Dienstag, 25. Januar 2011




Machwerk R. W. Aristoquakes

Teil 2-5

So unterhielten nebenan

Die drei sich laut die halbe Nacht.

Dass man dabei nicht schlafen kann,

Hatten sie wohl nicht bedacht.

Im Krankenzimmer Quakenett

Wusste nun von A bis Zett

Über die Medizin Bescheid.

Das Wissen darum ließ sein Leid

Und all die Schmerzen ihn vergessen.

Nun war er wild drauf und versessen,

Schnell an die Front zurückzukommen;

Er dacht bei sich, „genau genommen,

Geht es einem viel, viel besser dort

Als hier“. Drum stand er auf und hüpfte fort.

Mit dem Schwerte in der Hand,

Der Doktor ihn am Morgen fand

Vor der Tür. Er war verblutet.

„Der hat sich zu viel zugemutet“,

Sprach der Arzt, „es ist ein Graus,

Wir machen Hustensaft daraus“.


Auch im Mäuselazarett

War belegt längst jedes Bett.

Verletzungen am Mauseschwanz

Behandelte die Ambulanz

Mit Sachverstand und mit Gespür

Ohne viel Aufwand vor der Tür.

Der Sani Stückelflick ein Meister,

Klebte mit Spucke oder Kleister,

Gemixt mit frischem Mäuseblut,

Die Schwänze an. Sie hielten gut.

So behandelt und kuriert,

Ist man erneut ins Feld marschiert

Und hat sich schnellstens klargemacht

Dort dann für die nächste Schlacht.

Spät nachmittags an Pausbacks See:

Der Führer Sechste Mausarmee

Und Pelusius Quakus, ein Major

Aus dem ersten Fröschekorps,

Trafen sich bei einem Gang,

Zwecks Inspektion am Schilf entlang.

„Wie schön, dass wir uns auch mal seh’n“,

Sprach die Maus zum Frosche, „angenehm,

Mein Name ist Artebibulus,

Was man sich gut merken muss,

Denn ich bin im Mäuseheer

Feldmarschall. Ich bitte sehr,

Sag auch du mir deinen Namen.

Dass wir hier zusammenkamen,

Ist ein Glücksfall, denke ich,

Denn wir müssten eigentlich

Im Lager bei der Truppe sein.

Die leckt die Wunden sich in Pein;

So manchen hat es voll erwischt.

Ihr habt uns ganz schön aufgemischt“!

Der andre lachte froh zum Gruß:

„Angenehm Pelusius“,

Sprach er, „ich führe den Befehl

Über die Frösche; meiner Seel,

Ihr habt uns auch nicht grad geschont.

Die Schlacht, denk ich, hat sich gelohnt.

Wir können sehr zufrieden sein.

Die Verluste blieben klein.

Nur das Fußvolk musst dran glauben;

Doch das kann ich mir erlauben“,

Sprach weiter er in schnödem Ton,

„Da haben wir genug davon“!

„Bei uns“, der andre hat gelacht,

„War es ähnlich in der Schlacht;

Die jungen Hüpfer, die Rekruten,

Mussten am allermeisten bluten,

Doch das ist kein Ungemach,

Es wachsen ja genügend nach“!

Und weiter sprach er unverhüllt:

„Bis morgen ist das aufgefüllt!

All das Volk, das umgekommen,

Ist selber schuld. Genau genommen

Könnten sie noch alle leben.

Ich habe den Befehl gegeben

Tötet sie! Doch nicht zu fassen,

Sie haben selbst sich töten lassen“.

“Was du da sagst, ist mir nicht neu!

Auch mir sind Anfänger ein Graus.

Selten nur befehlsgetreu,

Stehen sie stramm und führen aus,

Was ihnen militärisch klar

Und deutlich laut befohlen war“.

Pelusius Quakus, aufgebracht

Sprach drauf: „Was du da vorgebracht,

Und geschildert hast soeben,

Muss ich jeden Tag erleben.

Meine jungen Froschsoldaten,

Müssen stets dagegenquaken.

Sie sind so renitent und dumm

Und drehen die Befehle um,

Just grade so , wie‘s ihnen passt.

Wehrpflichtige sind eine Last!

Das gilt für die Landarmee

Und erst recht für die auf See.

Neulich, als ich einmal schrie,

Die Augen links, die Kompanie

Blickte stur zur rechten Seite

Wo rechts von mir stand der Gefreite

Quacks; dem war das zwar egal.

Doch links von mir der General,

Wurd‘ zornig als ich Meldung machte.

Und die Truppe stand und lachte.

Ein andermal hab ich befohlen,

Im Gleichschritt halt. Der blöde Haufen

Schaute mich nur an verstohlen

Und ist dann stur vorbeigelaufen.

Ja mit den Leuten heutzutage

Ist es wahrlich eine Plage.

Gehorsamkeit und Disziplin

Ist bei denen nicht mehr drin.

Sie sind nur selten bei der Sache.

Wie gut, dass ich ein paar vom Fache

Noch habe, alles Offiziere.

Die tun im Felde stets das Ihre.

Ich habe tausend Stück davon“

Sprach er mit Stolz im Unterton,

„Und kein einziger von allen,

Ist noch in der Schlacht gefallen;

Was beweist, dass die Elite

Auch klüger ist auf dem Gebiete,

Wie man daraus deutlich sieht

Als Rekruten, die man zieht“!

„Ja“, sprach drauf der Feldmarschall:

„Ähnliches war bei uns der Fall.

Das glorreiche Mauseführungskorps

Nicht einen einz’gen Schwanz verlor.

Weil der ganze Hauf von Adel war

Und kannte jede Kriegsgefahr

Ließ man im Felde Vorsicht walten.

Ein jeder hat sich dran gehalten;

Nur einer nicht, er wurd‘ verletzt,

Weil zu früh er aus der Deckung kam

Doch den hab ich voller Scham

Nach Haus in einen Stab versetzt.

Dort braucht man kluge, tapf‘re Leute,

Genau wie früher, so auch heute“.

Lang unterhielten sich die zwei

So angeregt am Froschteichrand,

Bis einer fragte, nebenbei:

„Was trägst Du denn da im Gewand,

Unter deinem Rock verborgen?

Du erinnerst an Napoleon,

Doch der ist, glaub ich, schon gestorben.

Oder bist du gar sein Sohn“?

„Nein“, lächelte der Feldmarschall

Und zog seine Hand heraus,

Die er unter Wams verdeckt

Bislang hatte gut versteckt.

„Ich wollte nach dem Kampfkrawall

Mich setzen just grad hier zum Schmaus,

Da kamst du am See daher.

Pelusius lachte darauf sehr.

Dann zog auch er die Hand hervor

Und sprach zum andern mit Humor:

„Ein Bratmückchen, schön heiß und kross,

Wozu hat man denn den Tross.“

Und dann grinsten beide: „Eben

So war es schon in Waterloo

Und beim GröFaZ ebenso.

“Wer Krieg führt soll auch leben“.

Und dann stärkten sich die zwei

Für die nächste Keilerei.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.