Mittwoch, 8. Oktober 2008

Georg Rollenhagen

Besprechung des Werks
von
Georg Rollenhagen
Fortsetzung

„Das war es, was ich einleitend vortragen wollt“,
Sprach Max Schmäh und fügte dann
Als Aufforderung an alle an:
„Eure Meinung zum Epos ihr jetzt sagen sollt!

Fangen wir bei ihnen, Frau Sinnierlich gleich an“.
„Natürlich, Herr Schmäh, sie sind ein Galan.
Die Dame voraus, wir sind ja zu dritt“.
„Ganz recht“, grinste der und „nun fassen sie Tritt“.

Frau Sinnierlich setzte sich keck im Sessel zurecht
Und zeigte dabei, dass ihre Kurven sind echt.
Dann schlug sie gekonnt das eine über das andere Knie
Danach begann sie: „Die Batrachomyomachie
Scheint unterzugehen, das ist meine Sicht,
In Rollenhagens so lehrreichen Tierkriegsbericht.
Ansonsten finde ich den ein bisschen zu langen Poem
Ganz niedlich geschrieben, gut lesbar und schön.
Die Metaphern, mit welchen der Altmeister spricht,
Und mit denen er das Volk erreichen wollte,
Machen sein Werk zu einem Gedicht,
Das auch heute noch jedermann lesen mal sollte.

Am besten haben mir die Bilder gefallen.
Das Titelbild ist das schönste von allen.
Die Könige beritten, es ist eine Pracht
Wie sie mutig galoppieren hinein in die Schlacht.


Die Schwerte zum Kampfe aus der Scheide gezogen,
Die Schilde schützend vor die Brüste gehoben,
Und hinter den Kriegsherrn, mit Lanzen bewehrt,
Die Truppen marschierend noch ganz unversehrt.


Das zweite Bild zeigt die Frösche bei Hofe.


Passend dazu die folgende Strophe“.

„Wie nun anfing der gruene Mey,
Wolt der Koenig von sorgen frey,
Mit seines Hoffes Dienern all,
Ein freudenspiel halten ein mahl.
Und satzt sich aus dem Sonnenschein,
Besonders hin von der Gemein,
Auff eim Huegel mit gruenen moß.
Uberwachsen, schoen weich und loß,
Das die Bachmuetzen und Poley,
Auch schatten gnug machten dabey.
Und ließ fuer jhm seine Trabanten,
Und die seine Herrschafft erkanten,
Sich da ueben im Ritterspiel,
Da kurtzweil auch treiben gar viel.
Mit Wassertreten, untersincken,
Mit offnem maul, doch nicht ertrincken.
Ein Mueck in einem sprung erwischen,
Kuenstlich ein rotes Wuermlein fischen,
Auff gradem Fuß auffrichtig stehen,
Und also einen kampff angehen.
Ein ander mit tantzen und springen.
Ji grossen vortheil uberwinnen.



Ein anderer Stich, sie erwähnten ihn schon,
Zeigt das Froschvolk zur Zeit der Reformation.
Der Beißkopf als Schildkrott wird zum Teufel gejagt.
Der Elbmarx, mit der Bibel in der Hand war gefragt.
Tiara und Mitra liegen auf den Boden.
Rau waren des Froschreformators Methoden.

Das dritte Bild zeigt die Frösche beim Gebet,
So wie es bei Äsop im Fabelbuch steht.


Sie turnen auf dem Klotze und bitten zu Gott.
„Schick uns einen König der unseren Spott
nicht hinnimmt und zu regieren versteht“.

Gott schickte den Storch, wie im Bilde ihr seht.
Die Geschichte ist simultan dargestellt.
Die Frösche haben sich selber geprellt.

Der nächste Holzschnitt, Seite fünfhundertacht,
Zeigt wie der König der Mäuse bei Hofe es macht.


Das Herrscherpaar sitzt auf dem Thron.
Der Hofstaat links und rechts davon.
Das Militär steht treu ergeben
Im Halbkreis aufgestellt daneben.
Im Hintergrund kommt anmarschiert,
Das Volk, das man hat rekrutiert,
Damit, was man hat ausgeheckt,
Der kleine Mann im Feld vollstreckt.


Im dritten Buche, viertes Kapitel
Findet sich ein Stich mit dem folgenden Titel:
„Schiffrüstung“. Im alten Schnitt ist das Geschehen
Auf einer Mäuse-Schiffbauwerft zu sehen.


Abgebildet ein Segler der mausgrauen Flotte
Beim Stapellauf. Vorgespannt ist eine Rotte
Kräftiger Mäuse, die anderen schieben.
Durch einen Trompeter zur Tat angetrieben,
Legen sich die Mäuse kraftvoll hinein in die Seile.
Nachdem man entfernt unter den Rollen die Keile,
Läuft das stolze Schiff vom Helgen am Deich,
Hinunter ins Wasser und hinein in den Teich.


Als letzte der fünfzehn Illustrationen
Hab ich ein Bild von der Schlacht ausgewählt.


Darauf, über den Truppen im Himmelreich thronen
Blitze schleudernd die Götter, das wird drauf erzählt.
Die Marine ist schon Anker auf gegangen.
Sieben Wassergeister vom Geschehen gefangen,
Flehen zum Göttervater in den Himmel hinauf,
Dass der, denn nur er allein hat die Macht,
Verhindern möge den Krieg und die Schlacht.
Doch der lässt den Dingen nun seinen Lauf.


Das war es, was ich zu den Bildern wollt sagen.
Wer sie geschnitten einst hat, werdet ihr fragen.
Des Holzschnitters Name steht nirgends genannt.
Schade, denn seine Bilder sind hoch interessant.

Damit bin ich mit der Kritik schon am Ende.
Ein Klassikerstoff, den zur Jahrtausendwende,
So habe ich stillschweigend bei mir gehofft,
Ein Schriftsteller aufgreift und übersetzt
In die Gegenwart und ins Deutsche von jetzt.
Doch das war wohl ein Wunschtraum von mir, wie so oft.

Nach einer kurzen Pause des Schweigens,
In der deutlich wurde der Konsens
Der anderen im literarischen Kreise
Äußerte sich der Moderator in lobender Weise.



„Bravo, liebe Dame“, applaudierte Max Schmäh:
„Das war wahrlich ein treffendes Portrait.
Besser hätte ich das auch nicht getroffen.
Bleibt eines nur jetzt für mich noch zu hoffen,
Dass Konträr und Aristoquakes, ihre Kollegen,
Nicht was sie uns sagten, sofort widerlegen.

Herr Aristoquakes, sie haben das Wort:
Am Besten fahren sie gleich da weiter fort,
Wo die Kollegin, er schielte auf ihr Knie,
Endete mit der Batrachomyomachie“.

Aristoquakes griff umständlich nach seinem Konzept.
„Für Rollenhagen gibt es kein Kritik-Rezept.
Fest steht für mich, wie er selber ja auch schreibt,
Dass seine Lehre gültig auch weiterhin bleibt.
Fest steht weiter für mich, dass er mit dem Gedichte
Einen ehrenvollen Platz verdient in der Geschichte.
Literatur, die so universell ist verfasst
Wie der Froschmeuseler, niemals verblasst.

Die Kritikermeinungen sind gespalten wie immer,
Ähnlich wie bei Homer, vielleicht gar noch schlimmer.
Der eine nennt den Dichter „den deutschen Fontaine“
Der andere ist in der Kritik nicht so mondän.
Viele lobpreisen den Dichter als Meister.
Ein einzelner Herr, J.W. von Goethe heißt er,
Ist völlig anderer Meinung darüber.
Er steht dem Werke verständnislos gegenüber.

Ich will nicht noch all die andern zitieren.
Dazu kann man die literarische Wertung studieren,
Welche als Anhang in der Ausgabe von Peil,
Rollenhagens Jahrhundertwerk wurde zuteil.

Ich selbst finde das Buch außergewöhnlich und toll.
Von Weisheit, Humor, Spott und Gleichnissen voll.
Die Anthropomorphisierung der Tiere
Vom König über Fürsten und Knechte bis zum Offiziere,
Gibt dem Epos einen unvergleichlich schönen Schliff.
Ich sehe das Werk als Inbegriff
Fabelhaft bildlicher Lehrliteratur
Und gebe dem Buch Note “Eins“ als Zensur
.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.