Donnerstag, 23. Oktober 2008


Werbepause

„Wir machen jetzt erst ganz kurz eine Pause“
Sprach Maxe Schmäh und reckte die Glieder.
„Vertreten sie sich die Beine zu Hause,
Bis nach der Werbung, dann sehen wir uns wieder“.

Auf dem Monitor ganz flott
Folgte Werbespot auf Werbespot.
So manches unbrauchbare Teil
Bot man nun per Bildschirm feil.

Mixturen für das Wohlbefinden,
Tabletten, Salben, Damenbinden,
Früchtejoghurt, Hundefutter,
Versicherungen, Kredite und Computer.
Einen schicken neuen Wagen,
Rasierwasser und Slipeinlagen.
Sekt und Wein und Bier und Most,
Fastfood, Zahnkrem, Tiefkühlkost.
Süßigkeiten, Aufwärmspeisen,
Sportartikel, Urlaubsreisen.
Waschpulver, Eiskrem, Buttertorten,
Zigaretten aller Sorten.
Alles was man nicht brauchen kann,
Bot man via Fernsehen an.
Mancher Sportler trat jetzt auf.
Steffi warb für Nudelkauf.
Boris für Nutellakrem
Weil die zur Stärkung so bequem,
Ohne lang zu kauen ist.
Jeder warb für seinen Mist.
Klinsmann für den Reebokschuh,
Franzi für die lila Kuh.
Anke Huber mit der Bitte,
„Kauft die Schokoladeschnitte“.
Henri Maske, Boxerstar,
Sprach, „Alpecin gehört ins Haar“.
Weltmeister, Olympiasieger,.
Filmstars, Idole, Überflieger,
Jeder warb für irgendwas,
Für Faber, Puma, Adidas.
Parfüm und Schmuck und Rum für Grog.
Alles bot der Werbeblock.

Es geht wieder weiter

Nach zehn Minuten dann zum Schluss
Erschienen noch die Mainzelmännchen
Und übergangslos ziemlich jäh,
Frisch geschminkt der Kritikus,
Nachschenkend sich aus einem Kännchen,
Den Rest Kaffee, endlich wieder Maxe Schmäh.
„Setzen wir die Sendung fort“
Sprach er und blickte in die Runde,
„Madam Sinnierlich hat das Wort“.
Die räkelte im Sessel sich,
Kauend noch den Keks im Munde
Und stotterte, „nun kommt Roderich
Benedix mit der Jobsiade.
Seine Froschmäusler- Ballade
Frei nach Georg Rollenhagen,
Las ich mit Freude und Behagen.

Das komisch didaktische Gedicht
Legt auf Gelehrsamkeit Gewicht.
Benedix, der das Werk verfasst,
Hat Rollenhagen angepasst
Der Neuen Zeit und neuen Sprache.
Marx Hupffinsholz vom Mäusebache
Wurde sacht und doch bestimmt,
Auf das neue Deutsch getrimmt,
So fuhr sie sicher fort danach,
Was man um achtzehnhundert sprach.

Roderich mir Akribie,
Setzte die Orthographie
Des sechzehnten Jahrhunderts um,
Gab ihr modernes Fluidum,
Passte das Alte Werk urban,
Dem neuen deutschen Wortschatz an.

Das Lesen jetzt im neuen Stil
Hat Spaß gemacht, ja es gefiel
Mir so, sprach Frau Sinnierlich nun,
Dass ich kein Auge zu konnt’ tun.
Ich las die ganze Nacht hindurch
Wie im Kriege Maus und Lurch
Sich umbrachten in Roderichs Poem.
„Ach Kinder“, sprach sie, „war das schön“.

„Vor mir hier auf dem Tische liegt
Das Buch, das gut zwei Kilo wiegt“,
Erwiderte Konträr darauf
Und hob das Werk schwer stöhnend auf.
„Ich hab es gelesen, letztes Jahr.
Obgleich es nicht sehr spannend war,
Doch denke ich, für seinen Fleiß,
Verdient der Autor einen Preis“.

Dann warf er das Buch auf seinen Platz grob retour
Und grinste verächtlich „ziemlich schwere Literatur“.


Aristoquakes hakte nun ein:
„Ihr Kommentar war dumm und gemein.
Was sie sich hier erneut erlauben
Ist eine Frechheit, kaum zu glauben.
Die Kritik, die sie hier wagen
Zielt auf Georg Rollenhagen,
Den vor der Pause alle wir
Gemeinsam ausgezeichnet hier“.

„Im Gegenteil“, sprach drauf Konträr.
„Das ist es was ich euch erklär.
Das Werk von Roderich Benedix
Ist gegen Rollenhagen nix.
Für mich ist schwer es nur zu fassen
Warum so viel wurd ausgelassen.
Die Sagen aus dem Altertum
Sind gestrichen all posthum.
Außerdem fehlt nun jedwede
Papsttum- Lutheraner-Fehde.
Der Streit der religiösen Tiere,
Die ganze Reformationssatire,
Alles was des Werk gewürzt,
Hat Roderich herausgekürzt“

„Das hat mit Absicht er gemacht
und vorher sicher gut durchdacht“
Gab Max Schmäh um einzulenken,
Den Kollegen zu bedenken.

„Ich gebe ihnen durchaus Recht.
Das war nicht glücklich, eher schlecht.
Doch andrerseits wurd klar gemacht,
Dass die Kirche in der Schlacht,
Weil zu höherem erkoren
Hat im Grunde nichts verloren“.

„Ja wenn man das so sieht wie sie,
Leuchtet ein es irgendwie“,
Sprachen wie aus einem Munde,
Die andern grinsend in der Runde.

Madam Sinnierlich drauf spontan,
Fügte das Folgende noch an.

„Was Roderichs Feder ist entsprungen
Halte ich für sehr gelungen.
Auch die Kürzung, denke ich,
War der Sache förderlich.
Da waren wir uns einig doch
Alle vor einer halben Stunde noch,
dass Rollenhagens Kriegsgesang
Ist selbst als Epos viel zu lang.
Zwanzigtausend Verse dick,
Nichts für einen Augenblick.
Das antike Werk autark,
Kam mit dreihundert Versen aus.
Sechsundsechzig mal so stark
War der Krieg von Frosch und Maus
Im Werk von Rollenhagen. Ausgeputzt
Wurde das Buch zurechtgestutzt
Von Benedix lesbar gemacht
Und auf ein rechtes Maß gebracht“.

„Ich stimme ihnen gerne zu“
Sprach Aristoquakes. Was sie sagen,
Dass Roderich dereinst partout,
Ganz bewusst und ohne Zagen,
Hat Rollenhagens Werk halbiert,
Ist etwas, das mir imponiert.

Übrigens, in meinem Buche,
Wird Benedix mehrmals zitiert.
Ich fand ihn auf der Quellensuche
Und habe mich nicht lang geziert
Seine Verse abzuschreiben.
Damit erhalten sie lang bleiben,
Hab ich sie etwas aufgefrischt
Doch vom Inhalt nichts verwischt.
Damit das Recht bleibt unverletzt
Wurden sie kursiv gesetzt…

Max Schmäh unterbrach. Er wirkte nun bös.
Was sie hier machen ist wenig seriös.
Das war schon der dritte oder gar vierte Versuch
Mit dem Meister zu werben für ihr schändliches Buch.
Schluss damit. Legen wir beides beiseite
Und wenden uns zu dem nächsten im Streite.

Das ist Campe, so steht es auf meiner Liste.
Also weiter im literarischen Zwiste.

Mit ihm hat sich unser hoch geschätzter Gast
Herr Aristoquakes sehr gründlich befasst,
Und damit er verdient seine Spesen,
Dessen Buch, so hoff ich, auch gründlich gelesen.





Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.