Dienstag, 26. Juni 2012




Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 108

Froschmedizin und Krötengift
Teil XIII  Krötentest


Dann wurd' er ernst. Sehr sattelfest
Fuhr er in seiner Rede fort:
"Jetzt komme ich zum Krötentest.
Den erfand man zwar nicht dort,
Doch auch Tiroler und Bajuwaren
Begeistert von der Methode waren
Die zur Bestimmung der Schwangerschaft
Medizinisch ganz unzweifelhaft
Den Lurchen zu verdanken ist.
Wie ihr sicher alle wisst,
Erlebte die Kröte ein Comeback.
Im neunzehnten Jahrhundert wurde sie
Weltbekannt. In der Gynäkologie
Diente fortan sie dem Zweck
Medizinisch abzuklären
Ob die Weiber schwanger wären
Oder aber nicht. Doch dann
Musste der Gatte noch mal ran
Um anstatt sich auszuruh'n
Seine Pflicht im Bett zu tun.
Überall in jener Zeit,
Nicht nur in Bayern, nein weltweit,
Mussten sich Kröten mit Urin
Vollpumpen lassen. Mit Disziplin
Ließen die Tiere es geschehen.
Niemals gab es ein Versehen!
Treu taten die Lurche ihre Pflicht.
Millionen Kröten lebenslang
Gefangen, vor den Spritzen bang
Mit denen die Ärzte die verrohten,
Sie täglich im Labor bedrohten,
Dienten angereichert mit Urin
 Zu Testzwecken der Medizin.
Die Frauenärzte rund um die Welt
 Verdienten mittels Kröten Geld.
Der Apothekerfrosch war in




Damals in Sachen Medizin.
Manch Krötenmännchen wurd betrogen.
Die unverschämten Gynäkologen
Narrten es mit dem Urin
Von Schwangeren. Es gab sich hin
Ohne Lust dabei zu spüren.
Ein Krötenweibchen zu verführen,
So wie früher einst zur Laich,
Aus reiner Liebe nur im Teich,
Verwehrte man dem Amphibium.
Die Ärzte scherten sich nicht drum.
Die Kröten haben Angst geschwitzt.
Mit Menschenharn stets voll gespritzt,
Mussten die Kröten ohne zu  klagen
Jeden Morgen es ertragen,
Ohne zu wissen noch warum,
Dass so manche dreist kokette
Praktikantin mit Pipette
Fummelte ihnen am Hintern rum
Um unter Schmerz und zwar extremen
Eine Harnprobe dort zu entnehmen.
Manch Kröte dacht bei sich einst stumm
Die andre wäre anders rum
Und ist vor Angst und vor Verlangen
Bei der Tortour schlicht eingegangen.
Der Fortschritt in der Medizin
Raffte Krott und Kröter hin.
Millionenfach sind sie gestorben.
Den Nobelpreis hat der erworben
Der jahrelang sie einst traktierte
Und mit ihnen experimentierte,
Dass ihnen vor Angst die Augen quollen
Und schmerzhaft ihre Hoden schwollen.
Nicht dass die Kröten neidisch waren.
Der Preis hat sie nie interessiert.
Sie waren drüber sich im Klaren,
Dass das was ihnen ist passiert,
Der Menschheit diente und darum
Steht ihnen im Elysium
Hier bei uns ein Platz auch zu"!
"So ist es" rief Utze Uridu.
Die Parzen, uns stets wohl gesonnen,
Haben die Fäden so gesponnen,
Dass ihre Chefin die Moira hieß,
(Ilias 24/49;  24/209; Schicksalsgöttin)
Uns den Weg hierher all wies,
So wie es sich für uns geziemt.
Wir haben schließlich es verdient
Dass vor Verfolgung nun gefeit
Wir mit euch die Ewigkeit
Hier oben mit so schönen Dingen
Wie Lyrik im Olymp verbringen.
Dann rief sie ein paar Namen auf.
Die andern nahmen es in Kauf.
Sie staunten nur und hörten zu.
"Krott, Lork, Padde, Icke, Trautl, Tutz,
Auke, Unke, Krat; Brotz, Pädde, Utz"
(alle Froschnamen aus der Dissertation von
Ursula Wiepen: Deutscher Wortatlas; Frosch.)
So rief die Seele von Utz Uridu
Und weiter: "Grutschpapp, Hetsch und Höppekratsch,
Däsche, Parre, Hutsche, Pogg und Hockelprotsch,
Krötpack, Poggütsch, Prückel, Hoppekrat".
"Noch Hunderte hätt' ich parat"
Fuhr sie fort, "sie sind nebst mir
Dank unsrer Forschungstaten hier.
So wie ihr es einst spontan
Vor Trojas Mauern habt getan,
Gaben heldenhaft der Medizin
Wir im Labor das Leben hin.
Wie Ihr dereinst euch in der Schlacht
Vor Troja habt verdient gemacht
Hat unsereins sein Leben
Für die Forschung hingegeben".
Und sie fügte an mit List:
"Ich denke es ist nur gerecht
Dass auch unser Frosch-Geschlecht
Im Elysium hier für ewig ist".

Äskulap erwidernd. "Ich bin froh,
Dass Moira euch zur Seite stand,
Denn ich weiß aus erster Hand,
Dass Frosch und Krott als A und O
Gelten unten auf der Erde.
Als der Schöpfer sprach "es werde"
Wurden Frosch und Kröte. Dann
Erst viel später kam der Mann
Lang behaart ins Paradies
Der laut Bibel Adam hieß.
Heut sind wir Helden all hier oben.

Ich gab euch, denk ich, ein paar Proben
Davon wie in der Medizin
Wir alle früher genuin
Uns gegenseitig therapierten
Und unsre Krankheiten kurierten.
Damit bin ich mit dem Lurch
Was mich als Arzt betrifft, schon durch.
Für mich steht fest ganz zweifelsohne,
Das will als letzten Satz ich sagen.
Gäb's für Doktoren eine Krone,
Dann müsst der Schwanzloslurch sie tragen"!

Äskulap verbeugte sich und dann
Ein Beifallsturm sogleich begann
Der wegfegte das Protokoll
Und zum Orkane schnell anschwoll.
Ein Getrampel und Getöse
Als ob Gott Zeus 'nen Donner löse.
Zehn Minuten ohne Pause
Waren nun die heil'gen Hallen
Angefüllt vom Klatschapplause.
Äskulap hat es gefallen.
"Dein Vortrag" sprach schließlich Astynoos
 (Ilias 15/455; Troer, Sohn des Protiaon)
Als er auf dem Podium stand,
"War tatsächlich grandios".
Äskulap hob seine Hand
Und dankte den Heroen froh.
"Ich hoffe ihr klatscht ebenso,
Dem nächsten Redner, diesem hier,
Der an der Reihe ist nach mir".
Astynoos derart vorgestellt,
Stand klar bereits. Die Brust geschwellt
Sprach er: "Ich stelle euch nun vor
Nach Äskulap noch einen Herrn Doktor;
Den mit der großen breiten Gosch
Ihr kennt ihn sicher, Doktor Frosch.



Der Frosch, ein Doktor

Aus einem Teiche voller Rohr
Kroch einst ein dicker Frosch hervor;
Die Zeit ward ihm im Wasser lang,
Er nahm zur Lust d’rum einen Gang
Hin nach dem nächsten grünen Wald,
Dem angenehmen Aufenthalt
Von manchem groß’ und kleinen Thier.
Da stieg er voller Ruhmbegier
Auf einen runden Eichenklotz,
Sah um sich her mit edlem Trotz;
Und als sich auf den Blumenmatten
Viel Thier’ um ihn versammelt hatten,
Blies er die Backen auf und sprach:
Fühlt etwan wer ein Ungemach
An Leber, Lunge, Milz und Herzen;
Hat einer Pein, und große Schmerzen
Von Podagra, von Stein und Gicht;
Hat einer keine Oeffnung nicht;
Ist er von hektischer Natur;
Liegt er am Fieber, an der Ruhr,
An Cachexie, Epilepsie,
An Agrypnie, Hydropisie;
Hat er den Appetit verloren,
Fühlt Sausen, Brausen in den Ohren
Der trete dreist zu mir heran,
Und nehme von mir Tropfen an!
Honnette Herr’n nach Standsgebühr,
Sie sehn den größten Doktor hier!
Ich bin die halbe Welt durchreist,
Und meinen großen Namen preist
Paris und London, Wien und Rom,
Der Rhein, der Main, der Donaustrom,
Denn Alles hab’ ich ausstudirt,
Und Tausende hab’ ich kurirt!

Die Thiere glaubten ihm zum Theil,
Und kamen schon in großer Eil’
Von allen Ecken hergelaufen,
Um Arzenei von ihm zu kaufen;
Da rief der Fuchs: Ihr armen Thoren!
Sagt, habt ihr den Verstand verloren?
Seht euren Doktor doch recht an,
Er ist ja selber übel d’ran!
Die Augen stehn ihm aus dem Kopf,
Die Brustkocht wie ein alter Topf,
Der Mund ist blaß, der Fuß geschwollen;
Der dicke Bauch hervorgequollen;
Kann Er hievon sich nicht befrei’n,
Wie will er And’rer Doktor seyn?

Justus Friedrich Wilhelm Zachariae





***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.