Samstag, 29. Januar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 2-8


Im Mäuselager, wohl bedacht,

Wurd‘ der Angriffsplan gemacht.

Bei Homer las Stückeldieb

Nach was der zur Taktik schrieb,

Und Psicharpax, bei Rollenhagen,

Hat zwecks der Rüstung nachgeschlagen.

Der Mäuseschmied, die ganze Nacht,

Hat am Amboss zugebracht

Und schmiedete aus bestem Stahl,

Jedem die Waffe seiner Wahl.

Kichererbsen als Geschosse,

Schafften die Träger ran vom Trosse

Um den Feind zu bombardieren,

Während er lässt aufmarschieren.

Der Pater hat in Anbetracht,

Dass mancher würde umgebracht,

Beim Kampfe auf dem Schlachtfeld morgen,

Durchgebetet voller Sorgen:

„Lieber Gott, ach steh uns bei,

Dass bei dieser Keilerei,

Nicht zu viele von uns sterben.

Lass das grüne Volk verderben.

Kämpfe mit auf unsrer Seite;

Steh uns bei im Völkerstreite;

Schone unsere Armee;

Bring Verderben an den See;

Lass die Frösche unterliegen

Und das graue Feldheer siegen;

Schenk Weisheit unserm König, bitte,

Dass er tut die rechten Schritte;

Mach, dass die dummen Frösche alle,

Rennen in unsre Kriegslistfalle;

Und lieber Gott, ich bitte dich,

Verschon vor allen Dingen mich.

So betete Maus Zuckermund

Und schwor dem Herrgott: „Ich bekund‘,

Vor aller Welt es dann als Christ,

Dass du der allergrößte bist;

Der einzig wahre Weltengott,

Fügte er hinzu bigott.

Doch erst musst du den Sieg uns bringen.

Das muss ich mir schon ausbedingen,

Wenn das nichts wird, so glaube mir,

Dann wendet das Volk sich ab von Dir

So wie eventuell auch ich,

Und sucht einen neuen Herrscher sich,

Und er fügte leise noch hinzu,

Der besser sein Handwerk versteht als du“.

Der Herrgott hat ihm nichts erwidert.

Vermutlich hat ihn angewidert,

Das Gebet von Zuckermund.

Er hatte dazu allen Grund.

Nicht nur der Pater in der Nacht,

Hat gebetet vor der Schlacht.

Gutbißchen, eine Stadtmaus saß

Abseits ganz allein im Gras.

Die Hände hielt gefaltet sie.

Nach ihrer Glaubensliturgie,

Hatte sie den Blick nach oben,

Zu ihrem Gotte hin erhoben.

Sie flehte, ach verzeihe mir,

Dass ich so garstig war zu dir.

Verzeih mir, dass ich dumme Maus,

Trat aus der Kirche kürzlich aus.

Ich trete sofort wieder ein

Und werd‘ wie nie katholisch sein,

Wenn Du errettest morgen mich,

Werd‘ ich nie wieder lästerlich,

Über deine Priester fluchen.

Den Gottesdienst werd‘ ich besuchen...“.

Ihr letztes Wort war „Lieber Gott“!

Da traf ein Speer sie, sapperlot,

Wie hat der Maus das wehgetan.

Sie fügte noch das „Amen“ an,

Dann floh ihre Seele aus dem Loche,

Ach es war fürwahr ein Graus,

Unter ihrem Schwanz heraus,

Und nahm Kurs, nein nicht hinauf,

Sondern hinab, zur Hölle auf.

Befreit der Körper nun vom Joche

Des Krieges lag ihr Leichnam da.

Als die Nachteule das sah,

Hatte sie Erbarmen,

Mit der Maus der armen.

Der feige Mord blieb ungesühnt.

Der Frosch der dazu sich erkühnt,

Die Maus zu töten in der Nacht,

Tags drauf Kariere hat gemacht.

Er wurd‘ zum General ernannt.

Als des Königs Adjutant,

Er zu seiner Rechten saß.

Mit Namen hieß er Mückenfraß.

Der Rest der Nacht verlief normal.

Nur eine Maus, die im Kanal

Ins Froschlager sich schleichen wollt,

Wurd‘ durch die Wache aufgerollt.

Frosch Moortanz, mit dem Schwerte hat

Enthauptet sie und rabiat,

Den Schädel von dem grauen Biest,

Mit seiner Lanze aufgespießt.

So stand auf Posten er, gab Acht,

Dass weiter ruhig blieb die Nacht.

Mit der Trophäe in der Hand,

Er noch bei Taganbruch dort stand,

So dass jeder Mäusekrieger klar,

Sah was nachts geschehen war.

Jede Maus so umzubringen,

Wenn sie versuchte einzudringen,

Wie Lochkriecher in Pausbacks Lager,

Versprach das Schreckensbild. Kein Nager

Hat vor Angst es mehr versucht.

Doch alle haben ihn verflucht,

Den rabiaten Killerfrosch

Moortanz mit der breiten Gosch.

Als blasser wurd‘ des Mondes Schein.

Und die Dämmerung trat ein,

Regten sich im Morgengrauen,

Die ersten Krieger, nachzuschauen,

Wie die Nacht verlaufen war.

Lochkriechers Schädel grinste fies,

Die Zähne zeigend noch am Spieß,

Als Wäscher des Toten wurd‘ gewahr,

Er traute seinen Augen kaum.

Sein bester Kumpel lag gepfählt,

Von den Mäusen totgequält,

Rücklings mit erhob‘nen Beinen,

Ermordet feig, am Ufersaum.

Ach es war ein Bild zum Weinen.

Wie gemein die Mäuse waren,

Sollte das Froschvolk so erfahren.

Sie pfählten Sümpfler, ließen stecken,

Ihn auf dem Pfahl um zu erschrecken

Die jungen, noch grünen Froschsoldaten.

Die sollten in Panik all geraten,

Wenn sie an Sümpfler was geschehen,

Bei Tageslichte würden sehen.

Gleich nebenan, demselben Zwecke,

Diente ein toter grüner Recke,

Der so am Wegrand war platziert,

Dass er jedem der dort längs marschiert,

Wenn er auf das Schlachtfeld wollte,

Große Angst einflößen sollte.

Niemand möchte so verrecken!

Dies sollt der Gemarterte bezwecken.

So hatte der Feind sich mit Bedacht,

Die schreckliche Sache ausgedacht.

Gefesselt, gefoltert, massakriert.

Ein jeder am Krieg die Lust verliert,

Der so etwas am Wegrand sieht,

Wenn fröhlich er aufs Schlachtfeld zieht.

Zerkratzt, die Augen ausgestochen,

Von tausend Ameisen bekrochen,

So lag sie dort des Quarzners Leiche.

Wahrlich kein Bild ums anzuschauen.

Es war fürwahr ein Bild zum Grauen.

Wäscher jedoch, der einfallsreiche

Krieger von Format und Rang,

War vor dem toten Freund nicht bang.

Er kniete nieder zum Gebet.

Dann durchschnitt die Fesseln er diskret

Und trug den Toten durch das Rohr,

Hinunter bis ins Teufelsmoor.

„Mach‘s gut mein Freund“, sprach er zur Leiche,

Und übergab sie dann dem Teiche.

Der Sumpf verschlang den Körper schnell.

Noch bevor es wurde hell,

War des Frosches Seele unbenommen

Davon, was mit ihrer letzten Bleibe

Geschehen war, in Quarzners Leibe,

Im Jenseits bereits angekommen.

Ein andrer Frosch, zu Tod geschunden,

Ward kurz darauf im Schilf gefunden.

Es war Nachtwackers Zwillingsbruder.

Irgend so ein Mäuseluder,

Hatte ihn in finstrer Nacht,

Im Bette liegend umgebracht.

An seinem Hals das Würgemal

Verriet, dass der Mörder gar brutal,

Um, was er wollte, zu erlangen,

Bei seiner Tat war vorgegangen,

Die Luft hatte ihm abgedrückt.

Dass der Maus der Mord geglückt,

Lag wohl daran, dass der Frosch

Zu müde war, um seine Gosch

Aufzutun morgens um drei,

Für einen lauten Hilfeschrei.

So konnt‘ Nachtwacker mit Bedauern,

Den toten Bruder nur betrauern.

Mit erhobenen Händen schwor,

Er zornig zum Olymp empor:

„Verleih mir Mut, du großer Gott,

Dass ich dieses Mordkomplott

An meinem Bruder heut noch räche.

Schenk mir Kraft, den Feinden Schwäche,

Dass ich jede Maus erschlage,

Die sich mir zum Zweikampf stellt.

Dann sorg ich für die Niederlage

Des Mäuseheers allein im Feld“.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.