Mittwoch, 17. August 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 34

Wahlkampf im Olymp


eus

hatte das Kriegs-Vergehen

Vom Olymp aus zwar gesehen

Doch ließ er fünfe grade sein

Und mischte diesmal nicht sich ein.

Er hatte ja auch kaum noch Zeit.

In zehn Minuten war’s so weit.

Da musste er im Göttersaal

Stellen sich erneut zur Wahl.

Wissend, dass bereits im Osten

Ein andrer scharf auf seinen Posten

War, griff entschlossen der Kronide

Sich aus dem Schranke die Ägide

Und zog sie über das Gewand.

Dann nahm das Zepter er zur Hand.

Die Krone schon leicht angestaubt,

Saß wackelig auf seinem Haupt.

So schritt er in den großen Saal.

Die Delegierten, deren Zahl

Schwerlich war nur abzuschätzen

Erhoben sich von ihren Plätzen.

Spärlich nur war der Applaus.

Dem Alten machte es nichts aus.

Er war es gewohnt doch leider

Kannte er nicht alle Neider

Die nach seinem Posten schmachteten,

Und mit Machtgier ihn betrachteten.

Schnurstracks schritt er zu seinem Thron

Und nahm Platz. Apoll, sein Sohn

Bracht auf ihn `nen Hochruf aus.

Da wurde stärker der Applaus.

Zeus blickte in die noble Runde.

Alle waren sie erschienen

Um aus seinem Munde

Zu vernehmen was er ihnen

Zur Eröffnung der Debatte

Alles nun zu sagen hatte.

Vorn auf der Regierungsbank,

Schön anzusehen rank und schlank,

Neben Apoll und Hermes saßen

Die Töchter über alle Maßen

Mit Gold und Flitter angetan.

Daneben Hephaistos, Bacchus, Pan.

Von außen, wie als Flankenschutz,

Boten die Kroniden Trutz.

Poseidon mit dem Dreizack rechts.

Hades als Dritter des Geschlechts

Das Kronos als Vater konnte nennen,

War an seiner Kappe zu erkennen

Und an Kerberos der auf seinem Schoße saß

Und grad einen Knochen fraß.

Dahinter in der zweite Reihe,

Zwecks seiner Wahl und neuer Weihe

Hatte Hera Platz genommen.

Auch Persephone war gekommen.

Klotho, Lachesis, apropos,

Gezeugt von Nacht und Erebos,

Dem Obergotte stets verbunden

Hatten auch schon Platz gefunden.

Eros und Eileithyia

Saßen neben Hestia

Auf der Bank. Dahinter dann

Schlossen die Hinterbänkler an.

Auch Metis war zugegen

Ihrer klugen Worte wegen.

Von ihr stammte jenes Konzept

Nach welchem vorne der Adept

Wollte sich redend profilieren

Ohne Stimmen zu verlieren.

Von den Wänden die Giganten

Blickten durch den Ahnensaal

Stolz auf ihren Anverwandten

Die vollzählig zur Götterwahl

Mit Pomp und Stolze im Gebaren

Im Olymp erschienen waren.

Selbst die Ur-ur-ur-Verwandten

Im Göttersaale rechterhand,

Frisch entstaubt schön anzusehen,

In gold‘nen Rahmen an der Wand

Betrachteten nun das Geschehen

Und blickten auf die erlauchten Scharen

Die allesamt gekommen waren.

Weiter hinten traumverloren,

Saßen die Musen und die Koren.

Auch alle fünfzig Nereiden,

Die Gorgonen und Phorkiden

Waren zum Olymp gekommen

So wie all die andern Frommen.

Latona, Nermesis, Tyche,

Die Aloaden, sowie Psyche,

Rhadamanthys, Minos, Aiakos,

Eos, Typhon, Helios,

Atlas, Theseus, Prometheus,

Diagros, Orpheus und auch Zagereus;

Attis mit Maga, Mata Kybele,

Pleione, Harmonia und Dione;

Semele und Hestia,

Leda, Maia, Helena.

Acheloos, Kadmos, Okeanos

Sowie Hermaphroditos

Und mit seinem Schlangenstab

Der Heilgott namens Äskulop.

Die Götter, samt ihren Anverwandten

Sterblichen Kindern, Onkeln und Tanten,

Den Neffen, Enkeln und Cousinen,

Waren im Olymp erschienen.

Alle nur aus einem Grunde;

Um Zeus in seiner schwersten Stunde

Für die Wahl zu nominieren

Oder um ihn zu boykottieren.

Niemand hatte sich gedrückt.

Alle waren angerückt

Zum Parteitag der Union.

Vor Zeus auf seinem Götterthron

Auch Ion, Triton, Amphitrite,

Perseus, Medusa wie auch Nike;

Glaukos, Tyra, Sisyphos,

Bellerophon samt Pegasos.

Hekate, Alope, Ixion,

Alkestis sowie Endymion.

Ikaros und Dädalus.

Sogar der alte Tantaus

Mit seinen Tantaliden

Waren nicht daheim geblieben.

Die Kentauren waren da.

Auch Antiope, Kainis und Lamia.

Die Nymphen wie die Najaden,

Die Amazonen und Dryaden.

Die gesamte homerische Götterwelt

Hatte sich oben eingestellt

Um Gottvater Zeus in Göttersaal

Ins Amt zu wählen noch einmal

Oder seine Amtszeit zu verkürzen

Und vom Throne ihn zu stürzen.

Als letzte samt dem Mutterschwein

Traf die alte Baubo ein.

Die Beine weit von sich gespreizt

Hat sie mit Reizen nicht gegeizt.

Hades griff ihr in den Schritt

Als sie zu ihrem Platze ritt.

Die Götter johlten. Den Tumult

Nutzend schritt Gott Zeus zum Pult.

Dionysos der Brave Sohn

Richtete ihm das Mikrophon,

Denn der Alte sah schon schlecht,

Vor dem göttlichen Mund zurecht.

Ohne jegliches Tamtam

Verkündete der nun sein Programm.

„Götter“ sprach er, „hört mir zu.

Pausback unten, der Filou,

Versucht, es darf ihm nicht gelingen,

Jesus an die Macht zu bringen.

Man sagt, der dreiste Jahwe-Sohn

Ist scharf auf den Kroniden-Thron.

Das müssen unsern Kindern

Zu Liebe wir verhindern.

Wenn wir als Götter wollen bleiben,

Gilt es die Christen zu vertreiben.

Dazu gehört nebst Sachverstand

Auch eine starke Gotteshand .

Aus diesem Grund empfehle ich

Als ersten Kandidaten mich

Und als zweiten Apollon,

Artemis Bruder, Leto‘s Sohn.

Ich weiß auch schon wie wir das machen.

Ich hab Erfahrung. Solche Sachen

Bringen mich nicht aus der Ruhe.

Wenn ihr mich wählt, was ich dann tue,

So höre ich euch bereits fragen.

Passt auf, ich werde es euch sagen:

Wir gehen in den Untergrund

Und machen den Sterblichen dort kund,

Dass, was Jesus hat vollbracht

Mit unsrer Hilfe ward gemacht.

Wenn wir die Wahrheit so verdrehen

Wird unserm Reiche nichts geschehen.

Was die Apostel jetzt bekunden,

Wird fortan stets mit uns verbunden.

Die Wunder, die Jesus hat getan,

Rechnet das Volk uns im Olymp hier an.

Meinen Namen wird man nennen

( Apg. 14,12 )

Den seinen keiner bald mehr kennen.

Dies ist meine Strategie

Als Antwort auf die Blasphemie

Die unten sich die Frösche wagen

Durch ganz Achaia vorzutragen.

Herakles, des Redners starker Sohn,

Als Führer der Opposition,

Stand auf und fuhr den Göttervater

Ins Wort: „Du bist als rabiater

Gott in Achaia wohlbekannt.

Kronide wirst Du auch genannt,

Nach deinem Alten, der bei Nacht

Gäa’s Mann hat umgebracht.

Mit einer Sichel ungalant,

Hat er im Beischlaf ihn entmannt.

Die Bilder hier im Ahnensaal

Beweisen wie er dazumal

Im Olymp gewütet hat.

Ich habe eure Herrschaft satt!

Dein Vater, ich hab’s nicht vergessen,

Hat seine Kinder aufgefressen.

Schau es ruhig an, das Bild hängt hier.

Im Blutrausch, wie ein wildes Tier,

Fraß Kronos dereinst hemmungslos

Die Kleinen aus dem Mutterschoß.

Demeter, Hera, Hestia,

So steht es in der Chronika,

Verschlang er ungekocht und roh

Und Poseidon ebenso.

Selbst Hades fraß das Scheusal auf.

Er hatte Appetit darauf.

Du allein bist ihm entkommen

Weil Reha dich beiseit‘ genommen

Und statt dir packte `nen Stein

Ihm in deine Windel ein.

Er hat es nicht gemerkt; besessen

Hat er den Stein statt dir gefressen.

Was das Untier hat verschlungen

Hast du ihm zwar wieder abgerungen.

Nachdem den Alten du hattest besiegt

Hast du hier seinen Job gekriegt

Und auch mich Gewalt gelehrt.

Ich hab dich Jahrhunderte lang verehrt.

Doch heut, so ist der Sachverhalt,

Ist passee für mich Gewalt!

Mein ganzes Leben war nur Kampf.

Ich habe satt den ganzen Krampf

Und sehne mich nach einem Gott

Der auskommt ohne das Schafott.

Ich bin, ich sag es hier ganz offen,

Für Jesus und setz mein ganzes Hoffen

Auf jenen denn er predigt Liebe.

Wenn er zu uns käme und bliebe,

Würd ich ihm meine Stimme geben.

So wie er, friedvoll zu leben,

Ist, so denke ich, nicht schlecht.

Du bist mir viel zu ungerecht!

Früher hab ich dich verehrt.

Schwang wie du den Donnerkeil

Und die Fäuste. Heute umgekehrt,

Such in Sanftmut ich mein Heil.

Wie mir, das sage ich ganz offen dir,

Geht es den allermeisten hier.

Ich denk es ist die Überzahl

Die statt dich zur Wiederwahl,

Jahwes Sohn will nominieren“.

„Ihr werdet euern Kopf verlieren“

Donnerte Gott Zeus da los.

Der Ärger in ihm war so groß,

Dass ihm, außer sich vor Wut,

Die Zornesader grässlich schwoll.

„Ihr miserable, undankbare Brut“

Fluchte er wütend vorwurfsvoll.

„Ihr wollt mich wohl vom Throne stürzen.

Ich lass euch allen die Hälse kürzen“.

„Hephaistos, Ares, Apollon,

Hermes , Hades, Poseidon“

Schrie er durch die heil’gen Hallen,

„Wir lassen uns das nicht gefallen“!

Ares griff sofort zum Schwert.

„Keiner von euch bleibt unversehrt“

Schrie er: „wer gegen Vater stimmt

Durch mein Schwert sein Ende nimmt“!

Auch Hephaisos griff nun ein.

„Ich rate dringend, lasst es sein;

Macht die Lage nicht noch schlimmer.

Wählt den Alten, so wie immer

Er ist es wert, er kann regieren

Wir wollen uns doch nicht blamieren

Mit einem Weichei, den sie Retter nennen

Obwohl sie ihn noch gar nicht kennen

Werden die Frösche uns nicht foppen.

Wir werden Pausbacks Irrsinn stoppen

Indem wir die Mäuse unterstützen.

Das wird auch uns hier oben nützen.

Wir lassen den Propheten sterben,

Dann wird uns Jesus nicht beerben“!

Poseidon hob den Dreizack-Speer

Und sprach zu Herakles: „Die Ehr

Die du erweist dem Menschensohn,

Wirkt auf mich wie blanker Hohn.

Auf den Olymp hier ganz nach oben,

Hat mein Bruder dich erhoben;

Ihm hast du alles zu verdanken.

Er hat zum Helden dich gemacht

Und dich hierher zu uns gebracht.

Anstatt dich hier mit ihm zu zanken

Solltest du ihm Huld erweisen

Und ihn zwecks Wiederwahl lobpreisen.

Ganz kurz: Ich rate dringend dir:

Wähl Zeus, sonst gibt es Krach mit mir“!

Herakles überlegte lang

Dann sprach er, jedes Wort bedacht:

„Euch ist wohl vor der Zukunft bang

Und vom Ausgang der Frosch-Mäuse-Schlacht.

Ich sage euch, ganz gleich wer siegt;

Unser aller Zukunft liegt

In der Hand von Jahwe nun.

Wir können eines nur noch tun,

Das könnte uns am Ende nützen.

Wenn wir die Frösche unterstützen

Und uns auf ihre Seite schlagen,

Dann hätte der Neue nichts zu klagen

Und wir könnten, wenn er hier regiert,

Unter ihm zivilisiert,

Wenn wir anerkennen Ihn,

Ganz ohne Feindschaft weiterleben

So wie bisher nur halt eben,

Ohn‘ dauernd in den Krieg zu zieh’n“!

„Du bist ein Grüner“ schimpfte Pan,

„Von jenem alternativen Clan,

Der, wie ihr sagt, will Frieden schaffen

Ohne Gewalt und ohne Waffen.

Mit Liebe lässt sich nicht regieren.

Glaub mir, das kann nicht funktionieren.

Das was ihr hättet liebend gern

Liegt als Ziel unendlich fern.

Vielleich wenn einst die Weiber hier,

Sich dazu einmal aufbequemen

Im Liebeswahne das Quartier

Und den Thron zu übernehmen.

Ja dann könnt es durchaus sein,

Dass in vielen tausend Jahren

Eine die so kriegserfahren

Ist wie Athene, den Verein

Wie Mutti Merkel in Berlin

Männer mordend an sich reißt

Und uns hier die Richtung weist.

Doch wo so etwas führt hin

Kann man just in Spreeathen

Bei den schwarzen Fröschen seh’n.

Sie haben Macht- und geltungstrunken

Sich mit den gelben Nichtsnutz-Unken

Verbunden um das reiche Land zu lenken.

Jeder Dummkopf konnt‘ sich denken

Dass das in die Hose geht.

Wie es jetzt um Deutschland steht

Dank Mutti, ihrem Vize und dem coolen

Gernegroß dem schwulen

Minister des Äußeren, oh jemine.

Ich beneide keinen an der Spree.

Wir Griechen, so wie immer schon,

Geben auch heut noch an den Ton.

Wir verstehen es zu leben;

Selbst mit Schulden,darum eben,

Weil wir darin sind vom Fach,

Macht es die ganze Welt uns nach.

Portugal, Spanien, Italia,

Und sogar die USA

Haben das was wir vollbracht,

Weil man uns schätzt, brav nachgemacht.

Auch Deutschland ist dank uns bankrott“.

So sprach Herakles voller Spott.

Dann hat laut schallend er gelacht.

„Ihr kommt niemals an die Macht“

Nachdem den letzten Satz in Hysterie

Er mehrmals durch die Halle schrie

Gab Herakles ruhig zur Antwort ihm:

„Die Zeit für Zeus und sein Regime

Ist abgelaufen. Dem Kroniden

Ist das Altenteil beschieden“!

Danach plädierte er an alle kühn:

„Wenn ihr klug seid dann wählt grün“!

------

Wie der Wahlkampf weitergeht

In der nächsten Folge steht.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.