Samstag, 8. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 44

Der GröFaZ und die Götter


ancher

Frosch ist noch gefallen.

Am Schlimmsten waren die Vasallen

Des Mäusefeldherrn Pestverbreiter.

Der, bis kürzlich noch Gefreiter,

Hatte sich im Krieg durch Morden

Hochgedient. Offizier geworden,

Übernahm er erst die Bürgerwehr,

Später das gesamte Heer.

Seine Truppe, schwer auf Draht,

Galt nicht nur im Mäusestaat

Als äußerst entschlossen und brutal.

Auf ihren Feldherrn eingeschworen

Hat sie noch keine Schlacht verloren.

Speichel leckend und loyal

Und ihrem Herren stets ergeben

Sah man sie den Arm hochheben.

„Heil großer Führer Pestverbreiter“

Rief man ihm im Felde zu.

„Heil Dir Du Endsieg-Vorbereiter;

Heil Dir Du großer Krieger Du“!

Der größte Feldherr aller Zeiten

Ließ feiern sich beim Frontabschreiten.

Er war sicher die Epheben

Opferten ihm gar das Leben.

Wenn’s sein musst, brachten lapidar

Die eignen Leut‘ sie um sogar.

Manch einer aus dem stolzen Land,

Der mit Hurrageschrei spontan

Sich dem Elitetrupp schloss an

Im schicken Uniform-Gewand,

Braun statt grau wurde zum Thor

Und kam sich nun gar wichtig vor.

Mancher hielt im Mauseloch

Daheim sogar den Arm noch hoch

Um seinen Führer so zu ehren

Und die Familie zu belehren

Über dessen große Taten.

Keiner hätt ihn je verraten!

Alle dachten Pestverbreiter

Wär mächtiger und viel gescheiter

Als jeder General im Krieg.

So eilte man von Sieg zu Sieg.

Sogar im Felde beim Marschieren,

Besonders bei den Offizieren,

Gab es welche die die Hand

Hoben gar im Feindesland.

So wollten sie den grünen Leuten,

Zeigen, dass vor nichts sie scheuten.

Was der Führer hat befohlen

Führten sie aus ganz unverhohlen.

Dorf um Dorf wurd okkupiert;

In seinem Namen annektiert.

Die Frösche wurden umgebracht;

Man hatte dazu ja die Macht!

Man tat noch mehr; zu viel des Guten!

Millionen mussten dafür bluten

Weil keiner von den Offizieren

Wollte seinen Job verlieren.

Alle marschierten links, zwo drei,

Hinter dem GröFaZ in der Reih.

Einer wollte nicht parieren;

Nicht im Gleichschritt mitmarschieren

Und auch den Gruß mit steiler Hand

Hat missbilligt sein Verstand.

Er sprach zum Oberfeldmarschall:

„Ihr habt doch allesamt `nen Knall“

Und streckte ihm des Friedens wegen,

Froh grüßend seine Hand entgegen

So wie er es im Elternhaus

Gelernt hatte von Mutter Maus.

„Heil“ schrie der andre da erbost.

„Heil Pestverbreiter“! Diesen Toast

Wollt der andre nicht erwidern.

Geköpft und mit zerbroch’nen Gliedern

Fand man ihn ein wenig später

Den verdammten Missetäter.

Nichts war an ihm heil geblieben.

Sein Name wird heut groß geschrieben!

Indessen wurd‘ beim Militär

Weiter gekämpft gar ordinär.

Mit einem Harzer in der Hand

Schimmelruch am Ufer stand.

Frosch Lauchner griff ihn an verwegen.

Da schlug ihm ein Gestank entgegen

Der ihn von den Beinen riss.

Er sprang ins Wasser, hatte Schiss,

Dass er könnt in Ohnmacht fallen.

In Poseidons nassen Hallen

Getaucht blieb er dem andern fern

Der den Handkäs mocht‘ so gern.

Die Mäuse bis zum Nagezahn

Mit scharfen Waffen angetan,

Wurden mutiger und frecher.

Sie schickten als Blockadebrecher

Ihre stärksten Krieger vor.

Maus Eckenkötler Junior

Als Einzelkämpfer wohlbekannt,

Sei besonders hier genannt.

Die Hellebarde in der einen,

Das Schwert in seiner andern Faust

Sah man ihn im Feld erscheinen.

Den Fröschen hat’s vor Angst gegraust

Als sie den wack‘ren Krieger sahen.

Kein Grüner wollte sich ihm nahen

Denn jeder dacht: „Der bringt mich um“!

Noch keiner hatte solch ein Trumm

Von einer Maus geseh’n zuvor

Wie Eckenkötler Junior.

Die Frösche schlichen sich gar weise

Um ihn herum im großen Kreise.

Alle wichen dieser Maus

Aus gutem Grunde lieber aus.

So stand der Recke wie verlassen

Auf dem Schlachtfelde herum.

Keiner von den glitschig nassen

Kriegern hatte genug Mumm

Um sich an ihn heranzuwagen

Und den Kampf ihm anzusagen.

Ein jeder hat den Umweg-Bogen

Dem Streit mit jenem vorgezogen

Der wie des Sieges Unterpfand

Mitten auf dem Schlachtfeld stand

Und die Blockade dort zu brechen.

„Ich lass mich nicht von dem erstechen“

Dacht jeder Frosch und wich der Maus

Aus Sicherheitsgründen lieber aus.

So stand das graue Riesen-Trumm

Von Maus nur nutzlos dort herum

Ohne dass etwas geschah.

Pallas Athene die es sah

Nahm sich barmherzig schließlich dann

Des verwaisten Kriegers an.

Die Herrin über Krieg und Frieden

Hatte aus Mitleid sich entschieden

Und schenkte gnädig via Pfeil

Der armen Maus ihr Seelenheil.

Zischend schlug’s ihr in die Brust.

„Das ist das End von all dem Frust“

Dachte Eckenkötler noch

Bevor das eigne Blut er roch.

„Athene du“? Schrie er und dann fiel er nieder.

Gar schwer wurden ihm die Augenlider.

„Athene ausgerechnet du“???

Röchelte er fragend noch einmal.

Dann sank er tief in ew’ge Ruh

Und vorbei war all die Qual

Die er hatte ausgestanden

Weil sich keine Gegner fanden.

Die Frösche hatten das Geschehen

Aus sicherer Entfernung angesehen.

Als sie panikartig flohen

Schlug Quietschner, einer von den rohen

Mauskriegern mittels Nagelkeule

Noch so manchem eine Beule

Der flüchtend vor dem Unheil bang

Zu retten sich ins Wasser sprang.

Die Mäuse rückten nach gekonnt.

Die gesamte grüne Front

Drängten sie nun Stück für Stück

An König Pausbacks Teich zurück.

Auf dem Rückzug manchen Frosch

Die Mausarmee zu Tode drosch.

Mückenhascher mit dem Bogen

Schoss flüchtend zwar noch einen Pfeil.

Da kam die Lanze schon geflogen;

Von oben schräg nach unten steil

Hatte Steifschwänzer gezielt.

Der Nacktfrosch dachte: „Ausgespielt“

Als ihm seinen Bauch die Lanze

Aufriss und das inn‘re Ganze,

Samt der Leber, die gut rutschte,

Aus der off’nen Wunde flutschte.

Selbst dem Reporter wurde schlecht.

Er übergab sich regelrecht.

Drum konnt‘ er keine Skizze machen

Vom Frosch samt seinen inn’ren Sachen

Die neben ihm im Felde lagen.

Der Hetsch gab sich noch nicht geschlagen.

Er wollt nochmal den Bogen spannen

Und sich zum Angriff zu ermannen.

Da traf die Lanze ihn erneut.

Sterbend hat er es bereut,

Dass er nicht hatte in der Flucht,

Wie andre auch, sein Heil gesucht.

Doch dazu war es nun zu spät;

Denn ohne jede Pietät

Stach der andre nochmal zu.

Dann war Ruh!

Auch Nachtquacker den General

Traf es. Er staunte und dacht „kolossal“

Als Schlupflochrutschers Doppelkeule

Ihn zufügte `ne Riesenbeule

Auf seinem Schädel als sie traf

Und nach innen schwoll konkav.

Er wollt sich grad dazu erfrechen

Den Mauser rächend totzustechen;

Da traf es ihn zum zweiten Mal.

Diesmal etwas mehr brutal.

Von der Keule hart getroffen

Zerbarst sein Schädel. Er dacht offen:

„Au, verflucht, was tut das weh“!

Da fiel sein Hirn ihm auf den Zeh.

Es hat ihm nichts mehr ausgemacht.

Nie wieder hat er was gedacht.

Die Mäus‘, den Gegner zu verjagen,

Brachten ihre Panzerwagen

An der Front zum Einsatz jetzt.

Die Frösche flüchteten entsetzt.

Wer sich nicht hat schnell getrollt

Wurd von den Panzern überrollt.

Tausende von Frosch-Epheben

Ließen so ihr junges Leben.

Um den Maulwurfhaufen sieben,

So hat es ein Chronist beschrieben,

Kam es zur ersten Panzerschlacht.

Von Höhe sechs und Hügel acht

Beschossen sich mit Sprenggranaten

Die gepanzerten Soldaten.

Tausende von Panzern waren

Auf beiden Seiten aufgefahren.

Noch nie zuvor hat’s so gekracht.

Selbst Erwin Rommels Panzerschlacht

Bei El Alamein in Afrika

War dagegen nur Trara.

Noch niemals wurd im Krieg entschlossen

So wie jetzt zurückgeschossen.

Auf beiden Seiten wollt man’s wissen.

Noch niemals wurde so verbissen,

Verdrängend alle guten Sitten,

Um einen Maulwurfhauf‘ gestritten.

Es schien als ständ‘ das End bevor.

Wer diese Hügelschlacht verlor,

So dachten allesamt die Toren

Der hätte auch den Krieg verloren.

Es schien als wollten beide Seiten,

So steht es in den Kriegsberichten,

Sich gegenseitig nun beim Streiten

Bis auf den letzten Mann vernichten.

Es schien als würd beim Kesseltreiben

Am End‘ nicht einer übrig bleiben.

Es schien als würd der Krieg gleich enden.

Doch da sollt das Blatt sich wenden.

Nach gutem alten Götterbrauch,

Wie einst am Berge Zion auch,

Fuhr Gott dazwischen; völlig klar

Sein Hügel war ja in Gefahr.

Mit zuckenden Blitzen ließ den Donner er krachen!

Um dem Krieg endlich ein Ende zu machen

Wies Petrus er an zu öffnen die Schleusen.

Die Fluten rissen den Fröschen und Mäusen

Hinweg all ihre gepanzerten Wagen.

Um es deutlich hier zu sagen:

Es war ein wirklich schlimmer Regen.

Hiroshima war nichts dagegen.

Auf beiden Seiten sind von allen

Die meisten im Orkan gefallen

Und jene welche überlebten

Plötzlich nun nach Hause strebten.

Die Mäuse hatten es jetzt schwer

Sie wirkten alle sehr betroffen.

Fast jedes Loch war abgesoffen.

Den Fröschen war es eine Lehr.

Tausende hat es erwischt.

Im Teich, nachdem man sich erfrischt

Wurd‘ für die allerletzte Schlacht

Sofort der Angriffsplan gemacht.

„Wir haben ein Gefecht verwonnen“

Sprach aufmunternd der General.

„Ihr habt das Ganze falsch begonnen,

Doch glaubt es mir, das nächste Mal,

Weil klüger wir es nun beginnen,

Werden wir die Schlacht gewinnen.

Nachdem die Frösche war‘n vertrieben,

Und die Wasser wieder wichen

Welche einer Sintflut glichen,

Nahmen die Mäuse schnell Besitz

Vom Maulwurfland. Auf Hügel Sieben

Ganz oben auf dem höchsten Spitz,

Dort wo es nicht mehr höher geht,

Seitdem die neue Flagge weht.

„Wer Frieden will nach einem Siege

Der rüste sich erneut zum Kriege“

Steht drauf, was jeder wissen muss,

Geschrieben es nach Vegetius.

Das neue Motto proklamiert,

Hat zu neuem Streite provoziert.

Der Krieger der gleich nach dem Zwiste

Dort oben nun die Fahne hisste

Hieß mit Namen Quarkverprasser.

„Einer der schlimmsten Hetschenhasser“

Sagt man, sei die Maus gewesen.

In den Psalmen steht zu lesen

Um was sie Gott hat angefleht

Auf dem Gipfel per Gebet:

„Wehr ab das Untier, das vom Rohr

Stets in Rotten kommt hervor.

Wehr ab den Herrscher Pausback der

Gierig ist, wie sonst kein Zweiter.

Vernichte ihn samt seinem Heer

Sonst geht der Krieg noch länger weiter.

Ich bitt dich Gott verflucht noch mal

Beende endlich diese Qual

Die unser Volk hat heimgesucht“!

Die Götter, als er so geflucht

Haben oben es gehört

Doch sich nicht daran gestört!

Unten im Hades gab es nun

Noch mehr als bisher schon zu tun.

Die Seelen auf ihrer letzten Reise

Drängten herein dort massenweise,

Durch die Flammen auf dem Flur

Alle in eine Richtung nur.

Jede wollt als Minimum

`Nen Sitzplatz im Elysium.

Das Gedränge war so groß

Zu jener Zeit im Tartaros,

Dass manche Seele Feuer fing

Von den Mäusen wie den Fröschen,

Und im Styx schnell baden ging

Um den Brand zu löschen.

Die Lage war fürwahr prekär.

„Wo der Chef denn nur bloß wär“

Wollte Rhadamanthys wissen.

Minos, wie immer dienstbeflissen,

Rief ihm zu: „Mit Persephone

Ist im Olympus er zur Wahl.

Zeus auf seinem Götterthrone

Versucht es noch ein letztes Mal

Die Macht auf seinem morschen alten

Wackelstuhle zu behalten".

„Ach ja“, grinste der Oberrichter

„Das ganze göttliche Gelichter

Ist heute im Olymp versammelt.

Der Göttersaal ist voll gerammelt,

Wahrscheinlich enger und noch schlimmer

Als drüben unser Gästezimmer.

Ich hätt es beinahe vergessen,

Dass Hades wahrnimmt die Interessen

Der Unterwelt dort bei der Wahl.

Gemessen an der großen Zahl

Von Seelen die wir hier verwalten,

Stünde der Thron zu unserm Alten.

Er wär der rechte. Sapperlot,

Was wär er für ein Obergott.

Hades im Olymp und wir

Hätten das schönste Leben hier“!

Aiakos hat darauf gelacht:

„Der alte Zeus hängt an der Macht.

Die gibt er niemals kampflos her,

Denn an der Macht da ist er wer.

Ohne Zepter und ohne Krone

Wär er ein Nichts auf seinem Throne.

Wer ihm die Macht dort oben raubt

Der ist es dem das Volk dann glaubt.

Wenn er verliert heut bei der Wahl

Kommt es dort oben zum Skandal.

Dann gibt es Krieg auf dem Parnass“!

„Ach was wär das für ein Spaß“

Entfuhr es Minos unbedacht.

"Wie damals in der Götterschlacht.

Ich las es kürzlich bei Homer.

Da ging es auch recht lustig her".

(Ilias 20.Gesang –Die Götterschlacht-)

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Von den Göttern und der Wahl

Bericht‘ ich hier das nächste Mal.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.