Teil 8 – 72
Paddurxes Tod
Leutnant hat zu Haus getan
Geht die anderen nichts an.
Denn nur Zivilisten können
Sich so etwas im Krieg noch gönnen.
An der Front im Feld hingegen
Kämpften die Mäuse gar verwegen
Weiter tapfer Mann für Mann
Gegen die dreisten Frösche an
Die ihren Prinzen mit Bedacht
Hatten dereinst umgebracht.
Den guten Krümeldieb zu rächen
Und die Froscharmee zu schwächen
Galt seither als adäquat
Für jedermann im Mäusestaat.
Das nahm auch Springer sich zu Herzen.
Die Frösche alle auszumerzen
Wurd‘ ihm, der sonst kein Bösewicht,
Nun zur ersten Bürgerpflicht.
Freiwillig ging er an die Front.
Wie einst Achill am Hellespont
Hat Trojaner umgebracht
So hat es nun auch er gemacht.
Die Frösche mussten es ertragen.
Dutzende hat die Maus erschlagen.
Ohne Rast und ohne Ruh
Schlug Springer unbarmherzig zu.
Mit dem Schwerte in der Hand
Stürmte er durch Pausbacks Land
Und mähte nieder sie in Reihen.
Vom Gezeter, Stöhnen und vom Schreien
Der Frösche ließ er sich nicht stören.
Er tat als würd‘ er’s überhören
Und meuchelte ohn‘ jeden Sinn,
Und ohn‘ zu kennen all die Namen
Im Krieg die Gegner nur so hin
Wie sie vor sein Schwert ihm kamen.
Er hatte hundert schon geköpft
Als er vom Kriegshandwerk erschöpft,
Am Seeufer auf Paddurx stieß.
„Ich schenke dir das gold‘ne Vlies“
Jener in Todesangst laut schrie
Indem er bettelnd auf die Knie
Niederfiel und weiterflehte.
Die Hände verschränkt wie zum Gebete
Ließ er sich vor der kühnen Maus
Gar weinerlich dann weiter aus:
„Was du verlangst werd‘ ich dir geben
Doch bitt ich dich, schenk mir das Leben.
Ich bin Pausbacks Schwiegersohn
In spe. Mein Vater der Baron,
Würdest du mich jetzt verschonen,
Würde dich gar reich belohnen.
Nebst dem Vlies als Dankesgaben
Sollst du zwanzig Kröten haben.
Glaub mir, ich hab genug davon.
Sie warten auf mich alle schon
In meinem Teich die süßen Unken.
Sie sind sicher schon ganz liebestrunken
Denn ich bin schon lange fort.
Von mir ein einziges nettes Wort
Und sie würden Dich verwöhnen.
In den allerhöchsten Tönen
Würdest du meinen Harem preisen.
Ich bitte dich, pack weg das Eisen;
Steck es in die Scheide
Rechts an deinem Kleide“.
Als Springer tat wie’s vorgeschlagen
Hörte er Paddurx dankbar sagen:
„Du wirst es nicht bereuen;
Sie werden dich erfreuen.
Meine Unken sind nicht prüde
Und für die Liebe nie zu müde.
Sie haben gute Kondition;
Da hast du wirklich was davon;
Dass sie mit ihrem Reitz nicht geizen
Und gerne ihre Beine spreizen
Wirst du gleich selbst erleben.
Sie werden gern dir all das geben
Was du erträumt dir Nacht für Nacht
Hast im Felde in der Schlacht.
Sie werden gern sich dir verschenken;
Du wärst im Himmel, wirst du denken;
Sie haben wirklich etwas los,
Du wirst es seh’n, sie sind famos.
Was du dir wünscht, werden sie machen
Und noch ganz andre tolle Sachen.
Hören und Seh’n wird dir vergeh’n;
Die Augen wird es dir verdreh’n
Wenn meine süßen nassen Krötchen
Streicheln mit zarten feuchten Pfötchen
Dein graues, glattes, samt‘nes Hemd.
Ihnen ist keine Technik fremd;
Das Kamasutra für Maus und Lurch
Gehen sie mit dir gleich durch;
Von vorn bis hinten und zurück;
Du wirst vergehen schier vor Glück.
Alles was du so lange hast vermisst
Bekommst du, dass du’s nie vergisst
Das garantier ich dir schon jetzt!
Und Angst davor, dass eine petzt,
Es deinem Weibe könnte sagen,
Brauch dich auf keinen Fall zu plagen.
Im Krötenpfuhle dort am Bache
Spricht man nur die Unkensprache
Und die versteht die deine
Bestimmt nicht wie ich meine“.
Niemand hatte schon seit Wochen
Von Weibern mehr mit ihm gesprochen.
„Na gut“ sprach Springer „ich schone dich,
Doch geh voraus und führe mich
Nach Haus zu dir zum Krötenteich;
Wenn schon, dann will ich sie jetzt gleich“!
Er hatte schon seit Tagen keine
Mehr gehabt und seine kleine
Nette, süße Ehemaus
War weit weg, allein zu Haus.
Ihm stand nach einem Weib der Sinn;
Drum zog’s ihn zu den Unken hin
Mit einem Sehnen und zwar so
Wie den Frosch im „wooing go“.
Er sah im Geist sie schon vor sich
Die hübschen nackten Unken.
Ihm wurde schon ganz feierlich.
Sein Herzchen pochte freudetrunken
Und sein graues Schwänzchen stand
Ihm besonders gut heut, wie er fand.
Noch nie bis dato, ungelogen
Hatte Mausi er betrogen.
Noch niemals hatte er sich eine
Andere Maus je als die Seine
Mit zu sich ins Bett genommen.
Am Krötenpfuhle angekommen
Haben all die frechen Unken
Den beiden freundlich zugewunken.
Das Sonderbare war dabei,
Das im Wasser immer zwei
Grüne ziemlich nah beisammen
Gemütlich durch den Froschteich schwammen.
Als Paddurx sah wie seine Lieben
Pärchen-weis durchs Wasser trieben
Wurde er wütend. Kreidebleich
Sprach er: „Wie mir scheint die Laich
Hat ohne uns schon angefangen“.
Darauf ist’s ihm schlecht ergangen.
„Du grünes Schwein hast mich betrogen“
Schrie Springer Paddurx zornig an.
Bevor das Schwert er hat gezogen
Hat er ein Übriges getan.
Den Frosch an einen Pfahl gebunden
Hat er gefoltert und geschunden.
Als letztlich dieser es dann wagte
Und nach dem Warum leis fragte
Hat der Mauser zugestochen.
Er traf das Herz. Ein letztes Pochen
Dann stand es still. Das Blut rann rot
Aus seiner Brust. Er selbst war tot.
Im nahen Pfuhle seine Unken,
Allesamt lieb und tugendreich,
Nur momentan arg liebestrunken
Beschäftigt lustvoll mit der Laich,
Unkten Paddurx fröhlich zu:
„Ach du dummer Grünfrosch du,
Hättest du’s mit uns getrieben
Dann wäre dir das erspart geblieben.
Hättest du eine von uns genommen
Dann wär es nicht so weit gekommen
Wie es kam grad eben,
Dann würdest du noch leben.
Anstatt eine von uns bequemen
Unken dir als Weib zu nehmen
Wolltest du den Thron
Als Pausbacks Schwiegersohn
Am königlichen Hof besteigen.
Weil du protzend wolltest zeigen
Was auch ein kleiner grüner Mann,
Wenn er will, erreichen kann,
Wolltest du zu hoch hinaus.
Eingeheiratet ins Königshaus
Wolltest du vor uns hier prahlen.
Du musstest mit dem Leben zahlen“.
So unkten die Schönen all im See.
Doch Pausbacks Schwiegersohn in spe
Paddurx nahm es nicht mehr wahr
Weil er dazu zu tot schon war.
Indes ließ Springer, jene Maus
Der man so übel mitgespielt
Seine Wut aus sich heraus.
Er ging auf Froschjagd. Nun gezielt.
Nach der missglückten Herzenssache
Sehnte er sich nur noch nach Rache.
Vergessen waren Lust und Liebe.
Aus Frust bezog nun mancher Hiebe
Von ihm obgleich er ganz und gar
Unschuldig an der Sache war.
Sein sehnsuchtsvolles Lustverlangen
War dem Mauser längst vergangen
Und darum tat er was vonnöten
Im Krieg gegen die Frösche war, sie töten.
So mancher Frosch genau genommen
Ist nur deshalb umgekommen
Weil Maus Springer liebestrunken
Nicht ran kam an die geilen Unken.
Da diese all zusammen
Halb getaucht im Wasser schwammen
Und Springer den Schwanz weder zum Tauchen
Noch zum Schwimmen konnt‘ gebrauchen.
Die wirklich arg frustriete Maus
Ließ ihren Frust an allen aus
Die ihr in den Weg nun kamen,
Und zwar in König Pausbacks Namen.
Zum Beispiel Grönpoch der Alkalde
Der unten, nah dem Binsenwalde
Am Abend noch spazieren ging.
Die Maus verpasste ihm ein Ding
Mit ihrem Fuße so beherzt,
Dorthin wo es am meisten schmerzt.
Der Bürgermeister erlitt `nen Hodenbruch.
Von da an war er ein Eunuch
Der später, weil ihn Pausback bat,
In seinen Dienst bei Hofe trat.
Dort leitet er den Harem nun.
Als Kastrat gibt’s viel zu tun
Denn die Frösche bei Hof sind sehr
All hinter Pausback Kröten her.
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Von dort und mancherlei Skandal
Der bei Hofe einst geschah,
Berichte ich das nächste Mal
So wie ich es sah.
wird fortgesetzt
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