Sonntag, 5. Juni 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 9

Die

Heroische Schlacht 3. Tag


ährend

Flinkefuß zu Haus

Ihren Vollrausch schlief noch aus,

Ließ Achtseinnicht an allen Küsten

Seine Schiffe seeklar rüsten.

Wie, das hab ich nachgeschlagen

Im Werk von Georg Rollenhagen

Und es ergänzt durch Benedix.

Die Schiffsrüstung der Mäus ging fix.

Alles wurde da bedacht;

Auch was man im Notfall macht.

Wenn etwa einer ins Wasser käme,

Dass er nicht gleich sein Ende nähme.

Die Mäuse, die an Bord gebor’n

Auf Lastseeschiffen in dem Korn

Und die gelernet es auf See

Was Backbord, achten ist und Lee,

Die sollten als Matrosen nun

Ihre Pflicht auf Schiffen tun,

Und in der Not mit Hilf‘ erscheinen,

Damit die Frösch ertränken keinen.

Dazu waren sie willig gern bereit,

Und machten zwölf Schiffe in kürzester Zeit,

Aus weiten, langen Kürbisschnitten,

Geteilt der Läng nach in der Mitten,

Und fein meisterlich ausgehauen,

Dass sie wie Schiffe anzuschauen.

In jedem standen dreißig Mann;

Sie hatten blaue Hosen an

Und weiße Mützen auf dem Haar,

Wie es Marinemode war.

Als Waffe trugen sie zum Teil

Wie die Piraten einst ein Beil.

Ihre Ruder waren Hölzelein

Aus Schindelholz geschnitten fein.

Als Ruder dienten elastisch frisch,

Die Schwänze von gebratenem Fisch.

Die Segel waren all komplett,

Aus Linnen, gebraucht im Wochenbett,

Das sorgsam lange Zeit gespart,

Den Weibern abgenommen ward.

Sonst hatten sie geladen schwer

Kichererbsen und Steine zur Wehr,

Und zähen schwarzen Jadeschlick

Mit Mist vermengt bis er ward dick,

Den Fröschen zu werfen ins Gesicht,

Dass sie könnten sehen nicht.

Dazu hatten sie Distelkeulen

Den Fröschen zu schlagen viele Beulen,

Und Dornenstecken lang und rund,

Damit den Feind zu kratzen wund.

Ihr Gubernator Achtseinnicht,

Kannte mancherlei Geschicht‘

Von Seekrieg und Freibeuterei;

Er war ja oftmals selbst dabei

Wo man einander auf den Nacken

Mit Handbeilen pflegte zu hacken

Und frech zu stürzen über Bord—

Davon sprach er manch großes Wort.

Über das Schiff hatte Befehl

Fürst Luginsloch. Er war zwar scheel

Doch er verstand von Seefahrt viel,

Und Tradition nach altem Stil.

Das zweite führte Schmackebart.

Der von Geburt ein Bayer ward.

Sein Haar und Bart war glänzend schwarz.

Er war Marine-Stabswundarzt.

Das dritte regierte Riechdenwind

Ein wunderseltsam, mutig Kind;

Er konnte tauchen bis zum Grund

Wie ein Fisch und Nordseehund.

Wenn man einen Groschen ins Wasser warf,

Fand er ihn wieder denn sein Blick war scharf

Wie der von einem Aar

Obwohl er eine Maus ja war.

Das vierte Beißhartbrot gar wohlgemut;

Ein Mann zu allen Dingen gut.

Er konnte steuern gut und fahren;

Hatt‘ es gelernt in jungen Jahren.

Das fünfte führte Hindenmutz.

Konnt‘ jedem Frosche bieten Trutz,

Und frei ihm springen ins Gesicht--

Ein kleiner Rauch, der biss ihn nicht.

Er war ein Held; für seine Heuer

Ging er durch jedes Waffenfeuer.

Stohknicker, der seltsame Kumpan,

Schloss auf dem sechsten Schiffe an.

Kein Strohdach war gefügt so fest.

Er baute sich darin ein Nest.

Der Apfelschmack der siebte war.

Hatt‘ auf dem ganzen Kopf kein Haar,

Der Wind hat sie ihm all genommen

Nachdem vom Krieg er heimgekommen.

Er war zwar schon etwas betagt

Doch von Herzen unverzagt.

Nach ihm folgte Rindenfuchs,

Hatt‘ einen Pelz so wie ein Luchs,

Denn wo ihn betropfte einst der Speck,

Waren gewachsen weiße Fleck‘.

Dann folgten Schmierbacke und Erbsenfex.

Der Vorneküss und Hindenlex

Die fuhren miteinander ab,

Wobei der eine das Kommando gab

Und der andere gezielt

Den Kurs exakt am Ruder hielt.

Die Marineinfanterie an Land

Auch Gewehr bei Fuße stand.

Sie machten aber kein Geschrei,

Dass der Feind nichts hört dabei,

Sondern rückten gedeckt im Schilfe fort,

Heimlich verborgen an einen Ort,

An dem sie aufrichteten hohe Stangen

Mit weißen Tüchern gar listig behangen.

Das Tuch sollte hoch im Sturmwinde schweben

Über die Ferne den Anschein abgeben

Als hielten sich hinter dem steinernen Riffe

Bereit zum Angriff noch weitere Schiffe,

Die ihren Beistand geben wollten

Und alle Frösche töten sollten.

So waren die Mäuse auf See hoch gerüstet.

Auf dass es die Frösche zum Seekrieg gelüstet,

Konnte die Seekriegsführung es wagen

Erbarmungslos sofort zurück zu schlagen.

Die Frösche hatten jetzt an Land

Wie es schien die Oberhand.

Und auf See, da war man froh,

Naturgemäß ja sowieso.

Doch was dann am Teich geschah

Ging allen Fröschen ziemlich nah.

Ein Kriegsschiff fuhr den Strom herauf

Mit einer Maus an Deck darauf.

Der Süßseefrosch vom grünen Laich

Nahm als Konterbande gleich

Die Maus gefangen; brachte diese

Samt ihrem Schiffe ein als Prise.

Ihr Schwanz, das war an ihr das Feine,

Diente dabei als Abschleppleine.

Die Flagge, ziemlich ausgeblichen,

Wurde im Hafen ganz gestrichen.

Den Kapitän, Maus Riechdenwind

Brachte der Süßseefrosch geschwind

Zu Pausbacks Marine-Gouverneur.

Dort hat sich dann beim Mausverhör

Das Folgende herausgestellt.

Riechdenwind, der Mäuseheld

War auf dem Blockadebrecher

In das Froschreich eingedrungen.

Er war der erste Kriegsverbrecher

Dem solches jemals war gelungen.

Man nahm ihn in Gefangenschaft

Wo man den Gast in Einzelhaft,

In wohlgeführten Dialogen,

Gezielt hat Fragen unterzogen.

Ein bisschen Nachdruck; sehr spontan

Verriet er drauf den Angriffsplan.

Die Daumenschrauben angezogen

Haben den Kapitän bewogen,

Jammernd zwar und unter Klagen,

Die reine Wahrheit auszusagen.

Als bekannt wurde am Teich,

Dass die Mäuseflotte gleich

Anrücken würd mit hundert Zillen

Aus Nussschalen in zwölf Flottillen,

Kam Hektik auf im Froschenheer.

„Das ist nicht meine Sache mehr“,

Sprach Stoppelhupf der General:

„Das ändert die Kriegslage total“!

Als er dann am Horizont

Die ersten Schiffe kommen sah,

Ist er, weil sein Mut war aufgebraucht

Schleunigst nach unten weggetaucht,

Er zog zurück sich von der Front

Geschwind nach Relaxantia.

Schnell wurd ein Herold ausgesandt

Zum Quakiralfrosch, der an Land

In seinem Bunker saß wenn’s krachte

Und dort die Planungsarbeit machte.

Er ließ vom Melder sich berichten

Wie die Sache draußen stand

Und sprach: „Die Navy wird es richten

Mit Tapferkeit und Sachverstand“.

Und dann erklärte er dem Mann

Was die Marine alles kann.

Der Herold wollt das gar nicht wissen.

Doch der Admiral höchst dienstbeflissen

Sprach: „Die Marine, was bekannt,

Ist besonders stark an Land.

(Das hat kürzlich ungefragt

Sogar Thomas de Maizière gesagt.

Deutlich so wie nie zuvor.

Sprach er was Karl-Theodor

Sich zu sagen deutlich laut,

Hätte vor ihm nie getraut)

Ein echter Frosch mit Geistesgabe

Dient deshalb im Marine-Stabe.

Er macht die Planung für den Krieg

Und führt die Schiffe stets zum Sieg.

Die Planung ist das A und O;

Drum gibt es hier wie nirgendwo

Sonst in unserm weiten Land,

Offiziere mit Verstand“.

Dann ließ er weiter sich noch aus:

„Und auch Mut ist hier zu Haus;

Helden gibt es hier gar viele

Die im Don Quijote-Stile

Prächtig in unsern stolzen Reihen,

Wie sonst nirgendwo gedeihen“!

„Ich“, sprach er in Renommage

Und geriet dabei in Rage

„Erkläre dir hier wohlbedacht,

Die Marine mit aller Macht

Ist zu Wasser wie zu Lande,

Zu kämpfen jederzeit im Stande.

Da wir gewohnt sind stets zu siegen,

Können wir nicht unterliegen!

Bei der Flotte Spitzenklasse,

Dienen Frösche reinster Rasse

Und von edelstem Geblüt.

Wir sind seit jeher drum bemüht

Den guten Ruf uns zu bewahren,

Siegreich die Meere zu befahren“.

Nach dieser Red‘ der Quakiral

Schritt in den großen Planungssaal

Wo der Oberquak-Bootsmann

Mit der Planung grad begann.

Das Konzept war schon zu sehen:

„Die Navy darf nicht untergehen“.

Zum Planungspunkte Nummer zwo

„Schiffe sind das A und O“

Sprach der Oberquak-Bootsmann

Und sah den Chef stillfragend an….

„Besorge ich“ sprach der sofort.

„Ich kenn persönlich einen Lord,

Der nebst Zubehör wie Waffen,

Auch Schiffe kann uns schnell beschaffen“!

Dann zum Planungspunkte drei

Rief man den Ober-Maat herbei.

Der schrieb den Plan mit eigner Hand

Weiter wie bei Scheer er stand.

„Die größte Seeschlacht aller Zeiten

Wird’s wenn Frösch mit Mäusen streiten“,

Grinste der Admiral in spe.

„Um zwölf Uhr stechen wir in See“.

Die Auslaufzeit wohlüberlegt

War auf Mittag festgelegt,

Denn so war‘s seit jeher Brauch

Gekämpft wird nur mit vollem Bauch.

Wie bei der Flotte jeder Lord,

Ging auch der Ober-Maat an Bord.

Der Quakiral mit Sachverstand

Blieb als Taktiker an Land

Denn von Land aus führt sich‘s besser

Als weit draußen im Gewässer

Wo wenig hilfreich ist der Rat.

Dass Wasser keine Balken hat.

Der Ober-Maat dacht: „Es muss stimmen,

Was die Matrosen immer sagen,

Dass an Land ist leichter Schwimmen

Als auf See die Schlacht zu schlagen.

-----

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.