

Und Rosa denkt: „Das ist famos,
nun bin ich auch die Kerne los“.

Dann schaut sie auf die Spelingstengel.
„Die bekommt der Korbflechtengel“,
Die Seel‘ vom Fenderl, solche Sachen,
kann am allerbesten machen.

Die Körb‘ die drunten er geflochten,
nicht nur die Oberndorfer mochten.
Der nahm beim Flechten sich viel Zeit.
Sein Motto war die Wertarbeit,
so dass manch Korb aus seiner Hand,
den Weg nach Regensburg gar fand.

Im Himmel, als er angekommen,
hat gleich er diesen Job genommen.

Er denkt, während er Körbe flicht,
„da kommen Speling rein“.
Drum soll, so denkt er weiter droben,
das Werk nicht nur den Meister loben,
sondern die Speling obendrein.


Die lange Anna mit dem Wagen,
sie konnte immer schon schlecht tragen,
verteilt Gesangbücher im Himmel,
und läutet halbstündlich die Bimmel,
wenn es Zeit ist zum Frohlocken.
Ihr Höschen ist inzwischen trocken.

Der Alois, die besoffne Sau,
von drunten ist heut nicht mehr blau.
Man sieht ihn auf seiner Wolke hocken.
Auch er, so heißt es, wär jetzt trocken,
was sein neuer Job beweist.
Er achtet auf den Heil’gen Geist,
dass der vom Spelings-Brand-Likör,
den Rosa täglich auf ihm tischt,
nicht aus Versehn zu viel erwischt,
denn das wär sicher ein Malheur.

Doch der Alois kann sich rühmen,
dass dies noch niemals vorgekommen.
Weil alle zwei sich vorgenommen,
im Club der anonymen,
nicht mehr zu saufen, können die beiden,
vielleicht für ewig dies vermeiden.

Auch der Schmied tut was er kann.
Er dengelt für den Sensenmann,
die Sensen oder wetzt sie nach,
denn schließlich ist er ja vom Fach.

Er wirft dem Schnitter sie hinunter,
denn jener, immer noch putzmunter,
ist, wie seit vielen tausend Jahren,
bestrebt die Ernte einzufahren.
Den Schmied, im Himmel stört das nicht.
Er kennt sich aus. Aus seiner Sicht,
er lächelt dengelnd vor sich hin,
denn er kennt des Lebens Sinn,
sind die Oberndorfer, all im Säen,
noch schneller als der Tod kann mähen.

Der Lehner Albert, „Dschin“ genannt,
der für Humor war schon bekannt,
als unten er beim Bräu noch saß,
am Stammtisch sorgte einst für Spaß,
muss dienstlich nun des Amtes walten,
das ihm der Herr hat auferlegt.
Er muss die Engel unterhalten,
was am besten ihm gelingt,
indem er, stets gut aufgelegt,
lauthals Schnaderhüpferl singt.

Jeder tut was ihm gebührt.
Der Fährmann Gruber überführt
die neuen Seelen und zwar fix,
vom Fegefeuer übern Styx,
gefahrlos in der Garten Eden.
Er kennt im Himmel droben jeden,
der nach ihm angekommen ist.
Und jene die er noch vermisst,
gingen nicht etwa verloren.
Die müssen nur noch etwas schmoren.

Ein jeder hat, was angemessen,
den Job, den unten er besessen.

Die Rosa, doch das wisst ihr schon,
sorgt für Vater, Geist und Sohn.

Ihr fehlt zum ewiglichen Glück
nicht ein klitzekleines Stück.

Das einz`ge das ihr Sorgen macht,
wenn sie den Spelingbaum bewacht,
ist, dass der Wiegran Lümmel der,
finden könnt den Weg auch her.


Dann schmiss dem Herrn den Job sie hin.
Bewachung hätte keinen Sinn,
denn der Hundsbub, wie zu Haus,
kennt sich sicher hier auch aus,
und klaut wie einst am Donausaum,
die Früchte mir vom Spelingbaum.


Doch der genannte denkt nicht dran.
Vielleicht mal später irgendwann.

So die Moral von dem Gedicht

aus des Dichters Dichtersicht.

„Der Speling ist fürwahr `ne Frucht,
die weltweit ihresgleichen sucht.
Drum hört, was euch der  Dichter rät:
Haltet die Speling stets in Ehren,
bewahrt euch diese Rarität.
Sie wird den guten Ruf noch mehren,
den euer Dorf im Bayernstaat,
an der blauen Donau hat.

Drum bitt die Oberndorfer ich,
liebe Leute hört auf mich.
Holzt sie nicht ab im Handumdrehen.
Lasst die alten Bäume stehen,
dort in den grünen Donauauen.
Ihr könnt am Berg ja hinten bauen.

Und vergesst nicht auch dort droben,
den Erfinder mal zu loben,
der den Speling einst gemacht
und nach Oberndorf gebracht.

Bewacht die Bäume stets recht gut.
Seid wie die Rosa, auf der Hut,
dass niemand euch die Speling klaut,
sonst klagt ihr später alle laut,
weil das letzte Unterpfand,
für das ew‘ge Leben,
ihr damit aus der eignen Hand,
leichfertig habt vergeben.


Zum Schluss will ich euch nicht verhehlen.
Sollt euch einmal ein Speling fehlen,
wenn ihr sie nachzählt Tag für Tag,
dann war’s nicht ich, gar keine Frag‘,

Dann war’s der Herr, der über’n  Zaun
geklettert ist zum Speling klau’n.
Der liebt die Speling noch viel heißer




wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.