Samstag, 23. Februar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-25
- 7. Kriegstag -
-Teichoskopie / Mauerschau
- Erster Gesang -

So wie der König es erbat,
Seine Armee es für ihn tat.

Tote gab es nun beim Streiten
Zu Tausenden. Auf beiden Seiten
Sanken sie zu Boden nieder
Und standen von dort auf nie wieder.

Mäuse mit bekannten Namen
Nun in der Schlacht zu Tode kamen.
Brotverächter, Käsverehrer,
Knabberer und Nussverzehrer,
Süßholzraspler, Borkennager
Und des Lychopinax Schwager,
Der tapfre Recke Vollmilchsäufer.
Auch Rübenfraß und Tretmühlläufer.
Honignascher, Puddingrührer,
Rostvertilger, Schmalzaufspürer
Wanstvollschläger, Grießbreischmauser,
Strohsackraschler, Griebenknauser,
Milchreismampfer, Wursthautschlitzer,
Jausenschmack und Rahmstibitzer
Und viele tausend andre mehr
Starben auf dem Feld der Ehr.

Es versteht sich, dass beim Recherchieren
Wir nur die Namen von Offizieren
Hier erwähnten, und es lassen,
Uns mit dem Rest noch zu befassen,
Weil die Liste zu lang geworden wär'.
Und außerdem beim Militär,
Das weiß derweil doch jedermann,
Fängt alles erst beim Leutnant an.
Wie später wir erfahren haben,
Wurden die Herren all begraben.
Die Mannschaft wurde weggekarrt
Und am Schlachtfeldrand verscharrt.


Doch auch auf der Gegenseite
Starben Tausende im Streite.
Selbst Krieger, die so Kampf erfahren
Wie der Recke Keckpätt waren,
Wurden im Sturm auf Mausheim jetzt
Getötet oder schwer verletzt.

Hutsche, Jagler, Hoppetruds,
Kikker, Höpfer, Häbetutz;
Pädde, Geggscher, Höpperling,
Glotzaug, Kulucks, Höppeschink;
Kanitsche, Kollhüx, Hubbsekrat,
Beestkrät, Itschak, Quaxepaad;
Hucklipatsch und Matzgäcker,
Ledderhäckt und Mollekäcker;
Hetsche, Hitsche, Hoppequatsch,
Höppelskrat und Hoppepatsch;
Kierduttler, Pajd und Loddeix,
(Alle Froschnamen aus der Dissertation von
Ursula Wiepen zum Deutschen Wortatlas)
Quakeviel und Quakenix
Und noch viele, viele mehr,
Kamen um beim Hetschenheer.
Selbst der tapferste von allen,
Der Narr ist in der Schlacht gefallen.

Doch die, die lebten, unverdrossen
Kämpften weiter fest entschlossen
Die Mäuse aus der Stadt zu hetzen
Und Mausulina zu besetzen.

Karawux ein sehr gescheiter
Hauptmann schrie: "Der Narr ist tot;
Wir machen aber trotzdem weiter!"
Und dann tat er was sich bot.

"Alles hört auf mein Kommando"
Gab er mit aufgeblähter Kehle,
So als wär' er drüber froh,
Für den Angriff die Befehle.

Mit der Fahne stürmte er
Blindlings vor den andern her.
"Für Pausback, Gott und Quakerland"
Darauf groß geschrieben stand.

Oben auf dem Schanzenrück'
Riss ein leis' flirrender Feindesspeer
 Vom rechten Arm ihm ab ein Stück
Dass die Fahne ihm wurd schwer.
Das Banner in der andern Hand
Er aufrecht tapfer weiter stand.
Da schlug 'ne Lanze ihm ins Bein.
Laut fluchend knickte er drauf ein.
Des Königs Banner immer noch
Hielt mit letzter Kraft er hoch.
Erneut traf schwirrend ihn ein Speer.
Doch diesmal mehr von hinten her.
Da hatte einer gut gezielt.
Krawux dachte "Ausgespielt!"
Kopfüber fiel er in den See.
"Lieb Vaterland, leb wohl, adè!"
Einmal hat er noch gewunken.
Dann ist im Teiche er versunken.

Das grüne Banner, windgebläht,
Trieb die Krieger weiter an.
Für Pausback seine Majestät
Haben sie es gern getan..

"Wer wird die Schlacht denn heut gewinnen?"
Wollte auf des Schlosses Zinnen


Troxartes Kröte gar beflissen
Von ihrem Schwiegervater wissen.

"Ach Kind", sprach Schinkenklauber da,
(Pternotroctes, des Königs Vater bei Rollenhagen)
So wie einst Priamos zu Helena,
"Ich weiß es nicht, doch wünsch ich mir,
Dass von hier oben beide wir
Eine schöne Schlacht erleben!"

"Sieh mal dort, die zwei Epheben,
Die sehen ziemlich grimmig aus"
Rief Hoppsegern. "Ich glaub die Maus
Nimmt dem Frosche gleich das Leben.
"So ist es im Kriege, leider eben"
Sprach, als auch er es nunmehr sah
Der Mäuseschwiegervater da
Und griff ihr, ach er fand sie geil,
Gar unverschämt ans Hinterteil
Und mit der Linken unbewusst,
Ihr schien's nach Absicht, an die Brust.

"Du alter Gauner, lass das bitte"
Sprach sie, "das ist bei uns nicht Sitte"
Doch dabei dacht sie insgeheim
"Es könnt vielleicht ganz lustig sein."

"Wenn er sich weiter verlustiert"
So hat sie vor sich hin sinniert,
Während sie nach unten sah,
"Dann wird der Schwiegervater mein
Nächster nebst Troxartes sein!"

Was bei der Mauerschau geschah
Hat, so weit es wurd bekannt,
Uns Homer bereits genannt.
In der Teichoskopie, dritter Gesang
Schrieb er viele Seiten lang,
Ohne jegliches Bedauern
Über das Kampfgeschehen,
Vor Trojas starken Mauern
So wie Helena es hat gesehen.

Doch ich möcht nicht drauf verzichten
Hier auch das Euch zu berichten,
Was der Dichter weiberscheu
Verschwiegen hat uns königstreu.

Während die Krieger unten tobten,
Die beiden oben sich verlobten.
Während draußen in der Schlacht
Die Helden wie die Fliegen starben,
Die beiden sich verliebt umwarben.
Zweimal haben sie's gemacht.
Sie winkte dabei froh und munter
Zu jenem grünen Frosch hinunter,
Der vor dem Tore mittels Beil


Einer Maus den Kopf abschlug
Und bot indes ihr Hinterteil,
Er hatte längst noch nicht genug,
Pternotroctes, ach war das geil,
Zu einem dritten Male feil.

Die Krieger unten unterdessen
Kämpften weiter wie besessen.
Keiner ahnte was die zwei,
Den Mäusen werten und so lieben
Oben auf der Mauer trieben.

Als es oben war vorbei
Ging unten es erst richtig los.
Tutze Utzepogg furios
Rammte seinen Schilfrohrspeer
Wutentbrannt von oben her,
Durch das harte Schädelbein,
Tief in ein Mausgehirn hinein.


Dem Mauser tat das nicht mehr weh.
Schmerz war für ihn schon längst passee.
Er fühlte sich auch nicht bedroht,
Denn dazu war er schon zu tot.

Ein Grüner hatte ihn erschlagen
Als Feuer er zur Flotte tragen
Wollt um sie in Brand zu stecken.
"Du sollst elendiglich verrecken"
Schrie ihn Tutze Utzepogg an.
Er merkte nicht in seinem Wahn,
Dass der andere nichts sagte
Und auch nicht über Schmerzen klagte.
Er dachte bei sich ganz kurz zwar
"Das ist reichlich sonderbar,
Warum wehrt die Maus sich nicht?"
Dass sie bleich schon im Gesicht
Und zwei Minuten hin schon war
Nahm er in seinem Zorn nicht wahr.

Wütend stach der Toten er,
Ach was war der Frosch verroht,
Ein zweites Mal nun seinen Speer,
Ins Hirn, dann wusst' er, die ist tot!

Nachdem er einen Tritt ihr gab
Nahm er ihr die Fackel ab,
Und trat die Flamme auf der Maus
Mit seinem nassen Füßen aus.

Doch für mehr blieb keine Zeit.
Er nutzte die Gelegenheit!
Bevor er seinen Mut verlor,
Nahm er sich schnell die nächsten vor,
Die mit Fackeln in der Hand
Just wollten legen  einen Brand.

Wie Aias in der Iliade
Zwölf Gegner dereinst ohne Gnade,
(Ilias 15/ 745 ff)
Am Hafen hatte totgeschlagen
So hat sich Utzpogg nun betragen.
Siebzehn Mäuse, ohne Not,
Schlug er bei den Schiffen tot,
Denn er war ganz strikt dagegen,
Dass die dort wollten Feuer legen.


Dann traf's auch ihn. Ein zischender Speer
Durchschlug von rechts nach links ihn quer.
Die Speerspitze, gemacht aus Erz,
Drang durch die Lunge  und sein Herz
Und trat dem Frosch, es war ein Graus,
Unter der Brustwarze heraus.
Blut schäumte ihm aus beiden Wunden.
Er hat kaum Schmerz dabei empfunden
Und dacht, als er zu Boden sank:
"Diesmal bin ich länger krank!"


Sein Kamerad, der Hetschen-Spieß,
Welcher mit Namen Wutsche hieß,
Sprang hinzu. "Mein Freund, ach nein,
Das kann doch nicht die Wahrheit sein!"
Er sah sofort, der Freund war tot.
Drum tat er, was für ihn sich bot
Und zog die Konsequenz daraus.

Er war verantwortlich als Spieß
Und trug die Mitschuld überdies,
Am eingetretnen Schaden
Und am Tod des Kameraden.

Gegen die grauen Mörderbanden
Hatte er Tutz zwar beigestanden,
Aber, vermutlich angesoffen
Hat er das falsch Ziel getroffen.

Da tat er, was er musste tun.
Er löschte sein eignes Leben aus
Indem sein Langschwert ganz gemach
Er selbst sich in sein Froschherz stach.
So war's im Kriege opportun
Wenn einer lateralen Schaden
Zufügte einem Kameraden.

Hoppsegern mit Schinkenklauber,
Erneut im süßen Zauber
Der Fleischeslust gar tief vereint
Hat interessiert dazu gemeint:
"Schau mal was der Spieß dort macht!"
"Er hat sie grade umgebracht"
Sprach der Mauser lapidar
Weil er noch nicht fertig war.

***

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.