Sonntag, 24. Juli 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 23

Auf dem Schlachtfeld


n Land

im Westen war‘s noch Tag,

Gerade vier Uhr Nachmittag.

Die Mäuse darauf aus zu siegen,

Ließen sich nicht unterkriegen.

Sie brachten dauernd frische Truppen

An die Front in großen Gruppen.

Ein schwer bewaffneter Verband

Rückte vor zum Meeresrand

Um die Frösche fort zu hetzen

Und das Ufer zu besetzen.

Prassäus Quax, ein grüner Held,

Hat tapfer sich zum Kampf gestellt.

Auf einem großen Mangoldblatt

Stand er. Die Mäuse waren platt,

Denn er hielt ihnen gar verwegen

Einen spitzen Pfeil entgegen.

Dann spannte er den Bogen;

Worauf sie sich verzogen.

Prassäus Quax schoss hinterher.

Apoll Smintheus lenkte seinen Pfeil.

Der schwirrte und wurde unheilschwer

Dem Freund Quarz Quakula zuteil.

Der war, was dumm von `nem Soldaten,

In die Schusslinie ihm geraten.

Den besten Freund hat aus Versehen

Prassäus umgebracht. Um das Vergehen

An Quakula, dem jungen grünen

Kumpel sogleich nun zu sühnen,

Schwenkte er den Bogen stumm

Um hundertachtzig Grad herum,

Und richtete gar ritterlich

Den nächsten spitzen Pfeil auf sich.

Während er die Sehne spannte

Er sich quakend „Mörder“ nannte.

Dann löste er den Pfeil;

Nicht zu seinem Heil;

Denn diesmal schoss er nicht daneben.

So schied Prassäus aus dem Leben.

Den dritten Frosch im Freundesbunde

Bracht eine Stechmücke die Kunde

Vom Tode der Gefährten.

Mit seinen alten kriegsbewährten

Waffen nahm er in der Todessache

An den Mördern furchtbar Rache.

Quakus Rana Arvalis,

Wie der Frosch mit Namen hieß,

Vom Rachewahn vorangetrieben,

Tötete der Mäuse sieben.

Katzengleich, der grüne Mann

Schlich sich ins Mäuselager an

Wo Speckbeißer eine Maus der Garde,

Auf Wache stand mit Hellebarde.

Von hinterrücks mit bloßer Hand

Erwürgt die Maus ihr Ende fand.

Tot sank sie still zu Boden nieder.

Auf Wache musste sie nie wieder!

Die nächste die dran glauben musste

War Schwartennager Stummelzahn.

Weil sie sich nicht zu wehren wusste

Hat Arvalis sich sehr leicht getan.

Sein Pfeil drang in den Hals der Maus

Und ragte ihr hinterm Ohr heraus,

Getränkt mit Blut war er nun rot.

Der Schmerz der Maus war hundsgemein.

Doch ahnend, dass sich naht der Tod,

Wusst‘ sie, dass nachlässt bald die Pein.

Sterbend hat sie den Frosch verflucht.

Dann floh ihre Seele schnell

Aus dem grauen Mäusefell

Und hat den Hades aufgesucht.

„Das war der Mauser Nummer zwei“

Dachte Quakus Arvalis bei sich.

Da sah im Schilf er Nummer drei.

Mit einem gezielten Messerstich,

Gefolgt von einem Gnadenstoß

In ihr Herz war er sie los.

Der nächste Mauser, Nummer vier,

War ein Mäuse-Offizier.

Quakus zögerte nicht lang.

Der Rachefeldzug nahm den Gang

Den er aus Froschsicht nehmen sollte.

Auch wenn die Maus das gar nicht wollte

Stach mit seinem Schwert der Lurch

Durch den Offizier hindurch,

Dass die Klinge, welch ein Graus

Kam hinten aus der Maus heraus.

Ein letzter schriller Schmerzensschrei.

Schon war für sie der Krieg vorbei.

Der Mörder darauf guter Dinge

Säuberte an ihrem Pelz die Klinge.

Dabei hat die Inschrift er geseh’n

Die auf ihrem Koppel stand.

„Ein Rächer wird aus mir erstehen“

Was Quakus nicht sehr lustig fand.

Die Inschrift in Latein lautete:

„exoriare aliquis nostris ex ossibus utor“

-ein Rächer wird aus meinem Staube erstehen-

(Virgil: Äneide 4, 625)

Doch er hatte keine Zeit

Darüber lange nachzudenken.

Die nächste Maus stand schon bereit

Den Speer ihr in den Leib zu senken.

Es quietschte als verhängnisvoll

Das Gedärm aus ihrem Bauche quoll.

Er stieß im Eifer nochmal zu.

Ihr Inneres wurd zum Ragout

Als er mit der Schilfrohrlanze

Ein drittes Mal stach in das Ganze.

Weil sie sehr zart besaitet war

Hat ihr das ziemlich weh getan.

Letztendlich starb sie auch daran.

Als Letztes nahm sie sterbend wahr

Dass ihr der Tod ward nett verwürzt

Indem den Schwanz man ihr gekürzt.

Dem nächsten Gegner fürchterlich,

Rammte der grüne Wüterich

Die Lanze in die Leber, dass

Der Maus am Krieg verging der Spaß.

Magen, Milz und Dickdarm drohten

Aus dem Pelz ihr durch das Leck

Zu rutschen. Mit ihren zarten Pfoten

Drückte sie zurück den Dreck

Weil das Geschling‘ sie draußen störte,

Nach drinnen wo es hingehörte.

Da traf von oben, schräg von vorn,

Sie sein langer spitzer Meuchel-Dorn.

Er drang ihr durchs Gehirn und ritzte

Ein tiefes Loch. Das Blut es spritzte

Und ihr Gehirn lief langsam aus.

Es war schrecklich für die Maus.

Sie wurde wütend und sah rot.

Dann sah sie schwarz, dann war sie tot.

Quakus Rana Arvalis

War jede Maus ein Ärgernis;

Ganz egal ob er von nah

Sie oder aus der Ferne sah.

Seine grüne Heldenbrust

War angefüllt mit Mausmordlust.

Er griff in seinem Rachewahn

Sogar Berufssoldaten an.

Ein Hauptmann aus dem Mäuseheer

Der vor ihm stand mit Dolch und Speer,

Musste als nächster daran glauben.

Der Frosch mit zornerfülltem Schnauben

Schlug zu ohne lang zu warten gleich.

Mit seines Schwertes scharfen Streich,

Trennte er, ohn‘ sich zu plagen,

Den Kopf der Maus vom Kragen.

Bevor die hatte realisiert

Was los war, war sich schon krepiert.

Während ihr Rumpf noch aufrecht stand,

Mit der Lanze in der Hand,

Lag ihr Schädel längst im Blut

Und hatte aufgehört zu schnaufen.

Quakus, der grüne Tunichtgut,

Müde längst noch nicht vom Raufen,

Gab ihrem Kopf gar schonungslos

Mit seinem Fuße einen Stoß,

Dass der Schädel, was er sollte,

Bergab ins seichte Wasser rollte.

Dort nahm der Hecht sich ganz spontan

Sofort des Hauptmanns Rübe an.

Den Rumpf griff sich der Adebar

Weil der gerade hungrig war.

Im Überschwang der Kriegsdienstpflicht,

Mit höchst zufriedenem Gesicht,

Wandte Quakus sich in aller Ruh

Seinen nächsten Taten zu.

Er dacht dabei an Pausbacks Heil

Und seinen Kriegs-Gewinn-Anteil.

Froh gesinnt in Beute-Sachen,

Begann er Pläne sich zu machen

Darüber was damit er nun

Nach dem Kriege würde tun.

Da traf von hinten ihn ein Speer.

„Aus alledem wird nun nichts mehr“

Dachte wehmütig der Frosch,

Bevor sein Lebenslicht erlosch.

Sieben Mäusen, kaum zu glauben,

Konnte er das Leben rauben.

Dass auch er selbst gefährdet war

Wurde nur seiner Seele klar.

Die hockt verzweifelnd büßend jetzt

Im Hades aber unverletzt.

Der sterbliche Rest des Frosches lag

Im Felde noch bis Nachmittag.

Zwei Freunde fanden dann die Leiche

Sie lag steif und starr am Teiche

Wo Ruhm der Held sich hat erworben

War fürs Quakerland gestorben.

Sie zogen ihm sein Rüstzeug aus

Und brachten dann den Rest nach Haus

Zu Hopsi Hüpfig seinem Weib

Für den weiteren Verbleib.

Posthum erhielt er einen Orden

Und ist beerdigt worden.

Auf Staatskosten bestattet ruht

Er nun und hat es seither gut

In der tausendsiebenhundertelften Reihe

Das siebzehnte Grab von links gezählt

Wurde nach der Totenweihe

Für den Helden ausgewählt.

Es ist nicht viel von ihm geblieben.

Ein Kreuz und darauf klein geschrieben:

„Hier ruht aus König Pausbacks Staat

Ein tapferer grüner Frontsoldat.

Des Königs Dank ist ihm gewiss.

„RIP Quakus Rana Arvalis“.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.