Sonntag, 16. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 47

Ganz wie bei Homer


ie bei

Homer im elften Gesang

Wo Alexandros es gelang

Nach imposanten Kriegspfeilhageln

Diomedes festzunageln

(Ilias 11/ 378 ff)

So wurde Kuchenkrümlers Pfeil

Nun Quadux Keklemek zuteil.

Wie der Sohn des Priamos

Damals lachte fröhlich los

Vor Trojas Mauern in der Schlacht

So hat der Mauser nun gelacht.

„Ach hätte ich dich in die Weiche

Getroffen wärst du jetzt `ne Leiche

Grölte Kuchenkrümler laut.

So traf‘s nur deine Flossenhaut.

Doch hoff ich, dass dein großer Zeh

Dich noch lange schmerzt und du im Weh,

Wenn du den Schritt zum Teich hin lenkst,

Beim Laichen selbst noch an mich denkst.

Ich könnt dich töten. Du weißt es; doch

Ich lass dich zappeln erst mal noch.

So lang du festgeheftet hier

Zeterst wie ein Wachoff’zier

Dem man das Portepee gestohlen,

Kann ich vom Kampfe mich erholen“.

So sprach die Maus mit frecher Gosch

Zu Quadux Keklemek dem Frosch.

Dann lief sie weg, ganz ohne Gruß.

Der Hetscher mit durchbohrtem Fuß

Blieb zurück vom Schmerz benommen.

Wär nicht Friedlieb Mys gekommen,

Ein Mann des Kriegs-und Völkerrechts,

Der große Dienste sich erworben

In Sachen Regelwerk des Feindgefechts,

Wäre ganz sicher er gestorben.

Wie einst der speerberühmte Odysseus

Zog Friedlieb Mys zur Ehr der Mäus‘,

Quadux Keklemek zum Heil

Aus dem Fuß den Haselpfeil.

„Das werde ich dir nie vergessen“

Dankte der Frosch. „So festgesessen

Hab ich im Krieg bisher noch nie.

Durchbohrt vom Pfeil im eignen Anger“,

Sprach weiter er ohn‘ dass er schrie,

„Kam ich mir vor wie auf dem Pranger.

Ich bin zwar nicht sehr schwer verletzt;

Doch der Verachtung ausgesetzt

Hätt ich das Unglück nicht ertragen.

Lass herzlich dir nun danke sagen.

Als Friedlieb ihm die Hand wollt reichen

Als erstes kleines Freundschaftszeichen,

Griff der andere zum Schwert.

Das war zwar nicht grad ehrenwert

Doch andrerseits auch nicht verboten.

Die Maus weilt seither bei den Toten.

Sie griff zwar noch zu ihrem Speer

Und stach dem bösen Frosch ins Bein.

Doch retten konnt‘ sie sich nicht mehr.

Sein Schwert drang ins Gehirn ihr ein

Und spaltete es mittendurch.

Du undankbarer feiger Lurch

Dachte sie; es fiel schon schwer.

Nun denkt sie überhaupt nicht mehr.

Ihre Seele indes flattert

Im Hades hin und her verdattert

Weil sie nicht begreifen kann

Was man ihr hat angetan.

Zwei Mäuse welche zugeschaut

Dem Mord hatten, waren nicht erbaut

Darüber dass Friedlieb sein Leben

Dem Froschschurken hat hingegeben.

Sie schworen beide sogleich Rache

In der Kriegslist-Täuschungssache.

Die eine Maus hieß Rübenkratzer.

Ihr Kamerad der Kürbisschmatzer

Sprach zum Kumpel: „Ich zähl bis acht

Dann bekommt er eine Tracht

Prügel die der grüne Infanterist,

Sein Leben lang nicht mehr vergisst.

Dann zählte sie: „eins, zwei“, bei vier

Griff von hinten plötzlich ihr

Frosch Hüppert sich die rosaroten

Frisch gewasch‘nen Mausepfoten.

Brutal zog er sie ihr zum Rücken

Und zwang den Mauser sich zu bücken.

Dann griff der breitmäulige Schelm

Den Rosshaarschweif auf ihrem Helm.

So hielt er die Maus gefangen,

Bereit sie, falls es wär vonnöten

Mit einem Messerstich zu töten.

Es wäre übel ausgegangen

Wäre ihr Kumpel nicht gewesen.

Doch Rübenkratzer sprang herbei.

Ohne langes Federlesen

Sprach er: „Ich zähle jetzt bis drei.

Bis dann lass frei den Kameraden

Denn sonst hast auch du den Schaden“!

Sogleich begann sie mit dem Zählen.

Hüppert hatte nun zu wählen.

„Geb‘ ich den Mäusekrieger frei

Ist es auch mit mir vorbei“

So dachte er; dann stach er zu

Und bückte sich. Der Mausfilou

Schleuderte sofort den Speer.

Doch treffen konnt‘ der nun nicht mehr.

Hüppert eines tapferen Kämpfers wert

Riss aus der Linken ihr das Schwert,

Drehte es gar fix herum

Und schrie sie an: „Ich bring dich um“.

Er wollt es nicht, doch es geschah.

Die Klinge brach und siehe da.

Sie stak gar tief in ihrem Schenkel.

Der Frosch hielt in der Faust den Henkel.

Den warf er weg, der war nichts wert.

Dann hat er schnell sich abgekehrt.

Er konnt‘ es selbst beinah nicht fassen.

Er hat den Gegner leben lassen.

„Töten, obwohl es ist Soldatenpflicht“

Dacht er bei sich, „das kann ich nicht“!

Rübenkratzer lag am Boden.

Als wollte er ganz Froschland roden,

Wühlte verzweifelt er im Dreck.

Doch es hatte keinen Zweck.

Der Untergrund war Kieselstein.

Ein Loch zu graben dort hinein

War mühsam darum gab er auf.

Mit Schmerz im rechten Hinterlauf

Lag er da und konnt‘ nicht mehr.

Beide Äuglein tränenschwer

Dachte er „nun muss ich sterben,

Denn ich verliere zu viel Blut

Als zum Überleben es wär gut.

Ohn‘ einen Orden zu erwerben

Muss ich diesen Krieg beenden“!

Da sollte sich sein Schicksal wenden

Und zwar hin zum Guten.

Er musste nicht verbluten

Denn der grüne Hodsch von Kröter

Eilte herbei, welcher Sanitäter

War im siebten Hodschen-Korps.

Der nahm sich den Verletzten vor.

„Oh weh“ sprach er, „du musst ins Bett.

Ich bringe dich ins Lazarett.

Halt dich fest, ich werd‘ mich bücken.

Nimm Platz auf meinem grünen Rücken“.

Gesagt, getan, wie abgesprochen

Ist er auf ihn hinaufgekrochen.

Hodsch trug ihn quer durch’s Schilf hinaus

Zum Teich und sprach; „ich kenn mich aus.

Ich bring dich zu Asklepios.

Der hat als Arzt ganz toll was los.

Auch der Wundarzt Machàon

Sein medizinvertrauter Sohn

Ist dort sowie Podaleirios

Sein zweiter heikundiger Spross.

Auch Hygia sein Töchterlein

Wird dort unten bei Dir sein.

Man wird dich operieren;

Du musst noch nicht krepieren!

Das Lazarett liegt unter Wasser“.

Da wurde die Maus noch etwas blasser

Um die Nas‘ als sie schon war.

Der Sanitäter lapidar

Rief erfreut „da sind wir schon.

Unsere Rot-Kreuz-Station“!

Mit diesem Wort warf er die Maus

Ins kühle Nass. Es war ein Graus.

Da sie zu schwimmen nicht verstand

Ging sie unter und verschwand.

Der Frosch hatte sie angeschmiert

Und dacht bei sich: „Die ist kuriert“!

Auf dem freien Feld am See

Schlug indes die Froscharmee

Den elften Mäuseangriff nieder.

Die Nager versuchten immer wieder

Einen Durchbruch zu erzwingen.

Die Frösche im zähen tapf’ren Ringen

Leisteten dem grauen Heer

Heldenhafte Widerwehr.

Das siebte Hunkfrosch Hutschenkorps

Tat sich besonders da hervor.

Die mannhaften Helden Hutschke von Hunke

Sowie Hupfauf Hüpp und Huntschke Unke,

(Froschnamen aus dem Deutschen Wortatlas. Dissertation von

Ursula Wiepen aus Münster/ Westfalen, Marburg 1945)

Tapfere Heroen, genannt die Gerechten,

Erschlugen die Maushelden samt ihren Knechten

Und drängten das Feindheer gezielt Stück um Stück

Hinter die eigenen Linien zurück.

Hunderte von Mäusen fielen

Dann war der Angriff abgewehrt.

Erschöpft vom Kampf mir Hornhautschwielen

Sind die Helden heimgekehrt.

Im Lager war die Freude groß.

Ein Teilsieg war ihnen gelungen,

Das stand fest ganz zweifellos.

Froh hat ein Liedchen man gesungen.

Das ganze Froschheer stimmte ein.

„Es ist so schön Soldat zu sein“!

So sangen sie aus vollen Kehlen.

Die Freude war nicht zu verhehlen

Die sie allesamt empfanden.

Sie hatten in der Schlacht bestanden,

Das halbe Maus-Herr aufgerieben

Und viele in den Tod getrieben.

„Die Mäuse werden es nicht wagen

Noch einen Angriff vorzutragen.

Sie haben alle sich verkrochen.

Wir haben Ruhe jetzt für Wochen“!

So quakte Hupfauf Hüpp zu Hunke.

Hingegen meinte Hutschke Unke:

„Wir sollten Vorsicht walten lassen“!

„Ach was“ sprach Hüpp, „hebt hoch die Tassen;

Lasst uns erst mal einen heben.

Auf König Pausback; er soll leben“.

So wie einst vor Trojas Mauer

Die Achaier feiernd saßen

Und den Feind dabei vergaßen,

So saßen sie. Von langer Dauer

War freilich nicht das Feldherrnglück.

Die Mausarmee kehrte zurück.

Gedeckt hinter dem hohen Wall

Gelang ihnen der Überfall.

Zu Tausenden drangen die Nager

Plötzlich ein ins Quakfroschlager.

Die Frösche wurden aufgerieben

Und ins Wasser all getrieben.

Hei, wie sie sprangen, wie sie hüpften

Und hastig ins nasse Wasser schlüpften.

Das gesamte Nacktlurchheer

Trieben die Mäuse vor sich her.

Alle sind sie ausgerissen

Um sich im Teiche zu verpissen.

Allesamt sind gelbgebaucht

Sie ganz tief hinabgetaucht

Um während dem Hinuntersinken

Neuen Mut sich anzutrinken.

Die Mäuse hatten großes Glück.

Die Waffen blieben all zurück.

Die Frösche wollten nur entkommen.

Keiner hat was mitgenommen.

Es war eine große Stunde

Für die Mäus‘. Die frohe Kunde

Drang bis nach Mausulina vor

Und bis zum Thron sogar empor.

Der König ließ den Hofstaat kommen.

“Wir haben Froschheim eingenommen“

Verkündete er; „Es wird höchste Zeit,

Dass der Krieg zu Ende geht“!

Doch noch war es nicht so weit!

Ein Herold nahte ganz diskret

Und überbracht‘ mit spitzem Munde

Dem Mauskönig die neue Kunde.

„Die Frösche sammeln sich erneut.

Sie wollen die Entscheidung heut.

Sie werden die Grenze überschreiten.

Sie greifen an von allen Seiten“!

Der König in Sorge fragte: „Was nun

Können wir dagegen tun“?

Er rief den Oberfeldmarschall.

„Wie können wir den Überfall

Verhindern“ wollt er von ihm wissen.

Der Gefragte sprach: „Gerissen

Müssen wir die Froscharmee

Täuschen und in die Irre führen.

Wir locken geschickt sie weg vom See.

Um sie vom Nachschub abzuschnüren

Werfen wir, die Kraft geballt

Uns zwischen sie. Im Hinterhalt

Können gegen die Übermacht

Wir besteh’n. Auf diese Schlacht“

Lachte er von seinem Plan

Überzeugt und angetan,

„Ich freue mich, das wird ein Spaß.

Selbst Apoll auf dem Parnass

Wird daran Gefallen finden.

Um die Frösche zu überwinden

Machen wir uns schnell aus Pappe

Von einem Storche `ne Attrappe.

Zudem brauchen wir ein Schild

Mit einer großen fetten Fliege.

Denn darauf sind die Frösche wild,

Besonders jetzt im Kriege,

Wo die Verpflegung, wie ihr wisst,

Selbst bei uns Mäusen mager ist.

Brotnager grinste. Er verstand.

Ein kurzer Wink. Der Narr verschwand

Um kurz darauf mit einer Fahne

Zu erscheinen. „Mein Ur-Ur-Ahne“

Sprach der König, „kannte den Trick.

Er wandte an ihn mit viel Geschick

In Ilion schon als vor den Mauern

Der Krieg wollt immer länger dauern.

Als die Achaier im zehnten Jahr

Die Stadt belagerten und die Gefahr

Zu verhungern war sehr groß

Schickte man einen Spähtrupp los.

Mit diesem Banner in der Hand

Zogen sie ins Feindesland.

Unten an der Skamander-Biege

Zeigten sie Flagge. Diese Fliege

Hat die Achaier arg verdutzt“.

So sprach der König. „Viel genutzt

Hat es damals anscheinend nicht.

Im homerischen Bericht

Hab ich davon nichts gelesen“

Erwiderte der Feldmarschall.

Der König d’rauf: „Die Hypothesen,

Weshalb Homer uns diesen Fall

Verschwiegen hat sind sehr konträr.

Er verschwieg es nicht von ungefähr.

Er wollt die Götter nicht brüskieren.

Gegen sie zu agitieren

Lag ihm fern. Er hatte Schiss.

Deshalb dieser Kompromiss.

Weil ihm die Sache peinlich war

Legte seine Erkenntnisse

Aus dem damaligen Streit

Homer der Dichter uns nicht dar.

Er hatte wohl Gewissensbisse,

Und war vor Ängsten nicht gefeit.

Ich denke das ist jammerschade

Denn ansonsten die Iliade

Die uns der Dichter hat beschert,

Wäre durchaus lesenswert“!

Der Oberfeldmarschall staunte. „Ja woher

Weißt du denn das alles? Ich bitte sehr

Erklär es mir. Als Generalstabsoffizier

Ich mich für alles interessier“!

„Okay“ sprach Brotnager darauf;

„Doch erst haltet die Frösche auf

Die auf unsre Stadt zustürmen

Sonst müssen wir noch alle türmen

Und heimatvertrieben irgendwo

Dahindarben bis Ultimo.

Der Angesprochen darauf sofort:

„Ich gebe Dir mein Ehrenwort;

Glauben sie mir Majestät.

Noch ist es dafür nicht zu spät.

Wir stellen den Fröschen eine Falle.

Damit schnappen wir sie alle“.

Dann gab dem Oberst er Befehle.

Der gab sie an den Hauptmann weiter.

Jener mit schmetternd lauter Kehle

Wies seinem Leutnant Krumenstreiter

Militärisch knapp ein in die Lage.

„Haben sie noch eine Frage“?

So schloss er die Befehle ab.

Der Leutnant, so ist’s beim Militär normal

Gab weiter es dem Corporal.

Jener auf der Dienstgradleiter

Brüllte los „Herr Hauptgefreiter,

Sorgen schnellstens sie dafür,

Dass sofort und zwar mit Gespür

Erledigt wird was mir befahl

Just gerad der General.

Dieser ließ gleich den Gemeinen

Landser Wühlimmehl erscheinen.

„Hör zu“ sprach er zu Wühlimmehl.

„Gib Acht, denn nun folgt ein Befehl“

Und dann machte er ihm klar

Wie draußen vorzugehen war.

„Ihr werdet es schon packen“

Rief danach er ihm fröhlich zu.

Der Landser knallte mit den Hacken

Und sprach salutierend „diesen Coup

Herr Hauptgefreiter, drauf mein Wort

Erledige ich selbst sofort.

Dann hat er die Kumpels alarmiert

Und dann sind sie losmarschiert.

Mit Fliegenflagge und aus Pappe

Die viel gerühmte Storch-Attrappe;

So zogen sie ins Feld hinaus.

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Wie die Sache ging dann aus;

Darüber berichte sicherlich

Ich später hier gelegentlich.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.