Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 43
Ganz normales Kriegsgeschehen
wie Sand am Meere.
Die Soldaten beider Heere
Ließen Gott sei Dank, welch Glück
Samt ihrer Habe sie zurück
Wenn sie im Kriege fielen.
Mit so mancher von den vielen
Ließ leben sich’s in Saus und Braus.
Das war bei Kostraca zu Hause so
Und auch am Froschteich anderswo.
Hinter Schürzen Krieg zu führen,
Nichts vom Pulverdampf zu spüren,
Vom Wohlstand anderer umgeben
Lässt sich’s selbst im Krieg gut leben.
Als Witwentröster fern der Front
So mancher Drückeberger konnt‘
Was er draußen in der Schlacht
Hätt‘ mit dem Säbel nie gemacht.
Schmarotzer im Westen wie im Osten
Kommen stets auf ihre Kosten.
Nicht aus seine Kosten kam
Fro dem Mysz das Leben nahm.
Fro war zum Kriege via Skagen
Angereist aus Kopenhagen.
Skrubtudse seine Gattin war
In Anbetracht der Kriegsgefahr
Zu Haus bei ihren lieben
Quappen im Tivoli geblieben.
Der Mauser der aus Danzig stammte
Dem Frosch brutal das Herz durchrammte.
Als jener musst so jäh krepieren
Sah die Gattin er flanieren
Im Geist nochmal im Tivoli.
„Wie schön und gut und brav ist sie“
Hat er als Letztes noch gedacht.
Dann fiel der Vorhang. Ew‘ge Nacht
Senkte sich hinter seine Lider.
Dann hatten ihn die Götter wieder.
Was er hat sterbend nicht geseh’n;
Den Buhlen hinterm Busche steh’n.
Jener, er hieß Supfrich Queer,
War hinter grünen Witwen her.
In ganz Dänemark bekannt
Man ihn auch Enkenjäger nannt‘.
Der Lümmel machte schließlich dann
Skrubtudse Frosch, Fro’s Gattin an.
Mit Blumen aus rotem Wachspapier
Erweckte Eindruck er bei ihr.
Den Quappen gab er ein paar Mücken
Damit sie schnell sich all verdrücken.
Als es dunkel war, nach acht,
Hat er sie nach Haus gebracht.
Die Kinder waren im Tivoli.
„Mein Gott“ stöhnte ganz leise sie
Zu Haus „was machst du nur mit mir“?
„Sei still, es ist ja niemand hier;
Quakte er „was nun geschieht
Niemand außer uns sonst sieht“.
Da gab sie nach, war dem Galan
Ein Viertelstündchen untertan.
Dann sprang sie auf: „Ich muss jetzt geh’n
Und nach den Quappen ganz schnell seh’n“.
„Die fahren Karusell“ sprach er:
„Ach komm doch lieber noch mal her
Damit ich dir schnell zeigen kann
Was ich sonst noch kann als Mann“.
„Oh nein“ sprach sie, „es tut mir leid“
Und schlüpfte in ihr Unterkleid;
„Ich bin, das weißt du ganz genau,
Eine verheiratete Frau;
Was würd mein lieber Mann denn denken
Wenn ich, was ihm gehört dir schenken
Würde; es wäre ein Skandal.
Das tu‘ ich nicht ein zweites Mal.
Ich lieb‘ ihn schließlich meinen Fro
Und die Quappen ebenso;
Und das was eben ist geschehen
Zählt nicht, das war ein Versehen“!
Da wurd er zornig, bös und rot;
Dein blöder Fro ist längst schon tot.
Im Kriege draußen in der Schlacht
Werden die meisten umgebracht.
Warum denkst du, bin ich noch hier“?
So quakte er mit schrillem Lachen;
Um Dir ein bisschen Lust zu machen
Damit du Deinen Mann vergisst
Der sicher schon gefallen ist“!
„Du bist mir vielleicht ein Kavalier“
Wandte sie sich traurig ab.
„Dein Alter liegt im Massengrab
Irgendwo, ist längst gefallen“;
Fuhr er fort, „wie draußen allen
Ging’s ihm, eine Lanze kam geflogen….“
„Ich habe meinen Mann betrogen“
Heulte sie los, sie wusst‘ noch nicht
Was tags drauf im Frontbericht
Schwarz auf weiß zu lesen stand.
„Für Pausback, Volk und Quakerland
Im Felde, dann die Namen
Derer die ums Leben kamen.
Erkennungsmarke elf, elf, sieben.
Auch Fro war tot im Feld geblieben.
Die Witwe zähmte ihr Verlangen.
Nie wieder ist sie fremd gegangen!
Und auch dem Frosche Sumpfrich Queer
War die Sache eine Lehr.
Die beiden heirateten. Nun
Können ganz legal sie tun
Was ihnen immer Freude macht.
Fro, der draußen in der Schlacht
Kämpfte einst für sie besessen
Hat sie dabei schnell vergessen.
So war die Lage jetzt zu Haus.
Während die einen Nachwuchs zeugten
Die andern nach dem Feinde äugten,
Denn der Krieg war längst nicht aus.
Der Feind im Feld war überall.
Manch Held starb bei `nem Überfall.
An der Ostfront Lurch um Lurch
Kämpfte sich zu dem Mäusen durch
Um denen zu beweisen, dass
Vom Kämpfen man verstand etwas.
Tausende in grünen Strümpfen
Starben kämpfend in den Sümpfen.
Selbst die kräftigen und drallen
Einzelkämpfer sind gefallen.
Allein der Mauser Kurzkrallpföter
Brachte hunderte von Fröschen um.
Man nannte ihn auch Hetschentöter.
Die Frösche wussten es warum.
Mit dem Schwert wie Patroklos
Ging er auf die Grünen los.
Frosch um Frosch und Streich um Streich
Schickte er ins Totenreich.
Wie der Sohn des Menoitios
Mit den Waffen des Peliden
Schlug es sich gar furios.
Um die Frösche zu befrieden
Hat er alleine in dieser Schlacht
Sicher tausend umgebracht.
Die Mäuse, wie die Sache stand
Gewannen nun die Oberhand.
Topfstieg, ein Sänger sonst und Barde,
Bewaffnet nur mit Hellebarde,
Bereitete gekonnt, behände
Zwei Froschkriegern ein Ende
Die an Rädern festgebunden
Man hatte schon halb tot geschunden.
Gekonnt hackte dem ersten Lurch
Er mit Schwung die Kehle durch.
Dem zweiten stach nach gutem Brauch,
Er die Hellebarde in den Bauch.
Blähbauch und Schreihals waren die Namen
Der beiden die der Mausgefreite
So von ihrem Leid befreite.
Weil sie nicht mehr zur Besinnung kamen
Und vollends in sich zusammensanken
Konnten Topfstieg sie nicht danken
Der mit edler Rettungstat
Ihnen beigestanden hat.
Bewusstlos, schmerzfrei schieden sie
Aus der Batrachomyomachie.
Andere tapfere, grüne Streiter
Ersetzten sie und stritten weiter,
Denn der Krieg, es war ein Graus,
War ja immer noch nicht aus!
Einer von ihnen, Schlammbehauser,
Schrie wütend: „Du verdammter Mauser;
Ich bring dich um, du graues Schwein“!
Es sollte sein letztes Fluchen sein.
Als er zu Topfstieg stürmte vor,
Er die Balance wohl verlor.
Er strauchelte über den eig‘nen Speer.
Der brach entzwei, sein Dolch verquer
Am Koppel unter Weh und Ach
Dem Frosch in seinen Blähbauch stach.
Die Luft entwich; das war das Aus.
Die Seele konnte noch entkommen;
Sie hatte Reißaus schnell genommen.
Zur leeren Hülle sprach die Maus:
„Du blöder zahnloser Fogosch,
Du aufgeblas’ner alter Kaul,
Das hast du nun davon“.
Der so beschimpfte tote Frosch
Lag flach und quakte keinen Ton.
Sie sah nur noch sein großes Maul
Und dabei wurd es Topfstieg klar,
Dass dies am Frosch das Größte war.
Sie dachte bei sich und sprach es laut
„Gegen Dummheit wächst kein Kraut“.
Doch es gab auch and’re Grüne.
Schlämmerer, genannt der kühne
Ritter ohne Furcht und Tadel,
Ein Frosch von allerfeinstem Adel,
Bewaffnet mit Schwert und gold‘nem Schild,
War auf jeden Zweikampf wild.
Man nannt‘ den Kühnen ihn zu Recht.
Er mied im Felde kein Gefecht.
Hunderte, oh’n sie zu fragen
Hatte er bereits erschlagen.
Achilles wäre bleich geworden
Hätte er Schlämmerer geseh’n.
Der verstand vom Krieg und Morden
Tatsächlich was. Im Handumdreh’n,
Mit eingedrillter Kampfmethode
Bracht Maus und Mauser er zu Tode
Bis er auf einen Gegner stieß
Welcher Butterschmatzer hieß.
Mit einem Langschwert in der Hand
Ihm dieser gegenüberstand.
Er schlug dem Frosch den Schild entzwei
Und was dahinter stand zu Brei.
So verendete im Feld
Schlämmerer der kühne Held.
Er hat nie wieder in der Schlacht
Einen Mauser umgebracht.
Doch Frösche gab’s wie Sand am Meere.
Der nächste gab sich schon die Ehre.
Er schritt auf Pausbacks weisen Rat
Entschlossen hinterm Schild zur Tat.
Wassertreter von der Quapp
War sein Name kurz und knapp.
Auch er von Adel, reinstes Blut.
Stolz, klug, gebildet, voller Mut
Trat er, in der Faust den Degen,
Keck dem Pondikos entgegen.
Jener hat mit seinem Schwert
Dem tapf‘ren Frosch ganz unbeschwert
Beide Beine abgeschlagen.
Als der Verletzte sich beklagen
Wollte folgte noch ein Hieb.
Danach ein Stich: „Für Krümeldieb“
Schrie Pondikos, nimm ihn als Rache
Für deines Königs Raubmordsache.
Der Frosch in seiner großen Not
Quakte „oh Zeus“, dann war er tot.
Dem nächsten ging es nicht viel besser:
Rippchennager, mit dem Messer,
Schnitt Mangold-Held, dem armen Lurch
Seine Sängerkehle durch.
Nie wieder ward der ehrenwerte
Tenor gesehen beim Konzerte.
Auf dem Weg nach Mausulina
Traf es Moortanz. Durch die Retina
Drang ihm in’s Aug Nezumis Lanze.
Die eigene zerbrach. Der ganze
Kampf hat Sekunden nur gedauert.
Vom Mäusekrieger aufgelauert
War Mootanz samt dem Kameraden
Kroax in dessen Hinterhalt getappt.
Der Mauser hat gar wutgeladen
Die beiden Frösche sich geschnappt.
Am Ende waren beide hin
Ohne Sinn!
In der Art eines tapferen Epheben
Ließ auch Hopperich sein Leben.
Ein Speer drang via Schlüsselbein
Ihm in die rechte Lunge ein.
Rauhaarschwänzer hatt‘ noch mehr.
Er warf noch einen hinterher.
Der traf die linke so verzwickt,
Dass auch die bekam ein Loch.
Hopperich lebte zwar ein Weilchen noch
Letztendlich ist er doch erstickt,
Weil sein Blasbalg wie er sollte
Nicht mehr pumpen richtig wollte.
Manchmal ging im Kampf ums Leben
Den Kriegern auch mal was daneben,
Oder was noch schlimmer war
Sie trafen gleichzeitig sogar.
Das Letzt‘re, was nicht oft geschah,
Hat der Berichter, der es sah,
Als Reportage von der Schlacht
Skizziert und zu Papier gebracht.
Zwei edle Krieger von hohem Rang
Trafen sich zu Waffengang.
Von Westen, direkt aus dem Licht
Stürmte Weißkäskneter vor.
Sein Gegner, die Sonne im Gesicht,
War Moorschrei Lusthops ein Major.
Vom Sonnenlicht gar sehr geblendet,
In das Apollo tauchte ihn,
Ist jener in der Schlacht verendet
Weil es von vorne zu sehr schien.
Die Maus, mit Schild und Speer gerüstet
Hat nach `ner Mordtat es gelüstet.
„Rache für Krümeldieb“ stand auf dem Schild
Geschrieben den der Reporter uns ins Bild
Gesetzt hat damit wir heut noch lesen
Wie es damals ist im Kriege gewesen.
Vom Satz, der dort stand aufgeschrieben
Und auch von Mordlust angetrieben,
Mit dem Speer in seiner Linken,
Traf er den grünen wieselflinken
Moorschrei Lusthops von der Sippe
Der Quäker in die Oberlippe.
Die eherne Spitze fuhr dem Herrn Major
Durch Gaumen und Zäpfchen; verletzte sein Ohr
Und trat aus dem Schädel heraus nun blutrot.
Der Frosch in seiner großen Not
Stieß seine Lanze irgendwie
Rasend vor Schmerz der Maus in ihr Knie.
Dann stürzten sie beide. Im Missgeschick
Brach sich der Mauser das Genick.
Der Frosch ist verblutet, so steht es notiert
Im Kriegsbericht mit seinem Blute verziert.
Von Mitleid darin nicht einziges Wort!
Zwei Mücken die dem Kampfgeschehen
Hatten summend zugesehen
Stritten sich nach dem Doppelmord
Darüber welcher von den Toten
Hatte `nen bessern Kampf geboten.
Von unterschiedlicher Partei
Stritten ziemlich lang die zwei.
Der Streit ging unentschieden aus
Wie vorher der von Frosch und Maus.
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Wie die Tierschlacht weitergeht
In der nächsten Folge steht
wird fortgesetzt
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