Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 12
Die heroische Schlacht 3. Tag
Guaags sein Heil erlangte
Der König um den Sieg noch bangte.
Er saß im Rohr mit seinem Stabe,
Keiner wusste die Ortsangabe,
Und sprach zu einem seiner Ritter:
„Die Lage der Armee ist bitter.
Gerarde ging uns Gwaags verloren
Auf welchen ich so sehr geschworen.
Die besten Kämpfer sind schon hin.
Der ganze Krieg macht kaum noch Sinn.
Wir werden ihn verlieren
Und in Gefangenschaft marschieren“.
Man merkte Pausback sprach im Frust.
Gar sehr schmerzte ihn der Verlust
Jedes einzelnen seiner Krieger.
Er wirkte nicht mehr wie ein Sieger
Und hat nicht mehr wie einst geprahlt.
„Aber“ sprach Lord Brekekex
Aufmunternd da zu seinem Rex,
Und hat ihn dabei angestrahlt,
„Nun wirf nicht gleich die Flint‘ ins Korn.
Um zwölf beginnt die Schlacht von vorn,
Denn dann in Schlicktau, von zu Haus
Läuft unsere Marine aus.
Die reißt das Ruder fix herum“.
Aus dem Schilf-Refugium
Peilte Graf von der Flopp durchs Rohr.
„Majestät, es kommt mir vor“
Rief er, „als ob auf hoher See
Ich unsre Flotte bereits seh“.
„Tatsächlich“ erwiderte Rex Pausback da,
Und fügte an mit froher Mine,
Ein dreifach hoch, hipp hipp, hurra,
Da kommt sie endlich die Marine“,
Und sichtlich erleichtert mit neuem Mut
„Jetzt wird alles doch noch gut“.
Weitab zwar noch vom Kampfgeschehen
Sah man das Schiff vor Anker gehen.
Dem folgte nach, ach großer Gott,
Noch mancher andre dicke Pott.
Sogar die Amphibien
waren dabei
Stücker zwei oder sogar drei.
Der Admiral gar wohl bedacht,
Schickte alles in die Schlacht
Was ihm zur Verfügung stand
Und das war weiß Gott allerhand.
Waffenstrotzend rohrbestückt,
Kamen sie nun angerückt.
Zerstörer, Kreuzer und Fregatten
Was die Admirale hatten,
Alle kamen nun in Sicht,
Nur die neuen Korvetten nicht,
Und legten sich auf Reede.
Von Angriff keine Rede.
Der König stutzte; „was ist los?
Wo sind denn die Korvetten bloß
Und warum ankert denn die Flotte
Anstatt im Geschwader, Rotte für Rotte
Nach Mausulina vorzustoßen“?
„Majestät, sie brauchen nicht erbosen“,
Sprach er Lord zum König froh,
„Die Marine macht das immer so“.
Und dann hat er Pausback es verklart:
„Bevor die Flotte kommt in Fahrt,
Steckt sie stets auf ihre Weise
Die Route ab zur Einsatzreise.
Da wird geplant bis ins Detail
Was der beste Kurs wohl sei.
An Bord die Leute haben Zeit.
Bis in jede Kleinigkeit
Wird voraus geradebrecht,
Exakt geplant das Seegefecht.
Wie der Wind steht, wo das Licht
Und wie die nächste Welle bricht.
Wann wer auf See und wo was macht.
Alles wird vorausbedacht.
Wann das Schiff hat wo zu sein,
Alles muss besprochen sein.
Welche Flagge wo man setzt
Und vor allem nicht zu letzt,
Wer vorausfährt, wer befiehlt.
Alles das wird sehr gezielt,
Zwei bis dreimal durchgesprochen
Und dann erst wird in See gestochen.
Da nicht jeder hat die Gabe
Alles recht vorauszudenken,
Gibt es die klugen Leut‘ vom Stabe,
Welche eingeschifft an Bord
Haben stets das letzte Wort“!
„Ja, ja“ lachte seine Majestät.
„Das ist die Admiralität,
Die klar zeigt stets nach allen Seiten.
So war es schon zu Quakquaks Zeiten.
Doch, mir scheint, du bist vom Fach,
Darum frag ich nochmals nach.
Ich dacht‘ bis jetzt wir hätten
Auch noch ein paar Korvetten.
Wo sind denn die geblieben“?
„Die hat man längst schon abgeschrieben“
Sprach zum König drauf der Lord.
„Da taugte nichts so recht an Bord.
Im letzten Rechenschaftsbericht
Schrieb der Quakiral: Schrott braucht er nicht“.
Jetzt will er sie den Feinden schenken
Damit sich die all selbst versenken“!
Dabei sah er auf See hinaus.
Da lief die Mäuseflotte aus.
„Oh verflixt und zugenäht;
Ich hoffe es ist nicht zu spät“!
Pausback drauf mit finstrer Miene:
„Was macht denn unsere Marine“?
Brekekex „ich sag es doch.
Die planen erst ein Weilchen noch“!
Indessen zog in stolzer Reih
Die Mausflotte am Schilf vorbei.
Die Losung veni-vidi-vici stand
An Bord auf jedem Fahnenband.
Dreimal Victor als Signal
Verlieh den Mäusen die Moral
Die sie auf ihren Nuss-Fregatten,
Als Nichtschwimmer auch nötig hatten.
Der Admiral im ersten Schiff
Zu seinem alten Sehrohr griff.
Darauf im Tone höchst mondän,
Sprach er zu seinem Kapitän:
„Ich glaube lieber Schmackebart,
Die Frösche kommen nicht in Fahrt.
Sie liegen vor Anker. Wie mir scheint
Ist der Admiralität vereint
Auf dem Führerschiff. Die Lage
Ist günstig für uns, keine Frage.
Lassen sie beim zwölf Uhr glasen
Den Hornist zum Angriff blasen.
Also lass die Waffen wetzten.
Und zehn Minuten vorher schon,
Bevor die Kriegsflagge wir setzen
Befiehlst du „Auf Gefechtsstation“
Damit beim Angriff jedermann
Auch was er tun soll machen kann.
Wir retten heut den Mäuse-Thron
Und rächen Krümeldieb den Sohn
Des Königs der hochwohlgeboren,
Sein Leben hat auf See verloren.
König Pausback sei verdammt.
Seine Flotte wird gerammt
Und dass man lang noch an uns denkt,
Schiff für Schiff im Teich versenkt.
Also lieber Schmackebart
Tun sie dafür ihren Part“!
Der Kapitän mit Flaggenzeichen,
Die andern Schiffe zu erreichen,
Ließ sofort signalisieren,
Auf dass es alle auch kapieren.
Dass der Angriff stand bevor,
Gab er Signal per Semaphor.
Mit seemännischem Händewinken,
Und gekonntem Spiegelblinken,
Ging der Befehl mit Drill und Schliff,
Windschnell nun von Schiff zu Schiff.
Im zweiten Kahne Hindenlex
Zeigte klar und Erbsenfex,
Der Kapitän der Nuss-Fregatte,
Alles recht verstanden hatte.
Auch Vornekess und Apfelschmack,
Sowie der Käp‘ten Schmiereback
Von der Walnuss-Boots-Flottille
Erreichte die Nachricht. Jede Zille,
Jeder Kapitän und Lord
Erhielt den Angriffsplan an Bord.
Die gesamte Mäuseflotte,
Vom Kreuzer bis zum letzten Potte
Hat den Rammbefehl erhalten.
Jetzt hieß es, die Kurse zu gestalten,
Dass man jedes Riff umschifft
Und die Gegnerflotte trifft,
Und zwar so mit voller Breite
Dass jedes Schiff der Gegenseite,
Gleich beim ersten Rammstoß sinkt
Und die Crew darauf ertrinkt.
Genauigkeit war angesagt
Ein guter Steuermann gefragt.
Der kluge Käpten Beißhartbrot
In seinem schnellen Nussschalboot
Sprach zum Obersteuermann:
„Mir kommt es beim Rammen darauf an,
Dass ich das Froschmarine-Kreuzerheck
So treffe zum Versenkungszweck,
Dass ich verbieg mir nicht den Bug.
Also steck den Kurs ab klug
Damit wir uns nicht selbst versenken.
Die Frösche würden von mir denken,
Dass ich von Seefahrt keine Ahnung hab.
Also steck den Kurs so ab,
Dass alles gut und so gelingt
Dass es uns den Sieg einbringt.
Der Käpten Hindenmutz hingegen,
Sprach zum Steuermann verwegen:
„Du musst mein Boot so navigieren,
Dass die Frösche ihre Schlachtschiffe verlieren,
Unser Boot jedoch beim Rammen
Sich in den Lack kratzt keine Schrammen“.
„Mach ich“ sprach der Steuermann
Und zog die Schwimmweste sich an.
Nachdem er das Besteck gegisst,
Wurd die Kriegsflagge gehisst.
„Männer“ grölte Hindenmutz,
Den blöden Fröschen nun zum Trutz,
Wie es Mäusen sollte ziemen,
Haut rein und legt euch in die Riemen.
Pausback soll ewig an uns denken.
Seine Flotte zu versenken
Ist wahrhaft eine Ruhmestat
Die ihresgleichen noch nicht hat.
Dann befahl er „volle Kraft“;
Männer, wir haben’s gleich geschafft.
Kurs West zwei-hundert-siebzig Grad“.
Der Steuermann am Steuerrad
Riss das Ruder abrupt herum.
Direkt vor dem Elysium
Lag die gegnerische Flotte
Vor Anker und kam nicht zu Potte.
„Zwei Meilen noch, dann ist’s geschehen,
Dann wird das Froschvolk untergehen“,
Jubelte so mancher Lord
Wie auch der Ober-Maat an Bord.
„Jawohl, der Kurs ist optimal“
Freute sich der Admiral.
„In zehn Minuten ist es aus.
Dann fahren siegreich wir nach Haus“!
Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.
Als die erste Mausflottille
Aus des flachen Wassers Stille
Ins tiefere Gewässer fuhr,
Kam Wind auf sodass sich die Struktur
Des Teiches plötzlich radikal
Zu Wellen formte. Berg und Tal
Musste nun bewältigt werden.
Die Wogen waren meterhoch.
Wo grade eben es war noch
Türmten sich dort nun zu Hauf
Bewegliche Gebirge auf,
Und warfen die Schiffe kreuz und quer
Wie Nussschalen im Sturm umher.
Etwas Schlimmeres auf Erden
Hatten die Mäus‘ in ihrem Leben
Noch nicht durchgemacht bis eben.
Der schöne glatte Ententeich
War urplötzlich ziemlich wellenreich.
Das Wasser ständig sich verschob.
Auf und ab schwappte es grob,
Und hin und her und wieder hin,
Ganz durcheinander ohne Sinn.
Die See tat was sie wollte.
Das Schiff schaukelte, stampfte und rollte.
Spanten knarrten, Brecher brachen.
Den Mäusen ging es mehr als schlecht.
Die See forderte nun ihr Recht
Allen die in See gerad stachen
Zeigte die Meeresgottheit nun,
Das es falsch war dies zu tun.
„Ach wär ich doch bei meinen Lieben
Zu Haus in meinem Loch geblieben“,
Jammerte gar bleich und fahl
Sogar der Mäuse-Admiral.
Dabei kotzte er, es war ein Graus,
Den ganzen Labskaus wieder aus
Den der gierige und Nimmersatte
Kurz zuvor gegessen hatte.
Dabei zitterten ihm seine Knie
Wie an Land zuvor noch nie.
Der Leichtmatrose sah ihn an
Und dacht „der hat ja Schiss der Mann,
Und so was nennt sich Admiral“.
Dann spuckte auch er zum ersten Mal.
Keinem ging‘s an Bord mehr gut.
Poseidon bat nun um Tribut.
Alle fütterten die Fische.
Keiner nahm mehr Platz bei Tische.
Sie kotzten alle um die Wette.
Die meisten lagen krank im Bette.
Auf der Stirne kalter Schweiß
Und Todesängste plötzlich pur,
Die mit dem Wind ganz plötzlich kamen,
Und Ihnen all die Kampflust nahmen,
Hatte jeder der zur See nun fuhr.
„Es ist fürwahr ein hoher Preis
Den wir hier an den König zahlen
Damit der mit unsereins kann prahlen“
Dachte der Obersteuermann
Auf seinem altersschwachen Kahn.
Selbst manchem Kapitän zur See
Und Konteradmiral in spe
Zitterten die Knie
So wie vormals nie.
Und unter den Schwänzen, wider Willen
Hörte man im Seegetöse
So manche Mäuse-Muffe killen
Laut als ob ein Schuss sich löse.
Die meisten Mäuse, Boot für Boot,
Wünschten sich herbei den Tod,
Denn schweren Seegang kann der Magen
Einer Landmaus nicht ertragen.
Hindenlex, selbst käsig blass,
Schrie tobend ohne Unterlass
Und zornig wohl im Eigengroll,
„Kotzt mir mein schönes Schiff nicht voll
Denn sonst könnte es gescheh‘n,
Dass wir damit all untergeh’n.
Kotzt nach draußen in die See,
Aber bitte nur nach Lee“.
Maus Speckbeiß hörte zwar den Ruf
Dann kotzte sie sich aus: Von Luv
Kam der erst halb verdaute Frühstückspeck
Mit dem Wind zurück. Der Dreck
Sah grünlich aus und schmeckte nicht
Als er ihr klatschte ins Gesicht.
Sie hat sich reihernd arg verschluckt
Doch niemals mehr nach Luv gespuckt.
Die meisten Mäuse im Gebet
Haben zu Zeus hinauf gefleht.
Sie baten, „zähme Kronos Sohn;
Bring zur Vernunft Gott Poseidon.
Er wühlt das Wasser so sehr auf,
Dass wir alle gehen drauf“!
Zeus hörte es zwar doch er dacht:
„Was mein Bruder unten macht
Ist ganz alleine seine Sache.
Und außerdem, der Wasserlache
Tut gut es wenn den Sturm sie spürt
Und ordentlich wird durchgerührt.
Die Frösche die dort unten wohnen
Werden sicher es ihm lohnen
Wenn sie ein bisschen schaukeln können“.
Den kleinen Spaß ihnen zu gönnen
Unternahm er nichts und ließ geschehen
Was Poseidon ohne seinen Rat
Unten mit Wind und Wasser tat.
Ihm machte Spaß es zuzusehen
Wie den Mäusen der Nussschalflotte
Vom Brüderchen dem Meeres-Gotte,
Schon fünf Minuten vor der Schlacht
Das Fürchten wurde beigebracht.
Die Schiffe unten auf dem Meer,
Rollten, stampften, schlugen quer.
Die Mäuse, ach es war ein Graus,
Wussten weder ein noch aus.
Sie rannten hin und her an Deck,
Und haben der wilden See getrotzt
Die Seelen sich aus dem Leib gekotzt.
Sie flickten schnellstens jedes Leck
Welches die raue See nun schlug
Ihrem Schiff mit Stroh gar klug
Und taten alles um ihr Leben
Nicht im Seekrieg hinzugeben.
Dem Käpten Schmierback aus Versehen,
Wäre das Schlimmste fast geschehen
Was einem Kapitän zur See
Passieren konnt‘. Er stand in Lee
Und hatte dort das große Kotzen.
Er konnt‘ dem Seegang nicht mehr trotzen.
Im Magen war schon längst nichts mehr
Und sein Darm war auch schon leer.
Da spürte er im Mund ein Ding.
Er kaute darauf rum verstört.
„Oh“, dachte er, „das ist der Ring
Der unter meinen Schwanz gehört“.
Würgend hat er ihn geschluckt.
„Hätte ich ihn ausgespuckt“ dacht er,
„Hätt ich jetzt kein Arschloch mehr.
Für einen Offizier wie mich
Wäre das wahrlich hinderlich.
Es könnte keiner mich mehr necken
Mit dem Götz-Zitat vom Lecken.
Lieber Gott ich danke dir,
Dass du hast erhalten mir,
Was eine Maus von meinem Schlage
Nötig hat in jeder Lage.
Ich werde stets erinnern mich
Dass ich gerad versehentlich,
Beinah hätt beim Übergeben,
Ausgespuckt, was mir im Leben
Wichtig ist, das nebst der Zier,
Ausmacht erst den Maus-Offzier“!
Die meisten Mäus indes das Leben
Hatten längst schon aufgegeben.
Die See hat allesamt bezwungen.
Die meisten sind von Bord gesprungen.
Wer noch lebte der war bang,
Dass das Meer auch ihn verschlang.
Da kam ein Brecher angerollt,
Zwanzig Meter sicher hoch;
Als er sich hatte ausgetollt,
Schwamm ein einziges Schiff nur noch.
Die Flotte war versunken.
Die Mäuse all ertrunken.
Nur ein einziges Marineschiff
War übrig. Es saß fest im Riff.
Schmierback hat das sehr missfallen.
„Wir sitzen fest auf den Korallen“
Schrie er. „wenn das die Frösche sehen
Wird es uns gar schlecht ergehen“.
Die Mäus, vor Angst schon halb benommen
Versuchten stakend freizukommen.
Der Käpten sprang in seiner Not
Nach außenbords und zog sein Boot.
Obwohl er galt als guter Schwimmer
Machte die Lage er noch schlimmer.
Das Schiff bewegte sich am Heck
Ein wenig. Dabei schlug es leck.
Die Besatzung samt der Stangen
Saß in der Falle nun gefangen
Und musste warten bis die netten
Frösche kamen sie zu retten.
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wird fortgesetzt
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