Freitag, 21. Januar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 1-12

Fortsetzung

Der Mauskönig, der immer war

Da, wo am größten die Gefahr,

Wird von den Seinen abgeschnitten

Und sieht sich plötzlich in der Mitten

Von Feinden, die ihn rasch umgeben.

Zwar ficht er, wie ein starker Leu,

Und mancher Frosch, von seinem Eisen

Getötet in das Gras muss beißen;

Doch kommt nicht Hilfe schnell herbei.

So geht es an des Königs Leben.

Schon hebt sich an dem Ufer dicht,

Mit freudestrahlendem Gesicht

Empor durchs Schilfgras aus dem See

Eine grüne Wasserfee

Und triumphiert „Viktoria“.

Nun ist des Kampfes Ende nah!

Schon grölen die Frösche fern und nah

„Quakquak, Queckqueck, Viktoria“

Doch plötzlich kommt, zur rechten Zeit,

Fürst Friedlieb an mit seiner Schaar,

Die der Armee gefolget war

Und von dem Treffen stand nicht weit.

Es musste diesem nur noch glücken,

Den siegestrunk’nen Fröschen die

Solcherlei Ding erwartet nie,

Mit fürchterlichem lauten Schreien

Und Wut zu fallen in den Rücken.

Nun kommt Verwirrung in die Reihen

Der Frösche, während sich aufs Neue

Die Mäuse ermannen, welche schon

Umzingelt waren, teil, teils floh’n .

So kommt der König wieder frei,

Stößt auf den edlen Greis Friedlieb ,

Umarmt ihn zärtlich, spricht „Vergib“

Dass ich beleidigt dich so schwer.

Ohn‘ dich, da wär‘s um uns gescheh’n.

Du rächst dich edel, rächst dich schön.

Dein ist der Sieg, des Tages Ehr‘.

Spricht Friedlieb drauf; „Zu jeder Zeit

Nach Kraft zu dienen meinem Herrn,

Eracht‘ ich als meine Schuldigkeit;

Drum Preis und Lob, das bleibe fern.“

Bei diesen Worten nähert sich

Der König Pausback fürchterlich

Und ruft dem Mäusekönig zu:

„Ha! Treff ich dich, du Unhold du!

Du sinnest meinem Reich Verderben.

Dafür du büßen sollst und sterben!“

Und wirft nach ihm den Speer, so wild,

Der wäre sicher in die Brust

Des Mäusekönigs tief gegangen,

Hätt‘ Friedlieb nicht mit seinem Schild

Zur rechten Zeit ihn abgefangen.

Speckfresser rief: „Du scheinst mir Lust

Zu haben, mich dem lieben Sohn,

Den Falscher Du, gemordet schon

Mit deiner Waffe nachzusenden.

Doch wart, es wird das Blatt sich wenden.

Du stirbst nunmehr von meinen Händen!“

So dringt er auf den König ein.

Es haut und stößt mit wildem Mut

Das Schwert auf beiden Seiten gut.

Lang schwankt der Sieg. Doch endlich ward

Pausback durch seines Gegners Wehr:

In seinem Arm, verwundet schwer.

Er fühlt sich schwach, es fließt sein Blut.

Frommkind , sein Sohn, der dies gewahrt,

Dazwischen springt, mit jähem Schrecken,

Den Vater, den er liebt, zu decken;

Und ruft: „Halt ein! Halt ein! Verschone

Den Vater; lieber nimm dem Sohne

Das Leben!“ --- Und Speckfresser sticht

Ihn nieder, dass er sterbend sinkt.

Pausback stößt einen Angstschrei aus,

Der weithin durch die Lüfte dringt;

Doch leider war er zu geschwächt,

Sonst hätt er Frommkinds Tod gerächt.

Die Seinen eilen ihn dem Eisen

Des wilden Gegners zu entreißen,

Das schon, auch ihn hinwegzuraffen,

Zum Stoß sich richtet. Schnell sie schaffen

Den König weg aus dem Getümmel.

Indessen schaut vom Abendhimmel

Die Sonne auf den grausen Ort,

Wo noch das Morden dauert fort.

Die Mäus‘ in ihrer blut‘gen Gier,

Den Feinden geben kein Quartier.

Der Frösche Hauf in ihrer Mitten,

Mutlos, verwirrt, gedrängt gewürgt,

Sucht einen Rückzug nach dem See,

Der Sicherheit ihnen verbürgt.

Doch jeder Ausweg war, oh weh

Von allen Seiten abgeschnitten.

Doch im Getümmel, in der Mitten

Im Heer der Frösche war ein Mann,

Man traf nicht seinesgleichen an,

Genannt der Edle Patz vom Teich,

Ganz ungeschlacht und riesengleich.

Er überragt des Volkes Menge

Um eines ganzen Froschmanns Länge,

An seinen Bauch, man glaubt es kaum,

War schier noch für drei andre Raum.

Das Maul klaffte von Ohr zu Ohr

Noch breiter als ein Scheunentor.

Vom Helme schüttelt fürchterlich,

Den Grasschweif er wild hinter sich

Und aus dem Aug das Ungeheuer,

Unheimlich sprühte gelbes Feuer.

Freifrosch Edler Patz vom Teich

Nach seinem Spieße greift sogleich,

Langschaftig, schwer mit Rohr beschlagen,

Drei Krieger konnten ihn kaum tragen,

Und hebt ihn hoch mit leichtem Schwunge

Und setzt sich fertig hin zum Sprunge.

Dann nimmt er einen langen Satz

Auf Wurstlieb los, der Edle Patz,

Und stiert ihn an mit dreistem Blicke,

Die gelben Augen leuchten Tücke.

Das breite Maul geöffnet weit,

Mit Donnerstimme er jetzt schreit:

„Komm her, komm her, du Lumpenhund,

Ich werf‘ dich nieder auf den Grund!“

Held Wurstlieb wollte ganz verzagen,

Als hätt‘ der Donner ihn geschlagen.

„Ich hol mir einen neuen Spieß!“

So rief er zitternd und verließ

Das Schlachtfeld. Doch der Edle Patz

Tat wieder einen langen Satz

Und schrie den Mäusen zu mit Hohn:

„Wer wagt’s, sei’s Vater oder Sohn,

Mit mir den Zweikampf zu besteh‘n?

Er komme her, ich will ihn seh’n,

Ich blas ihn weg, dem Mäusewicht,

Werf‘ in den Staub das Bartgesicht.“

Und schleuderte den Binsenspeer

Schwirrend in der Mäuse Heer

Und blies die Schalltrompete auf

Und schrie: „Ihr Mannen dran und drauf!“

Sein Kriegsgeschrei mit Donnerschall

Dröhnt wie der Brandung Wogenschwall.

Und voller Schrecken ihn hören und schauen

Die Mäuse und weichen zurück mit Grauen.

Da stellt sich Friedlieb ihnen entgegen

Und ruft: „Ha, Mäuse, tapf’re Degen,

Wollt ihr vor eines Breitmauls Schnaufen

Wie Memmen feige fliehn und laufen?

Was soll ich euren Kindern sagen,

Wenn sie nach euren Taten fragen?

Vergesst nicht unsres Volkes Ruhm,

Vergesst ihr unser Heldentum?

Ihr habt dem Manntier widerstanden,

Dem Murner und den Räuberbanden

Der Füchse und dem Hermelin

Wollt ihr vor Wasserpanschern flieh’n?

Nein, das sei nicht von uns gesagt.

Mir nach, denn ich will unverzagt

Dem Riesenpatz entgegenreiten,

Ihn ritterlich allein bestreiten!“

Er sprengt voran, der Mäusehaufen

Kam pfeifend hinterher gelaufen.

„O böser Goliath“, rief mit Züchten

Der edle Friedlieb, “ du pochst mitnichten

Auf die geschwoll’nen Schalltrompeten

Und auf den Bauch; in Kriegesnöten

Ein breites Maul es auch nicht tut,

Das lern von mir, pass auf nun gut.“

Und warf schnurstracks und ohne Tadel

Auf Patzen seine spitze Nadel

Und hätte ihn getroffen klar

Und gebracht den Tod sogar,

Wenn Patz nicht aufgesprungen wär,

Dass unter ihm fortflog der Speer

Und in den Sand sich bohrte tief.

„Ha Bartgesicht“, Held Patz nun rief,

“Für dich ist meine Kling‘ geschliffen,

Du hast Dein letztes Lied gepfiffen.

Brauch nur die Faust und spar den Wind,

Denn du bist jetzt des Todes Kind.“

Doch Friedlieb ehrenwert nicht faul,

Zur Erde steigt von seinem Gaul

Und richtet sein zweischneidiges Schwert

Auf Patz, die Spitze vorgekehrt.

Der zieht das Muschelschwert vom Leder

Und hüpft hoch gleich einer Feder.

Doch springt er in des Kampfes Hitze

Zu weit, dass sich die Nadelspitze

Des Gegners, und das wollt der auch,

Bohrt in seinen feisten Bauch.

Dahin er sinkt mit Todesstöhnen,

Im Sturz die Waffen klirrend dröhnen.

------

Die Frösche sich entsetzen sehr,

Die Mäuse drängen mehr und mehr.

Voran der kühne Springinsfeld

Mit seinem Schwert den Quacker fällt,

Und Wasserteufel muss verenden,

Erwürgt von Brotmanns Krallenhänden.

Im Heldenkampf sieht man erliegen

Barfuß im Moor und Schnapp die Fliegen,

Und neben ihnen im Tode vereint

Hartzahn von Beißt und Pfefferfeind,

Schrotmüller und auch Küchendieb.

Auch Speckschütz, Moortanz, Wasserlieb

Und Sumpfner, Taucher, Abendschreier,

Von Knickebruch und Käsemeyer,

Und viele Helden beiderseits

Opfer wurden des harten Streits.

Sie starben von des Feindes Hand

Für ein bessres Vaterland.

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.