Donnerstag, 29. Dezember 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 80

Kräte Kratsch, die Puffmutter


ann

machte er sich auf den Weg

Um das Bordell sich anzusehen.

Unten am alten Schilfrohrsteg

Sah er eine Kröte stehen.

„Hallo du wack‘rer grauer Mann“

Sprach Springer sie, den Mauser an.

„Wo willst du denn so spät noch hin?

Was hast du heut denn noch im Sinn.

So wie dein Schwanz dir steht, denk ich,

Dass du nach einem Weib sehnst dich.

Ich hatte heut noch keinen Mann.

Wenn du willst, mein Freund, na dann…“!

Dabei raffte das rote Kleidchen sie

Und zog es hoch von ihrem Knie

Bis zur Hüfte, so dass Springer

Vor sich sah ihren Freudenbringer.

Diesen aus der Näh‘ zu seh’n

Empfand er als sehr angenehm.

Ihr Schoß war, ach wie raffiniert

Das sah er gleich, schön glatt rasiert.

Er schlug die Händ‘ aus gutem Grund

Sofort vor seinen spitzen Mund.

Am liebsten hätt‘ was ihn begrüßt

Dort unten hat, er gleich geküsst.

Sie lachte weiter: „Jederzeit,

Wenn du es willst, bin ich bereit“!

Sie himmelte ihn sichtlich an.

„Nein danke“ sprach der Mausemann.

„Ich hab gerad erst onaniert“!

Sie lächelte, war nicht pikiert

Und sprach: „Watt mutt dat mutt,

Da bist du sicher noch kaputt“!

Sie ließ ihr Kleid nach unten gleiten.

„Doch könntest du mich Heim begleiten“

Hat sie Springer eingeladen

„Da ist doch nichts dabei,

Ich könnte dir ein Mahl bereiten

Und du könntest bei mir baden.

Danach gäbe es Hirsebrei

Mit Käs und Schinken angemacht;

Das tät dir sicher gut.

Mein Haus ist warm und überdacht

Und sicher absolut.

Du brauchst auch keine Angst zu haben,

Denn ich bin im Krieg neutral.

Ich steh auf kluge tapf’re Knaben

Und treffe meine Wahl

Nach dem was mir mein Froschherz sagt.

Das ist, da es schon sehr betagt

In Sachen Männer sehr erfahren.

Doch es hat mir in all den Jahren

Bei all den vielen Kandidaten,

Noch nie so deutlich zugeraten

Wie gerade jetzt bei dir.

So komm doch ruhig mal mit zu mir.

Wir können uns schön unterhalten,

Die Nacht gemütlich uns gestalten

Und wenn sich mehr ergeben sollte…“

Sie sah wie er die Augen rollte,

„Dann ist ja niemand sonst dabei;

Wir sind alleine dort: Wir zwei

Sind doch keine Kinder mehr“!

„Na gut“ sprach darauf zögernd er

Und dann hakte er sie munter

Mutiger werdend sogleich unter.

So ging die Kröte mit der Maus

Arm in Arm zu ihr nach Haus.

Kräte Kratsch“ stand an der Türe

Und eingerahmt von `ner Bordüre

In großen Lettern übertrieben,

„Puffmutter“ in Rot geschrieben.

Springer stutzte, diesen Namen

Trug eine von den Haremsdamen,

Er hatte ihn einst dort gelesen

Als er bei Hof war mal gewesen.

Wie Schuppen fiel’s ihm von den Augen;

„Wozu die Leut‘ bei Hof all taugen“

So dachte er, da sagte sie:

„Es ist des Schicksals Ironie,

Die mich zu dem Beruf gebracht

Der immer mir hat Spaß gemacht.

Weil ich nichts lernte und nichts konnt‘

Warf mich das Schicksal an die Front.

Entsprechend meinem Naturell

Leite ich hier nun das Bordell.

Es macht mir Freud‘ und passioniert

Gelt‘ ich hier als renommiert“.

Die Soldaten mögen mich

Und meine Mädels die parieren.

Also warum, so frag ich dich

Sollte ich mich strapazieren

Und als eine unter vielen

Pausbacks Haremsdame spielen.

Das ist ein Titel nur und Name.

Hier im Puff bin ich `ne Dame

Die unabhängig von einem Mann

Selbständig und frei noch schaffen kann.

Hier werde ich so akzeptiert

Wie ich bin“! Ganz ungeniert

Erzählte Springer sie ihr Leben.

„Manches ging mir einst daneben:

Als ich ein junges Quappchen war

Und noch glaubte an den Adebar

Da kam doch der beim Mondesschein

Tatsächlich zu mir. In mein Bein

Hat er damals so geschickt

Mit seinem Schnabel mich gezwickt,

Dass dort wo er mich hat getroffen

Die Wunde klafft noch immer offen;

Warte mal ich zeig es dir.

In der Mitte, genau hier…;

Sie wollt ihr Kleidchen wieder heben

Doch Springer winkte ab:

Er sprach. „Auch ich hab viel im Leben

Bereits schon durchgemacht, als Knab‘

Hat einer, ich konnt‘ nicht entkommen,

Mir meine Jungburschenschaft genommen.

Zweimal, ich weiß es ganz genau noch heute

Wie sich der freche Mauser freute

Als er mir meine Kindheit nahm.

Als es zum zweiten Mal mir kam

Hat dumm er vor sich hin-gelacht

Und sich’s im Stehen selbst gemacht.

Kräte schüttelte den Kopf

Und hat wütend nur gefaucht:

„Auch ich wurde als Kind missbraucht!

Rate mal woher mein Kropf

Stammt: Ich war damals sieben alt;

Da nahm ein Manntier mit Gewalt

Mich am Teichufer gefangen

Und ist mit mir nach Haus gegangen.

Ich musste seinem Weib die Brüste

Die zuvor er selbst nur küsste,

So lang lecken und sie knutschen

Und die ganze Milch leerlutschen

Bis sie nichts mehr von sich gaben.

Anfangs konnt‘ ich mich dran laben.

Doch später, ich war längst schon satt,

Obwohl ich keinen Durst mehr hatt‘,

Setzte mich der Ehemann

Wieder an ihren Busen an.

Ich war längst voll und konnt‘ nicht mehr;

Da schrie er „Sauf sie gefälligst leer“

Und fluchte dabei ungezogen.

Ich hab `nen Kropf mir angesogen;

„Schau mich an“ sprach sie zu Springer.

Der sah den Kropf zwar. Ihre Dinger

Die rund und prall darunter hingen,

Von denen war er momentan

Mehr als vom Kropfe angetan.

Sie mit den Augen zu verschlingen

War interessanter als der Kropf

Unter ihrem Kopf.

Sie erzählte ohne Pause

Weiter: „Auch bei uns zu Hause

War die Jugend keine Gnad‘.

Im Gegenteil ein Höllenpfad

Der mich herab vom Krötenstuhl,

Dort wurde ich dereinst geboren,

Führte mich durch manchen Pfuhl.

Selbst mein Vater unverfroren,

Hat sich oft an mir vergangen“.

Sie sprach weiter unverfangen

„Und meine Mutter Kotzerpoch

War zu mir viel schlimmer noch.

Sie verkuppelte, ich war grad acht

Mich gar schamlos. Jede Nacht

Musst ich mit einem andern pennen.

Ich lernte damals Frösche kennen,

Du glaubst es nicht wie viele kamen.

Ich weiß noch heute ihre Namen:

Höppepät und Kunkelux,

Itsche, Kneter, Hoppetutz,

Kroddel, Kicker, Krotteler,

Grünberger und Grunderer,

Mullkäckert und Krottesack,

Das ganze grüne Lumpenpack;

Huckeperre, Höpfekraat;

Immer war ich stets parat.

Kulldux, Urks und Unkerich;

Itzeporker, Kreterich;

Graf Höpfe Krotsch von Kruttchenbaben

Wollt dreimal in der Nacht es haben;

Ich hatt’s nicht leicht in jener Zeit.

Immer hatt‘ ich die Beine breit.

Datschga, Batschga, Tatschkerer

Und der feiste Brotzerer

Fürsten, Grafen, die feinsten Herrn

Hüpften nachts auf mir herum

Und taten was sie hatten gern.

Oft war es mir fürwahr zu dumm

Was die Kerle mit mir machten.

Doch weil sie Mama Mücken brachten

Musst ich es ertragen

Ohne was zu sagen“.

„Gott sei Dank“ sprach sie verroht:

„Nachdem Mama war endlich tot

Wurde meine schlimme Lage

Ein bisschen besser, keine Frage.

Als mein Vater war gestorben

Hat mein Opa mich umworben.

Die Oma saß dabei, sah zu.

Sie trug ihr schwarzrotes Dessous

Und fummelte an sich herum

Und kümmerte sich auch darum,

Trotz der Gicht in ihrer Hand,

Dass Opas Grüner ihm auch stand.

Ach was haben wir gelacht.

Manchmal ging’s die ganze Nacht.

Opa kannte wie kein Zweiter

Bei den Kröten sich gut aus.

Der zitterige alte Penner

War ein echter Krötenkenner“!

Kräte lachte und sprach weiter

Zu Springer, ihrem Gast im Haus:

„Doch das ist alles lang schon her.

Die beiden leben längst nicht mehr.

So war mein bisheriges Leben.

Holperig und niemals eben

Ging es durch meine Jugendzeit.

Wenig Glück doch sehr viel Leid

Musst‘ ich in den schlimmen Tagen

Meiner Pubertät ertragen“!

„Doch rückblickend“ ergänzte sie

„Bin dankbar ich doch irgendwie,

Dass es kam so wie es kam.

Als ich die Stellung hier annahm

Und blickte ohne Zorn zurück,

Empfand zum ersten Mal ich Glück“!

„Man muss das Leben wie es kommt

Nehmen und wenn’s einem frommt“

Sprach Springer zu ihr mit frohem Lachen,

„Nur das Beste daraus machen“!

„Du bist klug“ sprach sie darauf.

„Du kennst nun meinen Lebenslauf

Und weißt, dass mir mein Job macht Spaß.

Hör zu mein Freund, ich sag dir was:

Du könntest bleiben hier zu wohnen.

Ich würd mit Liebe dich belohnen.

Du könntest mich gut unterstützen.

Als Türsteher vor meinem Haus

Würdest du als kriegsgediente Maus

Uns vor den geilen Leutnants schützen

Die täglich es gar aggressiv

Dreimal wollen zum Nulltarif.

Gute Kost und freie Logis

Würdest du bei mir hier haben“.

Sie fasste ihm dabei ans Knie,

„Und auch noch andre Gaben

Hättest du hier kostenlos“.

„O ja“ sprach er, „das wär famos“.

Er schielte dabei auf ihre bloßen

Wunderschönen, vollen, großen,

Und wohlgeformten grünen Brüste.

„Aber“ sprach er dann, „ich müsste

Den Dienst in der Armee quittieren

Oder aber desertieren.

Dann wär ich brotlos nach dem Krieg“.

Als er dann bedächtig schwieg

Versuchte sie es noch einmal:

„Bei mir“ so machte sie ihm Mut,

„Hast du’s auch nach dem Kriege gut.

Das Geschäft, du wirst es sehen

Wird nach dem Krieg noch besser gehen.

Sie werden alle wiederkommen.

Wenn wir uns jetzt um sie bemühen

Wird das Gewerbe weiterblühen“!

Er dacht bei sich „genau genommen

Stimmte es was da Kräte quakte“.

Bevor er „Ja“ zu sagen wagte

Hörte er sie weiterwerben.

„Du könntest im Krieg womöglich sterben.

Mir würd’s vergeh’n. Vor lauter Trauer

Könnt ich nicht auf meine Kröten achten

Die mir diesen Wohlstand brachten.

Die steckten dann nach Nutten-Masche

Was sie verdienen in die Tasche

Ohne die Hälfte mir zu geben.

Ich müsste den Puff am Ende schließen

Und hätte nichts zum Leben.

Ich könnt‘ oh’n dich nicht mehr genießen.

Drum bitt ich dich, sei etwas schlauer

Als all die anderen Soldaten.

Verzichte ab heut auf Heldentaten,

Zieh nicht mehr an die Front hinaus.

Tob dich bei mir zu Hause aus.

Lass lieben uns! Verzicht auf Krieg!

Dann ist auf unsrer Seit‘ der Sieg!

Niemand wird dich bei mir suchen.

Troxartes wird dich zwar verfluchen

Weil du bei ihm ein hohes Tier

In seinem Heer warst als Off’zier.

Ohne dich, so denk ich, wird er binnen

Drei Tagen dann den Krieg verwinnen

Und Pausback wird der Sieger sein“!

Sie sprach sie weiter auf ihn ein

Um Halt bei ihm zu finden

Und ihn an sich zu binden.

„Ich würde alles für dich machen;

Nachts an deinem Bette wachen;

Dir deinen Lieblingskuchen backen;

Für dich sogar die Nüsse knacken

Die du als Mauser so sehr liebst

Und in Sachen Liebe, ja,

Wenn Du mir die deinen gibst,

Da wär ich immer für dich da“!

„Ach was wär das angenehm

Für mich und auch so schön bequem“

So dachte er und sagte „Ja

Wenn du es willst, dann bleib ich da“!

„Ach meine liebe kleine Maus,

Ab jetzt bist du fest bei mir zu Haus.

Alles werd‘ ich mit dir teilen;

Alles werde ich ab nun

Nur noch für dich alleine tun“!

„Du könntest ruhig dich mehr beeilen

Und mir die Pantoffel bringen

Denn meine Füße frieren hier

Im feuchten Hause sehr bei dir“

Gab er zur Antwort ihr darauf.

„Doch nun zu den andern Dingen“!

Und dann zählte er sie auf.

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Wie es im Puff dann weiter geht

In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.