Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 13-20
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7. Kriegstag -
- Die Götter greifen ins Kriegsgeschehen
ein -
Zwei Mausarmeen sprangen nun
Zeternd und quiekend in den Teich.
Für Smintheus in des Vaters Reich
Gab es 'ne Menge jetzt zu tun.
Er sandte weil er Mausfreund war
Sofort des Vaters heil'gen Aar
Sowie den Storch ins nasse Reich
Hinunter an den Hetschenteich.
Die beiden zogen Maus um Maus
Aus dem Krötenpfuhl heraus.
Überlebt hat freilich keine,
Denn die zwei auf Mäus besessen
Haben alle aufgefressen.
Die beiden waren hundsgemeine,
Hinterhältige, dreiste Strolche.
Sie gelten heute noch als solche!
Wären die Frösche nicht gewesen
Mit ihrem gutmütigen Wesen
Und mit ihrem Edelmut,
Wären die Mäuse in der Flut
Allesamt bestimmt ersoffen.
Von deren Schicksal sehr betroffen
Hat Maus um Maus man aus den Wogen
Am Schwanz aufs Trockene gezogen.
"Kameradschaft ist vonnöten"
Quakten darauf auch die Kröten
Und halfen den Fröschen fix beim Retten.
Wenn sie nicht auch geholfen hätten
Wären kaum hundert von den lieben
Mäusen am Leben nur geblieben.
So waren es dreihundert und acht!
Die hat zum König man gebracht.
Auf einer Frosch-Galeere später
Ruderten die grauen Missetäter
Gut hundert Jahr' für Pausback noch.
Einer davon wurde Koch
Und diente als solcher dann bei Hofe.
Verheiratete mit einer Zofe,
Genießt noch heute er sein Glück
Und sehnt an Bord sich nicht zurück.
Doch dieses hier nur eingeschoben
Als Beispiel, um es mal zu sagen,
Dass Frösch' und Mäus' sich gut vertragen
Wenn man sie nicht, wie grade jetzt
Zum Kampf gegeneinander hetzt.
Die Mäuse auf Befehl von oben,
Als Dank wohl für die Rettungstat,
Nahmen sich unerwartet rabiat
Erneut die Frösche noch mal vor.
Das glorreiche vierte Mäusekorps,
Nach Anzahl dem Feinde unterlegen,
Trat nun der Froscharmee entgegen,
Die hinter des Schilfrohrs Feuerwand
Zum Endkampf angetreten stand.
Der tapfre Recke Keckpätt nun
Hatte allerhand zu tun.
Wie Achill im Trojakrieg
Eilte er von Sieg zu Sieg.
Hinter ihm, in seiner Spur
Hundert hat er in der Schlacht
In jeder Minute umgebracht.
Einmal, es war wunderbar,
Konnte er dem Narren gar,
(der Narr war Keckpätts Adjutant)
Den
die Mäuse sonst erschlagen hätten,
Hinzu hüpfend das Leben retten.
Das Kampfglück wogte hin und her.
Selbst Keckpätt tat sich manchmal schwer
Im Kriege auf dem Schlachtfeld nun.
Doch es gab für ihn kein ruh'n!
Als er Maus Musculus von Ratte,
Den tapfren Krieger vor sich hatte,
Hat er zu schwächeln angefangen.
Es wäre beinah schief gegangen.
Wäre Poseidon nicht gekommen
Und hätt' sich seiner angenommen,
Wie er, ohn' dass Achill ihn bat,
Es damals am Skamandros tat,
(Ilias 21/4 ff)
Als der Pelide, von Hektor bedroht,
In Bedrängnis war und Not,
Wär' er, der tapferste von allen,
In der Schlacht bestimmet gefallen.
Doch die Götter, wie es schien,
Unterstützten weiter ihn.
Die Zwietrachtgöttin Eris tat,
(Ilias 4/440; 5/518; 18/535; 20/48; Göttin
des Streits,
Schwester und Gefährtin des Ares, hat
Freude am Krieg)
Ohne dass jemand sie drum bat,
Ihren Job; streute mit Spaß
Zwietracht im Felde aus und Hass.
Mit schrillem, schrecklichem Geschrei
Fand sie Befriedigung dabei
Wenn das Blut in Strömen floss
Und einer den anderen erschoss.
Seufzer erregend in aller Ruh
Sah sie den Kriegern dabei zu,
Wie die im Felde sich benahmen
Und im Kampf ums Leben kamen.
Sie machte sich 'nen Jux daraus,
Wenn ein Frosch oder 'ne Maus,
Draußen in der Völkerschlacht
Wurde meuchelnd umgebracht.
Sie hatte ihre Freude dran
Wenn Unrecht wurd im Krieg getan.
Doch sie war zu Recht verdutzt
Wie Knabberschnut zurechtgestutzt
Von Quüddux wurde eingeseift
Und übers Schlachtfeld quer geschleift.
Wäre Aphrodite nicht gekommen
Und hätt sich seiner angenommen,
Wie vor Troja Alexandros sie
Beistand gegen Menalaus,
(Ilias 3/374)
Hätte der Frosch in Mordmanie,
Zu Tod geschleift die arme Maus.
Der hatte am Helmbusch gar vertrackt,
Entschlossen Knabberschnut gepackt
Und wollt, der Arme konnt' nicht flieh'n,
Den Mauser nun ins Wasser ziehn
Um ihn an den Muschelbänken
Im Hetschenteiche zu ertränken.
Wär' Aphrodite nicht gewesen,
Die schönste, liebesvollste, größte,
Göttin mit dem zarten Wesen,
Die der Maus den Kinngurt löste,
Wäre die im Teich ersoffen.
So konnt' sie weiter darauf hoffen,
Dass Quüddux, der kühne, grüne Schelm,
Nicht merkte, dass nur noch den Helm
Er als seines Sieges Unterpfand,
Zog am Busch nun leer zum Strand.
So manches haben in der Schlacht
Die Götter im Felde nun vollbracht
Das Sterblichen dort ganz und gar
Im Kriege niemals möglich war.
Als Keckpätt erneut und wieder fit,
Nach dem Kampf mit Musculus von Ratte,
Der ihn arg gefordert hatte,
Im Pfuhl gegen Spalax Musus stritt
Und ihm gerade ohn' zu zagen,
Das Haupt wollt von den Schultern schlagen,
Griff Poseidon nochmals ein.
Diesmal stand der Gott im Streite
Plötzlich auf der andern Seite.
Spalax Musus hatte Schwein.
Mit finstrem Dunkel, kaum zu glauben
Was Götter sich im Krieg erlauben,
Verschleierte er Keckpätts Sicht.
Der mit dem Schwerte in der Hand
Im Halbdunkel bei schlechtem Licht,
Seinen Gegner nicht mehr fand.
Auch der Mauser sah nichts mehr.
Er schlug zwar mit dem Schwert umher
Aber ohne Schaden anzurichten.
So wie in den Troja-Kriegsberichten
Aineias einstmals gar absurd
(Ilias 20/293 ff)
Vom Wassergott gerettet wurd,
So wurd Spalanx von Poseidon
Aus Keckpätts Reichweite gezogen.
Der Mauser ist im hohen Bogen
Nach hinten in die Garnison,
Zu seinen eignen grauen Horden
Vom Erderschütterer geschleudert worden.
(Ilias 20/290 ff)
Was die Maus nach dieser Schlappe
Erlebte dann in der Etappe
Ist nicht bekannt bis heut geworden.
Vermutlich wurde sie mit Orden
Für Tapferkeit dort ausstaffiert
Und mit dem Lorbeer dekoriert.
Befördert wurd sie sicher auch
Denn so ist es beim Barras Brauch,
Wenn einer haut im Kriege drein
So wie einst der Oberts Klein.
Auch der Neue hatte nun
Er half im Kriege einem Lahmen.
"Du musst sterben" sprach er,
"Amen.
Doch wenn du auferstehst wie ich,
Kannst du gleich nach dem Erwachen
An der Westfront weitermachen."
Der Krieger griff im Schmerze sich
Frustriert an seinen Kopf.
Von einer Lanze schwer getroffen,
Konnte der arme grüne Tropf,
Denn auch sein Bein war abgeschlagen,
Die schlimme Pein kaum noch ertragen.
Ach es war fürwahr 'ne Krux
Für den Krieger Quadderdux.
Ohne dass er noch was quakte
Blieb ihm sterbend nur das Hoffen,
Dass stimmte was der andre sagte.
Ach was war am End er froh
Als seine Seele ultimo,
Auf dem Weg ins Paradies,
Schwebend ohne jeden Krach
Den geschundnen Leib verließ
Und sofort der Schmerz ließ nach.
Erleichtert dacht der Frosch
"Nanu."
Seitdem hat er vom Kriege Ruh!
***
Was weiter noch im Krieg geschah,
Berichtet jener der es sah,
Denn er war einst selbst dabei
Ungelogen, frank und frei,
Morgen froh und heiter,
Euch in diesem Machwerk weiter.
wird fortgesetzt
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