Dienstag, 5. Februar 2013


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-12
- 7. Kriegstag -
-  Pest im Lager  -

Hermes war so kaputt danach,
Dass er flüsternd zu ihr sprach:
"Ich fühl mich wie der Märchenprinz
Dort unten in der Froschprovinz.
Ich pfeife auf die ganze Schlacht.
Du hast sehr glücklich mich gemacht
Und müde bin ich außerdem.
Ich mach es mir jetzt schön bequem
Und schau dem Krieg von Frosch und Maus
Mir weiter an vom Bette aus.

So kam es, dass im Froschmausstreit
Gott Hermes die Gelegenheit
Nicht nutzte sondern lieber schlief.
Drunten indes ging manches schief!

Weil Keckpätt sich gar ungezogen
Vom Kampfe hat zurückgezogen,
Drohte dem Heer an diesem Tage
Beinahe eine Niederlage.
Pausback hatte dem Soldaten
Seinen Siegpreis vorenthalten,
Der dem für seine Ruhmestaten
Versprochen worden war vom alten
König Dreckpatz, Pausbacks Vater.
Ach was war das ein Theater.
Achilles Zorn war nichts dagegen.

"Ich werde keinen Finger regen
Mehr für diesen Lumpenhund"
So fluchte er aus gutem Grund
Und trotzte grimmig seinem Herrn
Indem er von der Schlacht blieb fern.
Das löste eine Krise aus
Und gefährdete den Sieg.

Troxarters zog den Nutzen draus,
Gewann die Oberhand im Krieg.
Seine Truppen, Korps für Korps,
Rückten bis zum Ufer vor
Und umzingelten den Teich.
König Pausbacks nasses Reich
War umstellt vom Feinde. Der
Bombardierte nun vom Ufer her
Den Inselpalast mit Haselnüssen.
Der König hätt' dran glauben müssen.
Drum hat er sich schnell zurückgezogen.
Klug und königlich durchlaucht
Ist er schnellstens weggetaucht.
Sein Heer indes, mit seinem Segen,
Getarnt mit Seegras und Morast,
Lag oben voll im Bombenregen
Und bewachte den Palast.
Zigtausend Bomben, schwer wie Stein,
Schlugen auf der Insel ein.
Mancher Frosch im stillen Hoffen
Wurde betend dort getroffen.
Seufzen, Wimmern, Jammern, Klagen.
Blutend wo sie sterbend lagen,
Hörte man die Frösche schelten:
"Pausback wird es euch vergelten."

Doch es sollt noch schlimmer kommen.
Am Teichufer, die dreisten Nager
Haben Handkäs nun genommen
Und warfen ihn ins Insellager.
Die Frösche, ach es war ein Graus,
Wussten nicht mehr ein noch aus.
"So hat es hier noch nie gestunken"
Quakten im Schilfe selbst die Unken.
Die Fröschen brannten schon die Nasen.
"Hilfe, die wollen uns vergasen"
Schrie Lurchus, der in Deckung lag.
"Das ist wohl unser letzter Tag!"
Ihm wurde schlecht, er war benommen.
Doch es sollt noch schlimmer kommen!

Die Mäuse, handwerklich geschult,
Errichteten ein Katapult.
Damit wollten sie ihre Epheben
Zum Kämpfen und zum Blutvergießen
Hinüber auf Pausbacks Insel schießen.



In dem beschriebenen Bestreben
Musst Ratty Pieps als erste ran.
Sie hat es nicht grad gern getan.
Doch im Herzen unverzagt
Hat sie schließlich es gewagt.
"Nun gilt es tapfer sehr zu sein"
Redete sie selbst sich ein.
Sie steig aufs Katapult und dacht:
"Gleich schießt mich einer in die Schlacht".
Zum Flug nach drüben freigegeben
Bangte arg sie um ihr Leben.
Der Mäusehauptmann sprach zu ihr:
"Mach keine Schande drüben mir"
Die Hand am Katapultabzug
Wünschte er noch "Guten Flug".
Dann wurd die Sicherung gezogen.
Ratty Pieps im hohen Bogen
Durch die Luft geschleudert. Ach
Was war das für ein Ungemach.
Die Beschleunigung o je,
Von null auf hundert, siebzehn G,
Nahm ihr den Atem aber dann
Legte sie die Ohren an
Und ließ fünfe grade sein.
"Mein Schwanz," so dachte sich das Luder,


"Ist ein perfektes Höhenruder"
Und setzte ihn zum Steigflug ein.
Sie ging auf tausend Meter, dann
Setzte sie zur Landung an.

"Noch bin ich" dacht sie, "überm See".
"Gott Smintheus, Herr jemine,
Steh mir bei, sonst gibt es Bruch."
Mit einem ellenlangen Fluch
Ging sie in den Sturzflug über.
Ein Kriegsberichter, der es sah,
Schrieb nach dem Kriege später drüber
In seiner Kriegshistoria:
"Es war wie ein Komet- Einschlag.


Die Maus, welche vom Himmel fiel,
Traf wie berechnet zwar ihr Ziel,
Welches auf Pausbacks Insel lag,
Doch schlug sie kopfüber so hart auf,
Dass sie sich den Schneidezahn
Wie auch ihr Fortpflanzungsorgan
Nebst dem zweiten Wirbelknochen,
Bei der Landung hat gebrochen.
Sie ist verendet kurz darauf.
Die Frösche haben sie verscharrt.
So blieb ihr die Schlacht erspart!

Die Frösche, alle arg beklommen
Saßen in Deckung immer noch
Im Schilf versteckt im Schützenloch.
Sie hatten Angst und baten Zeus:
"Steh uns bei gegen die Mäus.
Wir bitten dich oh großer Gott
Verhindere dieses Mordkomplott
Sonst löscht Troxartes, die verdammte Maus
Noch unser ganzes Froschvolk aus."

Zeus hat das Gebet der Frommen
Auf dem Ida zwar gehört
Aber sich nicht dran gestört.
Im Gegenteil mittels der Nager
Sandte er die Pest ins Lager.

Sein Sohn, Apollo Smintheus,
Sein allerliebster Filius,
Brachte den Mäusen die Idee
Zu einem mörderischen Dreh.
Dem Hauptmanne am Katapult
Gab Vaters Plan er preis okkult
Und jener, nicht gerade dumm,
Setzte ihn gleich in Praxis um.

Er ließ sich aus dem Leichenhaus
Eine schon halb verfaulte Maus
Sogleich zum Katapulte bringen.
"So könnte es", dacht er, "gelingen,
Die Frösche, ohne sich zu plagen,
Von Pausbacks Insel zu verjagen."

Und dann schoss er sie hinüber.
Die Frösche arg erschrocken drüber,
Sahen sich die Bescherung an.
Der Major von Quackeran
Sprach zu Utze Utzpogg "Puh"
Und hielt dabei die Nase zu:


"Was ist das hier für ein Gestank.
Die tote Maus war sicher krank.
Vermutlich starb sie an der Pest."

"Die gibt uns allen noch den Rest!"
Warf der andre darauf ein.
"Nun heißt es vorsichtig zu sein.
Die tote Maus könnt Pausback schaden.
Schau, die hat je bereits Maden!
Wir müssen schnell uns von ihr trennen.
Am besten wenn wir sie verbrennen
Sonst stecken wir uns alle dran,
So hat der Feind geplant es, an."

Wie besprochen und bedacht
Ward es schließlich auch gemacht.

Dennoch griff die Pest um sich.
Die Frösche, es war fürchterlich,
Starben zu Tausenden. Herrje.
Schnabbert, der Hecht in Pausbacks See
Mit allen seinen Brüdern war
Gut dran wie auch der Adebar.
Auch der Beyßkopff  hatte nun
(Das ist die Meeresschildkröte bei Rollenhagen)
So war die Lage, viel zu tun.
Für die Enten auf dem Teich
War der Tisch gedeckt gar reich.
Sie räumten, so wollt es der Brauch,
Gemeinsam all die Leichen weg.
Der Graureiher half dabei auch.
Das war schließlich sein Lebenszweck.

Unter all den tapfern Helden
Welche die Pest hat hingerafft,
Und die man nun hat weg geschafft,
So musste man es dem König melden,
Waren große Namen wie
Datschga, Dickopp und Lazi.
(Alle Froschnamen aus dem Deutschen Wortatlas
gemäß Dissertation "Der Frosch" von Ursula Wiepen)
Fröschla, Frösske, Kratte, Kroot,
Hutschche, Huppfrusch, alle tot.
Hockekrotsch, Huppspogg und Utsch
Waren für den Krieg nun futsch.
Auch Quarkpock, Muhstierl, Quakser, Utz
Waren nun zu nichts mehr nutz.
Sie schwammen all gar seltsam stumm
Als Leichen auf dem Teich herum.
Den Bauch nach oben aufgebläht
Schwamm auch der Hauptmann Höppelskrät.
Der schwarze Tod kannt' kein Erbarmen.
Es traf die Reichen wie die Armen.
Er nahm die Großen und die Kleinen
Vom Feldmarschall bis zum Gemeinen
Wählte er, es war ein Graus,
Wen er haben wollt sich aus.
Die tapfersten der Frosch-Epheben
Ließen durch die Pest ihr Leben.

Taschkerer, Krutsch und Ballecke,
Babeutsch, Atsch und Auke-Kecke,
Barkel, Brettsche, Hietsch und Fretsche,
Hitsche, Heitscha und auch Hetsche;
Alle sind sie umgekommen.
Der Pesttod hat sie sich genommen.
Er ging durch Pausbacks Lager leise
Und holte sie sich reihenweise.
Awak, Faustgrott, Poggeütsch,
Moorkeckert und Pappelegütsch.
Höpker, Hucke, Krattepoch
Und so manchen andern noch.
Es war wirklich grauenhaft,
Hat die Pest dahingerafft.

Auch Quax vom Rohr und Quax vom See,
Die obersten der Frosch-Armee,
Wurden durch die Pest bedroht.
Sie hatten keinen leichten Tod.
Die Krankheit setzte ihnen zu.
Vom Fieberanfall durchgeschüttelt
Wurden sie zu Tod gerüttelt.
Sie fanden ihre letzte Ruh
Auf Pausbacks Insel vorm Palast
Im allerfeinsten Torfmorast.
Dort ruhen sie seit jener Zeit,
Die beiden Helden Seit an Seit.

***

 wird fortgesetzt





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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.