Machwerk R.W.
Aristoquakes
Teil 10 – 107
Froschmedizin und
Krötengift
Teil XII Votivkröten /
Ex Voto-Brauchtum
Vieles im Zusammenhang
Wäre hier noch von
Belang.
Zum Beispiel was man
wissen muss;
Dereinst die
meistgeles’ne Fibel
Im Mittelalter nebst
der Bibel,
Bringt Frosch und Krott
im Überschwang
Mit Kindern Gottes in
Zusammenhang.
„Die edlen Menschen“
heißt es dort
„Gleichen dem grünen
Frosch an Land.
Sie ertragen
Verfolgung, Feuer, Mord
Denn sie sind mit ihm
verwandt.
Die anderen Kinder
dieser Welt
Sind Wasserfrösche,
mies eingestellt.
Wenn sie die Versuchung trifft“,
So steht es in der
alten Schrift,
"Tauchen in
schlüpfriger Begierde
Sie in ihrer
Fleischespein
Sogleich in den Pfuhl
hinein.
Für Christen sind sie
keine Zierde“.
So sprach Äskulap und
dann
Fügte das Folgende er
an:
„Von einer mir sehr gut
bekannten
Heilverfahren-Anverwandten
Habe ich vor vielen
Jahren
Über Kröten viel
erfahren.
Die Kollegin Hildegard
(gemeint ist Hildegard von Bingen)
Hat manches Weib davor
bewahrt,
Dass sie im Kindbett
leiden musste.
Mit ihren „Tierischen
Arzneien“
Sie schnell und gut zu
helfen wusste.
Doch manches; sie möge
mir verzeihen,
Was sie hat in ihr Buch
geschrieben,
War doch ein wenig
übertrieben.
Bisweilen ging in
Sachen Lurch
Die Phantasie sehr mit
ihr durch.
Ich will es auf den
Punkt hier bringen:
„Die Heilige Hildegard
aus Bingen
Hat mit den Wölfen
einst arg laut
Geheult. Als des Herrn
Jesus Braut
Stand sie dem Pontifex
sehr nah
Und dem, das wissen wir
schon lang,
War vor den Lurchen angst
und bang.
Drum schrieb in
Alemannia
Sie ohne dabei zu
erröten,
Gar hässlich über
Frösch‘ und Kröten.
„Die Kröte“ sagte sie,
"ist sehr gemein
Und lässt sich mit dem
Teufel ein.
Sie brütet, weil sie
böse ist,
Schlangeneier aus mit
List,
Aus denen, das hätt
sich gezeigt,
Der Anti-Christ hervor
dann steigt".
Der Basilisk, gab sie
bekannt,
Sei mit den Fröschen
eng verwandt.
So manches andre sie
noch schrieb
Das bis heut erhalten
blieb.
Vom Laubfrosch sagt
sie: „Er entsteht
Wenn ein laues Lüftchen
weht",
Und mit `nem Nebensatz
anbei,
Dass ein böser Geist er
sei,
Der, wenn ihrem Wort
man glaubt,
Jedem Christ den
Glauben raubt.
Sie schrieb noch
manches sehr absurde.
Dass heilig sie
gesprochen wurde
Liegt daran, dass was
sie verfasste
Dem Papst grad in den
Kram gut passte.
Ich will ihr nicht zu
nahe treten.
Sicher verstand sie
auch zu beten
Und damit Politik in
Sachen
Verteufelung des
Lurch‘s zu machen.
Und dies, ich muss es deutlich sagen,
Hat lange dazu beigetragen,
Dass Frösche und Kröten
wie die Kurden
Lange Zeit verteufelt
wurden.
Seit jener Zeit am
Rhein zu Bingen
Statt Fröschen nur die
Mäus‘ noch singen.
Im Strome steht auf
rotem Stein
Der Mäuseturm mitten im
Rhein.
Die Grünen zogen all
von dort
Durch Hildegard
beleidigt fort.
Das hat mit ihrem
Schreiben,
So sag ich es spontan,
Sie konnten nicht mehr
bleiben,
Die Benediktinerin
getan.
Vom Mäuseturm im Rhein
bei Bingen
Zurück nach
Süddeutschland zu springen
Fällt schwer: Nach
einem riesen Sprung
Nehmen wir an der
Huldigung
Im Alpenlande sogleich
teil
Die dort diente dem
Seelenheil.
Opferkröten in Öl
gemalt
Haben sich stets
ausgezahlt.
Der Gottesmutter Dank
zu sagen
Nach flehentlichem um
Beistand bitten,
Wenn das Kind war
ausgetragen
Und auch die Mama war
wohlauf
Nach schwierigem
Geburtsverlauf
Gehörte zu den guten
Sitten
Die man dereinst im
Alpenland
Mit der Kirchenkunst
verband.
Man trug der
Himmelskönigin
Ein Gemälde schnell zur
Kirche hin
Um der Krott für ihr
Betragen
Und ihre Hilfe Dank zu
sagen.
So wie auch schon im
Altertum
Man den Göttern brachte
stumm,
Geheilt und aller
Sorgen bar,
Opferkröten zum Altar,
Taten es nach altem
Brauch
Die Alpenländer-Frauen
auch
Um die Madonna zu
lobpreisen“.
Um was er vortrug zu
beweisen
Zeigte Äskulap den
Seelen
Votivtafeln die in den
Landen
Am Alpenrande einst entstanden.
„Ich will euch“ sprach er, „nicht verhehlen,
Dass manche Frau einst
auf der Alp,
Weil Krotolt der böse
Krötenalb,
Das garstige
rotbauchige Tier
Geschadet hatte der
Frucht in ihr,
Sodass verkrottet dann das
Kind,
Sie fortwarf samt dem Bild geschwind
Durchs off‘ne Fenster
auf den Mist.
Manch Kunstwerk so
vergammelt ist,
Das Maria
zugeschrieben,
Erhalten wäre uns
geblieben
Wenn diese der
Schwangeren im Bett
Anstatt nichts zu tun
geholfen hätt“.
„Eines bleibt noch
nachzutragen“
Ergänzte Äskulap
geschwind
„Bevor wir damit fertig
sind“.
„In Kärnten, das ließ
ich mir sagen,
Wie auch in Bayern und
in Schwaben,
Die Frauen Kröten
geopfert haben
Damit sie nicht grad
dort erkranken
Wo es besonders
misslich war.
Auch im Elsass, in
Tirol und Franken
Bracht man der Jungfrau
Kröten dar.
Worauf der
Krötenglauben fußt
Wird einem richtig erst
bewusst
Wenn man durch alte
Stuben geht
In denen jener Hauch
noch weht,
Der im Geschichts- und
Zeitenlauf
Aus dem Land der
Pyramiden
Zog bis ins Alpenland
hinauf
Wo er erhalten ist
geblieben.
Die Kröte, das ist
längst uns klar,
Ein Symbol dort für die
Vulva war.
Sie wurd verherrlicht
weil das Leben
Lustvoll sie konnte
weitergeben.
Sie bot nebst Phallus
Mann und Weib
Den allerschönsten
Zeitvertreib.
Eine Kröte feist und fett
Die Vulva um zu
unterhalten
Geil und lustvoll
aufgespalten,
Hat animiert, das ist
wohl klar,
Zum Sex im Bett das
Ehepaar.
Drum hat man sich gar
oft geliebt“.
„Weil es solch Kröten
nicht mehr gibt“
Lachte Äskulap und
sprach,
„Lässt heut der
Kindersegen nach“!
Alle Seelen lachten
nun.
„Leider kann ich nichts
mehr tun“
Grinste Asteropaios arg
verlegen
(Ilias 12/102; 21/140; Sohn des
Pelegon, Enkel des
Flussgottes Axios, Führer der Paioner,
von Achilles getötet)
„Meiner Fruchtbarkeit
wohl wegen,
Hat mir, was ich
bräucht‘ dazu,
Rhadamanthys der Filou,
Als ich hier ankam,
abgenommen“.
„Du wirst es nicht
zurückbekommen“
Fiel ihm Äskulap ins
Wort
Und fuhr in seiner Rede
fort.
„Im
Fruchtbarkeits-Zusammenhang
Ist noch was andres von
Belang
Das ich bei Walter
Hirschberg fand
Wo es aufgeschrieben
stand.
„Frosch, Vulva, Leben,
Kind, Geburt
Im Mythos stets
verbunden wurd.
Spannt den Bogen hin
zur Gemme
Die, Aristoquakes war
so lieb,
Uns in seinem Buch
beschrieb.
Er zeichnet den Frosch
im Zeitenlauf
Durch die
Kulturgeschichte auf.
Die Verknüpfung zur
Antike ist,
Wie ihr sicher alle
wisst,
Diesem „Forscher“ gut
gelungen.
Was dem Nilschlamm ist
entsprungen,
Erforschte der
Apologet.
Was in seinem Werke
steht
Ist pure Wahrheit ungelogen
Auf Frosch und Krott
zurechtgebogen.
Doch Spaß beiseite,
lasst uns nun
`Nen Blick zur
Männerwelt hin tun.
Man soll es nicht für
möglich halten;
Einst bei Männern
Kröten galten
Als Mittelchen gegen
das Grimmen.
Auch vor manch anderer
gar schlimmen
Krankheit hat sie einst
beschützt.
Die Mannsleut‘ haben
sie benützt,
So steht bei Nikui es
beschrieben,
Um den „Bärvater“ zu
stillen
Wenn der es hat zu arg
getrieben.
Anstatt der Einnahme
von Pillen
Gegen den Schmerz im
Bauch und Magen
Hat Kröten man zum Pfaff'
getragen,
Die der Bärkrott
anverwandt
Blähkröten wurden einst genannt.
Weil gegen
Verdauungsbeschwerden sie
Halfen war die
Blähkrott-Therapie
Dereinst oft im
Alpenland
Von den Bauern
angewandt.
Und die Wirkung war
famos.
Ein jeder wurd die
Blähung los
Nachdem der
Gottesmutter er
`Ne Kröte opferte zur
Ehr".
"Mit andern
Worten, schlicht und kurz"
Lachte die Seele von Astyalos
(Ilias 6/29; Troer, von Polypoites
getötet)
In der dritten Reihe
los,
"Als Dank für
einen kräft'gen Furz
Den der Votant ist losgeworden,
Ist eine Krott geopfert
worden".
Die Seelen im Elysium
Lachten alle lauthals
auf.
Äskulap auf dem Podium
Lächelte und sprach
darauf:
"So ähnlich war es
damals wohl.
Doch nicht nur in Bayern und
Tirol
Gab es diesen schönen Brauch
Sondern bei uns und an der Ostsee auch".
.
***
wird fortgesetzt
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