Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 51
Die Götter, der König und die Offiziere
Kunstwerk, das man kürzlich fand
Auf Samos nicht weit weg vom Strand
Beim Graben direkt im Heraion
Zeigt einen Frosch, dies nicht genug;
Man weiß, dass ihn einst Hera trug.
Er stammt aus dem alten Ilion.
Hera hatte ihn von Zeus bekommen.
Als der sie einst zum Weib genommen
Schenkte er ihr nachts im Bett
Den Glücksbringer. Als Amulett
Hat Hera ihn in jungen Tagen
Stolz auf den Dekolletee getragen.
Der Frosch als steinernes Symbol
Der Fruchtbarkeit wusste sehr wohl
Welchen Auftrag er dort hatte.
Der Sexbesessene Nimmersatte
Wurde wie Zeus befohlen ihm,
Mit Hera Nacht für Nacht intim.
Was war das für ein Leben; Oh
Für ihn und die Göttin ebenso.
Der alte Zeus war kaum zu Haus.
Drum tobten sich die beiden aus.
Der Frosch tat was ihm ward befohlen
Und Hera war glücklich. Unverhohlen
Ließ sie ihn in ihr Bettchen schlüpfen
Und wie es Spaß ihr machte, hüpfen.
Hera bekam vier Kinder.
Eileithyia, Hebe, Hephaistos
Und als letzten doch nicht minder,
Ares ihren jüngsten Spross“.
„Weil wir grad bei Hera sind“
Sprach Troxartes, „lasst geschwind
Mich ein Weilchen noch gewähren
Um den Kernos zu erklären
Den man jüngst auf Samos fand,
Dort wo Heras Tempel stand.
Den Kernos, angefüllt mit Laich
Aus einem olympischen Teich
Brachte Zeus ihr als Geschenk
Zur Hochzeit mit einst eingedenk,
Dass sie seine Schwester war.
„Das ist nicht etwa Kaviar“
Sprach er zur Gattin, „schau‘s dir an.
Das Zeug ersetzt im Bett den Mann“
Hera lachte: „Ich weiß auf Samos
Heiratet man Hieros Gamos“
Und dann ließ sie den Froschgott kommen;
Der hat sich ihrer angenommen.
Troxartes Brotnager, der King
Erläuterte so gut es ging
Den Seinen, allesamt von hohem Rang,
Dabei den Zusammenhang
Von Frosch und Gott und Hieros Gamos
Und wie das ablief einst auf Samos.
Doch weil die Sache mit dem Keim
War eingestuft als STRENG GEHEIM
Und nur bestimmt für Stabsoff’ziere
Oder andere ganz hohe Tiere,
Darf die Praktiken aus Theben
Ich leider hier nicht wiedergeben.
Zum Schweigen vergattert fahr ich dort
In Brotnagers Erklärung fort
Wo seine Worte mehr erbaulich,
Waren und nicht so vertraulich.
„Der Frosch dereinst in Griechenland
Diente als Heiliger voller Huld
Auch in manchem geheimen Kult.
Als Priester von Sabazios sogar
Saß er auf dem Kultaltar.
Auf des Götzen rechter Hand
Er darauf hinzuweisen schien,
Dass es nur einen Gott gibt: Ihn!
Wen er meinte, ist nicht klar.
Ob es sein Herr Sabazios war,
Dionysos, Zeus oder aber
Der neue Oberbefehlshaber
Genannt Jahve oder Zebaoth.
Darüber schwieg der Frosch devot“.
Währende der König seine Offiziere
In Sachen Götter hat belehrt,
Tat die Maustruppe das Ihre
Und hat den Angriff abgewehrt
Den die Frösche ohne Zagen
Hatten just grad vorgetragen.
Die Grünen haben in der Flucht
Allesamt ihr Heil gesucht.
Doch die Mäuse wollten mehr:
„Ich vernichte ihr ganzes Heer“
Sprach der Krieger Wühlemehl
Denn so stand es im Befehl
Den er von der feigen Ratte,
Dem Feldmarschall bekommen hatte.
Er nahm das Banner mit der Fliege
Das damals schon im Troja-Kriege
Vor langer Zeit in Ilion
Nebst dem Holz-Ross hatte schon
Den Achaiern in der Schlacht
Um die Stadt den Sieg gebracht.
Er laberte nicht lang herum.
Er wusste, dass das Labarum
In seiner Stubenfliegenform
Die Frösche anzieht ganz enorm.
Als er das Flaggentuch entrollte
Kam es wie es kommen sollte.
Die Frösche schlüpften aus den Teichen
Und folgten seinem Fliegenzeichen.
In hoc signo, um zu siegen
Sie mutig aus dem Wasser stiegen.
Erst einer, dann tausend; sechs Millionen
Wollten diese Fliege haben
Um sich den Gaumen dran zu laben.
„Keinen werde ich verschonen“
Dachte der Krieger an der Tete
Hinter dem die Flagge wehte.
„Im Zeichen dieser Stubenfliege
Führ ich die Mausarmee zum Siege“.
So dachte der wackere Wühlemehl.
So lautete auch sein Befehl.
Den er von der feigen Ratte
Dem Feldmarschall erhalten hatte.
Er sollte die Frösche durch’s trockene Land
Hinaufführen in den Dünensand,
In den heißen Eidechs-Landen
Dorthin, wo nur noch Disteln standen.
Dort würden alle Mann für Mann
Verdursten sie und dörren dann.
So hatte man sich‘s vorgenommen.
Doch es sollte anders kommen.
Der Kamerad Mus Futterneider
Machte einen Fehler leider.
Mit der Adebar-Attrappe
Die angefertigt man aus Pappe
Hatte um die Frosch-Armee
Zu verscheuchen schnell vom See,
Stand er an der falschen Stelle.
Die Frösche all‘samt blitzeschnelle
Machten kehrt. Das ganze Heer
Hüpfte zurück ins Hetschen-Meer.
Der Plan, der so gut ausgeheckt,
Die Feindvernichtung hat bezweckt,
Scheiterte. Gut angefangen
Ist es letztlich schief gegangen
Weil die Generalität
Wieder einmal kam zu spät.
Das Offizierskorps später dann
Sah sich die Bescherung an.
Was dann kam, ja das musste kommen.
Mus Futterneider festgenommen
Kam vor das höchste Kriegsgericht.
„Ein Versehen war das nicht“
Fluchte der Oberfeldmarschall.
„Deine gottverdammte Tat
Ist für mich ein klarer Fall
Von Feigheit und von Hochverrat“.
Ruckzuck ward ihm, der nichts verbrochen
Die Alleinschuld zugesprochen.
Der Oberste sprach: „Aus meiner Sicht
Bist Du ein Fall fürs Standgericht“.
Dann band man Mus die Augen zu.
Eine Salve krachte und im Nu
War der Kriegsverbrecher hin.
So etwas macht im Kriege Sinn
Denn es ist ja dafür gut
Dass es anderen macht Mut!
König Pausbacks wack’re Mannen
Indes im Teich auf Rache sannen.
Längst hatte die Armee erkannt,
Dass sie vor etwas weggerannt
Was nichts war außer Pappmaschee.
Das Taktik-Beratungs-Komitee,
Alle Offiziere von hohem Rang und Adel,
Wie sich‘s gehört ohn‘ Lob und Tadel,
Besprach die Lage. Der Frosch-Major
Von Kladux schlug eine Taktik vor
Die er den Mäusen hatte abgeschaut.
„Männer“ sprach er forsch und laut:
„Wir schlagen die Mäus‘ mit ihren Waffen.
Wenn wir ein Betttuch uns beschaffen
Auf welches wir die Tigerfratze
Malen von einer Miezekatze,
Die eine Maus beißt in den Kragen.
Die Taktik nennt man Camouflage.
Dann werden wir den Feind verjagen,
So dass die ganze verdammte Maus-Bagage
Von uns derart eingeseift
Hals über Kopf die Flucht ergreift.
Die anderen verstanden. Alle lachten.
Zwei sich an die Arbeit machten.
Als kurz darauf die Mausarmee
Erneut angriff durchs Schilf am See
Stand Itsche Bratscherpoch im Rohr
Und zeigte sein Gemälde vor.
Da für die Mäus‘ die Katz ein Leu
Flüchteten die Nager scheu.
Hals über Kopf rannt‘ die Armee,
Ins Schilf zurück. „Schnell weg vom See.“
Schrie der graue Feldmarschall,
„Sonst frisst der Löwe uns noch all“.
Die Frösche stürmten hinterher
Doch fassen ließ sich keine mehr.
Wie Kladux es vorhergesagt
Wurde das Mäuseheer verjagt.
Kein Mauseschwanz war nun mehr zu sehen.
„Lasst uns schnell zu Pausback gehen
Um ihm die Massenflucht zu melden“
Quakte Fromkind, des Königs Schwiegersohn.
„Man wird uns feiern wie die Helden
Die siegten einst in Ilion“
Und weiter sprach er: „Kameraden
Ihr seid alle eingeladen.
Ich geb‘ ein Fest doch vorher nun,
Lasst uns, was unser Recht ist, tun.
Lasst uns auf den Hügel steigen
Als neue Herrn im weiten Lande
Und uns dort oben Flagge zeigen.
Dem besiegten Volk zur Schande
Lassen wir deren Fahne streichen
Und setzen als unser Siegeszeichen,
Ich hab es Gott sei Dank dabei,
Das Banner mit Pausbacks Konterfei.
Vier gefangene Mäuse sollen
Die Mausflagge zusammenrollen
Um sie dem König heimzubringen.
Setzt sie frei, gebt ihnen Klingen;
Es müssen Offiziere sein;
Und packt ihnen Proviant auch ein.
Der Mäusekönig soll erkennen,
Dass wir uns jetzt zwar Sieger nennen
Doch dass wir keine Feindschaft wegen
Seinem toten Sohn mehr hegen.
Wie Fromkind hatte es befohlen
Ging man die vier Mäuse holen.
Dann stiegen sie den Berg hinan
Und haben ihre Pflicht getan.
Vier Hauptleute der Mausarmee,
Allesamt mit Portepee,
Holten traurig aber bieder
Auf dem Berg die Flagge nieder.
Dann machten ohne Widerspruch
Sich die vier besiegten Helden
Samt dem Mausland-Flaggentuch
Auf um Troxartes es zu melden
Was eben, traurig aber wahr,
Im Kriege vorgefallen war.
Auf leisen Sohlen die vier Nager
Schlichen heim ins Mäuselager
Um ihrem König das Misslingen
Ihres Auftrags beizubringen.
Troxartes fluchte unverhohlen.
„Euch war zu siegen anbefohlen.
Und was macht ihr? Im eignen Lande
Blamiert ihr mich; welch eine Schande.
Ihr verfluchtes feiges Pack.
Die Frösche sind da mehr auf Zack.
Ich dachte ihr seid Offiziere.
Doch was ich just realisiere
Ist, dass ihr feig seid wie die Hasen“.
So hörten sie ihn zornig rasen.
„Sie nahmen uns gefangen.
Es ist uns schlecht ergangen“
Begehrte Bohnenschlitzer auf.
Der König achtete nicht drauf.
Er gestikulierte nur und fluchte
Zornig und ohne Unterlass.
Ach was war der Rex in Brass.
Weil er die Schuld bei ihnen suchte
Nannte Feiglinge er sie
Wobei er Gift und Galle spie.
„Die eigne Flagge holt ihr nieder!
Sofort gebt ihr den Sold mir wieder.
Keinen Schuss Pulver seid ihr wert.
Für was habt ihr denn euer Schwert?
Mir scheint, dass allesamt es ihr
Betrachtet nur als reine Zier.
Was seid ihr nur für Offiziere?
Zeigt wie die Hasen die Paniere
Wenn im Schilf ein Frosch mal quakt.
Feiglinge kann ich hier nicht brauchen“
Und er hat noch mehr gesagt.
So ließ er seinen Zorn verrauchen.
Da fasste Schnittchenmauser Mut.
„Wir machen alles wieder gut“.
So sprach unterwürfig er zum Rex.
„Gib uns nochmal hunderttausend Mann.
Dann greifen wir erneut sie an.
Brotnager der König war perplex.
Ganz langsam holte er tief Luft.
„Zur Hölle mit dir du feiger Schuft“
So schrie im Zorne er spontan
Den Mäusehauptmann vor sich an.
Hunderttausend Mann woher?
Gefallen liegt das halbe Heer
Auf dem Schlachtfeld. Seit drei Tagen
Habt ihr Schlacht um Schlacht geschlagen,
Doch die Siege blieben aus“!
„Ich bin auch nur eine Maus“
Gab der Hauptmann drauf zurück.
„Zum Krieg führen gehört auch Glück.
Das war uns nicht hold im Streite.
Stell dir vor um Haaresbreite
Hätten die Frösche gestern Nacht
Uns alle vier bald umgebracht“.
„Das stimmt“ fügten die Kameraden
Schnell hinzu. „Das wär‘ kein Schaden
Gewesen für die Mausarmee“
War des Königs Resümee.
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Was der danach noch alles tat
Ich Euch das nächste Mal verrat‘!
wird fortgesetzt
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