Mittwoch, 27. Juni 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 109
Sagenerzähler im Olymp

Obwohl die Fabel gut gefiel
Gab es Beifall nicht sehr viel.
Der Arzt, so dachten scheinbar alle,
Taugte nichts in diesem Falle.
"Er war wohl solch ein Gernegroß!
Dachte manche Seele still,
"So wie hier bei uns Achill".
Während der Troer Astynoos
Das Rednerpodium verließ
Kam eine die Astyoche hieß.
(Ilias 2/513; Tochter des Alkor, durch
Ares Mutter des Askalaphos und Jalmenos)
"Ich hab euch etwas mitgebracht
Was euch sicher Freude macht"
Sprach sie, als sie nach oben ging.
"Aristoquakes ein Dichterling",
Fuhr sie fort, "hat einst zur Nacht
Es mir zum Geschenk gemacht".
Dann setzte sie sich. "Schöne Beine"
Dachte Paris, "hat die Kleine"
Und schielte heimlich auf ihr Knie.
"Es gleicht Helenas irgendwie,
Nur zeigt es die sonst keinem hier
Außer im Bett nachts manchmal mir".
Währen er noch wonnetrunken
War im schönen Traum versunken
Begann sie oben alte Sagen
Den Seelen unten vorzutragen.



Aus der Sagenwelt

- Teil 1 -

Bereits im Mittelalter schon
Gehörte es zum guten Ton
Einen Frosch, 'nen grünen, echten,
In Geschichten einzuflechten.

Und auch die Kröte, wie man weiß,
Im Märchen und im Sagenkreis,
Wurd mit Mythen oft verbunden,
Wie alte Bücher uns bekunden.

Bei Peuckert, der zusammentrug
All jenes, findet man genug
Über den Lurch als Sagentier,
Wovon ich euch berichte hier.



Aus der Lausitz


Schlimmes berichtet eine Sage
Aus der Lausitz jener Tage
Als die Christenheit im Land
Hatte noch die Oberhand.
Danach wurd', wer arg verrucht,
Über Christus hat geflucht,
Dem Unglauben war zugeneigt,
Und keine Reue hat gezeigt,
Weil sündhaft er gehandelt,
Ruck zuck in einen Frosch verwandelt.
Noch heute dort in allen Laken
Hört man laut die Frösche quaken.
Es sind jene arg verruchten
Heiden die den Herrn verfluchten.

R.W.A
***

Der Milkwitzer Frosch.
Kurz nach Einführung des Christenthums, hatte sich in dieser Gegend, wo wahrscheinlich noch der Auerochse und Bär haußte, ein blinder, verstockter Heide angesiedelt, welcher ausser dem, daß er lose und böse Künste trieb – wodurch er nicht in dem ungegründeten Verdacht der Zauberei gerieth – den Christen spinnfeind war, und sie ärger, als ehedem Saulus, verfolgte. Nicht wenig bildete er sich übrigens auf seine geheimen Wissenschaften ein, womit er Gott und Menschen trotzen zu können, wähnte, sich über alle andere seine Mitgeschöpfe erhaben glaubte und darinnen ganz dem aufgeblasenen Frosch im Aesop glich.
Da begab es sich einst in einer stürmischen Novembernacht, daß stark an seine Hütte geklopft ward, und nach erfolgter Erkundigung, ihm der sanfte Gruß: „Gelobt sei Jesus Christus!“ mit der Bitte um ein Nachtquartier, entgegentönte.
Darob entbrannte der Heide in seinem Zorn und trieb den Bittenden, so sehr er ihm auch vorstellte, wie er bei dem Unwetter unmöglich fortkommen könne, und entweder selbigem elendiglich unterliegen, oder ein Raub der reissenden Thiere werden müsse, fort, ergriff einen Stock und trieb ihn mit derben Schlägen in das Grauen der Nacht.
„Nun gut!“ rief dieser, „ich gehe mit Gott; allein Du sollst ein warnendes Zeichen der Unwirthlichkeit und Undienstfertigkeit fortwährend hier bleiben.“
Sagt’s und berührte ihn mit seinem Wanderstabe, worauf denn der Ungläubige sofort in einen Frosch verwandelt wurde.
Quelle: Gräve 1838



Die verkaufte Haut


And'rerseits wird auch erzählt
Vom Frosch, der dazu  auserwählt,
War einen Bauern zu erretten,
Der seine Haut verlor beim Wetten.
An den Teufel, der durchtrieben
War hatte er sich so verschrieben.
Als später dann der Satan kam,
Hat in Jungfrau Marias Nam'
Ein grüner Frosch, ganz unverzagt,
Den Teufel in die Flucht gejagt.
Der Frosch sprach: "Hier gibt's nichts zu holen."
Seitdem sitzt er auf heißen Kohlen,
Der Satan in der Hölle dort,
Auf Rache sinnend immerfort.
Doch wissend, dass nichts zu bekommen
Bei armen Bauern, wie den frommen,
Hat er später ganz verzichtet.
So die Sage es berichtet.

Sicher ist, was keine Frage,
Dass die Geschichte jener Tage
Auf diese Art ist nie passiert.
Doch wer weiß, worauf sie basiert?
Nicht einmal im Sachsenland
Weiß man das, wo sie entstand.

R.W.A.
***


Apfelkröten gekocht


Ein Jüngling, abends, nach dem Schwof,
Machte 'ner Jungfer einst den Hof.
Das Mädchen mocht' den jungen Mann,
Bot ihm zwei schöne Äpfel an.
Hocherfreut der Liebesgabe
Bedankte sich der grüne Knabe.
Doch weil er hatt' kaum Appetit,
Nahm er das Obst nach Hause mit,
Legte die Äpfel in den Schrank
Und dacht' nicht dran, drei Tage lang.
Als ihm schließlich in den Sinn
Die Äpfel kamen, ging er hin
Zum Schrank, wie ist er da erschrocken.
Statt Äpfeln fand er dort zwei Poggen.
Das Obst war weg, verschwunden, fort.
Zwei hässlich dicke Kröten dort.
Nasskalt warzig aufgebläht
Hat er jetzt im Schrank erspäht.
Weil ratlos war der Jüngling nun,
Und wusst' nicht recht, was war zu tun,
Eilte er, um nachzufragen
Zum Pfarrer schnell, was der würd' sagen.
Was damit geschehen sollte,
Er von ihm erfahren wollte.
Der Pfarre sprach: "Wie delikat"
Und gab dem Burschen dann den Rat:
"Du musst die Kröten so lang kochen,
Bis sie lösen sich vom Knochen.
Auch musst lebendig du sie garen,
So wie sie dort im Schranke waren.
Doch soll die Krötenkost gedeihen,
Darfst du vom Hausrat nichts verleihen,
Weil sonst, solange sie noch sieden,
Unglück wäre dir beschieden."
Dem Jüngling war nicht recht geheuer,
Doch schürte er daheim das Feuer,
Tat wie der Pfarrer ihm empfohlen,
Setzte die Kröten auf die Kohlen.
Als die Krötenbrühe dann
Gerade fing zu sieden an,
Klopfte es und draußen stand
Die Jungfrau, die so nett er fand,
Welche ihm so liebenswert
Die schönen Äpfel hatt' beschert.
Sie fragte, ob er nicht bis morgen
Ihr vom Hausrat könnt was borgen.
Der Jüngling kurz, sie müsst verzeihen,
Er würd an Hexen nichts verleihen.
Nachdem er solches ihr gesagt,
Hat er sie aus dem Haus gejagt.
Doch gleich darauf die Mutter plump
Stand vor der Tür, wollt' was auf Pump.
Er hat auch ihr nichts ausgeliehen,
Obgleich die Alte laut geschrieen:
"Leih mir den Topf am Ofen dort"
So jammerte sie immerfort.
Als er sie hinaus dann jagte,
Vernahm er nicht, wie sie noch klagte:
"Lass meine Tochter doch am Leben",
Er solle ihr den Topf doch geben.
Der Jüngling warf die Türe dicht
Und hörte ihr Geheule nicht.
Dann kochte er am Feuer gar
Im Topfe drin das Krötenpaar.

Am Nächsten Mittag, gegen zwei,
Bracht' man ihm die Nachricht bei.
Gestorben war in letzter Nacht
Die Liebste, die die Äpfel bracht'.

R.W.A.
***

 
Kröten im Apfel.
Ein kleiner Knabe nahm, trotz der Warnung seiner Mutter, von einer alten Frau heimlich einige Äpfel, wovon er einen verzehrte, die übrigen aber mit zu Hause, oder vielmehr in den Keller brachte. Denn die Altern wohnten in einem Keller am Neustadtsdeich. Die Mutter war ungehalten, dass er das Verbot übertreten hatte, nahm ihm die übrigen drei Äpfel weg und legte sie in einen Korb, der an der Wand hing. Des Nachts ward der Knabe krank und starb gegen Morgen. Im Verlauf des folgenden Tages bemerkte man, dass der Korb an der Wand sich bewegte, und als man hineinsah, fand man von den Äpfeln nur die Schalen, im Übrigen aber drei hässlich Kröten.
Quelle: Friedrich Wagenfeld, Bremen's Volkssagen, Bremen 1845, Zweiter Band, Nr. 7



Die stummen Frösche zu Chorin


Führt nach Chorin dich der Weg
Von Eberswalde über den Steg
Zur Ruine der Abtei,
Kommst du am Mariensee vorbei.
Im See lebt eine große Zahl
Von Fröschen, tausend allemal.
Du siehst, sie hüpfen, schwimmen, fischen,
Kannst beim Amplexus sie erwischen.
Sie zeigen Kurzweil dir beim Spiel
In ihrem nassen Domizil.
Sie scherzen, springen, jagen, tauchen,
Ohne die Stimme zu gebrauchen.
Das Quaken, was sonst Fröschen eigen,
Hört man nicht bei ihrem Reigen.
Doch fragst im Orte Chorin du:
"Was bedeutet diese Ruh'?"
Erzählt man dir auf diese Frage
Eine märkisch' alte Sage:
"Die Frösche wurden allesamt
Von den Mönchen einst verdammt
Zum Schweigen, weil beim Froschkonzert
Sie dereinst all zu laut geplärrt,
So dass manch Mönchlein in der Nacht
Um seine Andacht ward gebracht.
Die hatten's im Guten erst versucht,
Letztendlich dann die Frösch" verflucht."
So war es einst in Chorin dort.
Die Mönche sind schon lange fort.
Die Frösche heut, wenn sie sich zeigen,
Im Mariensee, sie schweigen.

R.W.A
***

Stumme Frösche

Als das Kloster verwünscht wurde, da sind auch die Frösche im Klostersee, dem Marien- oder Amtssee, stumm geworden. Daher kommt es, daß, so viele es dort auch gibt, man doch nie das Quaken der Frösche vernimmt. Andere behaupten freilich, das sei schon zur Zeit der alten Mönche geschehen. Da hätten die Frösche oft durch ihren Lärm die Andacht im Kloster gestört, so daß die frommen Brüder Gott gebeten hätten, sie verstummen zu machen. Das sei denn auch geschehen. Einige erzählen auch, ein Klosterbruder habe d ie Frösche verflucht, da seien alle stumm geworden.

Quakende Frösche in Chorin

Im Mariensee, der dicht ans Kloster Chorin angrenzte, gab es einst zahllose Frösche, die namentlich zur Sommerzeit erschrecklich sich vermehrten, so daß sie den Mönchen nicht nur die Nachtruhe, sondern auch die Andacht raubten. Als wieder einmal die Mönche in feierlicher Prozession singend und betend am Ufer entlangzogen, erhoben die Frösche ein solches Geschrei, daß sie den Gesang der frommen Schar übertönten. Da trat der würdige Prior dicht an das Ufer. Er sprach in nomine dei und fluchte den Fröschen, da sie die göttliche Andacht störten. Da ward es still ringsum, und nie wieder hat man das Quaken der Frösche vernommen. Der Prior aber wurde hoch geehrt bis an sein Ende, denn man meinte, er habe ein Wunder getan.

Die stummen Frösche von Schwante

In dem Dorfe Schwante zwischen Kremmen und Oranienburg, sowie in einer ziemlichen Entfernung um das Dorf herum, lässt, so viele Frösche auch dort vorhanden sind, doch kein einziger seine Stimme vernehmen. Wenn auch schon einer sich etwas verlauten lässt, so findet er doch seine Zustimmung. Das hat aber folgende Ursache: Einmal war ein Besitzer von Schwante, ein Herr von Redern, im Frühling von einer schweren Krankheit befallen, die ihm viel Unruhe verursachte. Diese wurde aber durch das vielfältige Geschrei der Frösche derart vermehrt, dass er kein Schlaf mehr fand, den ihm auch keine Arznei zu bringen vermochte, so dass man allmählich an seiner Genesung zu zweifeln begann, weshalb die Frau des Hauses ihre Zeit fort und fort in bitteren Tränen hinbrachte. Da kam eines Tages ein armer Mann in das Haus, der bat um ein Almosen, und wie er so an der Tür stand, sah er den Jammer des Hauses und fragte nach der Ursache. Als er nun alles erfahren, fragte er: "O, wenn eurem Herrn damit kann geholfen werden, so sollen die Frösche bald stille schweigen." Diese seltsamen Worte brachte man erst vor die Frau, danach auch vor den Herren selber, und er gebot, daß man dem Manne einen Sack Roggen geben solle, wenn er sein Versprechen ins Werke richte. Der Mann begab sich hierauf fort, umging den Hof im Kreise, soweit als ihn dünkte, dass der Frösche Stimme lästig sein könnte, gebrauchte dabei seine geheime Wissenschaft und brachte es wirklich fertig, dass das unaufhörliche Geplärre aufhörte. Und so ist es hernach mit den Fröschen geblieben bis auf den heutigen Tag, also, dass sie zwar in dem Wasser und Morast bei dem Dorfe gefunden werden, aber kein solch Geschrei erheben, wie es außer diesem Kreise geschieht. Und so würde es hundert Jahre bleiben, hat der Mann gesagt, und die sind noch nicht um.



Die lästige Kröte


Im Marschfeld einst ein Bauersohn
Hat bei der heil'gen Kommunion,
Nachdem die Hostie er geschluckt,
In der Kirche ausgespuckt.

Was flegelhaft, ja Sünde gar
An diesem heil'gen Orte war.
Und so folgte blitzesschnelle
Die Vergeltung auf der Stelle.

Die Spucke, gleich nach ihrer Landung,
Wurde zur Kröte durch Verwandlung,
Welche unterm Betstuhl protzig
Den Flegel angestarrt hat trotzig.

Vor dem Sünder saß das Tier
In gar hässlicher Manier.
Aus dem Maul, das scheußlich breit,
Quoll, feuerrot, ein Fleischlapp' weit.
Und der ganze Kirchenraum
Wurd' benetzt vom Höllenschaum,
Den die Kröte schleimte Geifer
Aus sich heraus im Racheeifer.

Und als die Messe war dann aus,
Und der Bauer wollte nach Haus,
Folgte ihm auf Schritt und Tritt
Das Ungetüm und hüpfte mit.

Mittags saß es in der Stuben
Unterm Tisch des bösen Buben.
Allabendlich, ging er zur Ruh,
Schlüpfte in sein Bett im Nu
Das abscheulich nasse Ding,
Was auch nicht der Magd entging,
Die morgens platt gedrückt es fand,
Als sie vor seinem Bette stand,
Um den Jüngling wachzurütteln,
Und ihm die Kissen aufzuschütteln.

Allmorgendlich das arme Kind
Warf's aus dem Fenster ganz geschwind.
Das Gruseltier, das platt gedrückt,
Hat auch die Eltern nicht beglückt,
Die draußen auf dem Hofe standen,
Allmorgendlich die Kröte fanden.
Sie wussten weder ein noch aus
Und sorgten sich gar überaus.
Wissend von der Freveltat,
Die ihr Sohn begangen hat,
Ging man eines Tages dann
Hinüber zu dem Herrn Kaplan
Zum Beichten und um Rat zu fragen,
Was der würd'ge Herr würd' sagen.

Der geist'ge Mann, gab gleich den Rat,
Zu beten, was dann in der Tat
Die läst'ge Kröte hat vertrieben.
Ihr Sohn ist fromm fortan geblieben.

R.W.A
***


wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.