Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 25
Ganz normales Kriegsgeschehen
das war Apoll.
Getarnt als Frosch hielt rücksichtsvoll
Und schützend er, höchst originell
Als Schutzschirm hin das Ägis-Fell.
Wie Phoibos Hektors schöner Leiche
(siehe Ilias 24,21)
Vor dem Peliden bot einst Schutz,
Dass der nicht an der Wagenspeiche
Zog im Zorn sie durch den Schmutz,
So stand er nun im Froschgewand,
Mit der Ägis in der Hand
Vor Mausekönigs Kriegs-Vollstrecker
Lychopinax Tellerlecker.
Der sah das Fell. Da stutzte er.
„Wo hast du dieses Ding nur her“?
Dann sah er auch den Heil’genschein.
„Du musst was ganz besond‘res sein
Wenn du es wagst ganz ungebeten,
Mir entgegen hier zu treten.
Du musst ein hohes Tier am Teich
Sein bei euch im Frösche-Reich,
Wenn Du es wagst, einem wie mir
Den Kriegs-Spaß zu verderben hier“!
Der andre grinste mitleidvoll:
„Ich warne dich, ich bin Apoll.
Der Herr der Musen, Drachentöter,
Gott des Lichtes und als Kröter
Sorge ich für manch Spektakel.
Ich spiel in Delphi das Orakel.
Ich bin, ich denk du ahnst es schon,
Des großen Zeus und Letos Sohn“.
Und dann wurde er noch dreister:
„Im Faustkampf bin ich Achäer-Meister.
Auch im Bogenschuss weltweit,
Bin ich der Beste meiner Zeit.
Wer mich und meinen Bogen kennt,
Mich schlichtweg Fernhintreffer nennt.
Mit sanften Pfeilen töt‘ ich jeden
Der sich will mit mir befehden.
Und hiermit geb‘ ich dir bekannt:
Ich werde Sminthios auch genannt,
Was, nur damit du es auch weißt,
Mausfeind und Mausbezwinger heißt.
Ich rate dir, halt dich zurück,
Sonst breche ich dir das Genick“!
Lychopinax staunte zwar.
Doch er liebte die Gefahr.
Deshalb hat er zugeschlagen.
Da hat sich etwas zugetragen
Was er nicht erwartet hatte.
Ohne jegliche Debatte
Schlug Apoll ganz unverfroren,
Der Maus die Ägis um die Ohren.
Der Schreck war groß, der Schreck saß tief.
Die Maus gar laut um Hilfe rief.
Aus Furcht versagten ihr die Glieder.
Bewusstlos sank ins Moos sie nieder,
Wo sie später dann ad hoc
Starb an einem Angstschweiß-Schock.
Zwei Mäuse-Heeres-Sanitäter
Fanden ihren Leichnam später.
Der eine Keck, der andre Kecker,
Schnappten sie sich Tellerlecker
Und schleppten ihn rund um den Teich
Nach Hause in das Mäuse-Reich.
Ach was war die Trauer groß.
Ganz Mausulina ausnahmslos,
Zwecks des Toten Seelenheil,
Nahm am Leichenzuge teil.
Sechs weiße Mäus‘ mit Trauerflor
Trugenden den Sarg. Der Herr Pastor
Sprach bewegt mit Dichtergabe
Zum Volke dann an ihrem Grabe.
Der Hauptteil seiner Trauerrede
Bezog sich auf den Krieg. „Die Fehde
Mit den Fröschen kostet uns Millionen
König Pausback zu entthronen,
Heut in der Entscheidungsschlacht,
Wäre endlich angebracht“.
Maus Lychopinax Tellerlecker,
Des Königs erster Macht-Vollstrecker
Lag nach alter Tradition und Art
Im weißen Sarge aufgebahrt
Und hörte, so schien es in Ruh,
Dem Pastor voller Andacht zu.
Die Hände zu Gebet gefaltet
Hatte man ihn schön gestaltet,
Den grauen Bart ihm frisch gestutzt
Und ihn feierlich herausgeputzt.
Von seiner Adels-Eleganz
Kündete sein Mauseschwanz.
Den hatte man ihm wohlgewogen
Unter der Schulter durchgezogen
Und von tiefem Gram bewegt,
Ihm neben seinen Kopf gelegt.
Seine Orden lagen wie es Brauch
Schön aufgereiht auf seinem Bauch.
Seine Waffen hatte man,
Noch mit den Blut der Feinde dran,
Mit dem Banner dekoriert,
Ihm auf den Sargdeckel platziert.
Während der Priester weitersprach
Lag Tellerlecker ruhig und flach
Und ließ, ohne einmal aufzusehen,
Die Rede über sich ergehen.
„Unser Friedhof quillt schon über.
Die Lage hier wird immer trüber!
Der Platz wird knapp, demnächst bleibt kaum
Zwischen den Gräbern Zwischenraum.
Am Ende fehlt der Raum uns noch
Zu graben uns ein Wohnungsloch.
Wenn der Krieg so weitergeht
Es schlecht um Mausulina steht.
Die besten Mauser sind schon tot.
Die Weiber darben all in Not
Weil sie keinen Mauser haben.
Sie leben all von Bettelgaben
Und knabbern schimmeliges Brot.
Eine Hungersnot uns droht.
Speck und Käs, wie früher frisch,
Kommt nirgendwo mehr auf den Tisch.
Die Kinder, die das Maul aufreißen
Haben schon lang nichts mehr zu beißen.
Wie soll ich euch denn Beistand geben
Wenn ich selbst nichts hab zu leben?
Wie soll der König denn regieren,
Wenn er nichts hat zum Renommieren?
Wie soll der Adel überleben,
Der euch könnt Brot und Arbeit geben,
Wenn er selbst am Hungertuche
Nagen muss auf Futtersuche?
Selbst für den Hofstaat droht Gefahr.
Pralinen, Speck und Kaviar
Werden knapp, auch Buttercrem.
Das Leben, das so angenehm
Früher war bei Hofe,
Artet aus zur Katastrophe.
Durstig sitzt dort manche Maus
Traurig nun. Der Rahm ist aus.
Auch an Nüssen fehlt es und Torte
Gibt es am Wochenend‘ nur noch.
Schlechte Zeiten für den Koch.
Kein Braten will ihm recht geraten
Weil es an Butter fehlt zum Braten.
Käs gibt’s nur noch Magersorte.
Leberpastete, Trüffel gar
Sind bei Hofe auch schon rar.
Selbst der König schränkt sich ein
Und trinkt statt Wasser Moselwein.
Ich frag euch, wo führt das noch hin?
Was hat der Krieg für einen Sinn
Wenn Brotnager anstatt Genuss
Plötzlich Hunger schieben muss?
Und auch die Generalität,
Die planen muss von früh bis spät,
Wie soll sie denn den Krieg gewinnen
Wenn kein Rum im Tee ist drinnen?
Wie soll sie führen, wenn sie muss,
Wenn sie nicht lebt im Überfluss?
Wie soll die Truppe überleben
Wenn wir ihr nichts zu saufen geben“?
Und weiter sprach er zu den Frommen
Die um den Sarg des Toten standen:
„Es wird bei uns noch so weit kommen
Wie in des Ratten-Volkes Landen,
Dass wir hausen wie Vandalen
Und essen wie die Kannibalen.
Der Krieg hat uns’re Vorratsspeicher
Geleert. Ärmer werden wir statt reicher!
Wenn das noch anhält ein paar Tage
Wird aussichtslos noch unsre Lage.
Als Bettelmäuse werden wir
Im Kriege alle sterben hier.
Schon heute ist die Armut groß.
Der Krieg, der so erbarmungslos
Hereinbrach über unser Reich,
Macht unser Land der Wüste gleich.
Schon jetzt sieht es gar schlimm hier aus.
Wo wir gelebt in Saus und Braus
Ist heute nur verbrannte Erde!
Auf dass es so wie früher werde
Bitte ich euch alle nun,
Lasst uns was dagegen tun!
Ihr wisst wie ich, ein leerer Magen
Ist nicht sehr lange zu ertragen“!
Dann ließ er sich noch weiter aus:
„Demnächst verhungert Maus um Maus.
Es wird Zeit, dass wir beginnen
Uns allmählich zu besinnen.
Was soll aus Kunst und Künstlern werden?
Es häufen sich bereits Beschwerden.
Und auch des Königs Dynastie,
Die stolze Maus-Aristokratie
Hat schon mehrmals aufgemuckt.
Dass sie es nicht mehr länger schluckt
Ließ Gräfin Mausi höchst gerissen,
Unlängst den Kriegsminister wissen.
Das Badewasser war ein Grad
Zu kalt in ihrem Mäuse-Bad.
Ja, das Elend greift um sich“,
Sprach der Priester priesterlich
Und fuhr fort: „Die Lehrersfrau
Hat nun bereits seit Wochen“,
Ja er wüsste es ganz genau,
„Für den Mann nichts mehr zu kochen.
Das arme Weib hat nichts im Haus.
Am End‘ fällt noch die Schule aus
Weil der Lehrer viel zu schwach
Ist für das Mathematik-Fach.
Zum Schluss kommt er vor Hunger um
Und unsre Kinder bleiben dumm.
Drum lasst uns sammeln, gebt Almosen
Für all die Armen und Mittellosen,
Damit den Krieg sie überstehen
Und nicht durch ihn zu Grunde gehen.
Also Leute, geht nach Haus
Und quetscht nochmal den Sparstrumpf aus.
Bringt euern Schmuck auch mit vorbei.
Vielleicht ist ja da was dabei
Was der König und sein Clan
Zur Kriegsführung gebrauchen kann.
Und bringt für ihn nicht nur das Kleine.
Am dringendsten braucht er die Scheine.
Gold und Silber spendet mir
Damit den Göttern ich dann hier,
Wie auch den Exzellenz-und Eminenzen
Den Wein kann pflichtgemäß kredenzen.
Und denkt daran ihr lieben Leut‘,
Schenken hat noch nie gereut.
Lasst euch all dazu bequemen;
Geben ist schöner noch als nehmen!
Bringt mir euer Geld en bloc;
Werft es in den Opferstock.
Bringt mir eure milden Gaben
Damit die andern auch was haben“.
Und er fügte an gar keck:
„Notfalls tut es auch ein Scheck.
Die Götter im Parnassos oben
Solcherweis‘ im Krieg zu loben
Ist eine Tat, ließ Zeus verkünden,
Die tilgen wird euch alle Sünden.
Wer alles abgibt was er hat,
So steht’s im göttlichen Traktat,
Wird einst, nach seinem Erdenleben,
Als Engel durch den Himmel schweben“.
Da sprang Pelzner zornig auf:
„Ihr Pfaffen im Geschichtsverlauf
Habt neben Gottes Wort und Pracht
Viel Unheil unserer Welt gebracht.
Was du uns da hast vorgeschlagen
Ist wirklich kaum noch zu ertragen.
Ablasshandel, schlimmster Art
Der uns besser bleibt erspart“!
Dann zu den Trauergästen sprach
Er ruhiger weiter und gemach:
„Fallt nicht auf diesen Lumpen rein;
Wer nur für Gold und Edelstein
Die Hände faltet zum Gebet
Nicht auf der Seite Gottes steht“!
Die Gemeinde, die okkult
Vom Priester vorher eingelullt
Worden war, hörte in Ruh
Nun des Pelzners Rede zu.
Jeder dacht für sich allein,
„Der Pfaffe muss ein Lügner sein.
Er will uns, so scheint es, verprellen
Und uns auf eine Stufe stellen
Mit jenen die im Rachewahn
Den Krieg begannen einst spontan“.
Pelzner sprach, der Priester schwieg.
„Ich habe längst genug vom Krieg.
Seit drei Tagen alle Stunden,
Im Radio nichts als Schreckenskunden.
Unsere Söhne kommen tot
Von der Front zurück und Not
Herrscht überall im weiten Lande.
Nur die reiche Adelsbande
Schlägt Profit aus diesem Kriege.
Das Ganze ist eine Intrige,
Ich sag es euch aus meiner Sicht,
Die Vorteile bringt der Oberschicht.
Eingefädelt von den Aristokraten
Damit die all im Reichtum waten
Während wir vor Hunger darben.
Wie viele Adelige starben
Auf dem Schlachtfeld denn bisher?
Wir all bluten viel, viel mehr
Als jene die sich drüber freuen
Sand in die Augen uns zu streuen.
Wir machen stets die Drecksarbeit.
Der Adel verdient an diesem Streit.
Während wir die Haut zu Markte tragen
Und tapfer uns im Felde schlagen,
Macht man’s sich bei Hofe leicht,
Kassiert uns ab nach Strich und Faden.
Der Pfaffe, der das Geld einstreicht
Tut’s nicht zu seinem Schaden.
Glaubt es mir, die Oberschicht
Ist auf Frieden nicht erpicht.
Ihr geht es gut weil Schlacht um Schlacht
Mit unserm Blut Gewinn sie macht.
Es ist so, auch wenn’s zu bedauern,
Weil klüger sie sind als wir Bauern,
Versuchen sie uns all zu schröpfen.
Mann sollt die ganze Bande köpfen“.
Der Pfaffe wurde plötzlich bleich.
„Die Götter“ begann er einfallsreich,
„Denkt daran um Himmels Willen…“
„Wir wollen Dich nicht killen“
Unterbrach ihn Pelzner, „ja
…Sind nicht nur für die Reichen da“
So führte der mit flinkem Wort
Den Satzanfang des Priesters fort.
„Wenn Zeus der Obergott es duldet,
Dass wir bluten für das was ihr verschuldet,
Dann bitte richte es ihm aus,
Von Pelzner einer grauen Maus,
Dann wird sich der erlauben
Nicht mehr an ihn zu glauben.
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Wie Zeus hat reagiert darauf
Das zeig das nächste Mal ich auf
wird fortgesetzt
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