Freitag, 24. Juni 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 16

Die heroische Schlacht 3. Tag

-Der Admiral macht weiter-


n jedem Stab


„In jedem Stab im Lagezimmer

Macht man die Lage immer schlimmer“.

„In jedem Stab fällt schwer das Wachen,

Drum träumt man vom Karriere machen“.

„In jedem Stab gibt’s eine Ware

In allen Größen, Formulare“.

„In jedem Stab, man tut was man kann,

Was man heute nicht schafft, packt man morgen nicht an“.

„In jedem Stab den klügsten Ton

Schlägt an wer schweigt nur monoton“.

„In jedem Stabe ist man froh

Denn Stabsdienst kennt kein Risiko“.

„In jedem Stab ist man empört

Wenn jemand die Idylle stört“.

„In jedem Stab, Papier ist geduldig,

Bleibt mancher Brief die Antwort schuldig“.

„In jedem Stab im Überdruss

Schafft man Papier im Überfluss“.

Jetzt kam der Admiral in Fahrt.

So manches hatte er aufgespart,

So schien es, um es nun beim Singen

An den Fahrensmann zu bringen.

Ohne Pause, schräg im Klang,

Er nun das Stabsleben besang.

„In jedem Stab, Bildung muss sein,

Drum bildet jeder sich was ein“.

„In jedem Stab ist es erlaubt,

Zu schreiben was man selbst nicht glaubt“.

„In jedem Stab kommt einer weiter,

Durch Arbeit von seinem Mitarbeiter“.

„In jedem Stab bei Vater Staat

Sitzt irgendwo ein Bürokrat“.

„In jedem Stab die schönste Schrift

Hat die Tippse falls sie trifft“.

„In jedem Stab wird man im Nu

Mit Beamtendeutsch per Du“.

„In jedem Stab ganz ohne Zwang

Läuft mancher Vorgang seinen Gang“.

„In jedem Stab da weiß man wie

Man alles macht in Theorie“.

„In jedem Stab macht man Papier

Für Aktenordner DIN A 4“.

„In jedem Stab gar hoch trägt sein Haupt

Wer irrig ohne mich geht es nicht glaubt“.

Beifall brauste auf nun laut.

Keiner hatte zugetraut

Dem Admiral wie praxisnah

Der seinen Dienst im Stabe sah.

Doch nun war Rohrquax an der Reihe.

Er war im Singen zwar ein Laie

Doch was das Reimen anbetraf;

Das konnte er sogar im Schlaf.

Ohne lang sich zu besinnen

Hörte man ihn jetzt beginnen“.

„Auf jedem Schiff fällt mal was um

Wenn der Dampfer macht sich krumm“.

„Auf jedem Schiff spart seine Heuer

Sich mancher für ein Abenteuer“.

„Auf jedem Schiff schont einer die Decken

Indem er durchmacht bis zum Wecken“.

„Auf jedem Schiff winkt man mit Ruß

Zum Abschied einen Heizer-Gruß“.

„Auf jedem Schiff mit Schisslaweng

Üben Pulverköpfe Peng“.

„Auf jedem Schiff beim Landzielschießen

Kann man Artillerie genießen“.

„Auf jedem Schiff, alles hat seinen Zweck

Selbst die Möwe im Mast, sie bekleckert das Deck“.

„Auf jedem Schiff und jedem Kahn

Hängt irgendwo ein Rollenplan“.

„Auf jedem Schiff, meist an Brassen

Fähnriche ihre Wut auslassen“.

„Auf jedem Schiff falls mal in Not

Gibt’s links und rechts an Bord ein Boot“.

Auch Rohrquax hatte keine Müh

Bei seinem Dichter-Sing-Debüt.

Drum sang er weiter ganz spontan

Und fügte noch zehn Verse an.

„Auf jedem Schiff im Zick-Zack-Plan

Macht einer Zack wenn Zick ist dran“.

„Auf jedem Schiff nach Seemannsart

Wer Grog trinkt stets am Wasser spart“.

„Auf keinem Schiff des Wassers Macht

Beherrscht man wenn man muss bei Nacht“.

„Auf jedem Schiff, auch auf Fregatten,

Gibt’s Leute die schon Filzläus‘ hatten“.

„Auf einem Schiff wenn nachts es holpert

Ist einer übers Süll gestolpert“.

„Auf jedem Schiff fährt auch ein Hesse,

Der babbelt nur vom Handkäs esse“.

„Auf jedem Schiff, aus gutem Grunde

Hat der Smutje Überpfunde“.

„Auf jedem Schiff ist rechts der Mitte

Stets Steuerbord nach alter Sitte“.

„Auf jedem Schiff im Sturmgetöse

Erkennt man eines Mannes Größe“.

„Auf jedem Schiff, so ist es Mode,

Spielt einer auf der Quetschkommode“.

Als nächster Sänger sich empfahl

Erneut vom Stab der Admiral.

Er legte seine Stirne kraus;

Langsam ging ihm die Puste aus;

Doch dann begann von Stabsdienstdingen

Er fröhlich weiter vorzusingen.

„In jedem Stab so manche Schreiben

Im Körbchen unten liegenbleiben“.

„In jedem Stab seit langen Zeiten

Schwärmt man fürs Paragraphenreiten“.

„In jedem Stab mit Wohlbehagen

Leute über Stress laut klagen“.

„In jedem Stab die Truppe hetzt

Ein Held der dort Termine setzt“.

„In jedem Stab fängt ab und an

Am Schreibtisch man zu schwimmen an“.

„In jedem Stab ist zappenduster

Wenn zum Vorgang fehlt das Muster“.

„In jedem Stab ist in der Tat

Gut dran wer keine Ahnung hat“.

„In jedem Stab macht jemand Schwung

Durch den Nachtrag zur Berichtigung“.

„In jedem Stab manch Lorbeerkranz

Gewunden wird aus Firlefanz“.

„In jedem Stab passt man sich an

Weil man den Stab nicht ändern kann“.

Die Quaktrosen all urban,

Waren ziemlich angetan

Von dem was ihnen notgedrungen,

Der Quakiral hat vorgesungen.

Sie ließen eine Buddel kreisen

Um ihre Phantasie zu speisen.

Ein Breitmaulfrosch bot ganz spontan

Dem Admiral ein Schlückchen an.

Der zierte sich am Anfang zwar;

Doch dann nahm er die Flasche wahr.

Als er sie am Halse hatte,

Ohne lange Vordebatte,

Quakte Pelusius intim

Loyal und kameradschaftlich zu ihm:

„Ach Quakiral von Weitegosch

Sie sind der allerbeste Frosch“,

Doch er sprach den Satz im Spotte,

„Welchen hatte je die Flotte“!

Die andern grölten laut „Hurra“

Als dies an Oberdeck geschah.

Die Buddel noch in seiner Hand

Der Admiral vor ihnen stand.

Die Crew hatte ihn aufgenommen.

So ist es dann dazu gekommen,

Dass Polyphemus kumpelhaft

Sich dazu hat aufgerafft.

Er bot dem neuen Saufkumpan

Nebst Rum jetzt auch das Du noch an.

Mancher Matrose kollegial

Drückte die Hand dem Admiral.

Alle haben ohn‘ zu unken,

Brüderschaft mit ihm getrunken.

Danach ging es froh und heiter

Mit dem Sängerwettstreit weiter.

Der Quakiral, schon halb im Tran

Schrie: „Kumpels ihr seid wieder dran“.

Polyphemus fasste sich ein Herz

Und fuhr fort im Sängerstreit.

Grölend laut und voll in Terz,

Denn auch er war bereits breit,

Trug er dem berauschten Korps,

Die nächsten Nonsens-Reime vor:

„Auf jedem Schiff in der Kombüse

Kocht man aus Dosen Frischgemüse“.

„Auf jedem Schiff ganz unverblümt

Sich ein Schwarzfuß Heizer rühmt“.

„Auf jedem Schiff es mal passiert

Dass im Revier einer saniert“.

„Auf jedem Schiff die Messinghutzen

Sind gemacht zum Messing putzen“.

„Auf jedem Schiff, meist im Geschütze

Sitzt einer mit `ner Kruppstahlmütze“.

„Auf jedem Schiff im Spind-Gewirr

Sucht einer mal sein Backs-Geschirr“.

„Auf jedem Schiff gibt’s ein Malheur

Wenn der Koch spielt den Friseur“.

„Auf jedem Schiff beim Mützenschwenken

Kann man sich schnell den Arm ausrenken“.

„Auf jedem Schiff nach Seemannsart

Wer raucht und zecht den Zoll sich spart“.

„Auf jedem Schiff schon früh beim Locken

Gibt’s Wecker die solche Sprüche kloppen

Wie sie uns Weitegosch der Admiral

Vom Stabe vorträgt gleich nochmal“.

Der Quakiral, so animiert

Hat sein Gedächtnis aktiviert.

Dann legte er höchst grandios

Und stimmgewaltig wieder los:

„In jedem Stab zur Mittagsstunde

Klopft man Skat in trauter Runde“.

„In jedem Stab am Lohnzahltage

Bekommt einer Lohn der andre Gage“.

„In jedem Stab wälzt man Probleme

Die es nicht gibt bis ins Extreme“.

„In jedem Stab gilt es als Segen

Wenn kurvenreich sind die Kollegen“.

„In jedem Stab kommt es mal vor

Dass einer schreibt was rein Dekor“.

„In jedem Stab liest man bisweilen

Den falschen Text sich aus den Zeilen“.

„In jedem Stab erwacht spontan

Wer eingenickt war momentan“.

„In jedem Stab grünt es und sprießt

Weil täglich man die Blumen gießt“.

„In jedem Stab weil sie ihm peinlich

Macht einer seine Arbeit heimlich“.

„In jedem Stab sich profiliert

Wer den Stabsdienst hat studiert“.

Der Rum tat auch beim Admiral

Seine Wirkung. Ziemlich locker

Besang den Stabsdienst er banal.

Da er selbst ein Stubenhocker

War er dem Stabsdienst zugetan.

Er fügte die nächsten Strophen an

Sodass so manchem Frosch an Deck

Staunend blieb die Luft schier weg.

„In jedem Stab boxt sich nach oben

Ein Laumann mit den Ellenbogen“.

„In jedem Stab ganz ungeniert

Wird alte Taktik neu kreiert“.

„In jedem Stab Profil zeigt wer

Systembewusst nimmt nichts mehr schwer“.

„In jedem Stab das Salz in der Suppe

Ist einer welcher kennt die Truppe“.

„In jedem Stab den Dienst nimmt leicht

Wer weiß dass man dort nichts erreicht“.

„In jedem Stab der gleiche Reigen

Auf große Worte folgt stets Schweigen“.

„In einem Stab gar wohl sich fühlt

Wer gern in alten Akten wühlt“.

„In jedem Stab im Tageslauf

Steht man vom Schreibtisch zweimal auf“.

„In jedem Stab des Dienstes Bürde

Ist zu ertragen ihn mit Würde“.

„In jedem Stab kennt man das Wort

Ich war auch schon mal an Bord“.

„Zwanzig Sprüche, kolossal,

Dein Wissen ist phänomenal“

Hat Gernquak den Admiral gelobt.

Dann sang er selbst gesangerprobt,

Die nächsten zwanzig Strophen vor.

Alle liehen ihm ihr Ohr

Als sein glorreicher Gesang

Nun an Oberdeck erklang:

„Auf jedem Schiff gilt als verrückt

Wer sich vom Reinschiff nicht drückt“.

„Auf jedem Schiff von Zeit zu Zeit

Zur Musterung kommt einer breit“.

„Auf jedem Schiff solang es schwimmt

Man ab und zu `ne Peilung nimmt“.

„Auf jedem Schiff weitab vom Strand

Ist einer gedanklich schon an Land“.

„Auf jedem Schiff gilt die Philosophie

Sei freundlich zum IO und reize ihn nie“.

„Auf jedem Schiff in mancher Kammer

Hat morgens einer Katzenjammer“.

„Auf jedem Schiff geht mal was scheel

Belegt man einfach den Befehl“.

„Auf jedem Schiff pausenlos ruft die Pflicht

Drum schläft man am besten dann hört man sie nicht“.

„Auf jedem Schiff ganz ohne Norm

Gibt blaues Tuch dem Seemann Form“.

„Auf jedem Schiff in der OPZ gibt’s ein Ding

Das hat nicht viel Wert doch es macht so schön ping“.

„Auf jedem Schiff, Titel versprechen stets Glanz

Drum ruft man nicht Büttel sondern Postordonanz“.

„Auf jedem Schiff das ist ja wohl logisch

Liebt heiß man das Meer nur, alles andre platonisch“.

„Auf jedem Schiff zeigt hin und wieder

Die Ankerkette auf und nieder“.

„Auf jedem Schiff wer Wache geht

Nachts fröhlich stets vom Bett aufsteht“.

„Auf jedem Schiff das pflügt durch die See

Ist’s windig in Luv und ruhiger in Lee“.

„Auf jedem Schiff des Rasmus Zorn

Trifft besonders hart das Deck ganz vorn“.

„Auf jedem Schiff im vorderen Drittel

Hängt an `ner Kette zum Ankern ein Mittel“.

„Auf jedem Schiff an er Brücke zumeist

Steht dran zu lesen wie es heißt“.

Wieder Beifall, ziemlich laut;

Nachdem er war dann abgeflaut

Sprach Dreckshäuser der Stabsbootsmann

Zum Quakiral: „Du bist nun dran.

Ich hoffe dir fällt noch was ein.

Wenn nicht, dann lässt du’s eben sein“.

Der Admiral wollt grad beginnen

Um den Wettstreit zu gewinnen,

Die nächsten Strophen vorzutragen.

Da hörte er den Käpten klagen:

„Verflucht nochmal, seit kurz nach zwei

Singt ihr schon, gleich ist es drei.

Was soll der Unsinn, sagt es mir“.

Und auch der Erste Offizier

An seiner Seite zornig sprach:

„Macht endlich Schluss mit diesem Krach

Sonst platzt am End mir noch der Kragen.

Ich möchte es nicht nochmal sagen.

Was soll der Admiral denn denken?

Nie wieder wird er uns beschenken

Mit Kaffee, Freizeit und mit Kuchen.

Ihr solltet lieber mal versuchen

Euch ein bisschen auszuruh‘n

Als solchen Unsinn hier zu tun.

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In der nächsten Folge steht

Wie an Bord es weitergeht

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.