Freitag, 28. Januar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 2-7


ndes

am See, kam anmarschiert

Frosch Breitfuß, er war reformiert.

Er suchte nach dem Elbmarx dort.

Doch jener war schon lange fort.

Sein Nachfolger im Amte war

Herr Laubfrosch, welcher im Talar,

Die Flossen zum Gebet gefaltet,

Des Elbmarx Lebenswerk verwaltet.

Der gab dem Landser wohlgewogen,

Und allen die ins Schlachtfeld zogen,

Wenn sie es wollten, seinen Segen.

„Gott mit Dir, auf allen Wegen“

Sprach er zu Breitfuß voller Würde,

Und scheinbar innerlich bewegt.

„Ich wünsche Glück dir für die Bürde,

Die der König dir hat auferlegt.

Kämpf‘ redlich, bitte sei so gut,

Sei nicht feige, zeige Mut

Jag das Mausvolk, diese Bande,

Schleunigst wieder aus dem Lande.

Denk daran, manch Schubiack,

Verbirgt sich bei dem grauen Pack.

Hau sie kurz und hau sie klein

Denn das bringt dir Vergebung ein.

All Deine Sünden, wie famos,

Wirst du auf dem Schlachtfeld los.

Wenn Du tapfer Dich verhältst

Und nicht aus Versehen fällst,

Wird zuteil dir die Absolution.

Machs‘ gut, ich bet‘ für Dich mein Sohn,

Und denk daran, nicht feige sein,

Denn so was bringt rein gar nichts ein.

Wenn Du morgen in der Schlacht,

Schießt, so wie es dir befohlen,

Dann bitt ich dich, gib darauf gut Acht

Und ziel zuerst auf die Katholen

Bevor du stürmend unterwegs

Die andern Mäuse all erlegst.

Mäh‘ sie nieder, es muss sein,

Lass dich nicht erst auf was ein.

So hat der Priester wohlbedacht

Dem Krieger Breitfuß Mut gemacht.

Derweil begann in Pausbacks Reich

Die Vorbereitung auf die Schlacht.

Es wurd‘ erneut mobil gemacht.

Die Soldaten rund um ihren Teich

Trainierten das Töten, jedermann

Hat des Seinige getan,

Damit tags drauf er kriegsdienstklar

Und allerbest gerüstet war.

Jeder hat auf seine Weise

Sich fit gemacht und präpariert.

Frosch Wohlgemut im Freundeskreise,

Hat mit den andern exerziert.

Neben dem stramm steh’n übte man,

Wie man am schnellsten töten kann.

Mit Holzwaffen, dass nichts passiert,

Haben gar eifrig sie probiert,

Wie man schießt und wie geladen

Wird, lernten da die Kameraden.

Wie man robbt und wie man schleicht

Damit der Feind wird schnell erreicht,

Zeigte ein Oberst den Rekruten.

Wie man reitet durch die Fluten,

Übte Wasserfreud indes

Auf seinem braunen Rosse. Kess

Durchpflügte so das Wasser er

Und brach sich ab den Binsenspeer,

Der dicht anbei am Ufer stand.

Mit dieser Waffe in der Hand,

Sprang er herab vom Rosse.

Aufrecht stehend auf der Flosse,

Stach er zu, gar ordinär

Und sah vor sich, imaginär,

Den bösen Feind zu Boden sinken

Und im eignen Blut ertrinken.

Hei, was hat das Spaß gemacht.

So zu üben für die Schlacht,

Aufrecht auf einem Blatt zu steh’n

Und wie Achilles auszuseh’n.

An der Rüstung, und zwar vorn,

Hing sein Dolch aus echtem Dorn.

Ja, so fühlte er sich wohl.

Kämpfen so wie sein Idol,

Wollte er und alles wagen.

Keiner sollt „du Frosch“ mehr sagen,

Wenn er heim käm‘ aus der Schlacht.

Nie wieder würd er ausgelacht

Wenn im Krieg er streitend wild

So wie sein Vorbild bald schon killt.

Keiner mehr ihn Großmaul nennen.

Als Held würd man ihn fortan kennen.

„Wartet ab“, dacht er bei sich,

„Eine Schlacht nur lediglich,

Dann kehr ich dem Peliden gleich,

Heim aus dem Krieg an unsern Teich.

Nachdem ich hundert Mäus erschlagen,

Wird man mich auf den Schultern tragen

Und Orden als des Königs Dankeszeichen,

Für meine Kriegsdienstheldentat,

Wird Rex Pausback, mir der Potentat,

Zu ewigem Dank verpflichtet reichen.

Vielleicht, so träumte weiter er,

Erweist mir der König gar die Ehr,

Und reicht mir seiner Tochter Hand,

Als meines Glückes Unterpfand“.

Ein anderer Frosch schärfte den Speer.

Der Dritte schoss mit dem Gewehr,

Zur Übung eine Mücke ab,

Weil sie ein gutes Ziel abgab.

„Bei den grauen Schwanzgestalten“,

Dacht‘ er, „muss ich tiefer halten“,

Doch er brannte schon darauf,

Dass er sie vor seinen Lauf

Bekommen würde scharenweise.

„Auf dass man meine Schießkunst preise“,

Sprach er dann mit Hintersinn

In Richtung zum Olympus hin,

Den Göttern flehend zugewandt:

„Schenkt mir eine ruhige Hand,

Dann mach ich morgen Schuss für Schuss,

Mit dem Mausgesindel Schluss“.

Und schelmisch grinsend dacht der Lauser:

„Meine Knarre ist `ne Mauser,

Die morgen sicher in der Schlacht,

Ihrem Namen Ehre macht“.

Ein Stück weiter, nebenan,

Focht Bachart Quax. Der Grobian

Killte aus Jux und Tollerei

Fliegen; einmal traf er zwei

Mit einem Hieb. Der blanke Stahl

Drang ihnen ins Herz. Obgleich neutral,

Starben sie von Bacharts Hand

Im Krieg für dessen Vaterland.

Vor dem wilden Krieger lagen,

Acht Leichen schon, alle erschlagen.

Bachart, durchs offene Visier,

Sprach zu den Fliegen, Tier um Tier:

„Verzeiht, ich muss noch üben,

Damit mir morgen drüben,

Auf dem Schlachtfeld jeder Streich

Auf Anhieb gelingen möge gleich.

Ich schärfe heut an euch mein Schwert,

Dass es geschieht nicht umgekehrt,

Und einer von der andern Seite,

Mich verletzt gar noch im Streite“.

Und er fügte an mit Schneid:

„Für euch tut es mir wirklich leid“!

Die Fliegen fanden das gemein.

Er schlug alle kurz und klein,

Die abends sich im Dämmerlicht,

Wagten an ihn heran zu dicht.

Als das neunte Tier war tot

Fraß er sie als Abendbrot.

Zur gleichen Zeit, unten am Fluss,

Kämpfte Quax Octavius

Zur Übung wild, wie ein Titan,

Gegen drei Hornissen an.

Solch ein Kampf war populär,

Damals noch beim Militär,

Denn im Gegensatz zu Fliegen,

Die nur schlecht bewaffnet waren,

Konnt‘ hier auch mal der Gegner siegen.

Darüber war sich Quax im Klaren.

Wenn die Vögel, die verdammten,

Ihren gift’gen Stachel rammten,

Einem Frosch gar angriffsfroh,

In den Wanst oder den Po,

Wär’s aus. Die Gefahr war groß,

Dass man dann besinnungslos,

Umkippte und hilflos war,

Wenn Leisetreter Adebar,

Ging zur Abendstunde,

Am Teiche seine Runde.

Schon mancher Held im Storchenmagen

Wurd‘ deshalb zu Grab getragen.

Nicht jedoch Octavius,

Denn der grüne Pfiffikus

Hielt den Hornissen gar verwegen,

Seinen Waffenschild entgegen.

Nachdem der Feind dran abgeprallt,

Erstach er ihn im Hinterhalt.

„Ähnlich werd‘ ich morgen kämpfen,

Den Mäusen ihren Hochmut dämpfen

So dacht‘ bei sich der Froschfilou,

„Und siegen werde ich im Streite,

Denn Gott ist ja auf meiner Seite

Und lässt, dass ich verlier nicht zu“!

Auf der Reitbahn indes Flopp,

Trieb sein Ross zum Froschgalopp

Noch einmal an, des Trainings wegen,

Und ritt, wie er‘s gelernt beim Heer,

Eine Attacke höchst verwegen,

Am Teich entlang mit Schwert und Speer.

Unter ihm dem Kaltblutkaul

Stand der Schaum bereits im Maul.

Doch der Reiter raffiniert,

Hat sein Ross ganz ungeniert,

Zum höchstem Tempo angetrieben,

Mit dem was alle Rösser lieben.

Nicht mittels scharfen Sporen, nein;

Flopp hat nie ein Pferd geschunden,

Sondern mit einer Fliege, nicht zu klein,

Die er dem Reittier vorgebunden.

Diese, höchst begehrenswert,

Gab Sprungkraft seinem grünen Pferd.

So jagten beide durch die Nacht,

Entschlossen, einsatzklar zur Schlacht.

Auf eines Fliegenpilzes Kappe,

Saß von Frosch Plumpart eine Quappe.

Der Junge Recke voll in Fahrt,

Köpfte seinen Widerpart,

Mittels Streitaxt in der Luft.

Nach der Tat, der grüne Schuft,

Lachte zufrieden, denn sein Beil

Hatte getrennt vom Hinterteil,

Den Kopf des Gegners. Hochzufrieden,

Mit der scharfen Axt und sich,

Quakte der junge Wüterich:

„Den Mäusen ist der Tod beschieden.

Diese Waffe in der Hand

Ist des Sieges Unterpfand.

Damit zieh ich gern ins Feld

Und komme heim zurück als Held“!

Doch es sollte anders kommen, Als er es sich vorgenommen.

Ähnlich dacht‘ Germanikus.

Fest stand längst schon sein Entschluss,

Sich Pausbacks Kriegern anzuschließen.

Den Mäusen ihren Schneid verdrießen,

Wollte er. Zu diesem Zwecke

Hatte gerüstet sich der Recke

Mit Dolch und Beil und Hörnerhelm.

„Jeden verdammten Mäuseschelm,

Der sich mir entgegenstellt,

Schick ich in die Unterwelt,

Hinunter in des Hades Reich,

Damit er nie mehr hier am Teich,

Einem braven grünen Mann,

Wie ich es bin, begegnen kann.

Ich trenn den Schädel ihm vom Leibe,

Bevor ich ihn zur Hölle treibe“!

So dacht der Frosch zu Hause noch,

bevor er müd zu Bette kroch,

Um sich, das war opportun,

Vor der Schlacht gut auszuruh‘n .

Nicht an Schlaf und Ruhe dachten,

Drei Frösche, die `nen Streifzug machten

Durch die Kneipen, obwohl es schon spät.

So manche finst’re Lokalität

Entsprach zwar nicht ihrem Niveau.

Doch sie waren ja inkognito,

Und ließen so bei Rauch und Wein,

Nochmal fünfe grade sein.

„Es ist unsre letzte Nacht,

Wir machen durch all, bis zur Schlacht“.

So sangen sie: Gesagt getan.

Es schloss so manches sich noch an,

Was, weil es ganz bestimmt nur stört,

Nicht in den Kriegsbericht gehört.

Aus König Pausbacks Waffenschmiede

Tönte weithin der Hammerklang.

Schwert um Schwert schlug dort solide

Graukopf, der Schmied schon stundenlang.

Obwohl es Nacht schon war und spät,

Brannte die Glut und in die Esse.

Hatte Graukopf eine fette, kesse

Fliege zum Rächern aufgehängt

Damit sie dort schön langsam brät.

Von der Generalität gedrängt

Musste der Schmied gut tausend Klingen

Noch schmieden und zur Truppe bringen.

Da blieb für den fleißigen, braven Lurch,

Kaum Zeit zum Essen, doch zwischendurch,

Eine selbstgeräucherte, krosse Fliege,

Schmeckt bei der Arbeit, auch im Kriege.

-----

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.