Machwerk R.W.
Aristoquakes
Teil 10 – 103
Lyriker im Olymp
Froschmedizin und
Krötengift
Teil VIII Krötenstein
„Seit dem dreizehnten
Jahrhundert
Die Welt sich über
Steine wundert“
Begann Äskulap zu
flachsen,
„Die im Kopf der Kröte
wachsen.
Um zwölfhundert und
dreißig schon.
Ich selbst dereinst in
unserm Land
Solche Steine niemals
fand
Und auch Plinius in
Latein
Schrieb noch nichts vom
Krötenstein.
Albertus nannte Borax
ihn.
Er wäre kostbar so wie
ein Rubin
Über ihn als Resümee
Der Stein in dem
Amphibium
Wär magisch und könnt
Gift abweisen.
So wie magnetisiertes
Eisen
Zieht er an und weist
von sich.
Er wär verzaubert
innerlich
Führt er dazu
freiheraus
In seinem Buche weiter
aus.
Ein Jahrhundert später
dann
Dass Krötenstein sehr
kostbar wär.
Äskulap sprach weiter
flott:
„Die große und auch die
kleine Krott
Hätten nach Megenberg
je einen
Entsprechend großen oder
kleinen
Stein im Kopf der
giftig zwar,
Doch medizinisch
hilfreich war“.
„Wer den Stein zum
Essen nimmt,
So machte Megenberg es
kund,
Er hätt es ausprobiert,
es stimmt;
Der wird ziemlich
schnell gesund.
Ein Mensch wenn er an
Schmerzen leide,
Dem hilft der Stein im
Eingeweide“
So hat uns Konrad
mitgeteilt,
Denn der Krötenstein
der heilt.
Wandernd durch des
Dickdarms Schlingen
Würd‘ der Stein schnell
Heilung bringen
Und weiter schrieb der
Kanonikus,
Würde der Krötenstein
am Schluss,
Auch dieses würd genau er
wissen,
Am Ende wieder
ausgeschissen.
Man könnt den Stein gar
oft verwenden,
Ihn mehrmals durch den
Körper senden;
Doch sollte man, wenn
man dies tut,
Ihn reinigen zuvor
recht gut,
Sonst brächt die
Krankheiten der Stein
Erneut beim Schlucken
mit hinein.
Um an den Krötenstein
zu kommen
Hat eine Kröte man
genommen
Und sie in einen Topf
getan.
Diesen durchlöchert
stellte man
In einen Ameis’hauf
hinein.
Nach einem Tage lag der
Stein
Bei dem Gerippe in dem
Topfe
Nebst dem skelettierten
Kopfe.
Die Ameisen, weil sie
gern essen
Hatten die Kröte
aufgefressen
Und den Stein
naturbelassen
Zur Anwendung im Topf
gelassen.
Es gab in jenen
finstern Jahren
Auch noch andere
Verfahren
So führte Äskulap nach
dem Applaus
Im Seelen-Hörsaal
weiter aus:
Neben dem simplen
Mordversuch
Jenen mit dem roten
Tuch:
Wollt man an den Stein
gelangen
Musst‘ man sich `ne
Kröte fangen
Und auf ein rotes
Tüchlein setzen.
Ohne die Kröte zu
verletzen,
Drückte man eine Gabel
ihr
Auf den Hals worauf das
Tier
Spuckte tatsächlich, ei
der Daus,
Hurra, den Krötenstein
heraus.
„Am besten Kröten mit
vier Augen
Zur
Krötenstein-Gewinnung taugen“!
So las ich es in alten
Büchern.
Wie viele Steine in
roten Tüchern
Landeten ist unbekannt.
„Es wäre freilich
interessant“
Fuhr Äskulap im Vortrag
fort,
„Heut für uns hier es
zu wissen
Wie viele Kröten einst
zerrissen
Wurden um an den
verborg‘nen Hort
Im Krötenkopf
heranzukommen“.
„Wenn einer Krott die
Augen glommen
War der Krötenstein in
ihr
Besonders wertvoll,
glaubt es mir“
Schrieb Konrad
Megenberg dazu.
„Ich denk der Mann war
ein Filou
Der sich zu schwindeln
hat erlaubt“
Sprach Äskulap gar
heiter
Zu den Seelen vor sich
weiter.
„Doch das Volk hat ihm
geglaubt.
Fünf Jahrhunderte
hindurch
Starb der arme
Krötenlurch
Weil jedermann vom
Krötenstein
Beschützt vor Krankheiten
wollt sein“.
Der Stein konnt‘ wahre
Wunder tun.
Wer ihn besaß der war
immun,
So heißt es in manch
alter Schrift,
Gegen Krankheiten und
Gift.
Auch hat der Stein dazu
genützt
Dass man vor Unglück
wurd beschützt.
Der Adel fasste manchen
Stein,
Wenn er besonders
kostbar war,
Zum Krötensteinringe
sich ein.
|
Auf die Krötenring-Sage werden wir später noch eingehen |
Ein solcher Ring, ganz
offenbar,
Das hab bei Bächthold
ich erfahren,
Konnte vor frühem Tod
bewahren.
Aus dem sechzehnten
Jahrhundert
Wird ein Ring noch heut
bewundert
Der in London
ausgestellt
Das Mittelalter uns
erhellt.
Dass es Shakespeare
sich erlaubte
Und auch was er davon
hielt,
Berichtet er uns ganz
gezielt.
Im Lustspiel „Wie es
euch gefällt“
Hat davon er uns
erzählt.
„Süß ist die Frucht der
Grausamkeit
Die wie die Krott seit
Ewigkeit
Ein Juwel im Haupte
trägt“.
Manch Kröte ward
deshalb zersägt
Oder wüst zu Tod
geschunden
Ohn‘ dass den Stein man
hat gefunden.
„Vermutlich“, Asklepius
grinste,
„Waren es nur
Hirngespinste
Die uns Albertus hat
einst vorgesetzt
Damit man die garstige
Kröte hetzt
Und sich, was der
Klerus wollte
Das Tier noch mehr
verketzern sollte
Wie man es von Anfang
an
Hat mit Krott und
Frosch getan“.
So lachte er mit froher
Mine,
„Hat es, glaubt mir,
nie gegeben“!
„Millionen Kröten hat
das Leben
Es gekostet, verdammt
noch mal:
Es ist wahrlich ein
Skandal
Was die Großen und
gemeinen
Tun im Leben mit uns
Kleinen“
So fluchte Hückel aus
dem Moos
Im Elysium nun los.
„Es ist fürwahr `ne
Sauerei“
Fiel Hucke-Itsche ihm
ins Wort
Und fuhr wütend
schimpfend fort:
Als er nach dem Steine
suchte.
So manche Seele nun
laut fluchte.
„Die Menschen unten auf
der Erde
Sind schlimmer als `ne
Hammelherde“
Mischte Quakkert sich
nun ein:
„Sie treten alles kurz
und klein
Und wer ihnen nicht
pariert
Wird umgebracht und
massakriert.
Sie morden wie mir
scheint all gern
Und tun als wären sie
die Herrn.
Dabei hat lange nach
den Affen
Der Schöpfer sie ja erst geschaffen.
Sie bringen, denn sie
sind arg dumm
Die gesamte Schöpfung
um.
Und ihre Weiber sind
nicht besser.
Mir schnitt eine mit
dem Messer
Beide Beine ab, schaut
her,
Seitdem hab ich keine
mehr“.
„Mich hat zwar keine
umgebracht“
Grinste Hepper, doch
bei Nacht,
Als ich grade baden
wollte,
Eine Kugel vor mich
rollte.
Ich konnt‘ noch grad beiseite
springen.“
„Kannst du mir die
Kugel bringen“
Hat mich darauf ganz
unverzagt
Ein Mägdelein am Teich gefragt.
Ich bracht sie ihr;
doch was tat sie?
„Ach du süßes grünes
Vieh“
Lachte sie und griff
nach mir.
Als ich wach wurd war ich
hier.
„Hat sie Dich mit nach
Haus genommen“?
Wollte Assarakos höchst
gerissen
(Ilias 20/232, 239; Sohn des Tros, Großvater des Anchises)
Von der grünen Seele
wissen
„Und wie bist du
umgekommen“.
Die grüne Seele wurde
rot.
„Hepper hatte einen
schönen Tod;
Dessen bin ich mir ganz
sicher“
Mischte sich nun mit
Gekicher
Quäckers Seele fröhlich
ein.
„Ja, ja, die Weiber,
die sind bös.
Werden die erst amourös,
Kann‘s für `nen Frosch
das Ende sein“.
„Das wilde Tier, das
Mensch sich nennt
Mit Fröschen kein
Erbarmen kennt“
Beteiligte sich Hütsche
nun
Am Gespräche opportun.
„Sie halten Hunde sich
und Katzen,
Sie töten Mäuse, Hasen,
Ratzen.
Sie spannen Ochsen in
das Joch
Und lassen ihnen das
Maul verbinden
Und prügeln obendrein
sie noch
Während die für ihn
sich schinden.
Sie lassen den Esel
Lasten tragen
Ohne vorher ihn zu
fragen.
Sie schwingen sich auf
Pferderücken.
Sie wollen alle
unterdrücken
Die nicht nach ihrer
Pfeife tanzen.
Es ist wirklich schwer
zu fassen.
Sie vergiften Läus` und
Wanzen
Weil die ihnen ins
Konzept nicht passen.
Sie schießen ohne jede
Not
Den Löwen und den Tiger
tot.
„Der Mensch“ hat Hätsch
polemisiert,
„Die ganze Welt noch
ruiniert“
Und getragen vom
Applaus
Ließ er sich noch
weiter aus.
„Sie betonieren Flüsse
zu.
Das blöde Tier gibt
keine Ruh
Bis die Natur zu Grunde
geht.
Wie schlecht es um die
Kleinen steht
Will das böse Tier
nicht sehen.
Was die Starken mit den
Schwachen
Unten auf der Erde
machen
Ist weit mehr als ein
Vergehen.
Es ist Dummheit und
zwar pur
Was die
Manntier-Kreatur,
So lang bis nichts mehr
übrig bleibt
Dort unten auf der Erde
treibt.
Sie brennen ganze
Wälder nieder.
Ach was ist es mir
zuwider
Das dreiste Tier, das
Mensch sich nennt
Und denkt es wär
intelligent.
Doch ich sag euch, es
ist dumm.
Es bringt die eigne Art
gar um.
Das Manntier mit der
weißen Haut
Dem mit der schwarzen
nicht vertraut
Und auch das gelbe und
das rote
Die andern beiden schon
bedrohte.
Weil sie sich
untereinander hassen
Vernichten sie die
eignen Rassen
Und überziehen die Welt
mit Kriegen
Wohl um sich selbst einst
zu besiegen.
Und das Schlimmste;
nebenher
Vermehren sie sich viel
zu sehr,
So dass die andern
Tiere stöhnen:
Denn sie tun’s nicht
zielbewusst
Sie machen es aus purer
Lust.
Man müsst es ihnen
abgewöhnen.
Man müsste sie so
kultivieren,
Dass sie den Spaß daran
verlieren.
Auch müsste ihren
Glauben man
Der Zeit entsprechend
reformieren
Und ihre Götter
irgendwann
Auf den einen
reduzieren
Der die Welt erschaffen
hat.
Nur einer kann der
Supremat
Unter all den vielen
sein.
Heute wo die Welt so
klein
Ist wie noch nie sie
war,
Das wird selbst dem
Dümmsten klar,
Kann nur der mächtigste
regieren.
Das Schlagwort heißt
globalisieren.
Dem Schöpfer nur
gebührt der Thron“.
Ob der hier auf dem
Helikon
Steht oder aber
anderswo
Ist mir egal ich wäre
froh“
So fuhr er fort im
Spott
„Für mich zählt Amun
nur als Gott
Weil der bereits am Nil
regierte
Bevor Homerus Zeus kreierte“!
„Verflucht nochmal du
blöder Kaul,
Gleich stopf ich dir
dein loses Maul“
Achilles zornig,
menschlich stur
Der Frosch-Seel in die
Rede fuhr.
„Du miese, feige
Schwanzlos-Quappe,
Halt endlich deine
große Klappe,
Du gottverdammter
Nacktfroschlurch,
Dir geht die Phantasie
wohl durch.
Du Fiesling aus der
Hetschensippe
Riskierst hier eine
große Lippe
Und behauptest
lügnerisch sogar
Mit deiner schlüpfrig
breiten Gosch,
Dass Amun einer von den
euren war.
Sieh dich vor du
dreister Frosch“?
Ein Unglück wär
bestimmt geschehen
Hätt Äskulap nicht
eingegriffen.
„Hört zu, ich muss
darauf bestehen“,
Schrie er rhetorisch
scharf geschliffen,
„Dass ihr vertragt
euch, glaubt es mir,
Wir sind als Seelen
gleich all hier.
Die Götter in der
Ewigkeit
Hier oben dulden keinen
Streit.
Wir sind hier im
Elysium.
Da bringt keiner seinen
Nächsten um“
Und dann lächelnd
selbstzufrieden
An die Adresse des
Peliden.
„Wer als Seele noch so
fluchen kann
Kommt zur Einsicht
irgendwann.
Es spricht für dich
Achill, dass Du
Hörst meinem Vortrag
hier noch zu.
Nebst der Sehne, die
bekannt
Durch dich wurd, weil nach
dir benannt
Gibt es noch so
mancherlei
Was wissenswert ist
auch für dich.
Was einstmals galt als
letzter Schrei
Werde gleich berichten
ich.
Drum sperr‘ die Ohren
ganz weit auf.
Ich geh im weiteren
Verlauf
Auf manches ein das
fernerhin
In Sachen Krötenmedizin
Aus medizinischem
Aspekt,
Als Heilmittel in
Lurchen steckt.
Das zu erläutern ist
vonnöten
Denn es geht auch hier
um Kröten.
***
Wie die Sache
weitergeht
In der nächsten Folge
steht.
wird fortgesetzt
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