Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 70
Der neue Oberbefehlshaber
Nusskernschlemmer ging es vielen
Mauskriegern die ins Wasser fielen.
Die meisten sind auf See geblieben
Und als Leichen abgetrieben
Bis der Reiher irgendwann
Sie am nächsten Morgen
Aus dem Wasser fischte dann
Um sie zu entsorgen.
Die Frösche sahen vom Ufer aus
Fröhlich zu wie Maus um Maus
Sich im Teich zu Tode trank
Und im nassen Element versank
Weil sie zu Schwimmen nicht verstand.
Ach was haben sie gelacht.
Klunter hat gar vorgemacht
Was man mit den Armen treibt,
Und wie man hält die Hand
Damit man über Wasser bleibt.
Doch die Mäuse viel zu dumm
Für das Freischwimm-Praktikum,
Nach dem Beispiel von Frosch Klunter
Gingen weiter unter.
Huckepin und Quaxerich
Hielten ihre Bäuche sich
Ach was war das für ein Spaß,
Den piepsenden Mäusen dort im Nass,
Ersaufend all beim Untergeh’n
Vom trocknen Land aus zuzuseh’n.
Eine rettete sich noch
Indem sie auf `ne Binse kroch
Die sie vor sich plötzlich fand
Weil sie dort im Wasser stand.
Doch es half ihr nicht viel weiter.
Hutschenkanter, ein Gefreiter
Und tapferer Recke der Armee,
Tauchte durch den ganzen See
Und dann biss der grüne Bengel
Listig ab den Binsenstängel,
So dass die arme Maus samt Stiel
Zurück ins Wasser wieder fiel.
Obgleich sie fit noch war und munter
Zog sie der Böse Frosch hinunter.
Sie, die noch keinen Tag war krank
Starb daran, dass sie ertrank.
Zur gleichen Zeit am Schilfrohrrand
Eine Patrouille Potz Ratz fand,
Den Meister der an jenem Tag
Den Tipp gab für den Brückenschlag.
Er ward zum General gebracht.
Dort wurd ihm der Prozess gemacht.
Angeklagt, so war die Lage,
Wegen Hochverrat und Sabotage
Stand das Urteil bereits fest.
Ab in den Bau. Nach dem Arrest
Erschießung durch ein Standgericht.
Potz Ratz schrie: „Ich wollt das nicht“
Als man das Urteil hat verkündet.
Der General sprach: „Unbegründet
Wird keiner von mir umgebracht.
Dein Vorschlag, den du uns gemacht
Auf Pausbacks Insel zu gelangen,
Wie Du weißt ist schief gegangen.
Die halbe Armee ging dabei drauf.
Nun musst du vor den Flintenlauf“!
Dann bracht man ihn zur Tötungswand.
Als man die Augen ihm verband
Ward er vom Adjutant gefragt
Was sein letzter Wunsch denn wäre.
Potz Ratz dacht nach und hat gesagt
Zornig, laut und ordinär.
„Leck mich am Arsch“ ganz ohne Hehl.
Da gab der andre Schießbefehl.
Die Schützen, weil man folgen muss,
Schossen! Wie ein einz’ger Schuss
Donnerte die Salve los.
Die Überraschung war sehr groß.
Nicht einer hatte ins Ziel getroffen.
Der General zu tiefst betroffen
Brüllte seinen Adju an:
„Tu was“ schrie er, „mach schon Mann,
Bring ihnen das Schießen bei“!
Da schossen noch einmal die drei,
Denn Gehorsam war ja Pflicht.
Die Kugeln trafen wieder nicht,
Zischten weit vorbei am Ziel.
Dass der Adju durch sie fiel
War keine Absicht. Aus Versehen
Ist er den schießenden Soldaten
In die Schusslinie geraten.
Doch das Unglück war geschehen!
Von drei Kugeln höchst suspekt
Lag der Dümmling hingestreckt
Vor Potz Ratz, der Idiot
Im eignen Blute und war tot.
Der General nun wutentbrannt,
Mit dem Säbel in der Hand
Schrie. „Feuer“ und hat laut geflucht.
Da haben sie’s nochmal versucht.
Drei Schüsse die wie einer klangen
Lagen deckend, diesmal voll.
Der General hatt‘ kein Verlangen
Zum Befehlen mehr; mit Groll
Im Herzen sank er nieder.
Befohlen hat er niemals wieder!
Der arme Potz Ratz unterdessen
Stand noch immer an der Wand.
Vor Todesängsten halb besessen
Ihm der Lebenswille schwand.
Er zitterte: Vor Angst und Pein
Knickten seine Beine ein.
Schnell sprang einer der drei Schützen
Hin um den armen Kerl zu stützen.
Der zweite, ebenfalls geschwinde
Entfernte ihm die Augenbinde.
Der Todgeweihte konnt‘ kaum glauben,
Was er nun sah mit eig’nen Augen.
Seine Freunde, alle zwei
Von der Kirchenmaus-Pfarrei
Und Kräuselhaar sein Vetter
Waren seine Retter.
Wie war Potz Ratz erleichtert da.
Glücklich rief er „Heureka“,
Das wär ins Aug beinah‘ gegangen.
Als die Patrouille mich gefangen
Dachte ich nun ist es aus
Denn eine graue Kirchenmaus
Ist dem werten Herren General,
So dacht‘ ich bei mir, Schiet egal.
Der Brückeneinsturz war ein Schock
Für ihn, der zu faul war nachzudenken
Als Bauernopfer und als Sündenbock,
Wollt‘ er die Schuld auf mich nun lenken.
Um sich selbst zu profilieren
Wollte er mich exekutieren.
Vor Wut auf mich war er verrückt.
Beinah wär es ihm geglückt.
Wärt‘ ihr zu Hilfe nicht gekommen
Hätt es ein böses End‘ genommen.
Ich dank euch herzlich, doch was nun
Sollen wir als nächstes tun“?
„Einem Freund, dem Unrecht droht
Durch einen solchen Bösewicht
Wie es der General von Brandmaus war,
Zu erretten aus der Not
Ist die erste Bürgerpflicht
Und für jeden Maussoldaten klar“!
Sprach da der Vetter. „Wir sind vier:
Du führst uns an, wir folgen dir.
Ich werde deine rechte Hand
Und schimpf mich dann dein Adjutant.
Du stellst ein „von“ vor deinen Namen
So wie’s bei hohen Tieren Brauch.
Spielst General, zwar ohn‘ Examen;
Doch was Brandmaus konnt‘ das kannst du auch.
Als sie so sprachen ganz spontan
Schlossen sich andre ihnen an.
„Und ich“ piepste Maus Zottelschwanz
„Werde eure Ordonanz.
Ich kost‘ das Essen vor und auch den Wein
Schenk ich euch immer reichlich ein.
Bei mir muss keiner Hunger leiden.
Ich werd‘ den Speck in Happen schneiden
Schön für euch alle mundgerecht
Damit ihr euch nicht den Kiefer brecht
Und stets für frischen Käse sorgen.
Ich werde alles für euch borgen,
Wonach euch grad der Gaumen steht,
Damit es immer gut euch geht“.
„Und ich pfiff Lochner kollegial
Spiel ab jetzt den Korporal.
Ich sammle die versprengte Truppe
Wieder ein. Gruppe für Gruppe
Formier ich sie, so gut es geht
Bis die Brigade wieder steht“!
„Gut; dann probieren wir’s nochmal“
Sprach von Potz Ratz der General
Seines Zeichens nun und dann
Greifen wir sie richtig an.
Die Frösche denken wir sind tot.
Wenn wir sie beim Abendbrot,
Während sie sich Mücken haschen
Auf der Wiese überraschen,
Können wir sie kriegen
und ganz leicht besiegen.
Wir greifen aus der Sonne an,
Dass man uns nicht sehen kann
Und rücken vor gegen den Wind,
Dass sie uns nicht wittern können,
Aus dem Schilf heraus geschwind
Grad wenn sie sich das Essen gönnen.
Die Hetschen werden arg erschrecken
Wenn wir mit Trompetenschall
Im Marschschritt alle niederstechen“.
„Dann wirst du sicher Feldmarschall“
Sprach lachend darauf Zottelschwanz
Seines Zeichens Ordonanz
Des Kommandierenden von Potz Ratz
Bei der erneuten Frösche-Hatz.
Wie vorgeplant, so wurd’s gemacht.
Es war Abend, kurz nach acht.
Da kam Lochner ganz formell
Zum Generale zum Apell.
„Die Truppe steht, ist einsatzklar.
Zehntausend etwa und ein paar
Konnt‘ ich noch zusammentreiben.
Die andern wohl vermisst all‘ bleiben“.
Der General sprach „Gut gemacht,
Auf Männer, macht euch klar zur Schlacht.
Jetzt haben wir das beste Licht
Und vergesst die Waffen nicht“!
Wie durchgeplant und vorbedacht
Wurd es schließlich auch gemacht.
Um acht Uhr zehn erging Befehl
Zum Vormarsch auf des Archipel
Wo die Froschsoldaten saßen
Und ihre Abendfliegen aßen.
Von Potz Ratz, der General
Gab persönlich das Signal
Zum Angriff: „Männer Vorwärts Marsch,
Tretet ihnen in den Arsch,
Haut ihnen die Goschen rot,
Packt sie, würgt sie, schlagt sie tot.
Spießt sie, beißt sie bringt sie um.
Kratzt und stecht sie, macht sie stumm“!
Mit Distelblättern und Dornenzweigen
Stürmten die Helden mäuseeigen
Gegen die Frösche Mann für Mann
Mutig und verwegen an.
Die Frösche jedoch in Sachen
Krieg erfahren, hatten Wachen
Um den Lagerplatz im Feld
Zur Bewachung aufgestellt.
Ein Wächter, der auf einem Baum
Saß hoch oben überm Schilfrohrsaum,
Sah die Mäus‘ durch’s Riedgras schleichen.
Er gab dem Neben-Mann ein Zeichen
Und dieser mit gespitzter Gosch
Gab‘s weiter an den nächsten Frosch.
Die Meldung lief in Windeseile
Weiter so und nach `ner Weile
Kam die Warnung an im Lager.
„Sie greifen wieder an, die Nager“
Meldete der Oberst Quack
An den König. Dieser „Zack“
Schoss noch eine Mücke tot
Und schluckte sie zum Abendbrot.
Kauend noch, die Faust geballt
Befahl er: „In den Hinterhalt:
Tarnt euch, dass euch gut versteckt
Keiner der Mauskrieger entdeckt.
Wir stellen unten sie am See
Gab er Befehl an die Armee.
Darauf warte ich schon lange;
Heut nehmen wir sie in die Zange“
Dabei grinste er gar scheel
Und gab einen weiteren Befehl:
„Schafft herbei Morast und Dreck
Und schmiert mit Schlamm das Ufer ein,
So dass die Rutschbahn ihren Zweck
Erfüllt. Wie Seife muss sie sein.
Es muss vor Glätte nur so flutschen,
Dass sie all ins Wasser rutschen
Und weil sie keinen Halt mehr finden
In unserm kühlen Nass verschwinden.
Die Taucher zieh‘n sie dann hinab
In Ihr eignes Massengrab“!
Und an den Oberst Quack gewandt:
„Du bist mir dafür der Garant,
Dass alles wie am Schnürchen läuft
Und mir dabei kein Frosch ersäuft“.
Der andre sagte nur „Jawohl“.
Dann hörten sie schon das Gejohl‘.
„Sie kommen, gebt ihnen den Rest“
Schrie Pausback, „dort genau von West.
Macht schnell, die Waffen nun zur Hand.
Rettet unser Vaterland“!
Die Mäuse taktisch gut staffiert
Sind in Froschhausen einmarschiert.
Sie fanden keinen einz’gen Lurch;
Drum marschierten sie hindurch.
Ohne Zaudern ohne Halt
Waren sie am Wasser bald,
Wo die Frösch‘ auf Lauer lagen
Um sie in den See zu jagen.
Um acht Uhr zwanzig Sommerzeit
War es dann am Teich so weit.
Der Oberst gab in aller Ruh
Alarm. Die Falle schnappte zu.
Den Gegnern Panik einzuflößen
Ließ er die dicke Berta lösen.
Es war nur die Salutkanone;
Doch auch die war nicht ganz ohne.
Es war als würd die Welt nach oben
Um einen Meter angehoben.
Die Mäuse bei dem lauten Knall
Stoppten ihren Überfall.
Sie hielten sich die Ohren zu.
Von Potz Ratz dacht bei sich „Nanu,
Die Frösche konnten Feuerwaffen,
Wie mir scheint, sich wohl beschaffen“.
Der Adju dacht bei sich im Stillen:
“Die werden uns noch alle killen“!
„Da geh ich lieber auf Distanz“
Dacht mit Respekt die Ordonanz
Und versteckte sich geschickt
Hinter einem Feldrainknick.
Lochner, der Korporal hingegen,
Wie immer tapfer und verwegen.,
Rief seinen Landsern „Vorwärts“ zu.
„Rückzug ist für uns tabu.
Vorwärts Männer mit Hurra.
Heil und Sieg dir Mausula“!
Da griffen von der Flanke her
Die Frösche an. „Setzt euch zur Wehr“
Schrie von Potz Ratz der General.
Haltet durch noch dieses Mal.
Gleich haben wir den Krieg gewonnen.
Dann können wir im Ruhm uns sonnen.
Haltet durch; nicht feige sein;
Heizt den Höppern nochmal ein;
Lasst sie eure Zähne spüren
Dann werde ich euch heimwärts führen
Nach der Schlacht mit Siegesbanner“!
So schrie Potz Ratz und dann begann er
Mit seinem scharfen Degen
Die Frösche schier hinwegzufegen.
Doch seine Taktik ging nicht auf.
Die Grünen kamen nun zu Hauf
Und setzten festentschlossen nach.
Die Mausarmee war viel zu schwach
Um dem Gegner Stand zu halten
Geschweige denn ihn auszuschalten.
Nun eingekesselt die Armee
Wie Paulus einst in Stalingrad;
Voraus im Osten nur der See,
War schlimm die Lage in der Tat.
Die ersten waren schon gefallen.
Die feisten, nassen, grünen drallen
Hetschen aus dem Froschteichmoor
Rückten immer weiter vor
Und kesselten gar hundsgemein
Die Mäus‘ nach Strich und Faden ein.
„Wir werden allesamt verderben
Oder am Hunger alsbald sterben“
Dachten die grauen Maussoldaten
Als sich ihnen die Frösche nahten.
„Wir müssen einen Ausbruch wagen“
Sprach General von Potz Ratz ohn‘ Zagen.
Wir brechen durch, dort auf den Deich
Fügte er hinzu noch kesser,
Von oben aus da kämpft sich‘s besser“!
„Das käme einem Selbstmord gleich“
Erwiderte der Korporal.
„Wir sollten lieber noch einmal
Kämpfen nach unsrer Väter Art
Dann bleibt uns all die Schmach erspart
Die Paulus musst ertragen!
Zu feig ein Widerwort zu wagen
Tat er was ihm dazumal
Der braune Gröfaz strikt befahl.
Weil er zu lang gezögert hat
Starb die Armee in Stalingrad“!
Der General hat‘s kurz bedacht;
Dann hat er zackig kehrt gemacht.
„Männer“ rief er, „zeigt es ihnen.
Nun gilt’s den Sold euch zu verdienen.
Zweikampf ist nun angesagt.
Ich erwarte, dass sich jeder plagt
Und mannhaft in der Kesselschlacht
Unserm Volke Ehre macht.
Also werft euch ins Gefecht“!
Er endete gerad noch recht
Um einen Dolchstoß abzuwehren
Den ein Frosch ihm wollt bescheren.
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Wie der Krieg noch weiter geht,
Wer sterben muss und wer noch nicht,
Das beschreibt der Kriegsbericht
Der in der nächsten Folge steht.
wird fortgesetzt
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