Teil 1-13
Zweikampf der Könige
Indes Feldmarschall Padderan
In der Not auf Kriegslist sann
Und schickte Fischer von der Mücken
Die Mäus‘ zu fassen in den Rücken,
Mit tausend Bürgerschützen vor;
Gab Order, dass er aus dem Rohr
Den Feind umgeh‘ fein, still und listig,
Mit Pfeilen angreif‘ ihn dann rüstig
Und seiner Schliche habe Acht,
Dass er nicht wird in Not gebracht.
Herr Fischer mit dem Schützenkorps
Fein still bricht aus dem Schilf hervor
Und will die Mäuse überraschen.
Er kann jedoch die Kehlentaschen
Der Schützen nicht im Zaume halten,
Sie lassen ihren Kriegsmut walten
Und stimmen an die Melodie:
„Frisch, Frosch frei“, die ganze Kompanie
Singt keck mit lautem Quak und Quar!
Und Satz um Satz die ganze Schaar
Sprang hin und her, und dabei schossen
Sie dicht wie Hagel mit den Flossen
Hinüber in des Feindes Heer.
Die Mäuse sich entsetzten sehr
Und drückten sich, an Hügeln schleichend
Und in die Ackerfurchen weichend,
Und wussten nicht wo aus, noch ein,
Als sollt es schon ihr Ende sein.
Doch Lecker von dem Teller stand
Zur Stelle als ihr Kommandant.
Ob sich die Luft von Pfeilen schwärzt,
Er wusst‘ wie Odysseus beherzt
Und schlachtenklug sich zu beraten
Und kommandierte flugs: „Soldaten,
Grabt in die Erde schnell euch ein,
Da werden wir ganz sicher sein.
Sie können uns die Haut nicht ritzen,
Ihr aber mit den Nadelspitzen
Könnt unterbauchs den Wasserstrolchen
Zusetzen und sie all erdolchen.“
Die Mäuse gruben schnell und schneller
In Angst sich jede einen Keller
Und krochen wohlgemut hinein;
Da konnten sie ganz sicher sein
Und wollten, wenn sie sich sehen ließen
Die Frösche von unten her aufspießen.
Doch lässt sich Fischer von der Mücken,
Der Schlichekund’ge nicht bestricken.
Kaum sah er, was die Mäuse schufen,
So ließ er alle Schützen rufen
Zum Rückzug von dem Stabstrompeter.
„Merkt ihr denn nicht, ihr Schwerenöter,
Dass jene bösen, tückschen Seelen
Den See uns listig unterhöhlen?
Und läuft uns all das Wasser fort,
Wo finden wir dann Schutz und Hort?“
So rief er, und die Schützen erschraken
Zu Tode fast; mit leisem Quaken
Das ganze Korps rannte zum See.
Das brachte den Fröschen nichts als Weh.
Denn alle die die Mär gehört,
Sprangen in den See verstört
Und suchten, ob von ungefähr
Ein Pfützchen wohl noch übrig wär,
Und warfen weg in großer Eile
Die Grätenbogen und die Pfeile,
Die Schilde, Spieße, Waffen und Wehr,
Und panischer Schrecken ergriff das Heer.
Die Mäuse gewannen die Oberhand,
Und Froschblut floss über See und Land.
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Der König Pausback drauf zur Linken
Tat seiner Schweizer Garde winken
Und sprach: „Wir locken sie zum See.
Dort packen wir den Feind juche
Vom Wasser aus an seinen Ohren
Und ziehen sie hinab die Toren,
Um sie im Teiche zu ertränken,
Dass Kind und Kindeskind dran denken.
Nun wollen wir die Mörder hetzen,
Das Schwert an ihrem Rücken wetzen.“
Die Garde aus dem dunklen Rohr
Bricht mit der Reichsfahne hervor.
Der König als ein tapfrer Mann
Mit angelegtem Spieß voran,
Wollt an des Feindes Blut sich netzen
Und sprengt dahin in langen Sätzen.
Als Schinkenklauber ihn erkannte,
Sein Herze schmerzvoll ihm entbrannte,
Und das Geblüt stieg ihm zu Kopf.
„Nun fass ich, Bluthund, dich beim Schopf“,
Schrie er den König Pausback an,
„Du Mordgeselle, du Tyrann;
Du hast mir meinen lieben Sohn,
Den einzigen Erben meiner Kron‘,
Ersäuft in hinterhält‘ger Weis‘,
Nun sollst du mir dafür den Preis
Mit Deinem Blute zahlen. Stehe,
Dass dir, wie Du getan geschehe!“
„Euer Majestät“, hob Grünrock an,
Der Leutnant als gar kluger Mann,
„Es sei dem gekrönten Haupt
Aus Staatsräson doch nicht erlaubt,
Das teure Leben zu gefährden;
Dieweil Ihr schon durch Kriegsbeschwerden
Der Ehre habt genug getan;
Deswegen auch der Untertan
Für Eure Majestät sein Blut
Vergießen muss: so rat ich gut
Dass wir vor Schinkenklaubers Wüten
Ins Rohr zurückgeh’n und uns hüten.
Kann jener sein Gelüst nicht zähmen,
So mag er sich ins Rohr bequemen
Und beweise uns als tapfrer Mann,
Ob er im Wasser stehen kann.“
Der König mit klugem Feldherrnblick
Schaut oftmals nach dem Rohr zurück.
Doch schon umringt von allen Seiten,
„Nun gilt es“, ruft er, „tapfer streiten.
Nun soll dich, Schinkenklauber, reuen,
Dass Du es wagst, mir so zu dräuen,
Dass du in deinem wilden Mut
Vergießest unschuldiges Blut.
Was hatte Dein Sohn zur Torheit Lust,
Da er die Schwimmkunst nicht gewusst?
Was hielt er fest nicht Füß‘ und Hände
Und wählte sich ein schmächlich‘ Ende,
Anstatt in meinem Schloss als Gast
In Lust und Ehr zu halten Rast“
Lass ab vom Streit drum mit Bedacht
Und hab vor meinen Fäusten Acht,
Sonst muss ich mit dem Speer dich stechen,
Die Spitz‘ im Herzen dir abbrechen.“
„Verhasstes Breitmaul“, rief in Wut
Der andere, „sei auf der Hut.
Wie du mit aufgeblasenen Backen
Auch prahlest groß, ich will dich packen,
Mit meinen Zähnen dich zerreißen,
Die Fetzen vor die Hunde schmeißen.“
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Die Könige spornten die Rosse
Und sprengten kühn voraus dem Trosse,
Lang ausgelegt den Lanzenschaft
Und vorgebeugt mit aller Kraft,
Dass beide, Ross und Reiter schnoben
Und seitwärts Kies und Funken stoben.
Da hätte es Pausback fast ereilt
Verhängnisvoll und unverweilt
Des Todes bitteres Geschick;
Allein sein Ross – es war ein Glück -
Tat einen Satz hoch in die Luft –
Sein Lanzenstoß ins Nichts verpufft,
Er fiel gar tief in eine Pfütze,
Und Schinkenklaubers Nadelspitze
Fuhr ohne Schaden in den Sand. –
Mit beiden Händen schnell, gewandt
Greift König Pausback in den Kot
Und bringet seinen Feind in Not.
Denn eh derselbe sich‘s versehen,
Da ist es schon um ihn geschehen,
Der Dreck die Augen ihm verblitzt
Und seinen Maulwurfnerz bespritzt,
Und eh der Schimpf noch ward gespürt,
Ihm Mund und Nase zugeschmiert.
Er fasst noch einmal in die Pfütze
Und setzt ihm auf aus Schlamm `ne Mütze
Und salbt ihm das gekrönte Haupt.
Drob Schinkenklauber, ganz beraubt
Der Sicht und schändlich übergossen
Von ungeahnten Wurfgeschossen,
Besiegt durch Pausbacks feige List
Des Hasses und des Streits vergisst
Und pfeift nach Hilfe kläglicher Weise.
Da stürzt herbei das Heer der Mäuse
Und umringt die Frösche von allen Seiten.
Vergeblich ist der Garde Streiten,
Ohne jedes Ziel und Maß
Mordet die Heerenun im Völkerhass.
Es ist geschehen um sie alle,
Nur ein Wunder rettet noch vorm Falle
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