Mittwoch, 8. Juni 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 11

Die heroische Schlacht 3. Tag


affenstillstand

drei Minuten

War für Padd zu viel des Guten.

Zwei Minuten vor der Zeit

War er schon wieder kampfbereit.

Sein Gegner aus dem Mäuseheer

Hieß Oberst Hablieb Camembert.

Die andern ruhten sich noch aus,

Da traf sein Speer bereits die Maus.

Über den Schild in ihre Weiche

Drang der Stahl. Sie tat das Gleiche.

Er traf rechts und sie traf links.

Sie zielte besser allerdings.

Er starb pünktlich 11 Uhr drei.

Mit ihr war‘s kurz darauf vorbei.

Aufrecht stehend, als Offizier,

Heldenhaft in Maus-Manier,

Sah mutig sie dem Tod entgegen.

Der gab ihr schließlich seinen Segen.

Holte zu sich ins Hades-Meer

Den Mauser Hablieb Camembert.

Sekunden später, elf Uhr vier,

Machten beide schon Quartier

Bei Hades in der Unterwelt.

Auf längeres Bleiben eingestellt,

Sprach mitten auf dem Acheron

Des Frosches Seele zu Charon:

„Setz‘ uns nur gemütlich über.

Der Krieg ist für uns nun vorüber.

Weise uns ein Plätzchen zu

Auf dem sich‘s wohnen lässt in Ruh“.

Der Fährmann sprach: „Für alle Zeiten

Ist vorüber euer Streiten.

Hier bei uns im Tartaros

Seid ihr eure Feindschaft los.

Krieg hat’s hier noch nie gegeben“.

Die Mäuse-Seele schimpfte „eben,

Wie sollen wir da glücklich werden?

Wie schön war es doch da auf Erden“.

Mit diesen Worten riss das Luder

Dem Fährmann aus der Hand das Ruder;

Drehte es herum fidele

Und schlug es der grünen Lurchen-Seele,

Exakt gezielt, mit Augenmaß,

Dorthin wo ihr Kopf einst saß.

Von jener schlimmen Stunde ab

Es keinen Fried mehr unten gab.

Im Hades die Milliarden Seelen,

Unter ständigem Krakeelen,

Nun kämpfend ihre Sünden sühnen;

Die mausgrauen, gegen die grünen.

Im Gegensatz zum Krieg auf Erden

Die Helden unten niemals sterben,

So dass der Frosch und Mäusestreit

Andauert dort in Ewigkeit.

Die streitenden Parteien oben

Kämpften hingegen aggressiver,

So dass ihr kriegerisches Toben

Entsprechend war auch effektiver.

Maus Schlüpfloch setzte sich in Szene.

Wie Menelaos, als Helene

Ihm geraubt ward von Paris,

Drehte der Krieger um den Spieß.

Rachesüchtig Frosch um Frosch

Er im Hass zu Boden drosch.

Einige entkamen zwar;

Für die meisten jedoch war

Die Begegnung unerfreulich.

Manche starb, es war gar gräulich.

Sieben Frösche, schwer verletzt,

Lagen im Morast entsetzt

Und starben, was des Wütens Sinn,

Laut jammernd langsam vor sich hin.

Maus Käsdurchhöhler, Allkampfmeister

Seines Zeichens, war noch dreister.

Jeden Frosch den er erschlagen,

Hieb den Kopf er ab am Kragen.

Das Utensil so abgehau’n,

Auf seinem Palisadenzaun

Daheim bewies noch lange Zeit

In Mausheim seine Tapferkeit.

Währen Maus Käsdurchhöhler noch

Beschäftigt war am Zaun ums Loch

Daheim mit dem Frösche-Kopf-Spalier,

Ritt Hupfauf Gwaags, ein Kürassier,

Auf seinem Rosse an die Front.

Eine Maus, im Felle blond,

Aus echtem Korn und reinem Schrot,

Mit Namen Sitophages Schlingernbrot,

Lauerte mit List am Wege

Und kam dem Reiter ins Gehege.

Hupfauf zügelte sein Pferd.

Wollt wissen was die Maus begehrt.

Schlingernbrot mit flinker Hand,

Griff indes zum Fahnenband

Welches an Hupfaufs Lanze wehte

Und sprach zum Frosche: „Ich vertrete

Die Meinung, dass in diesem Kriege

Gott Zeus führt unser Volk zum Siege.

„Zeus mit uns“! Der Mäusespross

Mit Hinweis auf sein Koppelschloss,

Gab dem Frosche zu verstehen,

Dass Gott sich um das Wohlergehen

Des Mäusevolks zu kümmern hatte.

Hupfauf Gwaags darauf: „Gestatte,

Dass ich mich dazu erfreche

Und deiner Ansicht widerspreche“.

Dabei verwies er mit Verstand

Auf sein eignes Fahnenband.

„Gott mit uns“ stand dort zu lesen.

„Der Priester hat es uns erklärt“,

Sprach Gwaags, „nach seinen Hypothesen

Gott Zeus stets Hilfe dem gewährt,

Der beim Beten mittels List,

Besser als der andre ist“.

Die Maus darauf entgegnete:

„Wie ich die Sache hier jetzt seh,

Haben eure Demagogen

Samt den Pfaffen euch belogen.

Unser Priester hat verkündet,

Dass Gott sich stets mit dem verbündet,

Der das Recht auf seiner Seite

Hat in einem Waffenstreite.

In diesem Kriege ist das Recht

Auf unsrer Seit. Das Mausgeschlecht

Hat demzufolg‘ nach altem Brauch,

Anspruch auf Gottes Beistand auch.“.

Der grüne Reiter dachte nach.

„Ich glaube nicht so recht der Sach“,

Sprach er empört „der liebe Gott

Springt doch nicht von hüh nach hott.

Ich halte mich da an Homer.

Dort hilft Gott Zeus den Frösche-Heer

Und er wird es wieder machen

Denn er unterstützt die Schwachen“!

Nach diesen Worten ritt er an.

Vor ihm der gläubige Mäusemann

Geriet dem Ross unter die Flossen.

Der Gaul sprang an, Galopp entschlossen

Und trat den Mauser Schlingernbrot

Im Vorwärtshüpfen; er war tot

Und konnte fortan an Gott Zeus

Nicht mehr glauben so wie and're Mäus'.

„Siehst du“ sprach Gwaags zu seinem Pferd;

„Der Glaube ist es, der nebst dem Schwert,

Im Kriege unsre Welt regiert.

Wer den Glauben nicht verliert

An den Herrn der Heere, dem wird Heil,

So wie uns beiden grad zuteil“.

Und dann begann er das Gebet

Welches bei Jeremia steht.

Mit achtzehn, zwanzig, ganz spontan

Fing er laut zu beten an.

Prophetenschicksal zwanzig, sieben,

Alles was dort steht geschrieben,

Hat andächtig trabend nun borniert

Er bis zwanzig, dreizehn rezitiert.

Sein Ross hat ihm brav zugehört

Und sich am Frommen nicht gestört

Der auf ihm im Sattel saß

Und den Krieg um sich vergaß.

„Rühmet den Herrn“ sang der im Spleen.

Beim letzten Worte traf es ihn.

Wie Pandaros der Lykier fiel

Hupfauf Gwaags. Ähnlich skurril.

Ein Wurfspeer schwirrte aus dem Grase

Ihm von vorne in die Nase

Und strebte weiter himmelwärts.

Zunge und Mandeln schnitt das Erz

Dem armen Frosche aus dem Schlund.

(Ilias 5/290 siehe auch Tod und Verwundung in der Ilias S23/24)

Von den Zähnen, all gesund,

Riss er aus der ober‘n Reihe

Aus dem Kiefer vorne dreie.

Am Kinn des Frosches, in der Schwarte,

Hinterließ der Speer `ne Scharte.

Auch ein Auge war hinüber.

Die Sicht wurd Hupfauf trüb und trüber.

Schließlich, weil sein Gaul ging durch,

Fiel vom Ross herab der Lurch.

Im Sturze dann, welch Missgeschick,

Brach sich der Recke das Genick.

Ein letzter schlapper Atemzug;

Dann hatte Hupfauf Gwaags genug

Von dieser kriegerischen Welt.

Bevor sich der Tod hat eingestellt

Hat gedanklich bereits sehr verschwommen

Er eine leise Stimme noch vernommen.

Der Herr der Heere sprach zu ihm,

Wie es ihm im Sterben schien.

„Wer den Glauben nicht verliert,

Am Ende siegt und triumphiert“!

Dann wurde ihm der Tod zuteil

Und damit auch sein Seelenheil.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.