Machwerk R.W.
Aristoquakes
Teil 10 – 104
Lyriker im Olymp
Froschmedizin und
Krötengift
Teil IX Votivkröten
In Bayern, im Elsass,
in Österreich und in der Schweiz
Gab es einst Kröten von
ganz besonderem Reiz.
Aus Eisen, Ton und
Wachs gemacht
Wurden Heiligen sie
dargebracht
Als Votivgabe gemäß
Versprechen
Wenn man erlöst war vom
Gebrechen,
Oder zuvor, auch das
war Sitte,
Verbunden mit `ner
Beistandsbitte.
„So wie man mir“ sprach
Äskulap,
„Auf Kos, in Athen und
Pergamon
Vor dreitausend Jahren
dankte schon,
Indem man mir Geschenke
gab,
Taten es nach altem
Brauch,
Deutsche, Österreicher
und Schweizer auch.
Um was ging es in der
Sache?
Ich will es euch
erklären!
Ihr wisst es ja, ich
bin vom Fache.
Es ging um das Gebären.
Um Frauenleiden kurz
und gut
Und was man gegen
Schmerzen tut
Die ein Weib ertragen
muss
Wenn was nicht stimmt
im Uterus.
Am besten ist es, denk
ich mir,
Ich beginne mit dem
Tier
Welches man als
Bauchkrott kannte
Bevor man Uterus sie
nannte.
Tönerne
Bauchkröten-Amulette
Trug man im Altertum im
Bette
Als Nachbildung des
Uterus.
Das jener eine Krott
sein muss
Dacht das Volk schon
bei uns Griechen.
Als Krott, die auf und
ab würd kriechen
Im Körper von einer
schwanger’n Frau
Wurd sie bezeichnet
bauernschlau.
Noch vor gut
dreihundert Jahren,
Das hab von Nikui ich
erfahren,
Ward der Uterus, für
mich frappant,
In Deutschland Bärkröte
genannt.
Und auch die Vulva
nannte bigott
Das Volk in diesem Land
die Krott.
Wie in Ägypten als
Symbol
Die Kröte für das Leben
stand,
Gewann sie nun das
Monopol
Fürs Leben auch in
Süddeutschland.
Als Sinnbild für Vulva
und Uterus
Fertigte man sie als
Wachsabguss.
Manch Bärmutter-Krott
die blieb erhalten
Ist entsprechend
aufgespalten
Und deutet auf das
ideale
Lustvoll weiblich
genitale
Mutter Göttin Urbild
hin.
Gestiftet von der
Wöchnerin
Diente die Kröte, die
so kecke
Dem Wallfahrts- und dem
Opferzwecke.
Man musste keine echten
Kröten
Zwecks dem
Ex-Voto-Brauch mehr töten
Wie das die Weiber
meiner Zeit
Taten all in
Dankbarkeit
Wenn endlich sie
entbunden
Haben wieder Glück empfunden.
Bei mir zu Haus, ich
erwähnte es schon,
Legten die Achäer mir,
Ich geb‘ es zu ganz
offen hier,
Eine Krott auf den
Altar
Nachdem das Kind
geboren war.
Weil die Geier zu oft
kamen
Und mir die Opferkröten
nahmen,
Hat man später mit
Bedacht
Kröten aus Ton für mich
gemacht.
Manch
Terrakotta-Krötenvieh
Brachten mir die
Wöchnerinnen
Dafür, dass ich
beschützte sie
Während ihrer schweren
Zeit,
Nach dem Spaße beim
Besamen,
Bis es endlich war so
weit
Und sie niederkamen.
Ich kann mich noch
genau entsinnen.
Selbst Hera ist zu mir
gekommen
Mit einem solchen
Warzentier
Und hat den Ratschlag
angenommen
Den ich als Mediziner
ihr
Geben konn’t. Ich tat
es gern.
Denn sie war das Weib
von meinem Herrn.
Zeus hat die Rechnung
nie beglichen.
Er ist mir seither
ausgewichen
Obwohl von meinem
weisen Rat
Profitiert er selbst
auch hat.
Artemis ging bei mir
zur Lehre.
Es war mir eine große
Ehre.
Hätt ich sie nicht
eingewiesen
Wär sie wohl eine von
den miesen
Kurpfuschern im Land
geblieben
Die einst bei uns ihr
Unheil trieben.
Um Heras Töchter, die
Eileithyien
(Ilias11/270; 16/187; 19/103,119;
Geburtsgöttinnen,
Töchter der Hera, fördern die Geburt
und helfen dabei)
Durfte ich mich auch
bemühen.
Ich brachte ihnen
mancherlei
In ihrer Lehrzeit bei
mir bei,
So dass die jungen
Göttinnen
Als Hebammen den
Wöchnerinnen
Helfen konnten in der
Not.
Lange noch nach meinem
Tod
Opferten die Weiber mir
Nach der Niederkunft
ein Ton-Krott-Tier.
Vor gar nicht allzu
langer Zeit
Bracht mir sogar die
Christenheit,
Weil ich bekannt auch
dort ja war,
Im Walsertal am
Hochrheinsaum,
Stand kürzlich noch ein
Krötenbaum
An welchem meiner wurd
gedacht
Und meine Heilkunst zu
lobpreisen.
Der Brauch jedoch in
Kirchenkreisen
War Bischöfen ein Dorn
im Auge.
Dass ich als Helfer
nicht viel tauge
Logen damals die
Katholen.
Man hat dem Volke
anbefohlen
Zu Dankwallfahrt ab da
nur noch
Zu pilgern auf das
Lüs‘ner Joch.
Dort baumelte die
Kröten dann
Man an einer
Wettertanne an
Welche dazu offenbar
Vom Bischof auserkoren
war.
Noch vor dreihundert
und fünfzig Jahren,
Das hab bei Maschner
ich erfahren,
Hat die Kirche das
geduldet.
Der Heidenbrauch, von
ihr verschuldet,
Weitete, es war ein
Graus,
Im ganzen Lande sich
nun aus.
Wachskröten wurden nun
modern.
Die Frauen opferten sie
gern.
War die Schwangerschaft
gut überstanden
Und hatte die Beerkrott
nicht gebissen
Ging die Frau in
deutschen Landen
Von tiefer Gläubigkeit
beflissen,
Zur Kirche, von der Not
befreit,
Und bracht in ihrer
Dankbarkeit
Aus tiefstem Herzen
offenbar,
Der Gottesmutter eine Kröte
dar.
Manchmal wenn die Beerkrott
biss,
So beschrieb es uns
einst Kriss,
Und das Weib sich elend
fühlte
Weil in ihr die Kröte
wühlte
Gar boshaft und mit
aller Kraft
Während ihrer
Schwangerschaft,
Fasste manche sich ein
Herz.
Um loszuwerden ihren
Schmerz
Sah man zum Wachszieher
sie gehen
Um dort `ne Kröte zu
erstehen.
Die wurd als Opfer
dargebracht
Damit im Bauch sie
drüber wacht‘
Dass die Leibesfrucht
gedieh.
Man glaubte dass im
Krötenvieh
Eine arme Seele wohnte
Die wenn man deren Tun
belohnte,
Während sie wachsam um den Fötus
trottete
Verhindernd dass das
Kind verkrottete.
Im Aberglauben damals
noch
Manch Kröte durch die
Betten kroch
Und auch, wie könnt es
anders sein,
Den Weibern in den
Bauch hinein.
Die Schwang’re konnte
dann ihr Rühren
Schmerzhaft im eignen
Leibe spüren.
Die Beerkrott wenn sie
biss und kratzte
Und im Weibe um sich
schlug
Das Wachstum der
Leibesfrucht verpatzte
Wurd sie gefüttert
nicht genug.
Man musst ihr jeden
Wunsch erfüllen
Sonst würde sie mit
bösem Brüllen
Den Embryo im Leib
verschlingen.
Dies zu verhindern
konnt‘ gelingen
Indem ein Kirchenmann
vom Fache
Sich angenommen hat der
Sache.
Manch Heiliger wurd
heilbewährt
Zum Schutzheiligen drum
erklärt.
Der Heilige Sankt
Leonard
Einer einst von jenen
ward.
Als Nothelfer fürs Kinderkriegen
Half er gern. Er war
verschwiegen!
Das beste Mittel dabei
war
Ein Krötenopfer
offenbar
Welches nach der
Beterei
Stifteten gar froh die
Zwei.
Die Gottesmutter
seinerzeit
Und auch der Heilige
Sankt Veit
Halfen manchmal dann
sogar
Wenn ein Weib war
unfruchtbar“.
„Erzähl, wie hat er das
gemacht“?
Hat Kastor schelmisch
losgelacht.
(Ilias 3/237; Sohn des Zeus und der
Leda,
Bruder der schönen Helena)
„Er ging ins Bett wohl
mit dem Luder“
Sprach Helena darauf
zum Bruder
Der eine Reihe vor ihr
saß.
„Sie hatten sicher
ihren Spaß;
Du selbst als Helfer in
der Not“
Sprach weiter sie zu
ihm gerissen,
„Musst das doch am
besten wissen“.
Da wurde Kastor
plötzlich rot.
„Schweig still“ rief
ärgerlich drauf er:
„Das gehört doch nicht
hierher“!
Wär nicht Äskulap gewesen
Der weiter fortfuhr
vorzulesen,
Hätt Kastor sich gar
schlimm blamiert.
Er wirkte sichtlich
konsterniert.
Äskulap indessen
sprach:
„Ich gehe ein noch
drauf danach.
Selbst unfruchtbare
Weiber wären
In der Lage zu gebären
Und in einem Falle gar
Eine Jungfer schwanger
war
Deutete er an. Dann
fuhr er weiter.
„Die Kröte war der
Wegbereiter
Für die moderne
Medizin.
Besonders die
Gynäkologen
Waren ihr stets
wohlgewogen.
Sie banden jeder
Wöchnerin
Damals schon im
Altertum
Krötenamulette um
Und wiesen die Frauen
darauf hin,
Dass eine Krott im
Wochenbett
Ein gutes Omen dafür
war
Dass bei der Geburt
ging alles klar
Und
Komplikationen jeder Art
Blieben so dem Weib erspart.
War dann das Kind gesund geboren
Brachte die Mutter wie geschworen
Das Amulett den Göttern dar.
Auch bei mir auf dem Altar,
Ich fand das damals durchaus nett,
Lag öfter mal ein Amulett“.
„In der Gynäkologie
Kannte man das Krötenvieh“
So fuhr Asklepios mit klarem Wort
Und in der Sache sehr erfahren
Zu den Seelen sprechend fort:
„Schon seit vielen tausend Jahren,
Bereits zu Zeiten des Homer
Das ist es was man wissen muss,
Galt die Kröte als Sinnbild für den Uterus.
Doch gibt es keine Frauen mehr
Die man heute könnt befragen
Damit sie es genau uns sagen
Was sie mit den Kröten taten.
Ich selbst hab manchem Weib geraten,
Wenn sie war in Kindesnöten
Dass einen Frosch sie zu sich nahm
Oder ein paar Frauenkröten
Weil sie so leichter niederkam.
Wie Alois Guldner kann bekunden
Ward kürzlich eine erst gefunden.
Bis nach Österreich ist sie gelangt.
Die Frauenkröte von Maissau
Gleicht fürwahr `ner nackten Frau.
Auf ihrer Unterseite prangt,
Wenn wir sie genau betrachten
Und auf die Genitalien achten,
Eine Vulva gar verwegen
Uns Koitus-bereit entgegen.
Auf dass sie den Beschauer reizt
Hat die Schenkel sie gespreizt.
Sie weist ganz offen auf den Sinn
Ihres Krötendaseins hin“.
Die Seelen im Elysium
Hörten wach, hoch interessiert
Zu was Äskulap hat referiert.
Der sprach: „Im Neolithikum,
Das kann bei Hirschberg man heut lesen,
(Walter Hirschberg: Frosch und Kröte
S.77/78)
Trug jedes Weib ein Krötenwesen
Im Leib und dem fürs Überleben,
Musst ab und zu man Nahrung geben“!
„Ach wie gern“ lachte Achill
„Würd ich jetzt `ne Kröte füttern“!
***
Was Asklepius drauf hat gesagt
Hat Thetis Sohn nicht sehr behagt!
Was die Antwort ist gewesen
Könnt Ihr das nächste Mal hier lesen.
wird fortgesetzt
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