Mittwoch, 26. Januar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 2-6

Zur gleichen Zeit, an andrer Stelle

Fand Schmeckebier in einer Zelle,

Die aussah wie `ne Mausefalle,

Den Cnissodioktus, der dralle

Spürbraten saß gefangen darin fest.

„Drei Stunden hock ich im Arrest“,

Sprach er zum Knechte Schmeckebier.

„Nun mach, beeil dich, helfe mir,

Sonst muss ich hier im finstern Loch

Am Ende gar verhungern noch“!

Schnell eilte der, die Sorg war groß,

Hilfe zu holen eilig los.

Mit Kücheldieb kam er zurück

Und tatsächlich, welch ein Glück,

Der Gefangene in der Falle

Lebte, doch er spuckte Galle:

„Wo bleibt ihr denn, ihr blöden Affen,

Tut etwas, anstatt zu gaffen.

Holt mich endlich raus,

Sonst ist es mit mir aus“.

Schwanz an Schwanz, mit Eisenkrallen,

Stemmten sich die Maus-Vasallen

Gegen den Riegel; der gab nach.

Beendet ward das Ungemach.

Der so Befreite sprach spontan:

„Das habt ihr nicht umsonst getan.

Ich erweis euch hohe Ehr.

Fortan dürft ihr im Mäuseheer,

Mitten drin im Kampfgeschehen

Ihr an meiner Seite stehen.

Was ihr bisher nicht gekonnt,

Könnt ihr nun zeigen an der Front,

Kämpfen mit mir, für Land und Rex“.

Die Retter wirkten arg perplex,

Denn das war ein karger Lohn

Für die die Erste Hilfe Not- Aktion.

Doch Spürbraten fuhr weiter fort

Und duldete kein Gegenwort:

„Das ist mein Dank für eure Tat.

Seht her, das passt euch akkurat“.

Mit dieser Red‘, der Mauseschelm,

Überreichte Dolch und Helm

Den beiden und erklärte ihnen,

„Stolz zu sein und treu zu dienen.

Das ist von jetzt an eure Pflicht“.

Die beiden darauf nicht erpicht,

Haben dennoch kehrt gemacht,

Und marschierten in die Schlacht.

Weil Spürbraten der Maus-Sergeant

Sie Feiglinge hatte genannt.

Indessen an einer andern Stelle,

Nämlich an der Entstehungsquelle

Des Eridanos-Stromes saß,

Schmerzgebeugt Maus Kornefraß

Nahe des ersten Wasserfalls,

Des mächtigen Stromes, ebenfalls,

So wie Spürbraten zuvor

In einer Falle, doch ohne Tor.

Alle Hoffnung aufgegeben,

Saß sie sterbend, ganz allein.

Da stellte sich ein Sani ein

Und rettete Ihr Leben.

In Froschhausen unterdessen

Wurd‘ betrauert angemessen

Krummrücker, eine fürstliche Person.

Im besten Fröschealter schon,

Musste er von dannen gehen.

Was genau mit ihm geschehen,

Wurde nie so recht bekannt.

Der Fürst, das wusst‘ man, war galant.

Möglicherweise in der Nacht,

Hat ein Froschweib gar verrucht

So wurd erzählt, aus Eifersucht,

Den braven Mauser umgebracht.

Am Morgen, ach es schmerzte arg,

Legte man ihn in den Sarg.

Unter Zerren, Ruckeln Drücken,

Bog grad‘ man ihm den krummen Rücken

Nach welchem, das war allbekannt,

Der Mauser wurde einst benannt,

Damit er gut lag und bequem.

Wie war er doch schön anzuseh’n.

Selbst als Leiche gab er mehr

Als mancher Lebende noch her.

Die Königin zur letzten Ruh,

Drückte ihm die Augen zu.

Die Freifrau von der Ros im Teiche

Küsste zum Abschiede die Leiche.

Die Gräfin Hucke auf sein Kissen

Legte noch ein Blümelein.

Dass sie ihn mocht‘, durft‘ jeder wissen.

„Als Frosch“, dacht‘ sie im Nachhinein,

Stand Krummrücker stets seinen Mann.

Er war ein schlimmer Don Juan

Und bei den Altjungfern verschrien;

Doch die jungen liebten ihn,

Denn als Krüppel musste er

Nicht zum Militär.

Während der Rest der Männerwelt,

Draußen kämpfte auf dem Feld,

War er allein mit allen Damen.

Die quakten nachts oft seinen Namen

Und riefen sich die Kehlen wund,

Alle aus dem gleichen Grund.

Wenn er konnt‘, ist er gekommen.

Man quakt, er hätt sich übernommen.

Weil er mit seinem krummen Rücken

Schwierigkeiten hatte beim Drücken

Was beim Amplexus all die Frommen

Damen wollten, um zu kommen.

Jetzt lag er grad‘ und nicht mehr krumm.

Die Totenwache erwies ihm stumm,

Obwohl er niemals war beim Heere,

Durch Stillstehen die letzte Ehre.

Die Damen haben sehr geweint.

Mit der Königin vereint,

Haben all den Rest der Nacht,

Jammernd sie am Sarg verbracht.

„Ach, wie wirst du mir nun fehlen“

Schluchzte ein Weib in Herzenspein

Und trocknete ohn‘s zu verhehlen

Ihre nassen Äugelein.

So manche Träne wurd‘ vergossen

Am Sarge, der noch unverschlossen

Im fürstlichen Palaste stand.

Vier Ritter, jeder mit Fahne in der Hand,

Unter dem herrschaftlichen Dache

Hielten bei dem Toten Wache,

Bis der Sarg am Morgen dann

Verschlossen wurde irgendwann.

Später, nach dem Leichenschmaus,

Bracht den Toten man hinaus.

Die Freunde im Quartette,

Trugen im hölzern Bette,

Krummrücker zur letzten Ruhe.

Vor der handgeschnitzten Truhe,

Marschierte Mordachs der Major

Mit salutierendem Schwert und Trauerflor.

Dem, den man zu Grabe trug,

Folgte ein langer Trauerzug

Zum Friedhof hin wo Batarach,

Der Bischof zur Gemeinde sprach:

„Wir legen heut `nen Frosch zu Grab,

Der immer nur sein bestes gab.

Stets war er für alle da.

Schon in der Jugend Hopsasa

Genannt im Freundeskreis zumeist,

War er stets von wachem Geist

Und von den Mädchen viel umworben.

Nun da der Gute ist gestorben,

Hat seine brave Seele ihre Hülle

Verlassen zwar, doch in Idylle,

Droben bei der Götterschaar,

In ewigem Frieden, aller Sorgen bar,

Wird sie so, wie einst auf Erden,

Weil sie galant ist, glücklich werden.

„Vielleich sitzt jetzt die Fürstenseele

Gar lustig hüpfend und fidele,

Längst bei Pallas Athene Parthenos

Im Olymp schon auf dem Schoß.

Vermutlich wird, was wir nicht wissen,

Den Körper sie dort zwar vermissen,

Aber das gibt sich mit der Zeit

Drüben in der Ewigkeit“.

Als der Bischof solches sprach,

Betont andächtig und gemach,

Ging ein Schluchzen durch die Menge.

Batarach in milder Strenge,

Fügte weiter gütig an,

Was jeder Christ verstehen kann:

„Für eine Seele, die noch jung,

Ist das die schlimmste Läuterung

Die ihr könnt dort widerfahren,

Wir bitten Zeus, ihr’s zu ersparen.

In diesem Sinne lasst uns beten“!

Die Gemeinde arg betreten,

Stimmte in das Ave ein.

Nach dem Amen in Latein

Fügte Batarach spontan,

Gottes Segen auch noch an.

Nachdem der Fürst ins Grab gesenkt,

Hat Batarach den Schritt gelenkt,

Hin zu den tapferen Soldaten.

Zu ermuntern sie zu Taten,

Sprach er: „Unsere Gemeinde

Erwartet, dass ihr Pausbacks Feinde,

Morgen früh wenn es getagt,

Draußen in der Schlacht erschlagt.

Da ihr all im Felde ward,

Blieb Krummrücker es nicht erspart,

Sich um die Euren zu bemüh’n.

Für sie ließ er sein Leben kühn.

Ich erwarte, dass ihr mit Mut,

Mit dem Feind, was sein muss, tut.

Heizt ihnen ein, den Atheisten.

Zeigt ihnen, was als gute Christen,

Ihr zu tun seid in der Lage.

Denkt daran bei jedem Schlage,

Dass der Fürst noch leben könnt.

Dem Feinde sei der Tod vergönnt.

Euch segne Gott, tut eure Pflicht,

Seid tapfer morgen, zaget nicht.

Bringt die feigen Mäuse um.

Opfert sie fürs Christentum.

Ich gewähr pro Mauseschwanz

Ein Jahr Ablass oder tilge ganz,

Euch die Sünden nach dem Krieg

Wenn ihr heimkehrt einst mit Sieg.

Tut was für euer Seelenheil.

Große Gnad wird euch zuteil

Wenn ihr die Mäuse niedermacht

Und gewinnt für uns die Schlacht.

Dann schritt er mit erhab‘nem Gang

Würdevoll die Front entlang

Und besprengte mit geweihtem Wasser,

Wie zuvor den fürstlichen Erblasser,

Die Soldaten Mann für Mann.

Er sprach: „erinnert Euch daran,

Dass im Feld, was auch geschieht,

Der Herr im Himmel alles sieht.

Er ist bei euch und steht euch bei

Im Krieg bei jeder Keilerei.

Deshalb tut alle eure Pflicht,

Bleibt unserm König Pausback treu,

Und kämpft so tapfer wie ein Leu.

Damit ihr Gott enttäuschet nicht.

Dann hat er sich davongestohlen.

So sind sie halt die Froschkatholen.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.