Dienstag, 9. August 2011


Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 30

Quäkele ein Bootsmaat der Marine


hr Vetter

indes und der Schwager,

Die gottverdammten grauen Nager

Hatten in der Zwischenzeit

Mit Frosch Quäkele `nen Streit.

Jener, ein Bootsmaat der Marine

Stammte von einer Konkubine

Die sein Vater Quakerich

Mitbracht einst vom Krötenstrich.

Der Sohn, als er die Schand‘ erfuhr

Dachte „da hilft eines nur,

Ich geh an Bord“. Er fuhr zur See.

Als Bootsmaat, Quakitän in spe

Erlitt er Schiffbruch. „Gott sei Dank“

Sprach er, „ich leb, mein Schiff es sank

Gestern Nacht im Mittelmeer.

Ich schwamm nonstop von dort hierher.

Zuerst war meine Freude groß

Als ich endlich war an Land.

Nu frag ich euch, was ist hier los“?

Die Mäus mit Dolchen in der Hand

Fuchtelten ihm vor der Nase rum.

Auf seine Frag‘ nach dem Warum

Die eine von den beiden schwieg.

Die andre sprach: „Wir sind im Krieg

Mit euerm Volk, ich rate dir

Verschwinde möglichst schnell von hier“.

Da sprach der Seemann: „Die Marine,

In welcher ich seit Jahren diene,

Verhält in Kriegen sich neutral.

Ihr provoziert einen Skandal

Wenn ihr mich anfasst oder stecht“,

So warnte er „ergeht’s euch schlecht.

Poseidon, der die Meere schützt,

Sich auf uns dabei stets stützt.

Ohne die Marine wär

Der Meeresgott kaum populär

Geworden auf dem Ozean.

Wie man die See beherrschen kann,

Hat die Marine, nun gebt Acht

Dem Bruder von Zeus beigebracht.

Wie die Stürme man bezwingt

Und mit Wellenbergen ringt;

Wie man die Gezeiten zähmt

Und die Meeresströmung lähmt;

Wie man unter Wasser schwimmt

Und wie man einen Ort bestimmt;

Wie man mit den Okeaniden

Zusammenleben kann in Frieden;

Wie man auf Nereiden reitet

Und Nixen in der Nacht begleitet;

Wie man die Meere sauber hält

Damit kein Staub ins Wasser fällt

Und manches noch so nebenbei

Brachten wir Poseidon bei.

Wir schlossen mit ihm einen Bund.

Damit nicht jeder Lumpenhund

Das Meer befährt im Eigennutz,

Boten wir ihm Schutz und Trutz.

Der Gott, den wir einst aufgebaut

Seit jener Zeit uns blind vertraut.

Er hat bei uns sich revanchiert

Und Narrenfreiheit uns spendiert.

Die Gottheit ist in jedem Streite,

Für alle Zeit und immerdar

Stets auf der Marineseite.

Aus diesem Grund, so warne ich,

Lasset friedlich ziehen mich,

Denn sonst ruf mit einem Schrei

Ich den Meeresgott herbei“!

„Aha, nun wird mir manches klar“

Lachte Speedy‘s Schwager froh;

„Jetzt weiß ich endlich auch wieso,

Die Narren all‘samt sind auf See

Und nicht an Land in der Armee“!

Der andre Mauser, Speedy‘s Vetter,

Tat erstaunt, „ja Donnerwetter“

Sprach er „du bist ein großes Tier“!

Dann schlug er zu. Sein Mausrapier

Traf exakt, genau und gut.

Der Mariner, samt dem Hut,

Verlor, so hat sich’s zugetragen,

Den Kopf. Sein blauer Navy-Kragen

Ward vom Blute rot getränkt.

Der Seesoldat stand ehrgekränkt,

Tapfer eine Weile noch

Aufrecht. Später dann jedoch

Fiel er um. Die schöne Leiche

Lag halb an Land und halb im Teiche.

Poseidon spülte mittels Flut

Den toten Seemann weg samt Hut.

Die beiden Mäuse kurz darauf

Lauerte Ropucha auf.

Der Ersten schnitt der wüste Lurch

Mittels Dolch die Kehle durch.

Mit ihrem Schädel in der Hand

Er drohend vor der Zweiten stand.

„Nicht umsonst hat sie am See

Geköpft den braven Quäkele“

Sprach er zum Mauser zornig laut;

„Und du hast dabei zugeschaut

Ohne eine Hand zu rühren.

Nun sollst du meine Rache spüren“!

Zwei schnelle Streiche mit dem Dolch.

Schon starb der zweite Mäuse-Strolch.

Sein Balg, um Kopf und Schwanz gekürzt

Ist vor ihm in den Dreck gestürzt.

Da lag er nun im eignen Blut

Der böse, graue Tunichtgut

Nie wieder hat er in der Schlacht

Einen Seemann umgebracht.

Der Krieg ging weiter. Die Soldaten

Auf beiden Seiten alles taten,

Was ein Krieger halt so macht

Um zu gewinnen eine Schlacht.

Im Griechisch-Freistil-Würgeringen

Wollt‘ Batrachos `ne Maus bezwingen.

Was er dabei übersah;

Die Maus war in Olympia

Einst im Ringkampf, so wie er,

Ein bekannter Ringkämpfer.

Ihr Name Opmos war bekannt

Damals in ganz Griechenland.

Auf alten Vasen, alle beide

Findet man im Ringer-Kleide.

Kämpfend die Streiter handgemein

Sind beschrieben auch bei Klein

Übersichtlich und komplex

Im Werke Seite hundertsechs.

(Anspielung auf das authentische olympische

Ringerpaar „Batrachos und Opmos“

Quelle: Wilhelm Klein, „Die griechischen Vasen“

Leipzig 1898, Seite 106)

Die beiden setzen simultan,

Auf Vasen der antiken Welt

Immer wieder dargestellt

Jeweils zu einem Griffe an.

Wer den Kampf gewonnen hat

Steht auf einem andern Blatt.

Wie Batrachos im fairen Ringen

Versuchte Nassfried Unkentreu

Maus Strohraschler zu Fall zu bringen

Mit einem Trick der nicht ganz neu.

Er zog mit seiner feuchten Hand

An ihrem Schwanze mit Verstand.

Er dachte just, „Nun hab ich sie“.

Da biss sie zu, das blöde Vieh.

Ihr langer, spitzer Schneidezahn

Schlitzte ihm den Hintern auf.

Weil es ihm hat weh getan

Biss er in ihren Schwanz darauf.

Die Maus, es ging ja um ihr Leben,

Versuchte Nassfried auszuheben.

Sie wollt gegen den Frosch im Krieg

Endlich einen Schultersieg.

Sie wollt, dass er um Gnade quakt

Und zu ihr „ich ergeb‘ mich“ sagt.

Doch es sollte anders kommen

Als sie es sich vorgenommen.

Sie konnt‘ den grünen glitschig nassen

Nicht recht packen und nicht fassen.

Sie rutschte aus und fiel ins Wasser.

„Du feister Frosch, du schleimig nasser,

Wenn ich dich zu fassen krieg

Drück ich nach meinem Schultersieg

Dir die Luft für immer ab

Und schmeiß dich in das Massengrab

Das unser Volk am Schweinekoben

Für solche wie dich hat ausgehoben“

Gab fluchend sie dem Gegner kund.

Dann sank hinab sie auf den Grund.

Doch Unkentreu hatt‘ wie ein Band

Ihren Schwanz noch in der Hand.

Er zog daran. Sie tauchte auf.

Dann nahm ihr Schicksal seinen Lauf.

Damit ihr Fell sie trocknen kann

Fachte er ein Feuer an.

Als sie ihm fröstelnd und tropfnass

Am Feuer gegenüber saß

Knurrte dem armen Frosch der Magen.

Da hat er sie erschlagen

Und auf einen Spieß gesteckt.

Die Tote ließ sich zwar leicht grillen

Doch aß er sie mit Widerwillen

Und sie hat auch nicht geschmeckt.

Sie war zäh wie Büffelleder

Und trocken so wie eine Zeder

Deren Holz einst Tag um Tag

In der Glut der Sonne lag.

Er hat den Magen sich verdorben

Und ist an Pestilenz gestorben.

Die Nager-Seuche hat fortan

Im Krieg das Ihrige getan.

Millionen von Fröschen gab die Pest

Auf dem Schlachtfelde den Rest.

Die Frosch-Armee arg dezimiert

Ist trotzdem weiter vormarschiert.

Maus um Maus wurd in der Schlacht

Von Froschsoldaten umgebracht.

Nah einer Gänseblümchenwiese

Bracht Poggerich nach der Devise

„Du oder Ich“ Maus Zuckerlecker

Um als Pausbacks Machtvollstrecker.

Er stieß den Speer mit Mausmordlust

Dem Mauser wütend in die Brust.

Schritt um Schritt rückte er vor

Und schlug sich einen Korridor

Mittels seinem scharfen Speer

Durch das halbe Mäuseheer.

Es war ein Jammern und ein Wimmern

Wie es die Welt noch nie gehört.

Die Frösche hat es nicht gestört.

Um das Drama zu verschlimmern

Warf die Frosch-Armee gekonnt

Nun was sie hatte an die Front.

Alles wurde nun getan

Um in der Schlacht zu siegen.

Die Elite rückte an

Um die Mäuse zu bekriegen.

Junker Rülps vom Reiterkorps

Ritt auf seinem Kröter vor.

Als ersten traf im Mäuselager

Er den Mauser Käsbrotnager.

Rülps stieß die Lanze steil und schnell

Dem Mauskrieger von vorn ins Fell

Dass sie hinten kam heraus.

Mit einem Todesschrei die Maus,

Die unterlegene im Streite,

Warf ihr scharfes Schwert beiseite.

Sie dachte: „Er hat mich bezwungen;

Tatsächlich ist es ihm gelungen

Mich im Zweikampf zu besiegen“.

Dann starb sie. Tot ließ er sie liegen

Und wandte sich im Nu

Seinem nächste Gegner zu.

Er mordete höchst rational.

Keiner kennt die wahre Zahl

Der Mäuse die der Frosch erschlug.

In einem Wahn-und Siegeszug

Ritt Rülps der Recke durch das Land

Bis er keine Maus mehr fand

Um sie zu ermorden

Für einen blechern Orden.

Hunderte von Toten lagen

Hinter ihm im Feld erschlagen

Als der Junker hoch zu Ross

Sich zum Heimritte entschloss.

Der General von Mauselmann

Sah sich die Bescherung an.

„Mach zu“ sprach er zu Häppchenklau;

„Zähl die Toten ganz genau.

Bringt mir eine Liste

Über Gefallene und Vermisste.

Gleichzeitig müsst ihr probieren

Ersatz ganz schnell zu rekrutieren.

Vielleicht das Reservistenkorps.

Oder wir schicken die Veteranen vor,

So lange sie noch leben

Ihr bestes hinzugeben.

An Adjutant von Stibitzmehl

Erging vom General Befehl

In der Etappe neue Waffen

Und Uniformen zu beschaffen.

„Die Truppe, bevor sie ausmarschiert

Wird auf’s modernste ausstaffiert“

Versprach sogleich der Adjutant

Stand still und hob zum Gruß die Hand.

Zu Oberst Schinkenmopser sprach

Der General: „Das Ungemach

Das uns der Junker Rülps gebracht

Wird schleunigst wieder wettgemacht.

Spätestens in einer Stunde

Erwarte ich aus ihrem Munde

Die Meldung nach der üblen Sache,

Dass vollzogen ist die Rache.

Ich erwarte, dass die Zahl

Der toten Frösche ist dreimal

Höher als die unsrer Toten.

Es ist dringend uns geboten,

Dass wir den Gegner mal schockieren

Und ein Exempel statuieren“.

Der Oberst erwiderte loyal:

„Jawohl, jawohl, jawoll Her General“!

Und er kniff dabei die strammen

Hinterbacken so zusammen,

Dass sein Mausschwanz ganz nach oben

Wurde senkrecht angehoben.

Dann wiederholte er nochmal

Wie man es macht als Offizier

Gehorsam salutierend stramm

Mit all dem anderen Tamtam

Wie dem Griffe zum Rapier,

„Jawohl, jawohl, jawoll Herr General“!

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Wie die Geschichte weitergeht

In der nächsten Folge steht

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.