Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 1-12
Fortsetzung
Der Mauskönig, der immer war
Da, wo am größten die Gefahr,
Wird von den Seinen abgeschnitten
Und sieht sich plötzlich in der Mitten
Von Feinden, die ihn rasch umgeben.
Zwar ficht er, wie ein starker Leu,
Und mancher Frosch, von seinem Eisen
Getötet in das Gras muss beißen;
Doch kommt nicht Hilfe schnell herbei.
So geht es an des Königs Leben.
Schon hebt sich an dem Ufer dicht,
Mit freudestrahlendem Gesicht
Empor durchs Schilfgras aus dem See
Eine grüne Wasserfee
Und triumphiert „Viktoria“.
Nun ist des Kampfes Ende nah!
Schon grölen die Frösche fern und nah
„Quakquak, Queckqueck, Viktoria“
Doch plötzlich kommt, zur rechten Zeit,
Fürst Friedlieb an mit seiner Schaar,
Die der Armee gefolget war
Und von dem Treffen stand nicht weit.
Es musste diesem nur noch glücken,
Den siegestrunk’nen Fröschen die
Solcherlei Ding erwartet nie,
Mit fürchterlichem lauten Schreien
Und Wut zu fallen in den Rücken.
Nun kommt Verwirrung in die Reihen
Der Frösche, während sich aufs Neue
Die Mäuse ermannen, welche schon
Umzingelt waren, teil, teils floh’n .
So kommt der König wieder frei,
Stößt auf den edlen Greis Friedlieb ,
Umarmt ihn zärtlich, spricht „Vergib“
Dass ich beleidigt dich so schwer.
Ohn‘ dich, da wär‘s um uns gescheh’n.
Du rächst dich edel, rächst dich schön.
Dein ist der Sieg, des Tages Ehr‘.
Spricht Friedlieb drauf; „Zu jeder Zeit
Nach Kraft zu dienen meinem Herrn,
Eracht‘ ich als meine Schuldigkeit;
Drum Preis und Lob, das bleibe fern.“
Bei diesen Worten nähert sich
Der König Pausback fürchterlich
Und ruft dem Mäusekönig zu:
„Ha! Treff ich dich, du Unhold du!
Du sinnest meinem Reich Verderben.
Dafür du büßen sollst und sterben!“
Und wirft nach ihm den Speer, so wild,
Der wäre sicher in die Brust
Des Mäusekönigs tief gegangen,
Hätt‘ Friedlieb nicht mit seinem Schild
Zur rechten Zeit ihn abgefangen.
Speckfresser rief: „Du scheinst mir Lust
Zu haben, mich dem lieben Sohn,
Den Falscher Du, gemordet schon
Mit deiner Waffe nachzusenden.
Doch wart, es wird das Blatt sich wenden.
Du stirbst nunmehr von meinen Händen!“
So dringt er auf den König ein.
Es haut und stößt mit wildem Mut
Das Schwert auf beiden Seiten gut.
Lang schwankt der Sieg. Doch endlich ward
Pausback durch seines Gegners Wehr:
In seinem Arm, verwundet schwer.
Er fühlt sich schwach, es fließt sein Blut.
Frommkind , sein Sohn, der dies gewahrt,
Dazwischen springt, mit jähem Schrecken,
Den Vater, den er liebt, zu decken;
Und ruft: „Halt ein! Halt ein! Verschone
Den Vater; lieber nimm dem Sohne
Das Leben!“ --- Und Speckfresser sticht
Ihn nieder, dass er sterbend sinkt.
Pausback stößt einen Angstschrei aus,
Der weithin durch die Lüfte dringt;
Doch leider war er zu geschwächt,
Sonst hätt er Frommkinds Tod gerächt.
Die Seinen eilen ihn dem Eisen
Des wilden Gegners zu entreißen,
Das schon, auch ihn hinwegzuraffen,
Zum Stoß sich richtet. Schnell sie schaffen
Den König weg aus dem Getümmel.
Indessen schaut vom Abendhimmel
Die Sonne auf den grausen Ort,
Wo noch das Morden dauert fort.
Die Mäus‘ in ihrer blut‘gen Gier,
Den Feinden geben kein Quartier.
Der Frösche Hauf in ihrer Mitten,
Mutlos, verwirrt, gedrängt gewürgt,
Sucht einen Rückzug nach dem See,
Der Sicherheit ihnen verbürgt.
Doch jeder Ausweg war, oh weh
Von allen Seiten abgeschnitten.
Doch im Getümmel, in der Mitten
Im Heer der Frösche war ein Mann,
Man traf nicht seinesgleichen an,
Genannt der Edle Patz vom Teich,
Ganz ungeschlacht und riesengleich.
Er überragt des Volkes Menge
Um eines ganzen Froschmanns Länge,
An seinen Bauch, man glaubt es kaum,
War schier noch für drei andre Raum.
Das Maul klaffte von Ohr zu Ohr
Noch breiter als ein Scheunentor.
Vom Helme schüttelt fürchterlich,
Den Grasschweif er wild hinter sich
Und aus dem Aug das Ungeheuer,
Unheimlich sprühte gelbes Feuer.
Freifrosch Edler Patz vom Teich
Nach seinem Spieße greift sogleich,
Langschaftig, schwer mit Rohr beschlagen,
Drei Krieger konnten ihn kaum tragen,
Und hebt ihn hoch mit leichtem Schwunge
Und setzt sich fertig hin zum Sprunge.
Dann nimmt er einen langen Satz
Auf Wurstlieb los, der Edle Patz,
Und stiert ihn an mit dreistem Blicke,
Die gelben Augen leuchten Tücke.
Das breite Maul geöffnet weit,
Mit Donnerstimme er jetzt schreit:
„Komm her, komm her, du Lumpenhund,
Ich werf‘ dich nieder auf den Grund!“
Held Wurstlieb wollte ganz verzagen,
Als hätt‘ der Donner ihn geschlagen.
„Ich hol mir einen neuen Spieß!“
So rief er zitternd und verließ
Das Schlachtfeld. Doch der Edle Patz
Tat wieder einen langen Satz
Und schrie den Mäusen zu mit Hohn:
„Wer wagt’s, sei’s Vater oder Sohn,
Mit mir den Zweikampf zu besteh‘n?
Er komme her, ich will ihn seh’n,
Ich blas ihn weg, dem Mäusewicht,
Werf‘ in den Staub das Bartgesicht.“
Und schleuderte den Binsenspeer
Schwirrend in der Mäuse Heer
Und blies die Schalltrompete auf
Und schrie: „Ihr Mannen dran und drauf!“
Sein Kriegsgeschrei mit Donnerschall
Dröhnt wie der Brandung Wogenschwall.
Und voller Schrecken ihn hören und schauen
Die Mäuse und weichen zurück mit Grauen.
Da stellt sich Friedlieb ihnen entgegen
Und ruft: „Ha, Mäuse, tapf’re Degen,
Wollt ihr vor eines Breitmauls Schnaufen
Wie Memmen feige fliehn und laufen?
Was soll ich euren Kindern sagen,
Wenn sie nach euren Taten fragen?
Vergesst nicht unsres Volkes Ruhm,
Vergesst ihr unser Heldentum?
Ihr habt dem Manntier widerstanden,
Dem Murner und den Räuberbanden
Der Füchse und dem Hermelin
Wollt ihr vor Wasserpanschern flieh’n?
Nein, das sei nicht von uns gesagt.
Mir nach, denn ich will unverzagt
Dem Riesenpatz entgegenreiten,
Ihn ritterlich allein bestreiten!“
Er sprengt voran, der Mäusehaufen
Kam pfeifend hinterher gelaufen.
„O böser Goliath“, rief mit Züchten
Der edle Friedlieb, “ du pochst mitnichten
Auf die geschwoll’nen Schalltrompeten
Und auf den Bauch; in Kriegesnöten
Ein breites Maul es auch nicht tut,
Das lern von mir, pass auf nun gut.“
Und warf schnurstracks und ohne Tadel
Auf Patzen seine spitze Nadel
Und hätte ihn getroffen klar
Und gebracht den Tod sogar,
Wenn Patz nicht aufgesprungen wär,
Dass unter ihm fortflog der Speer
Und in den Sand sich bohrte tief.
„Ha Bartgesicht“, Held Patz nun rief,
“Für dich ist meine Kling‘ geschliffen,
Du hast Dein letztes Lied gepfiffen.
Brauch nur die Faust und spar den Wind,
Denn du bist jetzt des Todes Kind.“
Doch Friedlieb ehrenwert nicht faul,
Zur Erde steigt von seinem Gaul
Und richtet sein zweischneidiges Schwert
Auf Patz, die Spitze vorgekehrt.
Der zieht das Muschelschwert vom Leder
Und hüpft hoch gleich einer Feder.
Doch springt er in des Kampfes Hitze
Zu weit, dass sich die Nadelspitze
Des Gegners, und das wollt der auch,
Bohrt in seinen feisten Bauch.
Dahin er sinkt mit Todesstöhnen,
Im Sturz die Waffen klirrend dröhnen.
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Die Frösche sich entsetzen sehr,
Die Mäuse drängen mehr und mehr.
Voran der kühne Springinsfeld
Mit seinem Schwert den Quacker fällt,
Und Wasserteufel muss verenden,
Erwürgt von Brotmanns Krallenhänden.
Im Heldenkampf sieht man erliegen
Barfuß im Moor und Schnapp die Fliegen,
Und neben ihnen im Tode vereint
Hartzahn von Beißt und Pfefferfeind,
Schrotmüller und auch Küchendieb.
Auch Speckschütz, Moortanz, Wasserlieb
Und Sumpfner, Taucher, Abendschreier,
Von Knickebruch und Käsemeyer,
Und viele Helden beiderseits
Opfer wurden des harten Streits.
Sie starben von des Feindes Hand
Für ein bessres Vaterland.
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