Montag, 25. Juli 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 24

Auf dem Schlachtfeld

und im Hades


uch bei

den Mäusen gab es einen

Von jenen Kämpfern den gemeinen,

Die nur Mord und Todschlag kennen

Und sich deshalb Helden nennen.

Wie Hektor, der Sohn des Priamos

Ging er auf seine Feinde los.

Der tapferste der Tapferen

So nannte er sich selber gern,

War ein Riese von Statur

Und suchte stets die stärksten nur

Als Gegner sich zum Kampfe aus.

Lychopinax nannte sich die Maus.

Was schlicht nur Tellerlecker hieß.

Die Maus die sich als Größte pries

War deshalb auch in Pausbacks Heer

Von jedem Frosch gefürchtet sehr.

Sie war der tapferste Soldat

Im gesamten Mäusestaat.

Ihr heldenhafter Kriegs-Kampfstil

Selbst den Göttern sehr gefiel.

Der alte Zeus hat sie beschützt

Und im Kampfe unterstützt.

Sie kämpfte Kriegsgott Ares gleich

Und galt als unschlagbar im Reich.

Keiner sonst auf Feld und Wiese

War so stark wie eben diese.

Wie tapfer diese Feldmaus war

Wurde auch Quax Kokera klar.

Der Grüne, selbst sehr kampferfahren,

Konnte sich nicht davor bewahren,

Dass ihm die Ares-gleiche Maus

Ruckzuck das Leben löschte aus.

Ein geschickter Lanzenstich,

Quax, der sonst nicht zimperlich

Hat es nicht ertragen.

Doch starb er ohn‘ zu klagen.

Er wollte sich nicht blamieren

Vor der sieben Tieren

Die mit brechenden Augen er ganz nah

Vor sich im Todeskampfe sah.

Er hatte sie so gern bis eben.

So schied er schweigend aus dem Leben.

Hingegen seine Liebsten dort

Lebten froh und heiter

Auch nach seinem Tode weiter.

Sie erlebten noch so manchen Mord

Und durften im weit‘ren Kriegsgeschehen

Tausende noch sterben sehen.

Dem nächsten Frosch vom Ufer aus

Schleuderte die starke Maus

Des nassen Wassers wegen,

Welches sie nicht leiden mochte

Ihren Speer zornig entgegen.

Der Wurfspieß riss ein Riesen-Leck

Hinein in Quäkles grünen Speck.

Obwohl sein Herz noch weiter pochte

Drang Wasser in seine Lunge ein.

Das sollt‘ des Frosches Ende sein.

Mit der Lanze im Wanste soff er ab.

Der kühle Teichgrund wurd sein Grab.

In seiner letzten Blähung höchst intim

Eingehüllt entfloh die Seele ihm.

Von einer Luftblase umgeben

Sah man sie Astralleib eigen

Durchs Wasser auf nach oben steigen

Um zum Olymp hinauf zu schweben.

Quakus Hupf in Hysterie,

Sah vom Ufer vis-à-vis

Seinen Kumpel zwar versinken,

Doch besorgt, selbst zu ertrinken

Und aus Angst auch vor der Maus

Tat er nichts sondern riss aus.

Der nächste Frosch der sterben musste

War der körperlich robuste

Phyllobates Vittatus.

Wie einstmals König Tantalus

Schlachtete den eignen Sohn

Um ihn den Göttern vorzusetzen,

Trat Tellerlecker in Aktion

Zu des Froschkriegers Entsetzen.

Eine Fußsichel mit Tücken

Warf den Kampffrosch auf den Rücken.

Dann fuhr der Mord-Stahl ihm in das Herz.

Wie frisch geglühtes Schmiedeerz

Brannte der Speer, es war ein Graus,

Dem Frosch das Herz im Leibe aus.

Es war gerade vier Uhr zwei;

Da war sein Frosch-Dasein vorbei.

Die Seele floh aus seinem Leib

In den Hades zum Verbleib.

Der Mörder brachte nun Punktum

Auch noch den Sohn des Toten um.

Olunx starb um vier Uhr drei.

Nach einer kurzen Schlägerei,

Die Vorteile dem Frosch bescherte,

Griff die Maus plötzlich zum Schwerte.

Das junge Fröschlein waffenlos,

War erstaunt, ja fassungslos

Als des Gegners Schwertes Schneide

Drang ihm in die Eingeweide.

Der zweite Stich traf seine Kehle.

Der Stahl drang durch und hinten aus.

Die junge, grüne Lurchenseele

Floh durch das Einstichloch heraus.

Sie folgte via Hades-Krater

Fliegend der von ihrem Vater,

Im Direktflug rasch nun vom Teich

Hinunter in das Totenreich.

Dort trafen sich die Seelen alle.

Wie in einer Mausefalle

Eingesperrt saßen sie fest

Für lange Zeit dort in Arrest.

Alle Seelen der Verdammten

Die aus Pausbacks Froschteich stammten,

Rotteten von Quax beraten,

Wie Türken es in Kreuzberg taten,

Oder die Deutschen in Italien

Sowie die Engländer in Spanien,

Sich in des Fegefeuers Flammen,

Zu einem grünen Hauf zusammen.

Die Mäuseseelen ihrerseits

Fanden auch am Ghetto Reiz,

In das mit aller Macht sie strebten.

So wie sie einst auf Erden lebten,

Fein säuberlich getrennt nach Art.

„Uns bleibt viel Ungemach erspart“

Sprach Speckbeißers Seel: „Das Mausgeschlecht

Hier haltet rein, sonst geht’s uns schlecht.

Wer mit den Grünen hier verkehrt

Ist seinen Mäuseschwanz nicht wert.

Wer mit denen ungeniert

Spricht oder fraternisiert,

Selbst wenn viel Ehr er hat erworben,

Ist für unser Volk gestorben.

Was würde wohl der König sagen

Wenn wir mit denen uns vertragen,

Die uns die Sache eingebrockt,

Als sie uns in den Krieg gelockt“!

Und dann gab er die Losung aus:

„Frosch bleibt Frosch und Maus bleibt Maus“!

So kam es, dass im Hades gar

Der Krieg noch nicht zu Ende war.

Die unbelehrbarsten der Streiter

Stritten sogar unten weiter

Und einige im Feuerloch

Kämpfen dort sicher heute noch.

Doch die Jungen wie die Schlauen

Wandten sich andern Dingen zu.

Vergnügten sich mit den paar Frauen

Die im Krieg gefallen waren.

Was auf der Erde galt einst als Tabu

Mit artfremden Weibern sich zu paaren,

Macht Spaß und es vertreibt die Zeit“!

So dachte manche Seele, „hier

Ist man besser schlicht nur Tier“!

„Arg lang ist so eine Ewigkeit“

Hat sich auch mancher Frosch gedacht

Und was verboten war, gemacht.

Seit jener Zeit im Hades dort,

Pflanzen sich Frösche mit Mäusen fort.

Es ist zwar oft ein arges Durcheinander

Doch sie sind all glücklich miteinander.

Sie springen, es wirkt kurios,

Als Zwitter durch den Tartaros.

Sie schwimmen im Styx und Acheron.

Dank ihrer neuen Konstruktion

Sind sie zu leben nun im Stande

Im Feuerstrom wie auf dem Lande.

Dort wo der schwarze Pappelhain

Das Ufer säumt der Okeanos,

Lassen sie alle fünfe grade sein.

Ansonsten sind sie anspruchslos.

Und auf den Wiesen vis-à-vis

Füttert Persephone sie.

Speckfliegen mit Käs gemischt

Bekommen sie dort aufgetischt.

Im Hades gibt’s kein Militär.

Gemischtes Blut ist die Gewähr

Dafür, dass Kriege aus dem Hades-Land

Für alle Zeiten sind verbannt.

Schön wär’s, wenn einer mal entkäme

Und die Friedfertigkeit mit sich nähme,

Um uns hier oben all zu lehren

Wie einfach diese lässt sich mehren.

Vor Heimweh sehnen sich ein paar

Der Seelen nach der Erde zwar,

Doch Kerberos der Höllenhund

Hält Wache. Dieses ist der Grund,

Dafür dass bisher auf der Oberwelt

Kein Mausfrosch hat sich eingestellt

Zum Besuch oder für immer gar

Hier wo einst seine Heimat war,

Um uns den Frieden aufzuzeigen

Der allen Seelen längst ist eigen.

Stattdessen tobt mit voller Macht

Weiter die Frosch-Mäuse-Schlacht.

Lychopinax Tellerlecker

Waltete als Kriegsvollstrecker

Seines Amtes. Mit dem Speer

Brach er des Pfuhlfrosch‘s Gegenwehr.

Auf die Warze zwischen seinen

Strammen, grünen Hinterbeinen

Zielte er und traf die Scham,

Was dem Frosch den Atem nahm.

Der Mauser grinste, hatte Spaß,

Wusste, dass die Lanze saß.

Der Frosch verwundet zwar entkam,

Doch ist er seitdem ziemlich lahm.

Als nach Froschheim er zurück

Nach dem Kriege kam, sein Glück

In Sachen Liebe war gestört.

Sein Krötchen drüber sehr empört

Wollte es nicht fassen

Und hat sich scheiden lassen.

Weit schlimmer war Prinz Quakes dran.

Der adelige grüne Edelmann

Wollt‘ sich gerad ein Päuschen gönnen,

Denn er war vom Kampf erschöpft.

Doch das hat er nicht mehr können

Denn plötzlich wurde er geköpft.

Aufrecht stehend griff im Schmerz

Er dorthin wo ihm das scharfe Erz

Von einem Dolche hatt‘ behänd

Seinen Kopf vom Rumpf getrennt.

Sein Schädel lag schon längst im Gras.

Indes der Schmerz ganz oben saß

Wo sein Haupt zuvor gewesen.

Der Arme ist nicht mehr genesen.

Sein Blut, einer Fontäne gleich,

Spritzte weithin nach allen Seiten.

Dann wurde der Prinz urplötzlich bleich.

Sein Herz hat eingestellt das Schlagen.

Ohne ein einziges Wort zu sagen

Ließ sich die Seele heim geleiten

Von Hermes ins Elysium,

Dorthin wo unmittelbar neben

Dem Hades die adeligen Seelen leben.

Sein Mörder indes stumm,

Schnitt in dummer Arroganz

Sich eine Kerbe in den Schwanz,

Als Beweis ganz akkurat

Für seine sechste Heldentat.

Es ist die letzte nicht geblieben.

Ihr folgte bald danach die sieben.

Quack von Quackebruch, der kühle

Recke im sicheren Gefühle,

Dass es ihm würde gelingen

Lychopinax umzubringen,

Trat todesmutig mit dem Degen

Dem Maus-Heroen nun entgegen.

Zornig schrie er laut im Hasse:

„Deine minderwertige Rasse,

Glaub es mir, du wirst es sehen,

Wird ausgetilgt im Schlachtgeschehen.

Komm her du feige, graue Maus,

Dann lösch ich dir das Leben aus.

Stelle dich zum Kampfe mir

Dann mach `nen Torso ich aus dir.

Ich stutz dir deinen Mausschwanz.

Mit deiner dummen Arroganz

Mach ich Schluss. Mit deiner Sorte

Räum ich auf“. Noch schlimm’re Worte

Folgten. Ich will sie mir ersparen

Und mit wichtigerem weiterfahren.

Kurz gesagt, nachdem gesprochen,

Wurde gehauen und gestochen.

Wie in der Iliade Alkathoos

Fiel durch einen Lanzenstoß

Welchen Idomeneus gar gemein

Lenkte ihm ins Herz hinein,

So wurde Quackebruch getroffen.

Die Lanze stak, die Brust war offen,

Mitten im grünen Herzen drin

Und pendelte im Herzschlag-Rhythmus hin

Und her. Der sechs Ellen lange Lanzen-Schaft

Machte deutlich voll welcher Kraft

Ein Froschherz noch selbst dann kann sein

Wenn längst der Hirntod trat schon ein.

Pulsierend eine Stunde lang

Hielt es das Pendel noch in Gang

(siehe Ilias 13, 442 f)

Und ließ das schwere Holz erbeben

Bis sechzig Minuten später dann,

Zu Ende ging des Frosches Leben,

Weil der Tod den Kampf gewann.

Noch heute streiten die Gelehrten

Ob möglich ist, was Homer schrieb.

(siehe Wolf-Hartmut Friedrich:

Verwundung und Tod in der Ilias, Seite 19)

Nicht alles was sie uns bescherten

Der Nachwelt auch erhalten blieb.

Wichtig ist, danach befragt,

Was Doktor Küchenmeister sagt:

Er meint, Homer hätt übertrieben

Als er den Satz hat aufgeschrieben

Von dem jetzt hier die Rede ist,

Welcher bei ihm wie folgt sich liest:

„Es stak der Speer im Herzen, das Ganze

Ließ zuckend erbeben das Ende der Lanze“.

Der praktizierende Arzt aus Zittau meint,

Dass 15 Pfund die Lanze wog

Und ergänzt: „Wie es mir scheint,

Der blinde Mann uns wohl betrog“!

Doktor Körner hat hingegen

Widersprochen dem Kollegen.

Er meint, es könnte durchaus sein,

Dass sich das Phänomen stellt ein

Welche Homer so akkurat

Im Kriegsbericht geschildert hat.

Weiter, so Körner, „einst die Grünen

Vor Troja waren alle Hünen.

Ein großes Herz könnt‘ einen Speer

Gleich einem Pendel hin und her

Bewegen leicht per Muskelkraft.

Es pumpt ja auch den Lebenssaft

Im Frosche kraftvoll literweise

Lebenslang, mühelos im Kreise“.

Ein anderer Arzt hat ausprobiert

Wie eine Nadel reagiert

Die man in ein Froschherz sticht.

Ob sie bewegt sich oder nicht

Und was sonst noch ist gewesen,

Kann man bei M. Tobino lesen.

(siehe: Verwundung und Tod, Seite 19, Anm. 8)

Wann endgültig die Wissenschaft

In dieser Frage Klarheit schafft

Wird die Zukunft wohl ergeben.

Ob wir es allerdings erleben,

Dass Forscher den Beweis erbringen

Bleibt offen wie in vielen Dingen

Die uns bereits von diesen

Wurden schon bewiesen.

Fest steht auf jeden Fall das Eine.

Die Frosch-Mäuse-Schlacht wie keine

Andre Schlacht die man je schlug,

Hatte den Charakterzug

Einer Ilias-Parodie.

Die Batrachomyomachie

Soll uns Menschen heut verklaren,

Dass alle Kriege Unsinn waren

Im Altertum wie heut sie’s sind.

Deshalb eben lasst geschwind,

Was vor Troja ist gewesen

Zur Lehr‘ uns fröhlich weiter lesen.

Nachdem Lychopinax sieben

Frösche getötet hatte, wie beschrieben

Hat sich die Maus gleich daran gemacht,

Hielt Ausschau nach der Nummer acht.

Nach ein paar Sekunden

Hatte sie ihn gefunden.

Mit dem Schwerte in der Hand

Sie über dem Verletzten stand.

Sie wollte ihm den Rest grad geben,

Da trat ein andrer ihr entgegen.

„Was willst du mit dem Schwerte, sprich“

„Dich töten sprach der Wüterich“!

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Wie die Sache weitergeht

In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.