Donnerstag, 6. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 43


Ganz normales Kriegsgeschehen


itwen gab‘s

wie Sand am Meere.

Die Soldaten beider Heere

Ließen Gott sei Dank, welch Glück

Samt ihrer Habe sie zurück

Wenn sie im Kriege fielen.

Mit so mancher von den vielen

Ließ leben sich’s in Saus und Braus.

Das war bei Kostraca zu Hause so

Und auch am Froschteich anderswo.

Hinter Schürzen Krieg zu führen,

Nichts vom Pulverdampf zu spüren,

Vom Wohlstand anderer umgeben

Lässt sich’s selbst im Krieg gut leben.

Als Witwentröster fern der Front

So mancher Drückeberger konnt‘

Was er draußen in der Schlacht

Hätt‘ mit dem Säbel nie gemacht.

Schmarotzer im Westen wie im Osten

Kommen stets auf ihre Kosten.

Nicht aus seine Kosten kam

Fro dem Mysz das Leben nahm.

Fro war zum Kriege via Skagen

Angereist aus Kopenhagen.

Skrubtudse seine Gattin war

In Anbetracht der Kriegsgefahr

Zu Haus bei ihren lieben

Quappen im Tivoli geblieben.

Der Mauser der aus Danzig stammte

Dem Frosch brutal das Herz durchrammte.

Als jener musst so jäh krepieren

Sah die Gattin er flanieren

Im Geist nochmal im Tivoli.

„Wie schön und gut und brav ist sie“

Hat er als Letztes noch gedacht.

Dann fiel der Vorhang. Ew‘ge Nacht

Senkte sich hinter seine Lider.

Dann hatten ihn die Götter wieder.

Was er hat sterbend nicht geseh’n;

Den Buhlen hinterm Busche steh’n.

Jener, er hieß Supfrich Queer,

War hinter grünen Witwen her.

In ganz Dänemark bekannt

Man ihn auch Enkenjäger nannt‘.

Der Lümmel machte schließlich dann

Skrubtudse Frosch, Fro’s Gattin an.

Mit Blumen aus rotem Wachspapier

Erweckte Eindruck er bei ihr.

Den Quappen gab er ein paar Mücken

Damit sie schnell sich all verdrücken.

Als es dunkel war, nach acht,

Hat er sie nach Haus gebracht.

Die Kinder waren im Tivoli.

„Mein Gott“ stöhnte ganz leise sie

Zu Haus „was machst du nur mit mir“?

„Sei still, es ist ja niemand hier;

Quakte er „was nun geschieht

Niemand außer uns sonst sieht“.

Da gab sie nach, war dem Galan

Ein Viertelstündchen untertan.

Dann sprang sie auf: „Ich muss jetzt geh’n

Und nach den Quappen ganz schnell seh’n“.

„Die fahren Karusell“ sprach er:

„Ach komm doch lieber noch mal her

Damit ich dir schnell zeigen kann

Was ich sonst noch kann als Mann“.

„Oh nein“ sprach sie, „es tut mir leid“

Und schlüpfte in ihr Unterkleid;

„Ich bin, das weißt du ganz genau,

Eine verheiratete Frau;

Was würd mein lieber Mann denn denken

Wenn ich, was ihm gehört dir schenken

Würde; es wäre ein Skandal.

Das tu‘ ich nicht ein zweites Mal.

Ich lieb‘ ihn schließlich meinen Fro

Und die Quappen ebenso;

Und das was eben ist geschehen

Zählt nicht, das war ein Versehen“!

Da wurd er zornig, bös und rot;

Dein blöder Fro ist längst schon tot.

Im Kriege draußen in der Schlacht

Werden die meisten umgebracht.

Warum denkst du, bin ich noch hier“?

So quakte er mit schrillem Lachen;

Um Dir ein bisschen Lust zu machen

Damit du Deinen Mann vergisst

Der sicher schon gefallen ist“!

„Du bist mir vielleicht ein Kavalier“

Wandte sie sich traurig ab.

„Dein Alter liegt im Massengrab

Irgendwo, ist längst gefallen“;

Fuhr er fort, „wie draußen allen

Ging’s ihm, eine Lanze kam geflogen….“

„Ich habe meinen Mann betrogen“

Heulte sie los, sie wusst‘ noch nicht

Was tags drauf im Frontbericht

Schwarz auf weiß zu lesen stand.

„Für Pausback, Volk und Quakerland

Im Felde, dann die Namen

Derer die ums Leben kamen.

Erkennungsmarke elf, elf, sieben.

Auch Fro war tot im Feld geblieben.

Die Witwe zähmte ihr Verlangen.

Nie wieder ist sie fremd gegangen!

Und auch dem Frosche Sumpfrich Queer

War die Sache eine Lehr.

Die beiden heirateten. Nun

Können ganz legal sie tun

Was ihnen immer Freude macht.

Fro, der draußen in der Schlacht

Kämpfte einst für sie besessen

Hat sie dabei schnell vergessen.

So war die Lage jetzt zu Haus.

Während die einen Nachwuchs zeugten

Die andern nach dem Feinde äugten,

Denn der Krieg war längst nicht aus.

Der Feind im Feld war überall.

Manch Held starb bei `nem Überfall.

An der Ostfront Lurch um Lurch

Kämpfte sich zu dem Mäusen durch

Um denen zu beweisen, dass

Vom Kämpfen man verstand etwas.

Tausende in grünen Strümpfen

Starben kämpfend in den Sümpfen.

Selbst die kräftigen und drallen

Einzelkämpfer sind gefallen.

Allein der Mauser Kurzkrallpföter

Brachte hunderte von Fröschen um.

Man nannte ihn auch Hetschentöter.

Die Frösche wussten es warum.

Mit dem Schwert wie Patroklos

Ging er auf die Grünen los.

Frosch um Frosch und Streich um Streich

Schickte er ins Totenreich.

Wie der Sohn des Menoitios

Mit den Waffen des Peliden

Schlug es sich gar furios.

Um die Frösche zu befrieden

Hat er alleine in dieser Schlacht

Sicher tausend umgebracht.

Die Mäuse, wie die Sache stand

Gewannen nun die Oberhand.

Topfstieg, ein Sänger sonst und Barde,

Bewaffnet nur mit Hellebarde,

Bereitete gekonnt, behände

Zwei Froschkriegern ein Ende

Die an Rädern festgebunden

Man hatte schon halb tot geschunden.

Gekonnt hackte dem ersten Lurch

Er mit Schwung die Kehle durch.

Dem zweiten stach nach gutem Brauch,

Er die Hellebarde in den Bauch.

Blähbauch und Schreihals waren die Namen

Der beiden die der Mausgefreite

So von ihrem Leid befreite.

Weil sie nicht mehr zur Besinnung kamen

Und vollends in sich zusammensanken

Konnten Topfstieg sie nicht danken

Der mit edler Rettungstat

Ihnen beigestanden hat.

Bewusstlos, schmerzfrei schieden sie

Aus der Batrachomyomachie.

Andere tapfere, grüne Streiter

Ersetzten sie und stritten weiter,

Denn der Krieg, es war ein Graus,

War ja immer noch nicht aus!

Einer von ihnen, Schlammbehauser,

Schrie wütend: „Du verdammter Mauser;

Ich bring dich um, du graues Schwein“!

Es sollte sein letztes Fluchen sein.

Als er zu Topfstieg stürmte vor,

Er die Balance wohl verlor.

Er strauchelte über den eig‘nen Speer.

Der brach entzwei, sein Dolch verquer

Am Koppel unter Weh und Ach

Dem Frosch in seinen Blähbauch stach.

Die Luft entwich; das war das Aus.

Die Seele konnte noch entkommen;

Sie hatte Reißaus schnell genommen.

Zur leeren Hülle sprach die Maus:

„Du blöder zahnloser Fogosch,

Du aufgeblas’ner alter Kaul,

Das hast du nun davon“.

Der so beschimpfte tote Frosch

Lag flach und quakte keinen Ton.

Sie sah nur noch sein großes Maul

Und dabei wurd es Topfstieg klar,

Dass dies am Frosch das Größte war.

Sie dachte bei sich und sprach es laut

„Gegen Dummheit wächst kein Kraut“.

Doch es gab auch and’re Grüne.

Schlämmerer, genannt der kühne

Ritter ohne Furcht und Tadel,

Ein Frosch von allerfeinstem Adel,

Bewaffnet mit Schwert und gold‘nem Schild,

War auf jeden Zweikampf wild.

Man nannt‘ den Kühnen ihn zu Recht.

Er mied im Felde kein Gefecht.

Hunderte, oh’n sie zu fragen

Hatte er bereits erschlagen.

Achilles wäre bleich geworden

Hätte er Schlämmerer geseh’n.

Der verstand vom Krieg und Morden

Tatsächlich was. Im Handumdreh’n,

Mit eingedrillter Kampfmethode

Bracht Maus und Mauser er zu Tode

Bis er auf einen Gegner stieß

Welcher Butterschmatzer hieß.

Mit einem Langschwert in der Hand

Ihm dieser gegenüberstand.

Er schlug dem Frosch den Schild entzwei

Und was dahinter stand zu Brei.

So verendete im Feld

Schlämmerer der kühne Held.

Er hat nie wieder in der Schlacht

Einen Mauser umgebracht.

Doch Frösche gab’s wie Sand am Meere.

Der nächste gab sich schon die Ehre.

Er schritt auf Pausbacks weisen Rat

Entschlossen hinterm Schild zur Tat.

Wassertreter von der Quapp

War sein Name kurz und knapp.

Auch er von Adel, reinstes Blut.

Stolz, klug, gebildet, voller Mut

Trat er, in der Faust den Degen,

Keck dem Pondikos entgegen.

Jener hat mit seinem Schwert

Dem tapf‘ren Frosch ganz unbeschwert

Beide Beine abgeschlagen.

Als der Verletzte sich beklagen

Wollte folgte noch ein Hieb.

Danach ein Stich: „Für Krümeldieb“

Schrie Pondikos, nimm ihn als Rache

Für deines Königs Raubmordsache.

Der Frosch in seiner großen Not

Quakte „oh Zeus“, dann war er tot.

Dem nächsten ging es nicht viel besser:

Rippchennager, mit dem Messer,

Schnitt Mangold-Held, dem armen Lurch

Seine Sängerkehle durch.

Nie wieder ward der ehrenwerte

Tenor gesehen beim Konzerte.

Auf dem Weg nach Mausulina

Traf es Moortanz. Durch die Retina

Drang ihm in’s Aug Nezumis Lanze.

Die eigene zerbrach. Der ganze

Kampf hat Sekunden nur gedauert.

Vom Mäusekrieger aufgelauert

War Mootanz samt dem Kameraden

Kroax in dessen Hinterhalt getappt.

Der Mauser hat gar wutgeladen

Die beiden Frösche sich geschnappt.

Am Ende waren beide hin

Ohne Sinn!

In der Art eines tapferen Epheben

Ließ auch Hopperich sein Leben.

Ein Speer drang via Schlüsselbein

Ihm in die rechte Lunge ein.

Rauhaarschwänzer hatt‘ noch mehr.

Er warf noch einen hinterher.

Der traf die linke so verzwickt,

Dass auch die bekam ein Loch.

Hopperich lebte zwar ein Weilchen noch

Letztendlich ist er doch erstickt,

Weil sein Blasbalg wie er sollte

Nicht mehr pumpen richtig wollte.

Manchmal ging im Kampf ums Leben

Den Kriegern auch mal was daneben,

Oder was noch schlimmer war

Sie trafen gleichzeitig sogar.

Das Letzt‘re, was nicht oft geschah,

Hat der Berichter, der es sah,

Als Reportage von der Schlacht

Skizziert und zu Papier gebracht.

Zwei edle Krieger von hohem Rang

Trafen sich zu Waffengang.

Von Westen, direkt aus dem Licht

Stürmte Weißkäskneter vor.

Sein Gegner, die Sonne im Gesicht,

War Moorschrei Lusthops ein Major.

Vom Sonnenlicht gar sehr geblendet,

In das Apollo tauchte ihn,

Ist jener in der Schlacht verendet

Weil es von vorne zu sehr schien.

Die Maus, mit Schild und Speer gerüstet

Hat nach `ner Mordtat es gelüstet.

„Rache für Krümeldieb“ stand auf dem Schild

Geschrieben den der Reporter uns ins Bild

Gesetzt hat damit wir heut noch lesen

Wie es damals ist im Kriege gewesen.

Vom Satz, der dort stand aufgeschrieben

Und auch von Mordlust angetrieben,

Mit dem Speer in seiner Linken,

Traf er den grünen wieselflinken

Moorschrei Lusthops von der Sippe

Der Quäker in die Oberlippe.

Die eherne Spitze fuhr dem Herrn Major

Durch Gaumen und Zäpfchen; verletzte sein Ohr

Und trat aus dem Schädel heraus nun blutrot.

Der Frosch in seiner großen Not

Stieß seine Lanze irgendwie

Rasend vor Schmerz der Maus in ihr Knie.

Dann stürzten sie beide. Im Missgeschick

Brach sich der Mauser das Genick.

Der Frosch ist verblutet, so steht es notiert

Im Kriegsbericht mit seinem Blute verziert.

Von Mitleid darin nicht einziges Wort!

Zwei Mücken die dem Kampfgeschehen

Hatten summend zugesehen

Stritten sich nach dem Doppelmord

Darüber welcher von den Toten

Hatte `nen bessern Kampf geboten.

Von unterschiedlicher Partei

Stritten ziemlich lang die zwei.

Der Streit ging unentschieden aus

Wie vorher der von Frosch und Maus.

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Wie die Tierschlacht weitergeht

In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.