Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 11
Die heroische Schlacht 3. Tag
drei Minuten
War für Padd zu viel des Guten.
Zwei Minuten vor der Zeit
War er schon wieder kampfbereit.
Sein Gegner aus dem Mäuseheer
Hieß Oberst Hablieb Camembert.
Die andern ruhten sich noch aus,
Da traf sein Speer bereits die Maus.
Über den Schild in ihre Weiche
Drang der Stahl. Sie tat das Gleiche.
Er traf rechts und sie traf links.
Sie zielte besser allerdings.
Er starb pünktlich 11 Uhr drei.
Mit ihr war‘s kurz darauf vorbei.
Aufrecht stehend, als Offizier,
Heldenhaft in Maus-Manier,
Sah mutig sie dem Tod entgegen.
Der gab ihr schließlich seinen Segen.
Holte zu sich ins Hades-Meer
Den Mauser Hablieb Camembert.
Sekunden später, elf Uhr vier,
Machten beide schon Quartier
Bei Hades in der Unterwelt.
Auf längeres Bleiben eingestellt,
Sprach mitten auf dem Acheron
Des Frosches Seele zu Charon:
„Setz‘ uns nur gemütlich über.
Der Krieg ist für uns nun vorüber.
Weise uns ein Plätzchen zu
Auf dem sich‘s wohnen lässt in Ruh“.
Der Fährmann sprach: „Für alle Zeiten
Ist vorüber euer Streiten.
Hier bei uns im Tartaros
Seid ihr eure Feindschaft los.
Krieg hat’s hier noch nie gegeben“.
Die Mäuse-Seele schimpfte „eben,
Wie sollen wir da glücklich werden?
Wie schön war es doch da auf Erden“.
Mit diesen Worten riss das Luder
Dem Fährmann aus der Hand das Ruder;
Drehte es herum fidele
Und schlug es der grünen Lurchen-Seele,
Exakt gezielt, mit Augenmaß,
Dorthin wo ihr Kopf einst saß.
Von jener schlimmen Stunde ab
Es keinen Fried mehr unten gab.
Im Hades die Milliarden Seelen,
Unter ständigem Krakeelen,
Nun kämpfend ihre Sünden sühnen;
Die mausgrauen, gegen die grünen.
Im Gegensatz zum Krieg auf Erden
Die Helden unten niemals sterben,
So dass der Frosch und Mäusestreit
Andauert dort in Ewigkeit.
Die streitenden Parteien oben
Kämpften hingegen aggressiver,
So dass ihr kriegerisches Toben
Entsprechend war auch effektiver.
Maus Schlüpfloch setzte sich in Szene.
Wie Menelaos, als Helene
Ihm geraubt ward von Paris,
Drehte der Krieger um den Spieß.
Rachesüchtig Frosch um Frosch
Er im Hass zu Boden drosch.
Einige entkamen zwar;
Für die meisten jedoch war
Die Begegnung unerfreulich.
Manche starb, es war gar gräulich.
Sieben Frösche, schwer verletzt,
Lagen im Morast entsetzt
Und starben, was des Wütens Sinn,
Laut jammernd langsam vor sich hin.
Maus Käsdurchhöhler, Allkampfmeister
Seines Zeichens, war noch dreister.
Jeden Frosch den er erschlagen,
Hieb den Kopf er ab am Kragen.
Das Utensil so abgehau’n,
Auf seinem Palisadenzaun
Daheim bewies noch lange Zeit
In Mausheim seine Tapferkeit.
Währen Maus Käsdurchhöhler noch
Beschäftigt war am Zaun ums Loch
Daheim mit dem Frösche-Kopf-Spalier,
Ritt Hupfauf Gwaags, ein Kürassier,
Auf seinem Rosse an die Front.
Eine Maus, im Felle blond,
Aus echtem Korn und reinem Schrot,
Mit Namen Sitophages Schlingernbrot,
Lauerte mit List am Wege
Und kam dem Reiter ins Gehege.
Hupfauf zügelte sein Pferd.
Wollt wissen was die Maus begehrt.
Schlingernbrot mit flinker Hand,
Griff indes zum Fahnenband
Welches an Hupfaufs Lanze wehte
Und sprach zum Frosche: „Ich vertrete
Die Meinung, dass in diesem Kriege
Gott Zeus führt unser Volk zum Siege.
„Zeus mit uns“! Der Mäusespross
Mit Hinweis auf sein Koppelschloss,
Gab dem Frosche zu verstehen,
Dass Gott sich um das Wohlergehen
Des Mäusevolks zu kümmern hatte.
Hupfauf Gwaags darauf: „Gestatte,
Dass ich mich dazu erfreche
Und deiner Ansicht widerspreche“.
Dabei verwies er mit Verstand
Auf sein eignes Fahnenband.
„Gott mit uns“ stand dort zu lesen.
„Der Priester hat es uns erklärt“,
Sprach Gwaags, „nach seinen Hypothesen
Gott Zeus stets Hilfe dem gewährt,
Der beim Beten mittels List,
Besser als der andre ist“.
Die Maus darauf entgegnete:
„Wie ich die Sache hier jetzt seh,
Haben eure Demagogen
Samt den Pfaffen euch belogen.
Unser Priester hat verkündet,
Dass Gott sich stets mit dem verbündet,
Der das Recht auf seiner Seite
Hat in einem Waffenstreite.
In diesem Kriege ist das Recht
Auf unsrer Seit. Das Mausgeschlecht
Hat demzufolg‘ nach altem Brauch,
Anspruch auf Gottes Beistand auch.“.
Der grüne Reiter dachte nach.
„Ich glaube nicht so recht der Sach“,
Sprach er empört „der liebe Gott
Springt doch nicht von hüh nach hott.
Ich halte mich da an Homer.
Dort hilft Gott Zeus den Frösche-Heer
Und er wird es wieder machen
Denn er unterstützt die Schwachen“!
Nach diesen Worten ritt er an.
Vor ihm der gläubige Mäusemann
Geriet dem Ross unter die Flossen.
Der Gaul sprang an, Galopp entschlossen
Und trat den Mauser Schlingernbrot
Im Vorwärtshüpfen; er war tot
Und konnte fortan an Gott Zeus
Nicht mehr glauben so wie and're Mäus'.
„Siehst du“ sprach Gwaags zu seinem Pferd;
„Der Glaube ist es, der nebst dem Schwert,
Im Kriege unsre Welt regiert.
Wer den Glauben nicht verliert
An den Herrn der Heere, dem wird Heil,
So wie uns beiden grad zuteil“.
Und dann begann er das Gebet
Welches bei Jeremia steht.
Mit achtzehn, zwanzig, ganz spontan
Fing er laut zu beten an.
Prophetenschicksal zwanzig, sieben,
Alles was dort steht geschrieben,
Hat andächtig trabend nun borniert
Er bis zwanzig, dreizehn rezitiert.
Sein Ross hat ihm brav zugehört
Und sich am Frommen nicht gestört
Der auf ihm im Sattel saß
Und den Krieg um sich vergaß.
„Rühmet den Herrn“ sang der im Spleen.
Beim letzten Worte traf es ihn.
Wie Pandaros der Lykier fiel
Hupfauf Gwaags. Ähnlich skurril.
Ein Wurfspeer schwirrte aus dem Grase
Ihm von vorne in die Nase
Und strebte weiter himmelwärts.
Zunge und Mandeln schnitt das Erz
Dem armen Frosche aus dem Schlund.
(Ilias 5/290 siehe auch Tod und Verwundung in der Ilias S23/24)
Von den Zähnen, all gesund,
Riss er aus der ober‘n Reihe
Aus dem Kiefer vorne dreie.
Am Kinn des Frosches, in der Schwarte,
Hinterließ der Speer `ne Scharte.
Auch ein Auge war hinüber.
Die Sicht wurd Hupfauf trüb und trüber.
Schließlich, weil sein Gaul ging durch,
Fiel vom Ross herab der Lurch.
Im Sturze dann, welch Missgeschick,
Brach sich der Recke das Genick.
Ein letzter schlapper Atemzug;
Dann hatte Hupfauf Gwaags genug
Von dieser kriegerischen Welt.
Bevor sich der Tod hat eingestellt
Hat gedanklich bereits sehr verschwommen
Er eine leise Stimme noch vernommen.
Der Herr der Heere sprach zu ihm,
Wie es ihm im Sterben schien.
„Wer den Glauben nicht verliert,
Am Ende siegt und triumphiert“!
Dann wurde ihm der Tod zuteil
Und damit auch sein Seelenheil.
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wird fortgesetzt
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