Teil 8 – 47
Ganz wie bei Homer
Homer im elften Gesang
Wo Alexandros es gelang
Nach imposanten Kriegspfeilhageln
Diomedes festzunageln
(Ilias 11/ 378 ff)
So wurde Kuchenkrümlers Pfeil
Nun Quadux Keklemek zuteil.
Wie der Sohn des Priamos
Damals lachte fröhlich los
Vor Trojas Mauern in der Schlacht
So hat der Mauser nun gelacht.
„Ach hätte ich dich in die Weiche
Getroffen wärst du jetzt `ne Leiche
Grölte Kuchenkrümler laut.
So traf‘s nur deine Flossenhaut.
Doch hoff ich, dass dein großer Zeh
Dich noch lange schmerzt und du im Weh,
Wenn du den Schritt zum Teich hin lenkst,
Beim Laichen selbst noch an mich denkst.
Ich könnt dich töten. Du weißt es; doch
Ich lass dich zappeln erst mal noch.
So lang du festgeheftet hier
Zeterst wie ein Wachoff’zier
Dem man das Portepee gestohlen,
Kann ich vom Kampfe mich erholen“.
So sprach die Maus mit frecher Gosch
Zu Quadux Keklemek dem Frosch.
Dann lief sie weg, ganz ohne Gruß.
Der Hetscher mit durchbohrtem Fuß
Blieb zurück vom Schmerz benommen.
Wär nicht Friedlieb Mys gekommen,
Ein Mann des Kriegs-und Völkerrechts,
Der große Dienste sich erworben
In Sachen Regelwerk des Feindgefechts,
Wäre ganz sicher er gestorben.
Wie einst der speerberühmte Odysseus
Zog Friedlieb Mys zur Ehr der Mäus‘,
Quadux Keklemek zum Heil
Aus dem Fuß den Haselpfeil.
„Das werde ich dir nie vergessen“
Dankte der Frosch. „So festgesessen
Hab ich im Krieg bisher noch nie.
Durchbohrt vom Pfeil im eignen Anger“,
Sprach weiter er ohn‘ dass er schrie,
„Kam ich mir vor wie auf dem Pranger.
Ich bin zwar nicht sehr schwer verletzt;
Doch der Verachtung ausgesetzt
Hätt ich das Unglück nicht ertragen.
Lass herzlich dir nun danke sagen.
Als Friedlieb ihm die Hand wollt reichen
Als erstes kleines Freundschaftszeichen,
Griff der andere zum Schwert.
Das war zwar nicht grad ehrenwert
Doch andrerseits auch nicht verboten.
Die Maus weilt seither bei den Toten.
Sie griff zwar noch zu ihrem Speer
Und stach dem bösen Frosch ins Bein.
Doch retten konnt‘ sie sich nicht mehr.
Sein Schwert drang ins Gehirn ihr ein
Und spaltete es mittendurch.
Du undankbarer feiger Lurch
Dachte sie; es fiel schon schwer.
Nun denkt sie überhaupt nicht mehr.
Ihre Seele indes flattert
Im Hades hin und her verdattert
Weil sie nicht begreifen kann
Was man ihr hat angetan.
Zwei Mäuse welche zugeschaut
Dem Mord hatten, waren nicht erbaut
Darüber dass Friedlieb sein Leben
Dem Froschschurken hat hingegeben.
Sie schworen beide sogleich Rache
In der Kriegslist-Täuschungssache.
Die eine Maus hieß Rübenkratzer.
Ihr Kamerad der Kürbisschmatzer
Sprach zum Kumpel: „Ich zähl bis acht
Dann bekommt er eine Tracht
Prügel die der grüne Infanterist,
Sein Leben lang nicht mehr vergisst.
Dann zählte sie: „eins, zwei“, bei vier
Griff von hinten plötzlich ihr
Frosch Hüppert sich die rosaroten
Frisch gewasch‘nen Mausepfoten.
Brutal zog er sie ihr zum Rücken
Und zwang den Mauser sich zu bücken.
Dann griff der breitmäulige Schelm
Den Rosshaarschweif auf ihrem Helm.
So hielt er die Maus gefangen,
Bereit sie, falls es wär vonnöten
Mit einem Messerstich zu töten.
Es wäre übel ausgegangen
Wäre ihr Kumpel nicht gewesen.
Doch Rübenkratzer sprang herbei.
Ohne langes Federlesen
Sprach er: „Ich zähle jetzt bis drei.
Bis dann lass frei den Kameraden
Denn sonst hast auch du den Schaden“!
Sogleich begann sie mit dem Zählen.
Hüppert hatte nun zu wählen.
„Geb‘ ich den Mäusekrieger frei
Ist es auch mit mir vorbei“
So dachte er; dann stach er zu
Und bückte sich. Der Mausfilou
Schleuderte sofort den Speer.
Doch treffen konnt‘ der nun nicht mehr.
Hüppert eines tapferen Kämpfers wert
Riss aus der Linken ihr das Schwert,
Drehte es gar fix herum
Und schrie sie an: „Ich bring dich um“.
Er wollt es nicht, doch es geschah.
Die Klinge brach und siehe da.
Sie stak gar tief in ihrem Schenkel.
Der Frosch hielt in der Faust den Henkel.
Den warf er weg, der war nichts wert.
Dann hat er schnell sich abgekehrt.
Er konnt‘ es selbst beinah nicht fassen.
Er hat den Gegner leben lassen.
„Töten, obwohl es ist Soldatenpflicht“
Dacht er bei sich, „das kann ich nicht“!
Rübenkratzer lag am Boden.
Als wollte er ganz Froschland roden,
Wühlte verzweifelt er im Dreck.
Doch es hatte keinen Zweck.
Der Untergrund war Kieselstein.
Ein Loch zu graben dort hinein
War mühsam darum gab er auf.
Mit Schmerz im rechten Hinterlauf
Lag er da und konnt‘ nicht mehr.
Beide Äuglein tränenschwer
Dachte er „nun muss ich sterben,
Denn ich verliere zu viel Blut
Als zum Überleben es wär gut.
Ohn‘ einen Orden zu erwerben
Muss ich diesen Krieg beenden“!
Da sollte sich sein Schicksal wenden
Und zwar hin zum Guten.
Er musste nicht verbluten
Denn der grüne Hodsch von Kröter
Eilte herbei, welcher Sanitäter
War im siebten Hodschen-Korps.
Der nahm sich den Verletzten vor.
„Oh weh“ sprach er, „du musst ins Bett.
Ich bringe dich ins Lazarett.
Halt dich fest, ich werd‘ mich bücken.
Nimm Platz auf meinem grünen Rücken“.
Gesagt, getan, wie abgesprochen
Ist er auf ihn hinaufgekrochen.
Hodsch trug ihn quer durch’s Schilf hinaus
Zum Teich und sprach; „ich kenn mich aus.
Ich bring dich zu Asklepios.
Der hat als Arzt ganz toll was los.
Auch der Wundarzt Machàon
Sein medizinvertrauter Sohn
Ist dort sowie Podaleirios
Sein zweiter heikundiger Spross.
Auch Hygia sein Töchterlein
Wird dort unten bei Dir sein.
Man wird dich operieren;
Du musst noch nicht krepieren!
Das Lazarett liegt unter Wasser“.
Da wurde die Maus noch etwas blasser
Um die Nas‘ als sie schon war.
Der Sanitäter lapidar
Rief erfreut „da sind wir schon.
Unsere Rot-Kreuz-Station“!
Mit diesem Wort warf er die Maus
Ins kühle Nass. Es war ein Graus.
Da sie zu schwimmen nicht verstand
Ging sie unter und verschwand.
Der Frosch hatte sie angeschmiert
Und dacht bei sich: „Die ist kuriert“!
Auf dem freien Feld am See
Schlug indes die Froscharmee
Den elften Mäuseangriff nieder.
Die Nager versuchten immer wieder
Einen Durchbruch zu erzwingen.
Die Frösche im zähen tapf’ren Ringen
Leisteten dem grauen Heer
Heldenhafte Widerwehr.
Das siebte Hunkfrosch Hutschenkorps
Tat sich besonders da hervor.
Die mannhaften Helden Hutschke von Hunke
Sowie Hupfauf Hüpp und Huntschke Unke,
(Froschnamen aus dem Deutschen Wortatlas. Dissertation von
Ursula Wiepen aus Münster/ Westfalen, Marburg 1945)
Tapfere Heroen, genannt die Gerechten,
Erschlugen die Maushelden samt ihren Knechten
Und drängten das Feindheer gezielt Stück um Stück
Hinter die eigenen Linien zurück.
Hunderte von Mäusen fielen
Dann war der Angriff abgewehrt.
Erschöpft vom Kampf mir Hornhautschwielen
Sind die Helden heimgekehrt.
Im Lager war die Freude groß.
Ein Teilsieg war ihnen gelungen,
Das stand fest ganz zweifellos.
Froh hat ein Liedchen man gesungen.
Das ganze Froschheer stimmte ein.
„Es ist so schön Soldat zu sein“!
So sangen sie aus vollen Kehlen.
Die Freude war nicht zu verhehlen
Die sie allesamt empfanden.
Sie hatten in der Schlacht bestanden,
Das halbe Maus-Herr aufgerieben
Und viele in den Tod getrieben.
„Die Mäuse werden es nicht wagen
Noch einen Angriff vorzutragen.
Sie haben alle sich verkrochen.
Wir haben Ruhe jetzt für Wochen“!
So quakte Hupfauf Hüpp zu Hunke.
Hingegen meinte Hutschke Unke:
„Wir sollten Vorsicht walten lassen“!
„Ach was“ sprach Hüpp, „hebt hoch die Tassen;
Lasst uns erst mal einen heben.
Auf König Pausback; er soll leben“.
So wie einst vor Trojas Mauer
Die Achaier feiernd saßen
Und den Feind dabei vergaßen,
So saßen sie. Von langer Dauer
War freilich nicht das Feldherrnglück.
Die Mausarmee kehrte zurück.
Gedeckt hinter dem hohen Wall
Gelang ihnen der Überfall.
Zu Tausenden drangen die Nager
Plötzlich ein ins Quakfroschlager.
Die Frösche wurden aufgerieben
Und ins Wasser all getrieben.
Hei, wie sie sprangen, wie sie hüpften
Und hastig ins nasse Wasser schlüpften.
Das gesamte Nacktlurchheer
Trieben die Mäuse vor sich her.
Alle sind sie ausgerissen
Um sich im Teiche zu verpissen.
Allesamt sind gelbgebaucht
Sie ganz tief hinabgetaucht
Um während dem Hinuntersinken
Neuen Mut sich anzutrinken.
Die Mäuse hatten großes Glück.
Die Waffen blieben all zurück.
Die Frösche wollten nur entkommen.
Keiner hat was mitgenommen.
Es war eine große Stunde
Für die Mäus‘. Die frohe Kunde
Drang bis nach Mausulina vor
Und bis zum Thron sogar empor.
Der König ließ den Hofstaat kommen.
“Wir haben Froschheim eingenommen“
Verkündete er; „Es wird höchste Zeit,
Dass der Krieg zu Ende geht“!
Doch noch war es nicht so weit!
Ein Herold nahte ganz diskret
Und überbracht‘ mit spitzem Munde
Dem Mauskönig die neue Kunde.
„Die Frösche sammeln sich erneut.
Sie wollen die Entscheidung heut.
Sie werden die Grenze überschreiten.
Sie greifen an von allen Seiten“!
Der König in Sorge fragte: „Was nun
Können wir dagegen tun“?
Er rief den Oberfeldmarschall.
„Wie können wir den Überfall
Verhindern“ wollt er von ihm wissen.
Der Gefragte sprach: „Gerissen
Müssen wir die Froscharmee
Täuschen und in die Irre führen.
Wir locken geschickt sie weg vom See.
Um sie vom Nachschub abzuschnüren
Werfen wir, die Kraft geballt
Uns zwischen sie. Im Hinterhalt
Können gegen die Übermacht
Wir besteh’n. Auf diese Schlacht“
Lachte er von seinem Plan
Überzeugt und angetan,
„Ich freue mich, das wird ein Spaß.
Selbst Apoll auf dem Parnass
Wird daran Gefallen finden.
Um die Frösche zu überwinden
Machen wir uns schnell aus Pappe
Von einem Storche `ne Attrappe.
Zudem brauchen wir ein Schild
Mit einer großen fetten Fliege.
Denn darauf sind die Frösche wild,
Besonders jetzt im Kriege,
Wo die Verpflegung, wie ihr wisst,
Selbst bei uns Mäusen mager ist.
Brotnager grinste. Er verstand.
Ein kurzer Wink. Der Narr verschwand
Um kurz darauf mit einer Fahne
Zu erscheinen. „Mein Ur-Ur-Ahne“
Sprach der König, „kannte den Trick.
Er wandte an ihn mit viel Geschick
In Ilion schon als vor den Mauern
Der Krieg wollt immer länger dauern.
Als die Achaier im zehnten Jahr
Die Stadt belagerten und die Gefahr
Zu verhungern war sehr groß
Schickte man einen Spähtrupp los.
Mit diesem Banner in der Hand
Zogen sie ins Feindesland.
Unten an der Skamander-Biege
Zeigten sie Flagge. Diese Fliege
Hat die Achaier arg verdutzt“.
So sprach der König. „Viel genutzt
Hat es damals anscheinend nicht.
Im homerischen Bericht
Hab ich davon nichts gelesen“
Erwiderte der Feldmarschall.
Der König d’rauf: „Die Hypothesen,
Weshalb Homer uns diesen Fall
Verschwiegen hat sind sehr konträr.
Er verschwieg es nicht von ungefähr.
Er wollt die Götter nicht brüskieren.
Gegen sie zu agitieren
Lag ihm fern. Er hatte Schiss.
Deshalb dieser Kompromiss.
Weil ihm die Sache peinlich war
Legte seine Erkenntnisse
Aus dem damaligen Streit
Homer der Dichter uns nicht dar.
Er hatte wohl Gewissensbisse,
Und war vor Ängsten nicht gefeit.
Ich denke das ist jammerschade
Denn ansonsten die Iliade
Die uns der Dichter hat beschert,
Wäre durchaus lesenswert“!
Der Oberfeldmarschall staunte. „Ja woher
Weißt du denn das alles? Ich bitte sehr
Erklär es mir. Als Generalstabsoffizier
Ich mich für alles interessier“!
„Okay“ sprach Brotnager darauf;
„Doch erst haltet die Frösche auf
Die auf unsre Stadt zustürmen
Sonst müssen wir noch alle türmen
Und heimatvertrieben irgendwo
Dahindarben bis Ultimo.
Der Angesprochen darauf sofort:
„Ich gebe Dir mein Ehrenwort;
Glauben sie mir Majestät.
Noch ist es dafür nicht zu spät.
Wir stellen den Fröschen eine Falle.
Damit schnappen wir sie alle“.
Dann gab dem Oberst er Befehle.
Der gab sie an den Hauptmann weiter.
Jener mit schmetternd lauter Kehle
Wies seinem Leutnant Krumenstreiter
Militärisch knapp ein in die Lage.
„Haben sie noch eine Frage“?
So schloss er die Befehle ab.
Der Leutnant, so ist’s beim Militär normal
Gab weiter es dem Corporal.
Jener auf der Dienstgradleiter
Brüllte los „Herr Hauptgefreiter,
Sorgen schnellstens sie dafür,
Dass sofort und zwar mit Gespür
Erledigt wird was mir befahl
Just gerad der General.
Dieser ließ gleich den Gemeinen
Landser Wühlimmehl erscheinen.
„Hör zu“ sprach er zu Wühlimmehl.
„Gib Acht, denn nun folgt ein Befehl“
Und dann machte er ihm klar
Wie draußen vorzugehen war.
„Ihr werdet es schon packen“
Rief danach er ihm fröhlich zu.
Der Landser knallte mit den Hacken
Und sprach salutierend „diesen Coup
Herr Hauptgefreiter, drauf mein Wort
Erledige ich selbst sofort.
Dann hat er die Kumpels alarmiert
Und dann sind sie losmarschiert.
Mit Fliegenflagge und aus Pappe
Die viel gerühmte Storch-Attrappe;
So zogen sie ins Feld hinaus.
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Wie die Sache ging dann aus;
Darüber berichte sicherlich
Ich später hier gelegentlich.
wird fortgesetzt
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