Dienstag, 12. Juli 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 20

Krieg an allen Fronten


un ging

es an der Westfront los.

Dort kam es zum Zusammenstoß

Zwischen der dritten Mausarmee

Und den Fröschen, die von See

Aus durch das dichte Rohr,

Marschierten nach Mausulina vor.

Im Stechschritt, Bein und Finger lang

Und artgemäßem Marschgesang,

Sich singend zu erkühnen,

Rückten sie nun vor die Grünen.

Die Bajonette aufgepflanzt,

Falls der Gegner sich verschanzt,

Ihn damit zu stechen

Und seinen Widerstand zu brechen.

„Es ist so schön Soldat zu sein“

Sang man. Es hatte den Augenschein

Als folgten die Frösche ihrem Herrn

Dem General von Kröttrich gern.

Dieser galt als tapf’rer Mann

Weil er schon manche Schlacht begann.

„Links zwei, drei, Paradeschritt“

Alle Frösche machten mit!

Die Mausarmee, nun neu formiert,

Ist furchtlos dagegen an marschiert.

Voraus der Oberst Helleohr

Mit dem Mut-Musik-Mach-Korps.

Pfeifen-, Trompeten-, Paukenklang

Motiviert beim Waffengang

Besser noch als Worte

Besonders wenn gespielt in Forte.

Dem Musikkorps schloss sich dann

Zug um Zug das Feldheer an.

Bataillon um Bataillon,

Sicher gut eine Million

Tapferer Mäuse, welche Macht;

Führte der Oberst in die Schlacht.

Die Reihen fest geschlossen drang

Die Truppe noch im Überschwang

Nun tapfer grölend Maus um Maus,

Auf das Feld der Ehr hinaus.

Die Frösche galt es zu bekriegen,

Und entscheidend zu besiegen.

„Heil König dir Brotnager“ stand

Im Wind auf jedem Fahnenband

Und “die todgeweihten grüßen dich“.

Doch Lust hatte niemand sonderlich

Zum Kämpfen unten gleich am See

Erneut gegen die Froscharmee,

Denn jede Maus im Lande kannte

Den Kriegsherrn der sich Pausback nannte

Und der im Krieg in allen Lagen

Bis dato stets ward ungeschlagen.

Auf dem Schlachtfeld angekommen

Wurde Aufstellung genommen.

Die Bataillone simultan

Formierten sich nach Aufmarschplan.

Reih um Reih, gerade recht

Wie sich’s gehört für ein Gefecht.

Der Froschspion Krota Kroaxani,

Der gut getarnt am Schlachtfeldrand

Zwischen Rohr und Binsen stand,

Dacht „sepo sapiunt Troani“

Die Mäuse werden niemals schlau.

Dann lief er los um haargenau

Exakt in jeder Einzelheit

Dem Froschmarschall die neue Lage

Zu schildern wie sie sich derzeit

Ergab laut Spionage.

Der Froschmarschall rieb sich die Hände.

„Ich danke dir, das ist die Wende“

Sprach er und grinste dabei nur.

Er sah auf seine Sonnenuhr.

Sechzehn Uhr eins, nach Sommerzeit.

„Gott sei Dank, es ist so weit“!

Dann gab vergnügt und höchst fidel

Zum Schlachtbeginn er den Befehl.

Laut erschallte das Signal

Aus allen Fanfaren und Trompeten;

Vorbei das Abwarten und Beten;

„Attacke, Angriff Überfall“!

Der Feldmarschall im Mäuselager,

Mit Namen hieß er Semmelnager,

Studierte grad den Angriffsplan.

„Auf die Taktik kommt es an“

Dacht er; wie hat er sich erschreckt

Als er die Frösche hat entdeckt,

Die von See her schnell geschwommen

In sein Lager sind gekommen.

Sie drangen ein in großen Scharen.

Da sie perfekte Schwimmer waren,

Griffen sie an in voller Breite

Die Mäuse von der Wasserseite.

„Macht“ schrie Semmelnager, „stoßt ins Horn;

„Die Marine schnell nach vorn“!

Die Maus-Navy mit Vorbedacht,

Hatte längst sich klar gemacht.

Die „Paralos“ zum Seekriegszwecke

Lag kampfbereit schon um die Ecke

Hinter der Eridanos-Biege

Um die Frösche kunstgerecht

Umzubringen im Gefecht

Auf hoher See im Kriege.

Die tauchten ab jedoch im Nu

Als das Schiff hielt auf sie zu.

Sie wollten sich der Übermacht

Nicht stellen ohne Schiff zur Schlacht.

„Seht ihr“, sprach da der Admiral

An Bord zu seinen Mannen;

„Mein Schiff ist wirklich ideal

Den stärksten Feind zu bannen.

Eine Hand voll Offiziere

Auf einer mausgebauten Triere

Ist bestens im Kriege zu gebrauchen.

Seht nur wie sie untertauchen“!

Und weiter sprach mit froher Mine

Der Admiral: „Unsere Marine

Beherrscht, dem Königshaus zur Ehr,

Mit diesem stolzen Schiff das Meer

Und dank meiner klugen Strategie

Schlagen, wie in der Naumachie

Wir die Frösche! Mäuse auf See

Sind das Rückgrat der Armee.

Unser Schiff, die Paralos

Ist unsinkbar und so famos,

Dass, wenn wir die Frösche rammen

Sie verrecken all zusammen.

Also rudert, legt euch rein,

Mitten in das Schilf hinein.

Dort, so wird man einst berichten

Begannen wir sie zu vernichten,

Und den Rest, viel Feind viel Ehr,

Erledigt dann noch unser Heer“.

Doch es sollte anders kommen

Als er es sich vorgenommen.

Die Frösche nicht ganz tatenlos

Hatten wie einst Nauplios,

An Land die Leuchttürme versetzt.

Als Mausubarbatus an Bord jetzt

Den Kurs nach Froschheim legte an

Hat er um zehn Grad sich vertan.

Mit Höchstfahrt lief das stolze Schiff

Auf ein Unterwasserriff.

Die Masten brachen und am Heck

Riss sich das Schiff ein Riesen-Leck.

Die Paralos lief voll und sank.

Das Wrack liegt auf der Frogger Bank,

Dort wo von andern großen Kriegen

Am Meeresgrund schon viele liegen.

Die Besatzung arg betroffen

Ist bis auf einen abgesoffen.

Den Admiral von Mausulus

Zogen udus tamquam mus,

Zwei Ratten aus dem See heraus.

Triefend nass wie eine Maus,

Hatte im Unglück er noch Glück.

In Mausulina dann zurück

Wurd Mausulus hoch dekoriert,

Mit Ehr und Orden ausstaffiert.

So dauerte es auch nicht lange

Bis mit der langen Ordensspange

Der Admiral erneut zur See

Fuhr dank des Königs Protegè.

Mit neuem Schiff und neuer Crew

Stach er in See zum nächsten Coup.

Man hat ihn wieder fehlgelenkt.

Erneut wurde sein Schiff versenkt.

Diesmal hat’s auch ihn getroffen.

Als letzter ist er abgesoffen.

Er konnt‘ nicht schwimmen: In der Not

Stieg er in ein Rettungsboot.

Weil er zu rudern nicht verstand

Und keiner ging ihm mehr zur Hand,

Hat im ängstlichen Gebet

Er Poseidon angefleht:

„Kronos-Sohn, so hilf mir doch

Ein einziges, letztes Mal nur noch.

Schick mir“, so hat er gefleht,

„Jemand der sich drauf versteht

Ein Ruderboot wie dieses hier

Zu steuern durch das Froschrevier.

Ich bitte dich, errette mich,

Sonst ende ich gar jämmerlich“.

Poseidon hatte mit der armen

Havarierten Maus Erbarmen.

Schickte zur Rettung, weil sich bot,

Ein Gegner-Marine-Fünfer-Boot.

Die Retter liefen mit Hurra

Aus Froschheim aus. Was dann geschah

War Schicksal oder Gottesmacht.

Der Adebar hat es vollbracht,

Dass die Helfer in der Not

Wurden aus der Luft bedroht.

Die Frösche gingen über Bord

Und entkamen so dem Mord.

Dem Storch freilich war dies egal.

Im andern Boot der Admiral

War, so dacht er unterdessen,

Ist ja auch was Leckeres zum Fressen.

„Nicht mit mir“ dacht Mausulus;

“lieber mach ich selber Schluss“.

Er schickte zum Himmel einen Fluch.

Dann sprang er, doch sein Schwimmversuch

Scheiterte. Er ist ertrunken.

Er hat zwar noch einmal gewunken

Mit der Flagge in der Hand.

Wie das Bild vom letzten Mann

Sah es aus. Genauso; dann

Ging er auf Tiefe und verschwand.

Als Poseidon ihn entdeckt

Hat in seinem nassen Reich,

Reagierte er sogleich.

Doch Mausulus war längst verreckt.

Der Meeresgott, nach dem Befund,

Reinigte den Meeresgrund.

Seinen Dreizack radikal

Stieß er in den Admiral.

Er hat den Leichnam hochgehoben

Und brachte ihn zurück nach oben.

„Einen toten Offizier

Kann ich nicht gebrauchen hier“,

Sprach der Erderschütterer und gleich

Verbannte er ihn aus dem Reich.

Seit jenem Tag der Kronos-Sohn

Hat gegen Mäus‘ `ne Aversion.

„Ein Volk, das nicht mal schwimmen kann

Gehört nicht auf den Ozean“

Fluchte Poseidon ungezogen

Und hat die Maus im hohen Bogen

An Land dem Storch als fetten Bissen

Zum Fraße zornig vorgeschmissen.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.