Freitag, 28. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 50

Die Götter, der König und die Offiziere


er Frosch,

das weiß man lange schon,

Saß einst in Japan auf dem Thron.

Dem nicht genug, er stellte gar

In jener Zeit Gott Buddha dar!“

Alle hatten zugehört.

Der Oberst wirkte sehr empört.

Der Feldmarschall dachte kurz nach

Bevor er zu den andern sprach:

„Der Frosch, so habe ich erfahren,

Bereits seit vielen tausend Jahren

Mischt mit in allen Religionen.

Es könnte sich durchaus für uns lohnen

Wenn wir seinen krummen Sachen

Endlich nun ein Ende machen.

Wir sollten schnell die Säbel wetzen

Und uns an seine Stelle setzen“!

„Verflucht noch mal“ schrie der Major,

„Kommen wir dem Frosch zuvor.

Wenn er tatsächlich aufersteht

Es uns bestimmt gar dreckig geht“:

Der Leutnant fragte: „Was ist wenn

Wir es mit dem Ur-Gott Nun

Haben bei dem Frosch zu tun“?

„Ja was machen wir da denn“?

Wollte auch der Hauptmann wissen.

„Ihr seht das alles zu verbissen“

Wandte sich ihnen Troxartes zu.

„Wir warten ab erst mal in Ruh.

Ich weiß es und ihr werdet’s sehen,

Die Götter werden zu uns stehen.

Apollo Smintheus und auch Zeus

Sind ganz sicher für uns Mäus“.

Nachdem der König die Debatte

Um Jeshua beendet hatte

Fuhr er, Stichwort Krötenlaich

Unverzüglich weiter gleich.

„Salbengefäße in Krötenform

Waren schon vor der Zeitreform

Sehr gefragt im ganzen Land.

Der Laich, der sich darin befand

War ein beliebtes Schönheitsmittel.

Drei Viertel oder gut zwei Drittel

Der Damen einst im Griechenreich

Benutzten ihn den Hetschenlaich.

Als Makeup in dünnen Lagen

Auf das Antlitz aufgetragen

Garantierte Schönheit er.

Doch er konnte weitaus mehr.

Er blieb fruchtbar sieben Wochen.

Wozu, das wurd bereits besprochen!

Auch Soldaten allenthalben

Nutzten die Kraft von solchen Salben.

Auf den Schultern aufgetragen

Ließ das Schwert sich kraftvoll schlagen.

Froschsalbengefäße gab es viele.

Sie waren ähnlich sich im Stile.

Ich hab euch eines mit Bedacht

Zum Betrachten mitgebracht.

Es ist in seiner Froschgestalt

Beinah dreitausend Jahre alt.

Es ist noch etwas Laich darin.

Troxartes hielt es Topo hin.

„Topo“ sprach er zum Major

„Führen sie uns einmal vor

Wie einstmals die Achaier-Damen

An ihr Schönheitsmittel kamen“.

Die andern grinsten. Der Major

Nahm sich sogleich den Tonfrosch vor

Und führte dessen Zipfelspund

Daran saugend in den Mund.

Und siehe da, es wirkte noch.

Der Kröten-Laich drang durch das Loch

Dem Offizier gleich in den Schlund.

Der Mausmajor seit jener Stund‘

Trägt weit entfernt von jeder Norm

Nun eine gelbe Uniform

Mit schwarzen Punkten auf dem Rücken.

Die andern grinsten vor Entzücken.

Selbst der König musste lachen:

„Du brauchst dir keine Sorgen machen“

Sprach er: "Topo deine Gosch

Ist viel zu spitz für einen Frosch

Und Dein Schwanz ist auch noch da.

Zum großen Deus ex machina

Hat die Portion nicht ausgereicht.

Nimm einen Schluck noch, dann vielleicht“

Sprach weiter grinsend er im Spott,

„Vielleicht wird dann aus dir ein Gott“.

Der Major dankte: Die Lektion

Reichte ihm fürs Erste schon.

Er hatte genug vom Krötenlaich.

Dass dieses Zeug so folgenreich

Ihn beinah hätt zum Frosch gemacht,

Das hatte er vorher nicht gedacht.

Der Mäuse-Oberfeldmarschall,

Mit Namen hieß er Eger,

Erholte sich vom Lachanfall.

„Majestät“ bat er integer,

„Erzählen sie doch bitte sehr

Über den Gegner uns noch mehr

Denn seine Feinde kennen heißt

Was ihr ja sicher selber wisst,

Dass man ihn dort am besten beißt

Wo seine Haut am dünnsten ist“.

Der König dachte lange nach.

Dann begann er ganz gemach:

„Der Quakfrosch ist, so scheint es mir,

Ein mit Gott liiertes Tier.

Wo immer man von Göttern spricht

Wird er erwähnt. Der grüne Wicht

Scheint wie einst die Epigonen

Listreich in allen Religionen

Anbiedernd sich sehr einzuschleichen.

Um sein Heilsziel zu erreichen

Sind ihm alle Mittel recht.

Selbst in Abrahams Geschlecht

Wollte er, er konnt‘s nicht lassen,

Eindringen um dort Fuß zu fassen.

Doch da hatte der Hetscher Pech.

Levitikus, sprach zu ihm frech“:

„Tiere wie du, so schleimig nasse

Sind von minderwert’ger Rasse.

Ohne Flossen und ohne Schuppen

Passt besser Du zu jenen Gruppen

Die abscheulich sind und auch nicht rein,

Wie Ratte, Maulwurf oder Schwein“.

Der Frosch, er war schon damals eigen,

Ließ sich sogleich die Satzung zeigen.

Mit der Bibel in der Hand

Blätternd er am Schilfrand stand.

Was er las war nicht erfreulich.

Dort stand, der Frosch wär so abscheulich,

Dass der Genuss sogar von toten

Hetschen wäre streng verboten.

Das stand wohl im Zusammenhang

Mit dem Exodus-Gesang

Mose Nummer acht Strich zehn,

Wo manches Fröschlein exogen

Verendet tot zum Himmel stank“.

„Verweigert hat man uns den Dank“

Begehrte nun der Oberst auf,

„Dafür dass wir am Nil im Zeitenlauf,

Die Pest haben gar wohlbedacht

Ins Pharaonenland gebracht.

Im Schemot sprich Pentateuche

Dafür dass wir das Volk befreit

Damals haben durch die Seuche

Von Sklaverei und Fronarbeit

Findet sich kein Wort des Dankes“.

„Das ist der Grund auch unsres Zankes

Mit den Fröschen“, fuhr der König fort.

"Weil sie und nicht

wir erwähnt sind dort

Im Pentateuch und im Schemo,

Glauben sie der liebe Gott

Hätte sich an jenen Tagen

Auf ihre Seite im Völkerzwist

Und nicht auf die unsere geschlagen.

Seit jener Zeit sinniert der Grüne

Frosch auf Rache und auf Sühne“!

„Wenn das der Grund des Krieges ist“

So warf der Hauptmann darauf ein,

„Dann müssen vorsichtig wir sein.

Die Frösche von Moses arg brüskiert

Sind noch heute konsterniert.

Sie nehmen in der alten Sache

An unserm Volke furchtbar Rache

Und die Götter sind im Streite,

Wie mir scheint auf ihrer Seite“.

Mit einer Stimme wie Metall

Schrie der Oberfeldmarschall:

„Und wenn sie alle Götter wären;

Ich würd den Krieg ihnen erklären

Erneut so wie es vor drei Tagen

Der König tat oh’n mich zu fragen.

Was damals war im Lande Goschen

Das ist, weiß Gott, zu abgedroschen

Um deshalb heut noch Streit zu suchen“!

Auch der Oberst begann zu fluchen:

„Die Frösche bilden sich wohl ein

Etwas Besonderes zu sein.

Wenn demnächst am Harmagedon

Die neue Hure Babylon,

Mit unreinen Geistern alliiert

Zum Heiligen Kriege aufmarschiert,

Wird Psicharpax, so will ich meinen,

Auf einem weißen Ross erscheinen.

Er wird sie all zur Hölle jagen;

Den Gog und Mandog auch erschlagen;

Er wird nicht lang mit ihnen streiten;

Er wird sie alle niederreiten,

Dass keiner mehr von dem Geschmeiß

Wo vorn und hinten wäre weiß.

Ich hab das Bild von deinem Sohn

Letzte Nacht als Traumvision

Im Halbschlaf, Prophetie-begabt,

Ganz deutlich schon vor mir gehabt“!

Der König dankte: „Das war lieb.

Auch ich denk oft, dass Krümeldieb

Wiederkommt wie bei Homer

Und anführt unser Mäuseheer.

Ich bete täglich dass es stimmt

Damit der Krieg ein Ende nimmt.

Doch vorher gibt’s noch viel zu tun“.

Dann fuhr er fort: „Herr Feldmarschall

Wie steht die Sache derweil nun

In Sachen des Feindes-Überfall“?

Der Angesprochene darauf:

„Ich lass der Sache ihren Lauf.

Doch sei getrost, du wirst es sehen,

Sie werden in die Falle gehen

Welche unten just am See

Den Fröschen stellt die Mausarmee.

Ich bleib noch etwa zehn Minuten;

Dann eil ich zur Front zu meinen guten

Tapferen Vertreter Wühlemehl

Und nehme selbst wieder Befehl

Dort über alle Kampfverbände.

Du wirst sehn, dann kommt die Wende.

Noch heut, bevor die Sonne sich

Rot färbt, das verspreche ich,

Haben wir, was du begonnen

Gegen Pausback hast, gewonnen.

Troxartes dankte diesem Wort.

Dann setzte er den Vortrag fort.

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Vom Vortrag des Mäusekönigs Ihr

Könnt demnächst mehr erfahren hier

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.