Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 24
Auf dem Schlachtfeld
und im Hades
den Mäusen gab es einen
Von jenen Kämpfern den gemeinen,
Die nur Mord und Todschlag kennen
Und sich deshalb Helden nennen.
Wie Hektor, der Sohn des Priamos
Ging er auf seine Feinde los.
Der tapferste der Tapferen
So nannte er sich selber gern,
War ein Riese von Statur
Und suchte stets die stärksten nur
Als Gegner sich zum Kampfe aus.
Lychopinax nannte sich die Maus.
Was schlicht nur Tellerlecker hieß.
Die Maus die sich als Größte pries
War deshalb auch in Pausbacks Heer
Von jedem Frosch gefürchtet sehr.
Sie war der tapferste Soldat
Im gesamten Mäusestaat.
Ihr heldenhafter Kriegs-Kampfstil
Selbst den Göttern sehr gefiel.
Der alte Zeus hat sie beschützt
Und im Kampfe unterstützt.
Sie kämpfte Kriegsgott Ares gleich
Und galt als unschlagbar im Reich.
Keiner sonst auf Feld und Wiese
War so stark wie eben diese.
Wie tapfer diese Feldmaus war
Wurde auch Quax Kokera klar.
Der Grüne, selbst sehr kampferfahren,
Konnte sich nicht davor bewahren,
Dass ihm die Ares-gleiche Maus
Ruckzuck das Leben löschte aus.
Ein geschickter Lanzenstich,
Quax, der sonst nicht zimperlich
Hat es nicht ertragen.
Doch starb er ohn‘ zu klagen.
Er wollte sich nicht blamieren
Vor der sieben Tieren
Die mit brechenden Augen er ganz nah
Vor sich im Todeskampfe sah.
Er hatte sie so gern bis eben.
So schied er schweigend aus dem Leben.
Hingegen seine Liebsten dort
Lebten froh und heiter
Auch nach seinem Tode weiter.
Sie erlebten noch so manchen Mord
Und durften im weit‘ren Kriegsgeschehen
Tausende noch sterben sehen.
Dem nächsten Frosch vom Ufer aus
Schleuderte die starke Maus
Des nassen Wassers wegen,
Welches sie nicht leiden mochte
Ihren Speer zornig entgegen.
Der Wurfspieß riss ein Riesen-Leck
Hinein in Quäkles grünen Speck.
Obwohl sein Herz noch weiter pochte
Drang Wasser in seine Lunge ein.
Das sollt‘ des Frosches Ende sein.
Mit der Lanze im Wanste soff er ab.
Der kühle Teichgrund wurd sein Grab.
In seiner letzten Blähung höchst intim
Eingehüllt entfloh die Seele ihm.
Von einer Luftblase umgeben
Sah man sie Astralleib eigen
Durchs Wasser auf nach oben steigen
Um zum Olymp hinauf zu schweben.
Quakus Hupf in Hysterie,
Sah vom Ufer vis-à-vis
Seinen Kumpel zwar versinken,
Doch besorgt, selbst zu ertrinken
Und aus Angst auch vor der Maus
Tat er nichts sondern riss aus.
Der nächste Frosch der sterben musste
War der körperlich robuste
Phyllobates Vittatus.
Wie einstmals König Tantalus
Schlachtete den eignen Sohn
Um ihn den Göttern vorzusetzen,
Trat Tellerlecker in Aktion
Zu des Froschkriegers Entsetzen.
Eine Fußsichel mit Tücken
Warf den Kampffrosch auf den Rücken.
Dann fuhr der Mord-Stahl ihm in das Herz.
Wie frisch geglühtes Schmiedeerz
Brannte der Speer, es war ein Graus,
Dem Frosch das Herz im Leibe aus.
Es war gerade vier Uhr zwei;
Da war sein Frosch-Dasein vorbei.
Die Seele floh aus seinem Leib
In den Hades zum Verbleib.
Der Mörder brachte nun Punktum
Auch noch den Sohn des Toten um.
Olunx starb um vier Uhr drei.
Nach einer kurzen Schlägerei,
Die Vorteile dem Frosch bescherte,
Griff die Maus plötzlich zum Schwerte.
Das junge Fröschlein waffenlos,
War erstaunt, ja fassungslos
Als des Gegners Schwertes Schneide
Drang ihm in die Eingeweide.
Der zweite Stich traf seine Kehle.
Der Stahl drang durch und hinten aus.
Die junge, grüne Lurchenseele
Floh durch das Einstichloch heraus.
Sie folgte via Hades-Krater
Fliegend der von ihrem Vater,
Im Direktflug rasch nun vom Teich
Hinunter in das Totenreich.
Dort trafen sich die Seelen alle.
Wie in einer Mausefalle
Eingesperrt saßen sie fest
Für lange Zeit dort in Arrest.
Alle Seelen der Verdammten
Die aus Pausbacks Froschteich stammten,
Rotteten von Quax beraten,
Wie Türken es in Kreuzberg taten,
Oder die Deutschen in Italien
Sowie die Engländer in Spanien,
Sich in des Fegefeuers Flammen,
Zu einem grünen Hauf zusammen.
Die Mäuseseelen ihrerseits
Fanden auch am Ghetto Reiz,
In das mit aller Macht sie strebten.
So wie sie einst auf Erden lebten,
Fein säuberlich getrennt nach Art.
„Uns bleibt viel Ungemach erspart“
Sprach Speckbeißers Seel: „Das Mausgeschlecht
Hier haltet rein, sonst geht’s uns schlecht.
Wer mit den Grünen hier verkehrt
Ist seinen Mäuseschwanz nicht wert.
Wer mit denen ungeniert
Spricht oder fraternisiert,
Selbst wenn viel Ehr er hat erworben,
Ist für unser Volk gestorben.
Was würde wohl der König sagen
Wenn wir mit denen uns vertragen,
Die uns die Sache eingebrockt,
Als sie uns in den Krieg gelockt“!
Und dann gab er die Losung aus:
„Frosch bleibt Frosch und Maus bleibt Maus“!
So kam es, dass im Hades gar
Der Krieg noch nicht zu Ende war.
Die unbelehrbarsten der Streiter
Stritten sogar unten weiter
Und einige im Feuerloch
Kämpfen dort sicher heute noch.
Doch die Jungen wie die Schlauen
Wandten sich andern Dingen zu.
Vergnügten sich mit den paar Frauen
Die im Krieg gefallen waren.
Was auf der Erde galt einst als Tabu
Mit artfremden Weibern sich zu paaren,
Macht Spaß und es vertreibt die Zeit“!
So dachte manche Seele, „hier
Ist man besser schlicht nur Tier“!
„Arg lang ist so eine Ewigkeit“
Hat sich auch mancher Frosch gedacht
Und was verboten war, gemacht.
Seit jener Zeit im Hades dort,
Pflanzen sich Frösche mit Mäusen fort.
Es ist zwar oft ein arges Durcheinander
Doch sie sind all glücklich miteinander.
Sie springen, es wirkt kurios,
Als Zwitter durch den Tartaros.
Sie schwimmen im Styx und Acheron.
Dank ihrer neuen Konstruktion
Sind sie zu leben nun im Stande
Im Feuerstrom wie auf dem Lande.
Dort wo der schwarze Pappelhain
Das Ufer säumt der Okeanos,
Lassen sie alle fünfe grade sein.
Ansonsten sind sie anspruchslos.
Und auf den Wiesen vis-à-vis
Füttert Persephone sie.
Speckfliegen mit Käs gemischt
Bekommen sie dort aufgetischt.
Im Hades gibt’s kein Militär.
Gemischtes Blut ist die Gewähr
Dafür, dass Kriege aus dem Hades-Land
Für alle Zeiten sind verbannt.
Schön wär’s, wenn einer mal entkäme
Und die Friedfertigkeit mit sich nähme,
Um uns hier oben all zu lehren
Wie einfach diese lässt sich mehren.
Vor Heimweh sehnen sich ein paar
Der Seelen nach der Erde zwar,
Doch Kerberos der Höllenhund
Hält Wache. Dieses ist der Grund,
Dafür dass bisher auf der Oberwelt
Kein Mausfrosch hat sich eingestellt
Zum Besuch oder für immer gar
Hier wo einst seine Heimat war,
Um uns den Frieden aufzuzeigen
Der allen Seelen längst ist eigen.
Stattdessen tobt mit voller Macht
Weiter die Frosch-Mäuse-Schlacht.
Lychopinax Tellerlecker
Waltete als Kriegsvollstrecker
Seines Amtes. Mit dem Speer
Brach er des Pfuhlfrosch‘s Gegenwehr.
Auf die Warze zwischen seinen
Strammen, grünen Hinterbeinen
Zielte er und traf die Scham,
Was dem Frosch den Atem nahm.
Der Mauser grinste, hatte Spaß,
Wusste, dass die Lanze saß.
Der Frosch verwundet zwar entkam,
Doch ist er seitdem ziemlich lahm.
Als nach Froschheim er zurück
Nach dem Kriege kam, sein Glück
In Sachen Liebe war gestört.
Sein Krötchen drüber sehr empört
Wollte es nicht fassen
Und hat sich scheiden lassen.
Weit schlimmer war Prinz Quakes dran.
Der adelige grüne Edelmann
Wollt‘ sich gerad ein Päuschen gönnen,
Denn er war vom Kampf erschöpft.
Doch das hat er nicht mehr können
Denn plötzlich wurde er geköpft.
Aufrecht stehend griff im Schmerz
Er dorthin wo ihm das scharfe Erz
Von einem Dolche hatt‘ behänd
Seinen Kopf vom Rumpf getrennt.
Sein Schädel lag schon längst im Gras.
Indes der Schmerz ganz oben saß
Wo sein Haupt zuvor gewesen.
Der Arme ist nicht mehr genesen.
Sein Blut, einer Fontäne gleich,
Spritzte weithin nach allen Seiten.
Dann wurde der Prinz urplötzlich bleich.
Sein Herz hat eingestellt das Schlagen.
Ohne ein einziges Wort zu sagen
Ließ sich die Seele heim geleiten
Von Hermes ins Elysium,
Dorthin wo unmittelbar neben
Dem Hades die adeligen Seelen leben.
Sein Mörder indes stumm,
Schnitt in dummer Arroganz
Sich eine Kerbe in den Schwanz,
Als Beweis ganz akkurat
Für seine sechste Heldentat.
Es ist die letzte nicht geblieben.
Ihr folgte bald danach die sieben.
Quack von Quackebruch, der kühle
Recke im sicheren Gefühle,
Dass es ihm würde gelingen
Lychopinax umzubringen,
Trat todesmutig mit dem Degen
Dem Maus-Heroen nun entgegen.
Zornig schrie er laut im Hasse:
„Deine minderwertige Rasse,
Glaub es mir, du wirst es sehen,
Wird ausgetilgt im Schlachtgeschehen.
Komm her du feige, graue Maus,
Dann lösch ich dir das Leben aus.
Stelle dich zum Kampfe mir
Dann mach `nen Torso ich aus dir.
Ich stutz dir deinen Mausschwanz.
Mit deiner dummen Arroganz
Mach ich Schluss. Mit deiner Sorte
Räum ich auf“. Noch schlimm’re Worte
Folgten. Ich will sie mir ersparen
Und mit wichtigerem weiterfahren.
Kurz gesagt, nachdem gesprochen,
Wurde gehauen und gestochen.
Wie in der Iliade Alkathoos
Fiel durch einen Lanzenstoß
Welchen Idomeneus gar gemein
Lenkte ihm ins Herz hinein,
So wurde Quackebruch getroffen.
Die Lanze stak, die Brust war offen,
Mitten im grünen Herzen drin
Und pendelte im Herzschlag-Rhythmus hin
Und her. Der sechs Ellen lange Lanzen-Schaft
Machte deutlich voll welcher Kraft
Ein Froschherz noch selbst dann kann sein
Wenn längst der Hirntod trat schon ein.
Pulsierend eine Stunde lang
Hielt es das Pendel noch in Gang
(siehe Ilias 13, 442 f)
Und ließ das schwere Holz erbeben
Bis sechzig Minuten später dann,
Zu Ende ging des Frosches Leben,
Weil der Tod den Kampf gewann.
Noch heute streiten die Gelehrten
Ob möglich ist, was Homer schrieb.
(siehe Wolf-Hartmut Friedrich:
Verwundung und Tod in der Ilias, Seite 19)
Nicht alles was sie uns bescherten
Der Nachwelt auch erhalten blieb.
Wichtig ist, danach befragt,
Was Doktor Küchenmeister sagt:
Er meint, Homer hätt übertrieben
Als er den Satz hat aufgeschrieben
Von dem jetzt hier die Rede ist,
Welcher bei ihm wie folgt sich liest:
„Es stak der Speer im Herzen, das Ganze
Ließ zuckend erbeben das Ende der Lanze“.
Der praktizierende Arzt aus Zittau meint,
Dass 15 Pfund die Lanze wog
Und ergänzt: „Wie es mir scheint,
Der blinde Mann uns wohl betrog“!
Doktor Körner hat hingegen
Widersprochen dem Kollegen.
Er meint, es könnte durchaus sein,
Dass sich das Phänomen stellt ein
Welche Homer so akkurat
Im Kriegsbericht geschildert hat.
Weiter, so Körner, „einst die Grünen
Vor Troja waren alle Hünen.
Ein großes Herz könnt‘ einen Speer
Gleich einem Pendel hin und her
Bewegen leicht per Muskelkraft.
Es pumpt ja auch den Lebenssaft
Im Frosche kraftvoll literweise
Lebenslang, mühelos im Kreise“.
Ein anderer Arzt hat ausprobiert
Wie eine Nadel reagiert
Die man in ein Froschherz sticht.
Ob sie bewegt sich oder nicht
Und was sonst noch ist gewesen,
Kann man bei M. Tobino lesen.
(siehe: Verwundung und Tod, Seite 19, Anm. 8)
Wann endgültig die Wissenschaft
In dieser Frage Klarheit schafft
Wird die Zukunft wohl ergeben.
Ob wir es allerdings erleben,
Dass Forscher den Beweis erbringen
Bleibt offen wie in vielen Dingen
Die uns bereits von diesen
Wurden schon bewiesen.
Fest steht auf jeden Fall das Eine.
Die Frosch-Mäuse-Schlacht wie keine
Andre Schlacht die man je schlug,
Hatte den Charakterzug
Einer Ilias-Parodie.
Die Batrachomyomachie
Soll uns Menschen heut verklaren,
Dass alle Kriege Unsinn waren
Im Altertum wie heut sie’s sind.
Deshalb eben lasst geschwind,
Was vor Troja ist gewesen
Zur Lehr‘ uns fröhlich weiter lesen.
Nachdem Lychopinax sieben
Frösche getötet hatte, wie beschrieben
Hat sich die Maus gleich daran gemacht,
Hielt Ausschau nach der Nummer acht.
Nach ein paar Sekunden
Hatte sie ihn gefunden.
Mit dem Schwerte in der Hand
Sie über dem Verletzten stand.
Sie wollte ihm den Rest grad geben,
Da trat ein andrer ihr entgegen.
„Was willst du mit dem Schwerte, sprich“
„Dich töten sprach der Wüterich“!
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Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht
wird fortgesetzt
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