Freitag, 21. Januar 2011


Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 1-13

Zweikampf der Könige


Indes Feldmarschall Padderan

In der Not auf Kriegslist sann

Und schickte Fischer von der Mücken

Die Mäus‘ zu fassen in den Rücken,

Mit tausend Bürgerschützen vor;

Gab Order, dass er aus dem Rohr

Den Feind umgeh‘ fein, still und listig,

Mit Pfeilen angreif‘ ihn dann rüstig

Und seiner Schliche habe Acht,

Dass er nicht wird in Not gebracht.

Herr Fischer mit dem Schützenkorps

Fein still bricht aus dem Schilf hervor


Und will die Mäuse überraschen.

Er kann jedoch die Kehlentaschen

Der Schützen nicht im Zaume halten,

Sie lassen ihren Kriegsmut walten

Und stimmen an die Melodie:

„Frisch, Frosch frei“, die ganze Kompanie

Singt keck mit lautem Quak und Quar!

Und Satz um Satz die ganze Schaar

Sprang hin und her, und dabei schossen

Sie dicht wie Hagel mit den Flossen

Hinüber in des Feindes Heer.

Die Mäuse sich entsetzten sehr

Und drückten sich, an Hügeln schleichend

Und in die Ackerfurchen weichend,

Und wussten nicht wo aus, noch ein,

Als sollt es schon ihr Ende sein.

Doch Lecker von dem Teller stand

Zur Stelle als ihr Kommandant.

Ob sich die Luft von Pfeilen schwärzt,

Er wusst‘ wie Odysseus beherzt

Und schlachtenklug sich zu beraten

Und kommandierte flugs: „Soldaten,

Grabt in die Erde schnell euch ein,

Da werden wir ganz sicher sein.

Sie können uns die Haut nicht ritzen,

Ihr aber mit den Nadelspitzen

Könnt unterbauchs den Wasserstrolchen

Zusetzen und sie all erdolchen.“

Die Mäuse gruben schnell und schneller

In Angst sich jede einen Keller

Und krochen wohlgemut hinein;

Da konnten sie ganz sicher sein

Und wollten, wenn sie sich sehen ließen

Die Frösche von unten her aufspießen.

Doch lässt sich Fischer von der Mücken,

Der Schlichekund’ge nicht bestricken.

Kaum sah er, was die Mäuse schufen,

So ließ er alle Schützen rufen

Zum Rückzug von dem Stabstrompeter.

„Merkt ihr denn nicht, ihr Schwerenöter,

Dass jene bösen, tückschen Seelen

Den See uns listig unterhöhlen?

Und läuft uns all das Wasser fort,

Wo finden wir dann Schutz und Hort?“

So rief er, und die Schützen erschraken

Zu Tode fast; mit leisem Quaken

Das ganze Korps rannte zum See.

Das brachte den Fröschen nichts als Weh.

Denn alle die die Mär gehört,

Sprangen in den See verstört

Und suchten, ob von ungefähr

Ein Pfützchen wohl noch übrig wär,

Und warfen weg in großer Eile

Die Grätenbogen und die Pfeile,

Die Schilde, Spieße, Waffen und Wehr,

Und panischer Schrecken ergriff das Heer.

Die Mäuse gewannen die Oberhand,

Und Froschblut floss über See und Land.

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Der König Pausback drauf zur Linken

Tat seiner Schweizer Garde winken

Und sprach: „Wir locken sie zum See.

Dort packen wir den Feind juche

Vom Wasser aus an seinen Ohren

Und ziehen sie hinab die Toren,

Um sie im Teiche zu ertränken,

Dass Kind und Kindeskind dran denken.

Nun wollen wir die Mörder hetzen,

Das Schwert an ihrem Rücken wetzen.“

Die Garde aus dem dunklen Rohr

Bricht mit der Reichsfahne hervor.

Der König als ein tapfrer Mann

Mit angelegtem Spieß voran,

Wollt an des Feindes Blut sich netzen

Und sprengt dahin in langen Sätzen.

Als Schinkenklauber ihn erkannte,

Sein Herze schmerzvoll ihm entbrannte,

Und das Geblüt stieg ihm zu Kopf.

„Nun fass ich, Bluthund, dich beim Schopf“,

Schrie er den König Pausback an,

„Du Mordgeselle, du Tyrann;

Du hast mir meinen lieben Sohn,

Den einzigen Erben meiner Kron‘,

Ersäuft in hinterhält‘ger Weis‘,

Nun sollst du mir dafür den Preis

Mit Deinem Blute zahlen. Stehe,

Dass dir, wie Du getan geschehe!“

„Euer Majestät“, hob Grünrock an,

Der Leutnant als gar kluger Mann,

„Es sei dem gekrönten Haupt

Aus Staatsräson doch nicht erlaubt,

Das teure Leben zu gefährden;

Dieweil Ihr schon durch Kriegsbeschwerden

Der Ehre habt genug getan;

Deswegen auch der Untertan

Für Eure Majestät sein Blut

Vergießen muss: so rat ich gut

Dass wir vor Schinkenklaubers Wüten

Ins Rohr zurückgeh’n und uns hüten.

Kann jener sein Gelüst nicht zähmen,

So mag er sich ins Rohr bequemen

Und beweise uns als tapfrer Mann,

Ob er im Wasser stehen kann.“

Der König mit klugem Feldherrnblick

Schaut oftmals nach dem Rohr zurück.

Doch schon umringt von allen Seiten,

„Nun gilt es“, ruft er, „tapfer streiten.

Nun soll dich, Schinkenklauber, reuen,

Dass Du es wagst, mir so zu dräuen,

Dass du in deinem wilden Mut

Vergießest unschuldiges Blut.

Was hatte Dein Sohn zur Torheit Lust,

Da er die Schwimmkunst nicht gewusst?

Was hielt er fest nicht Füß‘ und Hände

Und wählte sich ein schmächlich‘ Ende,

Anstatt in meinem Schloss als Gast

In Lust und Ehr zu halten Rast“

Lass ab vom Streit drum mit Bedacht

Und hab vor meinen Fäusten Acht,

Sonst muss ich mit dem Speer dich stechen,

Die Spitz‘ im Herzen dir abbrechen.“

„Verhasstes Breitmaul“, rief in Wut

Der andere, „sei auf der Hut.

Wie du mit aufgeblasenen Backen

Auch prahlest groß, ich will dich packen,

Mit meinen Zähnen dich zerreißen,

Die Fetzen vor die Hunde schmeißen.“

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Die Könige spornten die Rosse

Und sprengten kühn voraus dem Trosse,

Lang ausgelegt den Lanzenschaft

Und vorgebeugt mit aller Kraft,

Dass beide, Ross und Reiter schnoben

Und seitwärts Kies und Funken stoben.

Da hätte es Pausback fast ereilt

Verhängnisvoll und unverweilt

Des Todes bitteres Geschick;

Allein sein Ross – es war ein Glück -

Tat einen Satz hoch in die Luft –

Sein Lanzenstoß ins Nichts verpufft,

Er fiel gar tief in eine Pfütze,

Und Schinkenklaubers Nadelspitze

Fuhr ohne Schaden in den Sand. –

Mit beiden Händen schnell, gewandt

Greift König Pausback in den Kot

Und bringet seinen Feind in Not.

Denn eh derselbe sich‘s versehen,

Da ist es schon um ihn geschehen,

Der Dreck die Augen ihm verblitzt

Und seinen Maulwurfnerz bespritzt,

Und eh der Schimpf noch ward gespürt,

Ihm Mund und Nase zugeschmiert.

Er fasst noch einmal in die Pfütze

Und setzt ihm auf aus Schlamm `ne Mütze

Und salbt ihm das gekrönte Haupt.

Drob Schinkenklauber, ganz beraubt

Der Sicht und schändlich übergossen

Von ungeahnten Wurfgeschossen,

Besiegt durch Pausbacks feige List

Des Hasses und des Streits vergisst

Und pfeift nach Hilfe kläglicher Weise.

Da stürzt herbei das Heer der Mäuse

Und umringt die Frösche von allen Seiten.

Vergeblich ist der Garde Streiten,

Ohne jedes Ziel und Maß

Mordet die Heerenun im Völkerhass.

Es ist geschehen um sie alle,

Nur ein Wunder rettet noch vorm Falle

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.