Donnerstag, 21. März 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 15-9
- Jesus im Olymp -

Wie Dornenvogelbalzgesang
Die Stimme durch die Halle klang.

Solch eine Tonart hier zu hören
Ist wundervoll. Noch niemals hier
War solch eine sanfte Stimme ihr,
Es hat wie Harfenspiel geklungen
Ins schöne Götterohr gedrungen.
Neugierig wie alle Frauen sind
Wandte Aphrodite eben drum,
Ihr schönes Antlitz gar geschwind
In Richtung hin zur Stimme um.

"Mein Gott, Jesus" dachte sie
Und fiel vor ihm auf die Knie
Während er nach vorne trat
Und taktvoll um das Wort nun bat.

Ölgemälde Max Klinger

Keiner hatte es vernommen
Als durchs Tor er war gekommen
Und leise schleichend, ungebeten,
In den Olymp war eingetreten.

Die schöne Göttin kannte ihn
Noch aus  ihrer Jugendzeit
Und er sie auch, wie es ihr schien,
Denn er lächelte gar breit
Als sich ihre Blicke trafen.

"Ich konnte," sprach er, "nicht mehr schlafen
Weil ihr mich habt dabei gestört.
Ich hab im Himmel zugehört
Welch großartige Thesen ihr
Vortragt bei euern Reden hier.
Ich hatte mich grad hingelegt
Da ging es los hier grad bei euch.
Von Süskind bis zum Pentateuch;
Das hat mich doch sehr aufgeregt,
Denn viel von dem was stundenlang
Ihr habt hier diskutiert,
So in meinen Ohren klang,
Als hättet ihrs studiert."

Die durch seine Wortwahl gut gelaunten
Götter im Hallenrunde vor ihm  staunten
Und grübelten darüber nach,
Wer wohl der fremde Blondschopf sei,
Der so sicher und ganz vorwurfsfrei,
Zu ihnen in ihrer Mitte sprach.

Hephaistos mit dem Hinkefuß
Entbot dem Fremden seinen Gruß.
"Sei uns willkommen hier.
Komm setz dich her zu mir.
Was du da eben ungefragt
Zu uns hast über uns gesagt,
Hat mir und auch den andern allen,
Das konnt' ich sehen, gut gefallen.
Doch nun bitte, stell dich uns vor.
Wir sind gespannt und all ganz Ohr
Darauf was und wer du bist."

"Jesus, Jesus," sprach der Gast;
"Das hab ich völlig ja verpasst,
Meinen Namen euch zu nennen.
Ich dacht ihr würdet mich all kennen.
Ich bin ein Gott wie ihr, doch Christ!"

Er sah zu Aphrodite hin.
"Wie schön sie ist und feminin,"
So dachte heimlich der Filou.
Da kam sie freundlich auf ihn zu
Und reichte ihm die zarte Hand
Was er reizend von ihr fand.

Dann wandte sie sich an die Ihren
Um sich mit ihm zu präsentieren.
"Das ist mein Freund aus Kindertagen"
So hörten die die Göttin sagen.
Nach einer kurzen Weile dann
Fügte sie seinen vollen Namen an.
"Jesus Christus, Gottes Sohn,
Herrscher auf seins Vaters Thron.
Er ist wie ich ein Gott vom Fache
Der Liebe und kein Gott der Rache."
So sprach sie glücklich und zum Schluss
Gab flüchtig sie dem Gast `nen Kuss.

Hephaistos, der was da geschehen
Hatte still mit angesehen,
Rief scheinbar freudig "Heureka"
Dass keiner die Eifersucht erst sah
Die in ihm war aufgeflammt.

Die andern Götter allesamt
Hießen den Menschensohn willkommen.
Apoll hat sich seiner angenommen.

"Du scheinst ein kluger Kopf zu sein
Und siehst gut aus noch obendrein.
Die Weiber, wie ich sehen kann
Himmeln dich bereits all an,
Bei deiner Stippvisite
Im Olympos bei uns hier.
Besonders Aphrodite
Hat dich schon im Visier.
Der schönsten Frau von allen
Scheinst du zu gefallen.
Ich denke fast, nebst Sehergaben
Scheinst du etwas an dir zu haben,
Mit dem du auch als Mann
Kommst bei den Weibern an.
Oder sind es deine Augen
Die tiefgründig, kristallenklar,
Nicht nur allein zum Sehen taugen,
Sondern bezaubern offenbar."

Nachdem er in die Runde sah,
Sprach zum Gast er sichtlich heiter,
Zum Thema Weiber neckisch weiter:
"Auch Artemis und Mama
Betrachten dich verzückt.
Die Frauen sind nach dir verrückt.
Das macht dein blondes Haar.
Das steigert mächtig deinen Wert.
Du wirst von ihnen so begehrt
Wie ich begehrt noch niemals war.
Selbst Pallas Athene im Kriege bewährt,
Blickt heute gar komisch, die Augen verklärt,
So sitzt sie dort drüben, ohn' dass sie sich regt,
Ich möcht gar nicht wissen, welchen Wunsch sie grad hegt."

Da lächelte der Himmelsfürst.
"Dass du zum Weiberheld mich kürst
Das ehrt mich sehr Gott Apollon.
Doch weiß ich seit meiner Kindheit schon,
Dass diese wahrlich große Ehr
Gebührt dir im Olymp viel mehr,
Denn du seit mehr aus tausend Jahren,
Hast dich bewährt, bist Amts erfahren,
Und ich, das Äußerliche unbenommen,
Bin erst kürzlich hier oben angekommen.
Ich muss mein Handwerk, nah den Sternen
In Vaters Himmel erst noch lernen!"

Die Rede hat Apoll beglückt.
"Wir wollen Freunde sein!"
Dann hat die Hand er ihm gedrückt
Und rief nach Ganymed'. "Schenk ein!"
(Ganymedes: Ilias 5/266; 20/232, Mundschenk des Zeus)
Drauf ward der Bund, der just beschlossen,
Mit einem Becher Met begossen.

"Unser beider Ähnlichkeit"
Sprach Apoll dabei gescheit,
"Ist vom Urgott vorgegeben!
Darauf lasst uns einen heben."
Und dann stießen sie spontan
Mit allen andern Göttern an.

"Du hast fürwahr 'ne fesche Gosch"
Lachte Apollo danach froh;
"Du bist tatsächlich genau so
Wie dich der Maler namens Bosch
Unten in der neuen Welt
Nebst einem Frosch hat dargestellt."



"Ich weiß, auf was du anspielst hier!
Wenn du willst, erklär ich's dir."
Sprach Jesus darauf zu Apoll.

"Oh ja, das wäre wirklich toll"
Gab der zur Antwort darauf keck
Und fügte fragend an:
"Was ich nicht verstehen kann,
Du sagst wir hätten dich gestört,
Der Himmel ist doch so weit weg;
Wie hast du uns denn nur gehört?"

"Es war mein Geist, der bei euch war"
Log Jesus unverfroren.
Sein Freund wusste ja nichts davon,
Dass den Olymp der Heil'ge Geist,
Auf Wunsch des Vaters für den Sohn,
Total verwanzt hatte gar dreist.

Da wurde dem anderen es klar.
"Du hast `nen Geist mit Ohren!"

Drauf haben die zwei sich ausgelacht
Und die Red dann auf den Punkt gebracht.

"Dass ich vom Frosch abstammen soll,
Das hat mir heute ungefragt
Der Wasserpanscher Poseidon
Vor etwa einer Stunde etwa schon
An gleicher Stelle hier gesagt,
So wetterte im Frust Apoll
Und blickte wütend voller Zorn
Zu seines Vaters Bruder hin."

"Nehmen wir den Frosch aufs Korn"
Sprach Jesus darauf, "das macht Sinn,
Weil der, wie ihr ja alle wisst,
Heut hier bei euch das Thema ist."

So kam es, dass im großen Saal
Die Götter, hundert an der Zahl,
Sich aus die Wolken zwängten
Und alle sich um Jesus drängten.
Denn wie es schien, wusst' der
Wo sie all kamen her.

***
Was Jesus ihnen brachte nah
Und was weiter dann geschah,
Auf dem Olymp im Göttersaal
Berichten wir das nächste Mal


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.