Sonntag, 4. Dezember 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 -71

Brutaler Krieg


un ging

es endlich richtig los.

Ach was war das doch famos

So wie in guten alten Zeiten

Endlich wieder mal zu streiten.

Stechen, Hauen, Bogen schießen,

Speere schleudern, Lanzen spießen;

Meucheln, Morden, alles wagen.

Dem Gegner Arm und Bein abschlagen.

Kampf um Land und Gut und Ehr

Wie einst in Troja bei Homer.

Würgen, Kratzen, Schädel spalten

So wie es machten einst die alten

Griechen im Troja-Krieg um Ilion

Vor dreitausend Jahren schon.

Zweikampf bis aufs Blut;

Ach wie war das gut.

Lochner machte mittels Speer

Den Anfang und seinem Namen Ehr.

Er stach zu, so fest es ging.

Getroffen hat es Hüpperling;

Der Speer drang ihm ins Schulterblatt;

Von hinten schräg nach vorne glatt

Flutschte er; es war ein Graus

Und trat aus seinem Maule aus.

Der arme Kerl, derart verletzt

Sank ins Gras. Er war entsetzt;

Seine Sorgen waren groß;

Er war den Backenzahn nun los

Mit dem seit seiner Kindheit er

Sicher eine Million und mehr

Mücken, wenn zu hart sie waren,

Geknackt hatte in all den Jahren

Seit er auf die Jagd dort ging

Am Froschteiche wo er sie fing.

Den hatte der Speer ihm ausgeschlagen.

Der Schmerz war kaum noch zu ertragen.

Er wollte just quaken laut in seiner Not.

Doch mit dem Loch das ihm der Speer

Gerissen hatte ging‘s nicht mehr.

Er zappelte vor Schmerz und Qual.

Da traf es ihn ein zweites Mal

Und seitdem ist der Arme tot.

Dem Höpperk erging es nicht viel besser.

Apodemus mit dem Nussschälmesser

Hat ihm das linke Bein gestutzt.

Der Frosch geschockt und arg verdutzt

Wollt‘ sich den Schaden grad beseh’n

Da ist noch Schlimmeres gescheh’n.

Die böse Maus schlug mit der Keule

Dem wack‘ren Krieger eine Beule

Auf den Kopf. „Oh tut das weh“

Dachte er: Dann war’s passee.

Mit dem Kopf auf seinem Bein

Schlief der Frosch für immer ein.

Noch schlimmer ist es Gecksch ergangen.

Er hat sich etwas eingefangen,

Was er gar nicht haben wollte

Doch kostenfrei bekommen sollte;

Ratos Kopf in seinen Magen.

Auf dem Solarplexus saß

Der Ramm-Stoß, wonach Gecksch vergaß

Zu atmen. Ach was ging’s ihm schlecht.

Er war KO ganz regelrecht.

Lang hingestreckt, besinnungslos

Lag er ein Weilchen noch im Moos

Und träumte vom Elysium.

Da bracht der andere ihn um.

Der Dolchstoß saß genau im Herzen.

Die Frosch-Armee musst‘ es verschmerzen.

Sie hatte einen tapfer‘n Krieger

Weniger. Der Zweikampfsieger

Griff nach dem Speer. Mit voller Kraft

Stieß er ihn gar heldenhaft,

Gezielt genau mit Übersicht,

Dem Modder-Hucksch voll ins Gesicht.

Die scharfe Waffe drang tief ein

Dem armen Frosch in’s Nasenbein

Und fuhr, weil sie war angespitzt

Ins Großhirn durch. Es hat gespritzt

Als würd ein Ei von einem Pfeil

Durchbohrt. Es blieb kaum etwas heil.

Modder-Hucksches Konterfei

Sah schlimm nun aus. Nur roter Brei

Wohlvermengt das Blut mit Hirn,

Rann von seiner Denkerstirn.

Ihm wurde übel, er sah rot;

Er stolperte, schlug hin, war tot.

Noch heute in der Unterwelt

Ist sein Gesicht derart entstellt,

Dass Gott Hades ihn versteckt

Weil er die Seelen sonst verschreckt.

Er sitzt bei Hypnos dem Ungeheuer,

Den man den Gott des Schlafes nennt

Und schürt mit ihm das Feuer

Wenn er nicht gerade pennt.

So mancher Frosch ward hingestreckt

Weil mit `ner Maus er angeeckt.

Wanstvollschläger kannte einen Trick

Der manchem Frosch wurd‘ zum Geschick.

Sie rief: „Kommt her ihr grünen Jecken;

Ich werd‘ euch alle niederstrecken.

Ihr habt, so scheint’s mir, keinen Mut“.

„Was seid ihr für `ne feige Brut“

Schrie sie weiter gut gedeckt

Hinter ihrem Schild versteckt.

Dort wartete sie dann verwegen

Drauf dass ein Frosch mit seinem Degen

Zum Angriff überging im Zorn.

Durch das Loch im Schilde vorn,

Von dem der dumme Hetsch nichts wusste,

Stieß mit Gewalt sie die robuste

Spitze Lanze dann heraus.

Meistens war der Kampf schon aus

Bevor er hatte angefangen.

Kordetschke ist es so ergangen.

(Die insgesamt nahezu tausend verschiedenen Froschnamen

in diesem Machwerk stammen zu einem Großteil aus der

Dissertation von Ursula Wiepen zum Thema Frosch im Deutschen

Wortatlas, die im Jahre 1945 an der Uni Münster vorgelegt wurde)

Als er wollt grad attackieren

Ging’s ihm plötzlich an die Nieren.

„Was brennt das“ dacht der dumme Lurch

Als die Lanze in ihn drang

Und weiterstach durch ihn hindurch

Denn sie war entsprechend lang.

Er hat geblutet wie ein Schwein.

Am Blutverluste ging er ein.

Moorkökert ein stolzer kühner

Rötlich braun gefärbter Grüner,

Der bei mancher Keilerei

In seinem Leben schon dabei

Gewesen war einst als Soldat,

War fürwahr ein Frosch der Tat.

Angst vor Mäusen kannt‘ er nicht.

Sie zu töten war ihm Pflicht,

Das hatte Pausback er geschworen.

Noch nie hatte er einen Kampf verloren

Bis Kokosraspler vor ihm stand

Ohn‘ Waffen, nur im Pelzgewand.

Der Frosch ging gleich zum Angriff über.

Der Mauser jedoch lachte drüber

Und hat, als er hat zugestochen,

Die Lanze seinem Feind zerbrochen.

Dabei sprach wütend er zum Frosche:

„Ich hau dir gleich was auf die Gosche.

Einem wie dir wird’s nie gelingen

So einen wie mich mal zu bezwingen.

Hau ab, bevor ich mich vergesse

Und ich mit Dir mich nochmal messe.

Ich schenke dir das Leben;

Auch hab ich dir vergeben,

Dass du mich ermorden wolltest.

Doch wenn du es nochmal wagen solltest

Einen tapferen Mausepheben

Anzugreifen so wie eben,

Dann haue ich bis zu den Hoden

Ungespitzt dich in den Boden

Dass deine Plattfüß‘ in der Erden

Noch ein gut Stück breiter werden

Und an deinem Oberteil

Nicht eine Warze bleibt mehr heil“.

Der Frosch vom Mauser so verroht

In seiner Existenz bedroht,

Machte auf den Hacken kehrt.

Deshalb blieb er unversehrt.

Kokosrasplers Kamerad

Indessen kannte keine Gnad‘;

Er jagte mit seinem spitzen Speer

Hinter dem schon Besiegten her.

Moorkäckert dem wack’ren kühnen

Rötlich braun gefärbten Grünen

Er hat es gar nicht erst versucht,

Blieb nichts übrig als die Flucht.

Er sprang ins Wasser zu den Unken.

Vermutlich ist er dort ertrunken.

Zur gleichen Zeit, ein Stückchen weiter

Kämpfte Krumendreher ein Gefreiter

Gegen Gagser einen Frosch.

Mit seinem scharfen Schwerte drosch

Die Maus dem Frosch die Vorderflossen

Ab durch einen schnellen Streich.

Ach was ist das Blut geflossen.

Gagser stolperte und wurde bleich.

Dann sah die eigne Dolchhand er

Vor sich im grünen Grase liegen.

Da wurd ihm klar, dass niemals mehr

In einem Zweikampf er würd siegen.

Als ihm dieses ward bewusst,

Wusst‘ er dass er sterben musst‘.

Als Berufssoldat ohn‘ Hand

War nutzlos er fürs Vaterland

Denn er konnt‘ ja nicht mehr morden.

Kriegsdienstuntauglich geworden,

Würde Pausback ihn entlassen

Wie all die andern ehrenwerten

Schwerverletzten Kriegsversehrten

Die es gab daheim in Massen.

Ach was war die Sorge groß.

„Sicher werde arbeitslos

Ich betteln müssen um mein Brot.

Am End‘ droht mir der Hungertod,

So wie all den vielen ehrenwehrten

Krüppeln, die vom Krieg heimkehrten.

Die Brust verziert mit Ordenseisen,

Heimatlos ohn‘ was zu beißen,

Muss ich dann in einer tristen

Pfütze mich durchs Leben fristen

Als kriegsversehrter Veteran.

Ach hätte ich doch nur getan

Was Papa mir einst immer riet:

-Glaub mir Gags, Kommiss ist Schiet-.

Ach hätt ich doch auf Vaters Rat

Gehört: -Junge, werde kein Soldat,

Verweigere den Kriegsdienst dann

Bist du weitaus besser dran.

Wähl Zivildienst als Ersatz.

Dort ist eines Mannes Platz.

Tob dich in einem Krankenhaus

Als Zivildienstleister aus;

Dort bewirkst du mehr

Als beim Militär“!

So dachte Gackser hoffnungslos.

Da traf es ihn. Der Gnadenstoß

Der von Krumendreher kam

Und ihm das Leben nahm,

Hat auch die Sorgen ihm genommen.

Frosch um Frosch wurd in der Schlacht

Nun von den Mäusen umgebracht.

Tausende sind umgekommen.

Die meisten starben anonym.

Die Mäuse kämpften ungestüm

Und haben Sieg um Sieg errungen.

Die Frösche zum Rückzuge gezwungen,

Mussten bluten. Aufgerieben

Und in die Enge arg getrieben,

Blieb Pausbacks Heer, stark reduziert,

Die Schmach des Flüchtens nicht erspart.

Die Mäuse übermotiviert,

Mordlust mit Heldentum gepaart,

Kannten kein Erbarmen mehr

Und rannten ihnen hinterher

Und machten tückisch immer wieder

Von hinten Pausbacks Landser nieder

Die allesamt nun in der Flucht

Erneut ihr Heil haben gesucht.

Weil er den Speer verloren hatte

Griff Lückzahner ein Maussoldat

Blitzschnell nach einem Nesselblatte

Womit er sich neu bewaffnet hat.

Damit hat er unverzagt

Brattje vor sich hergejagt

Um ihn am End dazu zu zwingen

In den Teich zurückzuspringen.

Dem Frosch, der um sein Leben rannte

Den Mors er derart schlimm verbrannte,

Dass mit Verbrennungen dritten Grades

Er verstorben ist. Im Hades

Als gebrannte Froschseele seither

Schürt das Feuer dort nun er

Und gibt drauf Acht, dass in der Glut

Im Fegefeuer-Martyrium

Die Seelen geläutert werden gut

Vor der Einkehr ins Elysium.

Hutschgunke war noch schlechter dran.

Er geriet an Muselman.

Der köpfte ihn mit seinem Schwert.

Ansonsten blieb er unversehrt.

Um das Kopfgeld zu bekommen.

Hat der den Schädel mitgenommen.

Den Rumpf, ganz ohne weit’re Wunden,

Hat Rabatschke dann, der Freund gefunden.

Der Kamerad lag totgeschlagen

Vor ihm in einem Güllegraben.

Er konnte für ihn nichts mehr tun.

Deshalb wurde Rabatschke nun

Von Selbstvorwürfen arg gequält.

Der ganze Krieg ward ihm vergällt.

Den Freund, dem Treue er geschworen

Hatte er in der Schlacht verloren.

Als Offizier höchst ehrenwert,

Warf er verzweifelt sich ins Schwert

Um dem Freund sein eignes Leben

Als Beweis dafür zu geben,

Dass Kameradschaft sie verband

Und er ihm treu zur Seite stand

Wie sich‘s gehört in Pausbacks Heer

Für Helden auf dem Feld der Ehr.

Das Schwert traf einen Rippenknochen.

Dabei ist es entzweigebrochen.

Doch als Offizier im Leutnantsrang

Zögerte der Frosch nicht lang;

Als echter Held wusst‘ der Soldat

Auch in diesem Falle Rat.

Er warf sich tapfer in den Speer.

Von da an lebte er nicht mehr.

Einem andern Frosch, Quax Klepagg Kluntsch

Ist weitaus schlimmeres passiert.

An die Front auf eig’nen Wunsch

Zwecks des Heldentums versetzt

Hat man ihn gar schwer verletzt

Und sein Gesicht ihm ramponiert.

Ein Maussoldat mit seinem Schwert

Hat ihm die Nase abgeschlagen,

Die bisher er so sehenswert

Und hoch hat vor sich hergetragen.

Der böse Mäusegrenadier

Sah sich, was er hatt‘ getan

Voller Schadenfreude an.

„Als hochnäsiger Offizier“,

Sprach die Maus zu Klepagg Kluntsch

Wirst deine Nase Du nie mehr

So hoch tragen können wie bisher“.

Der zog beleidigt einen Flunsch

Und reichte die Entlassung ein.

Und dann hat sich verpisst.

Er wollte kein Soldat mehr sein.

Seitdem ist er Zivilist.

„Zu Haus tröstet Witwen er“;

So wird berichtet es seither.

Dafür braucht er sein Gesicht

Mit der schönen Nase nicht.

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Was weiter in der Schlacht geschah,

So wie es der Kriegsberichter sah,

Werde ich, ohne was hinzuzudichten

Demnächst ich Euch hier berichten.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.