Mittwoch, 6. Juni 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 104
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil IX  Votivkröten

In Bayern, im Elsass, in Österreich und in der Schweiz
Gab es einst Kröten von ganz besonderem  Reiz.
Aus Eisen, Ton und Wachs gemacht
Wurden Heiligen sie dargebracht
Als Votivgabe gemäß Versprechen
Wenn man erlöst war vom Gebrechen,
Oder zuvor, auch das war Sitte,
Verbunden mit `ner Beistandsbitte.
„So wie man mir“ sprach Äskulap,
„Auf Kos, in Athen und Pergamon
Vor dreitausend Jahren dankte schon,
Indem man mir Geschenke gab,
Taten es nach altem Brauch,
Deutsche, Österreicher und Schweizer auch.
Um was ging es in der Sache?
Ich will es euch erklären!
Ihr wisst es ja, ich bin vom Fache.
Es ging um das Gebären.
Um Frauenleiden kurz und gut
Und was man gegen Schmerzen  tut
Die ein Weib ertragen muss
Wenn was nicht stimmt im Uterus.
Am besten ist es, denk ich mir,
Ich beginne mit dem Tier
Welches man als Bauchkrott kannte
Bevor man Uterus sie nannte.
Tönerne Bauchkröten-Amulette
Trug man im Altertum im Bette
Als Nachbildung des Uterus.
Das jener eine Krott sein muss
Dacht das Volk schon bei uns Griechen.

Als Krott, die auf und ab würd kriechen
Im Körper von einer schwanger’n Frau
Wurd sie bezeichnet bauernschlau.
Noch vor gut dreihundert Jahren,
Das hab von Nikui ich erfahren,
Ward der Uterus, für mich frappant,
In Deutschland Bärkröte genannt.
Und auch die Vulva nannte bigott
Das Volk in diesem Land die Krott.
Wie in Ägypten als Symbol
Die Kröte für das Leben stand,
Gewann sie nun das Monopol
Fürs Leben auch in Süddeutschland.
Als Sinnbild für Vulva und Uterus
Fertigte man sie als Wachsabguss.


Manch Bärmutter-Krott die blieb erhalten
Ist entsprechend aufgespalten
Und deutet auf das ideale
Lustvoll weiblich genitale
Mutter Göttin Urbild hin.
Gestiftet von der Wöchnerin
Diente die Kröte, die so kecke
Dem Wallfahrts- und dem Opferzwecke.
Man musste keine echten Kröten
Zwecks dem Ex-Voto-Brauch mehr töten
Wie das die Weiber meiner Zeit
Taten all in Dankbarkeit
Wenn endlich sie entbunden
Haben wieder Glück empfunden.
Bei mir zu Haus, ich erwähnte es schon,
In Epidaurus und in Pergamon
Legten die Achäer mir,
Ich geb‘ es zu ganz offen hier,
Eine Krott auf den Altar
Nachdem das Kind geboren war.
Weil die Geier zu oft kamen
Und mir die Opferkröten nahmen,
Hat man später mit Bedacht
Kröten aus Ton für mich gemacht.
Manch Terrakotta-Krötenvieh
Brachten mir die Wöchnerinnen
Dafür, dass ich beschützte sie
Während ihrer schweren Zeit,
Nach dem Spaße beim Besamen,
Bis es endlich war so weit
Und sie niederkamen.

Ich kann mich noch genau entsinnen.
Selbst Hera ist zu mir gekommen
Mit einem solchen Warzentier
Und hat den Ratschlag angenommen
Den ich als Mediziner ihr
Geben konn’t. Ich tat es gern.
Denn sie war das Weib von meinem Herrn.
Zeus hat die Rechnung nie beglichen.
Er ist mir seither ausgewichen
Obwohl von meinem weisen Rat
Profitiert er selbst auch hat.
Artemis ging bei mir zur Lehre.
Es war mir eine große Ehre.
Hätt ich sie nicht eingewiesen
Wär sie wohl eine von den miesen
Kurpfuschern im Land geblieben
Die einst bei uns ihr Unheil trieben.
Um Heras Töchter, die Eileithyien
(Ilias11/270; 16/187; 19/103,119; Geburtsgöttinnen,
Töchter der Hera, fördern die Geburt und helfen dabei)
Durfte ich mich auch bemühen.
Ich brachte ihnen mancherlei
In ihrer Lehrzeit bei mir bei,
So dass die jungen Göttinnen
Als Hebammen den Wöchnerinnen
Helfen konnten in der Not.
Lange noch nach meinem Tod
Opferten die Weiber mir
Nach der Niederkunft ein Ton-Krott-Tier.
Vor gar nicht allzu langer Zeit
Bracht mir sogar die Christenheit,
Weil ich bekannt auch dort ja war,
Solche Opferkröten dar.

Im Walsertal am Hochrheinsaum,
Stand kürzlich noch ein Krötenbaum
An welchem meiner wurd gedacht
Und meine Heilkunst zu lobpreisen.
Der Brauch jedoch in Kirchenkreisen
War Bischöfen ein Dorn im Auge.
Dass ich als Helfer nicht viel tauge
Logen damals die Katholen.
Man hat dem Volke anbefohlen
Zu Dankwallfahrt ab da nur noch
Zu pilgern auf das Lüs‘ner Joch.
Dort baumelte die Kröten dann
Man an einer Wettertanne an
Welche dazu offenbar
Vom Bischof auserkoren war.
Noch vor dreihundert und fünfzig Jahren,
Das hab bei Maschner ich erfahren,
Hat die Kirche das geduldet.
Der Heidenbrauch, von ihr verschuldet,
Weitete, es war ein Graus,
Im ganzen Lande sich nun aus.
Wachskröten wurden nun modern.
Die Frauen opferten sie gern.
War die Schwangerschaft gut überstanden
Und hatte die Beerkrott nicht gebissen
Ging die Frau in deutschen Landen
Von tiefer Gläubigkeit beflissen,
Zur Kirche, von der Not befreit,
Und bracht in ihrer Dankbarkeit
Aus tiefstem Herzen offenbar,
Der Gottesmutter eine Kröte dar.



Manchmal wenn die Beerkrott biss,
So beschrieb es uns einst Kriss,

Und das Weib sich elend fühlte
Weil in ihr die Kröte wühlte
Gar boshaft und mit aller Kraft
Während ihrer Schwangerschaft,
Fasste manche sich ein Herz.
Um loszuwerden ihren Schmerz
Sah man zum Wachszieher sie gehen
Um dort `ne Kröte zu erstehen.

Die wurd als Opfer dargebracht
Damit im Bauch sie drüber wacht‘
Dass die Leibesfrucht gedieh.
Man glaubte dass im Krötenvieh
Eine arme Seele wohnte
Die wenn man deren Tun belohnte,
Während sie wachsam um den Fötus trottete
Verhindernd dass das Kind verkrottete.
Im Aberglauben damals noch
Manch Kröte durch die Betten kroch
Und auch, wie könnt es anders sein,
Den Weibern in den Bauch hinein.
Die Schwang’re konnte dann ihr Rühren
Schmerzhaft im eignen Leibe spüren.
Die Beerkrott wenn sie biss und kratzte
Und im Weibe um sich schlug
Das Wachstum der Leibesfrucht verpatzte
Wurd sie gefüttert nicht genug.
Man musst ihr jeden Wunsch erfüllen
Sonst würde sie mit bösem Brüllen
Den Embryo im Leib verschlingen.
Dies zu verhindern konnt‘ gelingen
Indem ein Kirchenmann vom Fache
Sich angenommen hat der Sache.
Manch Heiliger wurd heilbewährt
Zum Schutzheiligen drum erklärt.
Der Heilige Sankt Leonard
Einer einst von jenen ward.
Als Nothelfer fürs Kinderkriegen
Half er gern. Er war verschwiegen!
Das beste Mittel dabei war
Ein Krötenopfer offenbar
Welches nach der Beterei
Stifteten gar froh die Zwei.
Die Gottesmutter seinerzeit
Und auch der Heilige Sankt Veit
Halfen manchmal dann sogar
Wenn ein Weib war unfruchtbar“.
„Erzähl, wie hat er das gemacht“?
Hat Kastor schelmisch losgelacht.
(Ilias 3/237; Sohn des Zeus und der Leda,
Bruder der schönen Helena)
„Er ging ins Bett wohl mit dem Luder“
Sprach Helena darauf zum Bruder
Der eine Reihe vor ihr saß.
„Sie hatten sicher ihren Spaß;
Du selbst als Helfer in der Not“
Sprach weiter sie zu ihm gerissen,
„Musst das doch am besten wissen“.
Da wurde Kastor plötzlich rot.
„Schweig still“ rief ärgerlich drauf er:
„Das gehört doch nicht hierher“!
Wär nicht Äskulap gewesen
Der weiter fortfuhr vorzulesen,
Hätt Kastor sich gar schlimm blamiert.
Er wirkte sichtlich konsterniert.
Äskulap indessen sprach:
„Ich gehe ein noch drauf danach.
Selbst unfruchtbare Weiber wären
In der Lage zu gebären
Und in einem Falle gar
Eine Jungfer schwanger war
Deutete er an. Dann fuhr er weiter.
„Die Kröte war der Wegbereiter
Für die moderne Medizin.
Besonders die Gynäkologen
Waren ihr stets wohlgewogen.
Sie banden jeder Wöchnerin
Damals schon im Altertum
Krötenamulette um
Und wiesen die Frauen darauf hin,
Dass eine Krott im Wochenbett
Getragen als ein Amulett

Ein gutes Omen dafür war
Dass bei der Geburt ging alles klar
                                                  Und Komplikationen jeder Art
Blieben so dem Weib erspart.
War dann das Kind gesund geboren
Brachte die Mutter wie geschworen
Das Amulett den Göttern dar.
Auch bei mir auf dem Altar,
Ich fand das damals durchaus nett,
Lag öfter mal ein Amulett“.
„In der Gynäkologie
Kannte man das Krötenvieh“
So fuhr Asklepios mit klarem Wort
Und in der Sache sehr erfahren
Zu den Seelen sprechend fort:
„Schon seit vielen tausend Jahren,
Bereits zu Zeiten des Homer
Das ist es was man wissen muss,
Galt die Kröte als Sinnbild für den Uterus.
Doch gibt es keine Frauen mehr
Die man heute könnt befragen
Damit sie es genau uns sagen
Was sie mit den Kröten taten.
Ich selbst hab manchem Weib geraten,
Wenn sie war in Kindesnöten
Dass einen Frosch sie zu sich nahm
Oder ein paar Frauenkröten
Weil sie so leichter niederkam.
Wie Alois Guldner kann bekunden
Ward kürzlich eine erst gefunden.
Bis nach Österreich ist sie gelangt.
Die Frauenkröte von Maissau

Gleicht fürwahr `ner nackten Frau.
Auf ihrer Unterseite prangt,
Wenn wir sie genau betrachten
Und auf die Genitalien achten,
Eine Vulva gar verwegen
Uns Koitus-bereit entgegen.

Auf dass sie den Beschauer reizt
Hat die Schenkel sie gespreizt.
Sie weist ganz offen auf den Sinn
Ihres Krötendaseins hin“.
Die Seelen im Elysium
Hörten wach, hoch interessiert
Zu was Äskulap hat referiert.
Der sprach: „Im Neolithikum,
Das kann bei Hirschberg man heut lesen,
(Walter Hirschberg: Frosch und Kröte S.77/78)
Trug jedes Weib ein Krötenwesen
Im Leib und dem fürs Überleben,
Musst ab und zu man Nahrung geben“!
„Ach wie gern“ lachte Achill
„Würd ich jetzt `ne Kröte füttern“!
***
Was Asklepius drauf hat gesagt
Hat Thetis Sohn nicht sehr behagt!
Was die Antwort ist gewesen
Könnt Ihr das nächste Mal hier lesen.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.