Montag, 31. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 52

Pfiffigquatsch der Adjutant

und andere Mäuse-Helden


achdem

der König sich besann

Sprach er die vier noch einmal an:

„Also gut, versucht‘s nochmal.

Meldet euch beim General.

Er soll euch, was ihr fordert, geben.

Doch wenn es wieder geht daneben

Werd‘ ich, das ist ein Versprechen,

Euch einzeln all die Hälse brechen“.

Gesenkten Haupt’s schlichen die vier

Zum General. Der Offizier

Hörte sich ihre Wünsche an.

„Oha, hunderttausend Mann

Wo nehme ich denn die nur her?

Ich hab ja selbst bald keine mehr“.

Er grübelte und dacht und dann

Rief er Broteinstipper an.

Der war beim Einsatzstab Major.

Dem trug sein Anliegen er vor.

„Tut mir leid“ sprach der „das Personal

Wird knapp, vielleicht ein andermal“,

Der General mit Habitus

Wählte erneut. „Mus Musculus“

Dacht er bei sich, „hat ganz bestimmt

Soldaten übrig die er nimmt

Um die geschwächten Truppen zu ergänzen

Um selbst beim Rex damit zu glänzen.

Ein kurzes Piepen, nochmal dann

War der Feldmarschall schon dran.

„Tut mir leid, das Groß von allen

Meinen Männern ist gefallen.

Ich habe nur noch Reservisten

Und ein paar schäbige Zivilisten“.

So sprach Mus Musculus zu ihm

Und riet, was nicht ganz legitim,

Vom Galgenhumor wohl schon besonnt;

„Schick die Weiber an die Front“!

Dann wünschte er, es klang obszön:

„Mach‘s gut mein Freund, nun siegt mal schön“!

Der General dacht lange nach

Wie er regeln könnt die Sach‘.

Er musst‘ nebst Männern ja auch Waffen

Für den Fronteinsatz beschaffen.

Während der Mausoff’zier noch dacht

Haben die Frösche wahrgemacht

Was Fromkind des Königs Schwiegersohn

Hatte angekündigt schon.

Auf dem höchsten Berg im Land

Setzten sie als Siegeszeichen

Ein Schild worauf geschrieben stand.

„Hoch lebe Pausback, Ausrufzeichen“!

Indessen sammelte im Rohr

Die Mausarmee sich. Korps für Korps

Schwenkte ein, brach ab die Flucht.

Ein Offizier mit Manneszucht,

Der Feldmarschall von Murinäe,

Ein Haudegen, kampfesfroh und zäh

Hatte, er wollt es nochmal wissen,

Den Befehl an sich gerissen

Denn die Flucht war nicht sein Ding.

Obwohl auch er am Leben hing

Dachte er mit Sachverstand

„Das wichtigste ist unser Land.

Das darf nicht an die Grünen fallen

Oder an ihre Frosch-Vasallen“.

Er befahl den Truppenführen: „Schnell

Bewegt euch gefälligst“! Beim Appell

Hat er sie dann ausgezählt:

Der Ton den er dabei gewählt

War nicht, das sollt‘ er auch nicht sein,

Konziliant bedacht und fein.

Doch jedes Wort saß wie ein Stich.

Man hat noch lang erinnert sich

An das was gänzlich ungefragt,

Der Feldmarschall hat da gesagt.

Die Flüche die ganz unverhohlen

Der Tapfere schrie zu wiederholen

Unterlassen lieber wir

In diesem kurzen Poeme hier.

Die Rede hatte sich gewaschen!

Der letzte Satz hieß „Marsch ihr Flaschen;

Ab nach vorn mit Zuversicht;

Feigheit im Kriege ziemt sich nicht“!

So kam es, dass die Mausarmee

Erneut formierte sich am See.

Pausbacks Insel galt es einzunehmen

Die im Teich gleich einem Schemen,

Wie ein gefürchteter Zyklop

Sich durch Dunst und Wasser hob.

Murinäe der Feldmarschall

Rief die Führer zu sich all.

„Männer“ sprach er beim Rapport

„Seht ihr die Insel drüben dort.

Pausback hält sich dort verborgen.

Wir müssen uns ein Schiff besorgen

Und seinen Seepalast erstürmen“!

„Die Wächter auf den Binsentürmen“

Wandte der Hauptmann Jorkser ein,

„Werden den König alarmieren.

Das würde unser Ende sein

Denn ihr kennt sie ja die Wut

Von dem grünen Tunichtgut“.

„Wir müssen was anderes probieren“

Gab Pfiffigquatsch in aller Ruh,

Der Leutnant seinen Senf dazu.

„Es muss uns irgendwie gelingen

Auf Sehbolds Insel vorzudringen“

Fuhr er fort im Pflichtgehaben;

Wir sollten einen Tunnel graben“!

„Das ist die Lösung. Genial“

Lobte ihn der General.

Selbst der Feldmarschall war platt.

„Leutnant Pfiffigquatsch gestatt‘,

Dass ich, weil ich keinen klüger‘n kenn,

Dich zum Oberst nun ernenn.

Einen Orden noch dazu

Und ab sofort sind wir per Du.

Du bist ab heut mein Adjutant

Und damit meine rechte Hand“.

Maus Pfiffigquatsch derart geehrt,

Sprach drauf: „Es wär empfehlenswert

Wenn wir zu graben gleich beginnen

Damit den Krieg wir bald gewinnen

Denn unsre Kinder hungern schon.

Vom kargen Front-Soldatenlohn,

Das muss ich Dir wohl nicht erklären,

Lassen sie sich kaum ernähren“.

„Du hast Recht auch dieses Mal“

Lobte erneut der General.

Dann folgten die Befehle barsch:

„Abteilung kehrt, Im Gleichschritt Marsch.

Das dritte Wühlmausbataillon,

Die vierte Erdmaus-Garnison,

Mit den Spaten schnell, zack, zack,

Und nun grabt ihr faules Pack“!

Hauptmann Microtinae vom dritten Zug

Man die Bauaufsicht antrug

Und Microtus agrestis sie

Übernahm die Sandwühl-Kompanie.

„Wühlt euch hinein in Mutter Erden;

Der Tunnel muss heut fertig werden

Sonst entkommt der Kriegs-Moloch

Pausback uns am Ende noch“.

So hat der Hauptmann routiniert

Seine Soldaten motiviert.

Die Mäus, dem Hauptmann untertan

Strengten sich ganz besonders an

Denn sie dachten an zu Haus

Und dass der Krieg wär bald nun aus.

Die Befehle, Schlag auf Schlag

Brachten bald drauf schon Ertrag.

Ein Tunnel wurde ausgehoben

Den heut noch alle Schriften loben.

Der Bauplan dafür offenbar

Von David übernommen war.

Der, Jerusalem einst einzunehmen,

Musst sich auch dazu bequemen

Durch ein Schlupfloch einzudringen

Um Zions Mauern zu bezwingen.

Während die grauen Mäusebuben

Fleißig sich durchs Erdreich gruben

Hielt der Feldmarschall `nen Klatsch

Mit dem Major von Pfiffigquatsch.

„Sag mal, wo hast du denn studiert“?

Fragte er diesen interessiert.

„Du kennst dich aus, du weißt Bescheid.

Auch bist du mutig und hast Schneid.

Sag mir, wer hat dich erzogen.

Nenne mir den Pädagogen

Welcher dich einst als Soldat

So exzellent beraten hat“.

Pfiffigquatsch druckste herum.

„Ich bin von Hause aus nicht dumm.

In Hamburg auf der Akademie

Erkannte gleich man mein Genie.

Man lud mich zu `nem Vortrag ein.

Mit andern Größen im Verein

Durfte ich Manfred Roeder hören

(angesprochen wird hier der Auftritt des Neonazis

Manfred Roeder in der Hamburger Führungsakademie

der Bundeswehr in den neunziger Jahren)

Auf den noch heute manche schwören.

Doch ich erkannt‘ den Lumpenhund.

Als Demokrat aus gutem Grund

Sind mir all die Speichellecker

Die des Redners Tatvollstrecker

Später wurden in der Truppe

Eine allzu braune Suppe

Von welcher ich als Offizier

Mich ganz entschieden distanzier“.

„Na brav“ sprach da der Feldmarschall.

Vergessen wir den Zwischenfall.

Wenden wir uns dem Filou

Pausback unserm Feinde zu.

Was schlägst du vor als Offizier?

Ich bitte Dich, verrat es mir“

Pfiffigquatsch dacht nach `ne Weile.

Dann sprach er: „Es wär zu unserm Heile

Wenn wir uns an die Bibel halten.

Die schlauen Juden einst die alten

Haben uns dort aufgeschrieben

Wie man einen Streit beginnt

Und wie zu agieren ist in Kriegen

Damit man sie auch all gewinnt.

Oder aber, nun sei Ohr,

Wir gehen nach der Iliade vor.

Eines solltest Du dir merken;

In diesen beiden Standardwerken

Ist der Krieg bis ins Detail

Beschrieben. Jede Sauerei

Ist erklärt: Manch Bibelwort

Führt sinngleich die Ilias fort.

Und umgekehrt im Zeitenlauf

Greift die Bibel manches auf

Was von Homer zuerst gedacht

Auf Papyrus wurd gebracht.

Wer von wem hat abgeschrieben

Ist ungeklärt bis heut geblieben.

Fest steht eines klipp und klar,

Dass Moses nicht Achilles war.

Doch beide waren Zeitgenossen

Die ihren Göttern aufgeschlossen

Und gläubig stets zur Seite standen.

Auch wenn die beiden sich nicht fanden

Weil zu verschieden die Kulturen

Dereinst waren um beim Plauschen

Ihre Gedanken einmal auszutauschen

Verknüpfen sich später ihre Spuren.

Die Forscher, dies steht außer Frage,

Sind sich einig heutzutage,

Dass die Autoren beider Werke

Schöpferkraft und Geistesstärke

Von äußerst weisen Demagogen

Aus dem gleiche Born bezogen.

Beide Schwarten sind gespeist,

Von jenem kriegerischen Geist

Der damals im antiken Land

Noch mehr denn heut im Kurse stand.

Die Ilias und die Bibel

Sind vom Stoff her kompatibel!

In beiden Werken höchst bigott

Weisen die Autoren Gott

Ohne jegliches Tabu,

Seinen Part im Kriege zu.

Das Alte Bibel-Testament

Zu Recht ein Kriegslehrbuch man nennt.

Bis in jede Einzelheit

Wird erklärt wie einen Streit,

Falls Einigung ist nicht in Sicht,

Man möglichst schnell vom Zaune bricht

Und wie man danach sich verhält,

Abgebrüht mit aller List

Damit die Schuld am Streit und Zwist

Stets auf den Widersacher fällt.

Eroberungs-, Religions-, Befreiungskriege,

Angriff, Belagerung bis zum Siege

Truppenaufmarsch, Sklavennahme,

Für all das macht das Buch Reklame.

Konflikte, Schlachten, Beutezüge;

Die Bibel nennt sie zur Genüge.

Die Autoren weisen die Schuld dem Herrn

Für all dies zu. Es liegt ihnen fern

Sich selbst der Mitschuld anzuklagen.

Den lieben Gott um Rat zu fragen

Wie man einen Krieg entfacht

Ist Frevel doch es wird gemacht.

Das Wort Heiliger Krieg ist Sünde!

Die Götter haben gute Gründe

Solchen Unsinn zu verdammen.

Da sie vom gleichen Vater stammen

Hätten sie alle zwar die Macht;

Doch eine solche Bruderschlacht

Wäre das End, das wissen sie.

Die BATRACHOMYOMACHIE

Verdeutlicht diesen Sachverhalt.

Indem man Homer dort parodiert,

Und verspottet jegliche Gewalt

Und man die Helden travestiert

Zu lächerlich komischen Figuren

Als Frosch- und Mäuse-Karikaturen,

Wird uns der rechte Weg gewiesen.

Der Frieden ist es! Eben diesen

Denk ich, seit wir angefangen

Uns zu streiten vor drei Tagen.

Gilt es wieder zu erlangen!

Das war es, was ich dir wollt sagen“!

Der Oberfeldmarschall war platt.

„Entschuldige Leutnant sprach er „gestatt‘

Dass ich dich frag danach woher

Du dein Wissen hast und wer

Dein Professor an der Uni war“.

„Ein Universitäts-Scholar

Bin ich leider nie gewesen.

Ich hab mir all das angelesen

Und autodidaktisch interessiert

Hab die Ilias ich studiert“;

Antwortetet geschult sublim

Bedächtig drauf der Leutnant ihm.

Und dann fügte er spontan

Auch das Folgende noch an.

„Bei Homer zu lesen heißt

Dass man schärft dabei den Geist.

Anhand seiner Werke habe ich

Ein bisschen schlauer gemacht mich.

Den Rest erfuhr ich auf der MUS“!

Der Feldmarschall total konfus

Fragte „was ist denn das nun wieder“?

Pfiffigquatsch drauf: „Setz dich nieder.

Dann erzähle ich dir noch mehr.

Die beiden setzten sich und dann

Der Leutnant mit dem Satz begann:

„Du kennst vermutlich nur das Heer“.

Dann fuhr er fort mir Denkermine.

„Wer was kann, geht zur Marine.

Dort diente ich in jungen Jahren.

Wie oft ich um die Welt gefahren

Bin, das weiß ich heut nicht mehr.

In Plön am See ging ich zur Lehr.

-----

Was sich dort hat zugetragen

Werd‘ ich das nächste Mal Euch sagen.

wird fortgesetzt

Sonntag, 30. Oktober 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 51

Die Götter, der König und die Offiziere


in

Kunstwerk, das man kürzlich fand

Auf Samos nicht weit weg vom Strand

Beim Graben direkt im Heraion

Zeigt einen Frosch, dies nicht genug;

Man weiß, dass ihn einst Hera trug.

Er stammt aus dem alten Ilion.

Hera hatte ihn von Zeus bekommen.

Als der sie einst zum Weib genommen

Schenkte er ihr nachts im Bett

Den Glücksbringer. Als Amulett

Hat Hera ihn in jungen Tagen

Stolz auf den Dekolletee getragen.

Der Frosch als steinernes Symbol

Der Fruchtbarkeit wusste sehr wohl

Welchen Auftrag er dort hatte.

Der Sexbesessene Nimmersatte

Wurde wie Zeus befohlen ihm,

Mit Hera Nacht für Nacht intim.

Was war das für ein Leben; Oh

Für ihn und die Göttin ebenso.

Der alte Zeus war kaum zu Haus.

Drum tobten sich die beiden aus.

Der Frosch tat was ihm ward befohlen

Und Hera war glücklich. Unverhohlen

Ließ sie ihn in ihr Bettchen schlüpfen

Und wie es Spaß ihr machte, hüpfen.

Hera bekam vier Kinder.

Eileithyia, Hebe, Hephaistos

Und als letzten doch nicht minder,

Ares ihren jüngsten Spross“.

„Weil wir grad bei Hera sind“

Sprach Troxartes, „lasst geschwind

Mich ein Weilchen noch gewähren

Um den Kernos zu erklären

Den man jüngst auf Samos fand,

Dort wo Heras Tempel stand.

Den Kernos, angefüllt mit Laich

Aus einem olympischen Teich

Brachte Zeus ihr als Geschenk

Zur Hochzeit mit einst eingedenk,

Dass sie seine Schwester war.

„Das ist nicht etwa Kaviar“

Sprach er zur Gattin, „schau‘s dir an.

Das Zeug ersetzt im Bett den Mann“

Hera lachte: „Ich weiß auf Samos

Heiratet man Hieros Gamos“

Und dann ließ sie den Froschgott kommen;

Der hat sich ihrer angenommen.

Troxartes Brotnager, der King

Erläuterte so gut es ging

Den Seinen, allesamt von hohem Rang,

Dabei den Zusammenhang

Von Frosch und Gott und Hieros Gamos

Und wie das ablief einst auf Samos.

Doch weil die Sache mit dem Keim

War eingestuft als STRENG GEHEIM

Und nur bestimmt für Stabsoff’ziere

Oder andere ganz hohe Tiere,

Darf die Praktiken aus Theben

Ich leider hier nicht wiedergeben.

Zum Schweigen vergattert fahr ich dort

In Brotnagers Erklärung fort

Wo seine Worte mehr erbaulich,

Waren und nicht so vertraulich.

„Der Frosch dereinst in Griechenland

Diente als Heiliger voller Huld

Auch in manchem geheimen Kult.

Als Priester von Sabazios sogar

Saß er auf dem Kultaltar.

Auf des Götzen rechter Hand

Er darauf hinzuweisen schien,

Dass es nur einen Gott gibt: Ihn!

Wen er meinte, ist nicht klar.

Ob es sein Herr Sabazios war,

Dionysos, Zeus oder aber

Der neue Oberbefehlshaber

Genannt Jahve oder Zebaoth.

Darüber schwieg der Frosch devot“.

Währende der König seine Offiziere

In Sachen Götter hat belehrt,

Tat die Maustruppe das Ihre

Und hat den Angriff abgewehrt

Den die Frösche ohne Zagen

Hatten just grad vorgetragen.

Die Grünen haben in der Flucht

Allesamt ihr Heil gesucht.

Doch die Mäuse wollten mehr:

„Ich vernichte ihr ganzes Heer“

Sprach der Krieger Wühlemehl

Denn so stand es im Befehl

Den er von der feigen Ratte,

Dem Feldmarschall bekommen hatte.

Er nahm das Banner mit der Fliege

Das damals schon im Troja-Kriege

Vor langer Zeit in Ilion

Nebst dem Holz-Ross hatte schon

Den Achaiern in der Schlacht

Um die Stadt den Sieg gebracht.

Er laberte nicht lang herum.

Er wusste, dass das Labarum

In seiner Stubenfliegenform

Die Frösche anzieht ganz enorm.

Als er das Flaggentuch entrollte

Kam es wie es kommen sollte.

Die Frösche schlüpften aus den Teichen

Und folgten seinem Fliegenzeichen.

In hoc signo, um zu siegen

Sie mutig aus dem Wasser stiegen.

Erst einer, dann tausend; sechs Millionen

Wollten diese Fliege haben

Um sich den Gaumen dran zu laben.

„Keinen werde ich verschonen“

Dachte der Krieger an der Tete

Hinter dem die Flagge wehte.

„Im Zeichen dieser Stubenfliege

Führ ich die Mausarmee zum Siege“.

So dachte der wackere Wühlemehl.

So lautete auch sein Befehl.

Den er von der feigen Ratte

Dem Feldmarschall erhalten hatte.

Er sollte die Frösche durch’s trockene Land

Hinaufführen in den Dünensand,

In den heißen Eidechs-Landen

Dorthin, wo nur noch Disteln standen.

Dort würden alle Mann für Mann

Verdursten sie und dörren dann.

So hatte man sich‘s vorgenommen.

Doch es sollte anders kommen.

Der Kamerad Mus Futterneider

Machte einen Fehler leider.

Mit der Adebar-Attrappe

Die angefertigt man aus Pappe

Hatte um die Frosch-Armee

Zu verscheuchen schnell vom See,

Stand er an der falschen Stelle.

Die Frösche all‘samt blitzeschnelle

Machten kehrt. Das ganze Heer

Hüpfte zurück ins Hetschen-Meer.

Der Plan, der so gut ausgeheckt,

Die Feindvernichtung hat bezweckt,

Scheiterte. Gut angefangen

Ist es letztlich schief gegangen

Weil die Generalität

Wieder einmal kam zu spät.

Das Offizierskorps später dann

Sah sich die Bescherung an.

Was dann kam, ja das musste kommen.

Mus Futterneider festgenommen

Kam vor das höchste Kriegsgericht.

„Ein Versehen war das nicht“

Fluchte der Oberfeldmarschall.

„Deine gottverdammte Tat

Ist für mich ein klarer Fall

Von Feigheit und von Hochverrat“.

Ruckzuck ward ihm, der nichts verbrochen

Die Alleinschuld zugesprochen.

Der Oberste sprach: „Aus meiner Sicht

Bist Du ein Fall fürs Standgericht“.

Dann band man Mus die Augen zu.

Eine Salve krachte und im Nu

War der Kriegsverbrecher hin.

So etwas macht im Kriege Sinn

Denn es ist ja dafür gut

Dass es anderen macht Mut!

König Pausbacks wack’re Mannen

Indes im Teich auf Rache sannen.

Längst hatte die Armee erkannt,

Dass sie vor etwas weggerannt

Was nichts war außer Pappmaschee.

Das Taktik-Beratungs-Komitee,

Alle Offiziere von hohem Rang und Adel,

Wie sich‘s gehört ohn‘ Lob und Tadel,

Besprach die Lage. Der Frosch-Major

Von Kladux schlug eine Taktik vor

Die er den Mäusen hatte abgeschaut.

„Männer“ sprach er forsch und laut:

„Wir schlagen die Mäus‘ mit ihren Waffen.

Wenn wir ein Betttuch uns beschaffen

Auf welches wir die Tigerfratze

Malen von einer Miezekatze,

Die eine Maus beißt in den Kragen.

Die Taktik nennt man Camouflage.

Dann werden wir den Feind verjagen,

So dass die ganze verdammte Maus-Bagage

Von uns derart eingeseift

Hals über Kopf die Flucht ergreift.

Die anderen verstanden. Alle lachten.

Zwei sich an die Arbeit machten.

Als kurz darauf die Mausarmee

Erneut angriff durchs Schilf am See

Stand Itsche Bratscherpoch im Rohr

Und zeigte sein Gemälde vor.

Da für die Mäus‘ die Katz ein Leu

Flüchteten die Nager scheu.

Hals über Kopf rannt‘ die Armee,

Ins Schilf zurück. „Schnell weg vom See.“

Schrie der graue Feldmarschall,

„Sonst frisst der Löwe uns noch all“.

Die Frösche stürmten hinterher

Doch fassen ließ sich keine mehr.

Wie Kladux es vorhergesagt

Wurde das Mäuseheer verjagt.

Kein Mauseschwanz war nun mehr zu sehen.

„Lasst uns schnell zu Pausback gehen

Um ihm die Massenflucht zu melden“

Quakte Fromkind, des Königs Schwiegersohn.

„Man wird uns feiern wie die Helden

Die siegten einst in Ilion“

Und weiter sprach er: „Kameraden

Ihr seid alle eingeladen.

Ich geb‘ ein Fest doch vorher nun,

Lasst uns, was unser Recht ist, tun.

Lasst uns auf den Hügel steigen

Als neue Herrn im weiten Lande

Und uns dort oben Flagge zeigen.

Dem besiegten Volk zur Schande

Lassen wir deren Fahne streichen

Und setzen als unser Siegeszeichen,

Ich hab es Gott sei Dank dabei,

Das Banner mit Pausbacks Konterfei.

Vier gefangene Mäuse sollen

Die Mausflagge zusammenrollen

Um sie dem König heimzubringen.

Setzt sie frei, gebt ihnen Klingen;

Es müssen Offiziere sein;

Und packt ihnen Proviant auch ein.

Der Mäusekönig soll erkennen,

Dass wir uns jetzt zwar Sieger nennen

Doch dass wir keine Feindschaft wegen

Seinem toten Sohn mehr hegen.

Wie Fromkind hatte es befohlen

Ging man die vier Mäuse holen.

Dann stiegen sie den Berg hinan

Und haben ihre Pflicht getan.

Vier Hauptleute der Mausarmee,

Allesamt mit Portepee,

Holten traurig aber bieder

Auf dem Berg die Flagge nieder.

Dann machten ohne Widerspruch

Sich die vier besiegten Helden

Samt dem Mausland-Flaggentuch

Auf um Troxartes es zu melden

Was eben, traurig aber wahr,

Im Kriege vorgefallen war.

Auf leisen Sohlen die vier Nager

Schlichen heim ins Mäuselager

Um ihrem König das Misslingen

Ihres Auftrags beizubringen.

Troxartes fluchte unverhohlen.

„Euch war zu siegen anbefohlen.

Und was macht ihr? Im eignen Lande

Blamiert ihr mich; welch eine Schande.

Ihr verfluchtes feiges Pack.

Die Frösche sind da mehr auf Zack.

Ich dachte ihr seid Offiziere.

Doch was ich just realisiere

Ist, dass ihr feig seid wie die Hasen“.

So hörten sie ihn zornig rasen.

„Sie nahmen uns gefangen.

Es ist uns schlecht ergangen“

Begehrte Bohnenschlitzer auf.

Der König achtete nicht drauf.

Er gestikulierte nur und fluchte

Zornig und ohne Unterlass.

Ach was war der Rex in Brass.

Weil er die Schuld bei ihnen suchte

Nannte Feiglinge er sie

Wobei er Gift und Galle spie.

„Die eigne Flagge holt ihr nieder!

Sofort gebt ihr den Sold mir wieder.

Keinen Schuss Pulver seid ihr wert.

Für was habt ihr denn euer Schwert?

Mir scheint, dass allesamt es ihr

Betrachtet nur als reine Zier.

Was seid ihr nur für Offiziere?

Zeigt wie die Hasen die Paniere

Wenn im Schilf ein Frosch mal quakt.

Feiglinge kann ich hier nicht brauchen“

Und er hat noch mehr gesagt.

So ließ er seinen Zorn verrauchen.

Da fasste Schnittchenmauser Mut.

„Wir machen alles wieder gut“.

So sprach unterwürfig er zum Rex.

„Gib uns nochmal hunderttausend Mann.

Dann greifen wir erneut sie an.

Brotnager der König war perplex.

Ganz langsam holte er tief Luft.

„Zur Hölle mit dir du feiger Schuft“

So schrie im Zorne er spontan

Den Mäusehauptmann vor sich an.

Hunderttausend Mann woher?

Gefallen liegt das halbe Heer

Auf dem Schlachtfeld. Seit drei Tagen

Habt ihr Schlacht um Schlacht geschlagen,

Doch die Siege blieben aus“!

„Ich bin auch nur eine Maus“

Gab der Hauptmann drauf zurück.

„Zum Krieg führen gehört auch Glück.

Das war uns nicht hold im Streite.

Stell dir vor um Haaresbreite

Hätten die Frösche gestern Nacht

Uns alle vier bald umgebracht“.

„Das stimmt“ fügten die Kameraden

Schnell hinzu. „Das wär‘ kein Schaden

Gewesen für die Mausarmee“

War des Königs Resümee.

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Was der danach noch alles tat

Ich Euch das nächste Mal verrat‘!


wird fortgesetzt

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.