Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 -71
Brutaler Krieg
es endlich richtig los.
Ach was war das doch famos
So wie in guten alten Zeiten
Endlich wieder mal zu streiten.
Stechen, Hauen, Bogen schießen,
Speere schleudern, Lanzen spießen;
Meucheln, Morden, alles wagen.
Dem Gegner Arm und Bein abschlagen.
Kampf um Land und Gut und Ehr
Wie einst in Troja bei Homer.
Würgen, Kratzen, Schädel spalten
So wie es machten einst die alten
Griechen im Troja-Krieg um Ilion
Vor dreitausend Jahren schon.
Zweikampf bis aufs Blut;
Ach wie war das gut.
Lochner machte mittels Speer
Den Anfang und seinem Namen Ehr.
Er stach zu, so fest es ging.
Getroffen hat es Hüpperling;
Der Speer drang ihm ins Schulterblatt;
Von hinten schräg nach vorne glatt
Flutschte er; es war ein Graus
Und trat aus seinem Maule aus.
Der arme Kerl, derart verletzt
Sank ins Gras. Er war entsetzt;
Seine Sorgen waren groß;
Er war den Backenzahn nun los
Mit dem seit seiner Kindheit er
Sicher eine Million und mehr
Mücken, wenn zu hart sie waren,
Geknackt hatte in all den Jahren
Seit er auf die Jagd dort ging
Am Froschteiche wo er sie fing.
Den hatte der Speer ihm ausgeschlagen.
Der Schmerz war kaum noch zu ertragen.
Er wollte just quaken laut in seiner Not.
Doch mit dem Loch das ihm der Speer
Gerissen hatte ging‘s nicht mehr.
Er zappelte vor Schmerz und Qual.
Da traf es ihn ein zweites Mal
Und seitdem ist der Arme tot.
Dem Höpperk erging es nicht viel besser.
Apodemus mit dem Nussschälmesser
Hat ihm das linke Bein gestutzt.
Der Frosch geschockt und arg verdutzt
Wollt‘ sich den Schaden grad beseh’n
Da ist noch Schlimmeres gescheh’n.
Die böse Maus schlug mit der Keule
Dem wack‘ren Krieger eine Beule
Auf den Kopf. „Oh tut das weh“
Dachte er: Dann war’s passee.
Mit dem Kopf auf seinem Bein
Schlief der Frosch für immer ein.
Noch schlimmer ist es Gecksch ergangen.
Er hat sich etwas eingefangen,
Was er gar nicht haben wollte
Doch kostenfrei bekommen sollte;
Ratos Kopf in seinen Magen.
Auf dem Solarplexus saß
Der Ramm-Stoß, wonach Gecksch vergaß
Zu atmen. Ach was ging’s ihm schlecht.
Er war KO ganz regelrecht.
Lang hingestreckt, besinnungslos
Lag er ein Weilchen noch im Moos
Und träumte vom Elysium.
Da bracht der andere ihn um.
Der Dolchstoß saß genau im Herzen.
Die Frosch-Armee musst‘ es verschmerzen.
Sie hatte einen tapfer‘n Krieger
Weniger. Der Zweikampfsieger
Griff nach dem Speer. Mit voller Kraft
Stieß er ihn gar heldenhaft,
Gezielt genau mit Übersicht,
Dem Modder-Hucksch voll ins Gesicht.
Die scharfe Waffe drang tief ein
Dem armen Frosch in’s Nasenbein
Und fuhr, weil sie war angespitzt
Ins Großhirn durch. Es hat gespritzt
Als würd ein Ei von einem Pfeil
Durchbohrt. Es blieb kaum etwas heil.
Modder-Hucksches Konterfei
Sah schlimm nun aus. Nur roter Brei
Wohlvermengt das Blut mit Hirn,
Rann von seiner Denkerstirn.
Ihm wurde übel, er sah rot;
Er stolperte, schlug hin, war tot.
Noch heute in der Unterwelt
Ist sein Gesicht derart entstellt,
Dass Gott Hades ihn versteckt
Weil er die Seelen sonst verschreckt.
Er sitzt bei Hypnos dem Ungeheuer,
Den man den Gott des Schlafes nennt
Und schürt mit ihm das Feuer
Wenn er nicht gerade pennt.
So mancher Frosch ward hingestreckt
Weil mit `ner Maus er angeeckt.
Wanstvollschläger kannte einen Trick
Der manchem Frosch wurd‘ zum Geschick.
Sie rief: „Kommt her ihr grünen Jecken;
Ich werd‘ euch alle niederstrecken.
Ihr habt, so scheint’s mir, keinen Mut“.
„Was seid ihr für `ne feige Brut“
Schrie sie weiter gut gedeckt
Hinter ihrem Schild versteckt.
Dort wartete sie dann verwegen
Drauf dass ein Frosch mit seinem Degen
Zum Angriff überging im Zorn.
Durch das Loch im Schilde vorn,
Von dem der dumme Hetsch nichts wusste,
Stieß mit Gewalt sie die robuste
Spitze Lanze dann heraus.
Meistens war der Kampf schon aus
Bevor er hatte angefangen.
Kordetschke ist es so ergangen.
(Die insgesamt nahezu tausend verschiedenen Froschnamen
in diesem Machwerk stammen zu einem Großteil aus der
Dissertation von Ursula Wiepen zum Thema Frosch im Deutschen
Wortatlas, die im Jahre 1945 an der Uni Münster vorgelegt wurde)
Als er wollt grad attackieren
Ging’s ihm plötzlich an die Nieren.
„Was brennt das“ dacht der dumme Lurch
Als die Lanze in ihn drang
Und weiterstach durch ihn hindurch
Denn sie war entsprechend lang.
Er hat geblutet wie ein Schwein.
Am Blutverluste ging er ein.
Moorkökert ein stolzer kühner
Rötlich braun gefärbter Grüner,
Der bei mancher Keilerei
In seinem Leben schon dabei
Gewesen war einst als Soldat,
War fürwahr ein Frosch der Tat.
Angst vor Mäusen kannt‘ er nicht.
Sie zu töten war ihm Pflicht,
Das hatte Pausback er geschworen.
Noch nie hatte er einen Kampf verloren
Bis Kokosraspler vor ihm stand
Ohn‘ Waffen, nur im Pelzgewand.
Der Frosch ging gleich zum Angriff über.
Der Mauser jedoch lachte drüber
Und hat, als er hat zugestochen,
Die Lanze seinem Feind zerbrochen.
Dabei sprach wütend er zum Frosche:
„Ich hau dir gleich was auf die Gosche.
Einem wie dir wird’s nie gelingen
So einen wie mich mal zu bezwingen.
Hau ab, bevor ich mich vergesse
Und ich mit Dir mich nochmal messe.
Ich schenke dir das Leben;
Auch hab ich dir vergeben,
Dass du mich ermorden wolltest.
Doch wenn du es nochmal wagen solltest
Einen tapferen Mausepheben
Anzugreifen so wie eben,
Dann haue ich bis zu den Hoden
Ungespitzt dich in den Boden
Dass deine Plattfüß‘ in der Erden
Noch ein gut Stück breiter werden
Und an deinem Oberteil
Nicht eine Warze bleibt mehr heil“.
Der Frosch vom Mauser so verroht
In seiner Existenz bedroht,
Machte auf den Hacken kehrt.
Deshalb blieb er unversehrt.
Kokosrasplers Kamerad
Indessen kannte keine Gnad‘;
Er jagte mit seinem spitzen Speer
Hinter dem schon Besiegten her.
Moorkäckert dem wack’ren kühnen
Rötlich braun gefärbten Grünen
Er hat es gar nicht erst versucht,
Blieb nichts übrig als die Flucht.
Er sprang ins Wasser zu den Unken.
Vermutlich ist er dort ertrunken.
Zur gleichen Zeit, ein Stückchen weiter
Kämpfte Krumendreher ein Gefreiter
Gegen Gagser einen Frosch.
Mit seinem scharfen Schwerte drosch
Die Maus dem Frosch die Vorderflossen
Ab durch einen schnellen Streich.
Ach was ist das Blut geflossen.
Gagser stolperte und wurde bleich.
Dann sah die eigne Dolchhand er
Vor sich im grünen Grase liegen.
Da wurd ihm klar, dass niemals mehr
In einem Zweikampf er würd siegen.
Als ihm dieses ward bewusst,
Wusst‘ er dass er sterben musst‘.
Als Berufssoldat ohn‘ Hand
War nutzlos er fürs Vaterland
Denn er konnt‘ ja nicht mehr morden.
Kriegsdienstuntauglich geworden,
Würde Pausback ihn entlassen
Wie all die andern ehrenwerten
Schwerverletzten Kriegsversehrten
Die es gab daheim in Massen.
Ach was war die Sorge groß.
„Sicher werde arbeitslos
Ich betteln müssen um mein Brot.
Am End‘ droht mir der Hungertod,
So wie all den vielen ehrenwehrten
Krüppeln, die vom Krieg heimkehrten.
Die Brust verziert mit Ordenseisen,
Heimatlos ohn‘ was zu beißen,
Muss ich dann in einer tristen
Pfütze mich durchs Leben fristen
Als kriegsversehrter Veteran.
Ach hätte ich doch nur getan
Was Papa mir einst immer riet:
-Glaub mir Gags, Kommiss ist Schiet-.
Ach hätt ich doch auf Vaters Rat
Gehört: -Junge, werde kein Soldat,
Verweigere den Kriegsdienst dann
Bist du weitaus besser dran.
Wähl Zivildienst als Ersatz.
Dort ist eines Mannes Platz.
Tob dich in einem Krankenhaus
Als Zivildienstleister aus;
Dort bewirkst du mehr
Als beim Militär“!
So dachte Gackser hoffnungslos.
Da traf es ihn. Der Gnadenstoß
Der von Krumendreher kam
Und ihm das Leben nahm,
Hat auch die Sorgen ihm genommen.
Frosch um Frosch wurd in der Schlacht
Nun von den Mäusen umgebracht.
Tausende sind umgekommen.
Die meisten starben anonym.
Die Mäuse kämpften ungestüm
Und haben Sieg um Sieg errungen.
Die Frösche zum Rückzuge gezwungen,
Mussten bluten. Aufgerieben
Und in die Enge arg getrieben,
Blieb Pausbacks Heer, stark reduziert,
Die Schmach des Flüchtens nicht erspart.
Die Mäuse übermotiviert,
Mordlust mit Heldentum gepaart,
Kannten kein Erbarmen mehr
Und rannten ihnen hinterher
Und machten tückisch immer wieder
Von hinten Pausbacks Landser nieder
Die allesamt nun in der Flucht
Erneut ihr Heil haben gesucht.
Weil er den Speer verloren hatte
Griff Lückzahner ein Maussoldat
Blitzschnell nach einem Nesselblatte
Womit er sich neu bewaffnet hat.
Damit hat er unverzagt
Brattje vor sich hergejagt
Um ihn am End dazu zu zwingen
In den Teich zurückzuspringen.
Dem Frosch, der um sein Leben rannte
Den Mors er derart schlimm verbrannte,
Dass mit Verbrennungen dritten Grades
Er verstorben ist. Im Hades
Als gebrannte Froschseele seither
Schürt das Feuer dort nun er
Und gibt drauf Acht, dass in der Glut
Im Fegefeuer-Martyrium
Die Seelen geläutert werden gut
Vor der Einkehr ins Elysium.
Hutschgunke war noch schlechter dran.
Er geriet an Muselman.
Der köpfte ihn mit seinem Schwert.
Ansonsten blieb er unversehrt.
Um das Kopfgeld zu bekommen.
Hat der den Schädel mitgenommen.
Den Rumpf, ganz ohne weit’re Wunden,
Hat Rabatschke dann, der Freund gefunden.
Der Kamerad lag totgeschlagen
Vor ihm in einem Güllegraben.
Er konnte für ihn nichts mehr tun.
Deshalb wurde Rabatschke nun
Von Selbstvorwürfen arg gequält.
Der ganze Krieg ward ihm vergällt.
Den Freund, dem Treue er geschworen
Hatte er in der Schlacht verloren.
Als Offizier höchst ehrenwert,
Warf er verzweifelt sich ins Schwert
Um dem Freund sein eignes Leben
Als Beweis dafür zu geben,
Dass Kameradschaft sie verband
Und er ihm treu zur Seite stand
Wie sich‘s gehört in Pausbacks Heer
Für Helden auf dem Feld der Ehr.
Das Schwert traf einen Rippenknochen.
Dabei ist es entzweigebrochen.
Doch als Offizier im Leutnantsrang
Zögerte der Frosch nicht lang;
Als echter Held wusst‘ der Soldat
Auch in diesem Falle Rat.
Er warf sich tapfer in den Speer.
Von da an lebte er nicht mehr.
Einem andern Frosch, Quax Klepagg Kluntsch
Ist weitaus schlimmeres passiert.
An die Front auf eig’nen Wunsch
Zwecks des Heldentums versetzt
Hat man ihn gar schwer verletzt
Und sein Gesicht ihm ramponiert.
Ein Maussoldat mit seinem Schwert
Hat ihm die Nase abgeschlagen,
Die bisher er so sehenswert
Und hoch hat vor sich hergetragen.
Der böse Mäusegrenadier
Sah sich, was er hatt‘ getan
Voller Schadenfreude an.
„Als hochnäsiger Offizier“,
Sprach die Maus zu Klepagg Kluntsch
Wirst deine Nase Du nie mehr
So hoch tragen können wie bisher“.
Der zog beleidigt einen Flunsch
Und reichte die Entlassung ein.
Und dann hat sich verpisst.
Er wollte kein Soldat mehr sein.
Seitdem ist er Zivilist.
„Zu Haus tröstet Witwen er“;
So wird berichtet es seither.
Dafür braucht er sein Gesicht
Mit der schönen Nase nicht.
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Was weiter in der Schlacht geschah,
So wie es der Kriegsberichter sah,
Werde ich, ohne was hinzuzudichten
Demnächst ich Euch hier berichten.
wird fortgesetzt
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