Sonntag, 7. August 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 29

Der totale Krieg


o ward

Frosch Pfützner hintergangen

Den im Schilf man hat gefangen

Und dem die Freiheit man versprach.

Zu rächen dessen Ungemach

War Frosch Fürchtepogg gekommen.

Der hatte im Versteck gesehen

Was mit dem Kumpel war geschehen.

Mit dem Kriegsbeil, ohn‘ Getu‘

Schlug der Rächer zweimal zu.

Beide starben! Transzendent

Sprach der Hauptmann zum Major:

„Ich dacht wir wären resistent“!

Da tat sich auf das Hades-Tor.

Persephone kam heraus,

An der Leine Kerberos.

„Hi“ sprach sie zu Rattimaus,

„Ab mit dir zum Tartaros“.

Dem Hauptmann zugewandt „und jetzt zu dir,

Du dienst Hekate nun und mir.

Fortan soll dein Mauseschwanz

Verbinden uns in Allianz“.

Der Hauptmann grinste, so genommen,

War er noch gut davongekommen.

Was die drei dort unten trieben

Ist bislang noch geheim geblieben.

Was oben einst im Krieg geschah,

Hat einer, so wie er es sah,

Der Kriegsberichter in der Schlacht,

Genau uns zu Papier gebracht.

Weil namentlich ihn niemand kennt

Man ihn Pseudo einfach nennt.

Pseudo, Punkt, Punkt, Punkt. Wer das auch sei,

Auf jeden Fall war er dabei

Und ist ganz vorne mitgeritten

Als sich Frösch‘ und Mäuse stritten.

Lassen wir den namenlosen

Schreiberling, den so famosen,

Ohne was hinzuzudichten,

Vom Kriege weiter nun berichten.

Wir sind, ich mach das nochmal klar,

Bereits im zehnten Kriegszeit-Jahr,

In einer Feldschlacht deren Lage,

Beschissen ist, gar keine Frage.

Es ist die Kriegs-Entscheidungsschlacht

Die nun zu Ende wird gebracht.

Der Kampf ist auf dem Höhepunkt

Obgleich es ist erst kurz nach vier.

Die Frösche haben laut geunkt:

„Hurra, heute gewinnen wir“!

Da schlug hinterhältig und gemein

Der nächste Bombenhagel ein.

Mit Kichererbsen, gut sortiert,

Wurden die Frösche bombardiert.

Den Oberst Quarx von Poggenstädel

Traf es hart am Poggenschädel.

Er hörte sofort auf zu unken;

Dann sank er weg und ist ertrunken.

Der nächste, den es treffen sollte

War Leutnant Quack von Kaulenbach.

Als er die andern warnen wollte

Erwischte es ihn: „Welch ein Krach“,

Dachte er: Da schlug es ein.

Es sollte das letzte Krachen sein,

Dass er auf Erden hat gehört.

Die andern hat es auch gestört.

So mancher der nicht untertauchte

Lebenslang am Stocke krauchte.

Furchtbar hat es eingeschlagen.

Allen ging es an den Kragen.

Die Frösche suchten schnell zu Hauf

Die Unterwasserbunker auf

Wo sie vor dem feindlichen Gebaren

Ihrer Gegner sicher waren.

Schließlich hat man sich besonnen

Und unter Wasser neu begonnen.

Der Hauptmann Hüpf von Höpper sprach:

„Wir müssen uns formieren;

Dann fällt leichter uns die Sach‘

Die Mäus zu attackieren“!

Gequakt, getan, nun neu formiert,

Ist unter Wasser man marschiert

Bis ans Ufer, wo am Rand

Bereits die erste Maus schon stand.

Mit einer Fliege, ziemlich trocken

Wollt in den Tod `nen Frosch sie locken.

Doch es sollte anders kommen

Als sie es sich vorgenommen.

Fähnrich Krott von Krötenstuhl,

Wie immer tapfer, blieb ganz cool.

Klug ahnte er genau voraus,

Was vor hatte die dreiste Maus.

Schnell brach aus Rohr er einen Speer

Und setzte damit sich zur Wehr.

Ein Schritt zur Seite hin als Finte;

Schon spritzte Blut wie rote Tinte.

Er traf den Mauser in die Scham,

Was sterbend der zur Kenntnis nahm.

„Si vis pacem para bellum”

Hatte das graue Unikum

Am Koppel, nicht zu übersehen

Fein säuberlich geschrieben, stehen.

Als Krott die Koppelinschrift las

Fragte er sich heimlich „was

Hilft ein Spruch dir in Latein

Wenn der Speer dringt in dich ein“?

„Wenn du rüstest dich zum Kriege,

Dann plan besser deine Siege

Sonst geht der Frieden dir daneben

Und du verlierst dabei das Leben“!

Als die andern Frösche nun

Erkannten, was es galt zu tun

Tauchen sie zuhauf

Aus der Tiefe auf

Und griffen, so wie es sollt sein

Ins Schlachtgeschehen wieder ein.

Teichhops Toad, ein Korporal,

In allerbester Kampfmoral,

Griff ohne langen Firlefanz

Einen Mauser sich am Schwanz,

Wie ein Hammerwerfer dann,

Setzte er zum Wurfe an.

Der Mauser ist im hohen Bogen

Quer durch das halbe Reich geflogen.

Er landete, oje, oje,

Im Dornenstrauch und tat sich weh.

Er zog den Waffenrock schnell aus

Und schleppte jammernd sich nach Haus.

Die Front sah er nicht wieder;

Zu lang lag er darnieder.

Indes Teichhops, draußen in der Schlacht,

Hat manche Maus noch umgebracht.

Die nächste, die dran glauben musste,

War Süßholzraspler `ne robuste

Aber dumme Maus mit Portepee.

Sie wurd erwürgt, herrjemine.

Auf ihrem Bauchriemen die Story

„Ranana necesse est mori“

Nahm der tapfere Frosch ihr krumm

Und so kam es anders rum.

„Alle Mäuse müssen sterben,

Dann werden wir das Maus-Reich erben“.

So dachte Teichhops. Der Erblasser

Lag mausetot bereits im Wasser.

Toad Teichhops als Krieger pflichtbewusst

Hüpfte mit purer Mordeslust

Durch das Dickicht mit Gefluche.

Auf der Mäuse-Gegner-Suche

Hatte, obgleich dort geboren,

Die Orientierung er verloren.

Gott Hermes, der am Wegesrand

In Stein gemeißelt vor ihm stand

Wies dem Frosch-Hero den Weg

Hinab zum alten morschen Steg,

Der, wohin Teichhops ja wollte,

Nach Mausheim rüber führen sollte.

Die Brücke brach, darauf im Zorne

Schlug mit dem Schwerte Tauchhops vorne

Der Herme so wie einst Alkibiades

Den Phallus ab im Wut-Exzess.

„Hermes sieht wie ein Spanner aus“

Dacht versteckt im Schilf die Maus;

„Nachdem den Phallus er ist los

Wirkt er nur noch halb so groß.

Doch Gott sei Dank der andre Pfeil,

Der den Irrweg weist, blieb heil.

Der Säulengott wird götzeneigen

Manchem den falschen Weg noch zeigen“.

So dacht die Maus grad im Verstecke.

Da brachte Teichhops sie zur Strecke.

„Du dumme Maus“, sprach er im Spott,

„Verbündest dich mit einem Gott

Den das Manntier auf dem Feld

Als Wegweiser hat aufgestellt“.

Was brachte dir das Götzenbild

Mit dem falschen Richtungsschild?

Es führte mich zurück nach hier,

Und zeigt den Weg zum Hades dir“!

Da seufzte traurig drauf die Maus

Und hauchte leis ihr Leben aus.

Er sah die Tote vor sich liegen

Und ihre Seele aus ihr fliegen.

Er war fürwahr ein Bild zum Grausen

Als er sie aus ihrem Hintern sausen

Verschmutz mit Mäusekötteln sah.

„O Gott“ dachte der Mörder da,

Sich abwendend mit Widerwillen,

„Nie wieder will `ne Maus ich killen!

Was hat der Krieg aus mir gemacht“?

Just als der Frosch hat dies gedacht

Traf ihn von hinterrücks ein Schlag.

Als er auf dem Boden lag

Wurde es ihm langsam klar

Wie es dazu gekommen war.

Nachdem sein Kamerad verblichen

Hat Speedy sich durchs Schilf geschlichen

Und nahm nun in der Kriegs-Mord-Sache

An seinem Freunde furchtbar Rache.

Er stach dem Feind der Lurchen-Sippe

Den Dolch durch seine grüne Lippe

Dass Teichhupf lauthals schmerzverzerrt

Zu Zeus um Hilfe hat geplärrt.

„Zeus, mein Gott, so hilf mir doch

In diesem Leben einmal noch“

Hat zum Parnassos per Gebet

Der Froschsoldat hinaufgefleht.

Der Kronide nahm den Schrei

Im Olymp zwar deutlich wahr

Doch es war ihm einerlei

Weil er unparteiisch war.

Da niemand ihm zur Seite stand

Teichhops schließlich sein Ende fand.

Die Götter sahen in aller Ruh

Von oben dem Gemetzel zu

Das unten zwischen beiden Reichen

Zum Völkermord wurd ohnegleichen.

Speedy, die graue Killermaus

Tobte sich nun weiter aus.

Mit dem Schwerte, Gott erbarm,

Trennte Korrex sie den Arm

Vom Körper. Der bot ihr die Stirn.

Da stach sie zu. Genau ins Hirn

Drang ihm der blanke scharfe Stahl.

Dem Frosch schwand jede Kampfmoral.

Er fiel nach vorn, ins Gras kopfüber.

Da war der Krieg für ihn vorüber.

Das letzte was er sterbend dacht

War „jetzt verlieren wir die Schlacht“!

Speedy indessen höchst verwegen

Trat Frosch um Frosch im Kampf entgegen.

Mancher Grüne konnt‘s kaum fassen,

Wie schnell er musst‘ sein Leben lassen.

Mit dem Schwert hat routiniert

Der Mäus‘rich Hetsch um Hetsch lädiert.

(Hetsch = Synonym für Frosch)

Die Fröschelbrüder hatten Schwein.

Beiden hieb Speedy ab ein Bein.

Hinkend und arg mitgenommen

Sind lebend sie davongekommen.

Schlechter war Frosch Lorker dran

Der sich mit Speedy legte an.

Die Maus nach kurzem Kandgemenge

Trieb den Grünen in die Enge.

Dann zog sie ihm die Beine weg.

Der Frosch fiel rücklings in den Dreck.

Er hatte Glück, blieb unversehrt.

Doch verlor beim Sturze er sein Schwert

Und Ohne Waffe in der Hand

Es nicht grad günstig um ihn stand.

Der Mauser biss ihn in den Zeh.

Das tat dem Lorkner ziemlich weh.

Wutentbrannt sprang er empor

Und nahm den Mäuserich sich vor.

Speedy erstaunt gar ängstlich pfiff

Als sich des Frosches Würgegriff

Am Halse zuzog und die Klammer

Wurde langsam eng und strammer.

Wie Tyson Holyfield einst biss,

Als in Las Vegas er verlor,

So biss zu Speedy’s Ärgernis

Der Frosch sie nun ins Ohr.

Schmerzgequält mit schrillem Schrei

Schlug sie um sich und kam frei.

Sie griff zum Dolch nach alter Sitte,

Zwei schnelle, kurze, scharfe Schnitte,

Auf dass der nasskalt grüne Mann

Hinkend nur noch laufen kann,

Nahm sie dem Gegner Arm und Bein.

„Das werde ich dir nie verzeih’n“

Schrie der und hat sich sehr gesputet

Zum Verbandsplatz schnell zu kommen,

Denn sonst wäre er verblutet.

Dort hat man ihn gleich dran genommen.

Mit Krücken steht er nun im Osten

Fürs Quakerland auf Posten.

Speedy war mit sich zufrieden.

Er hatte den Kampf für sich entschieden.

Er rieb die Hände sich und dacht

„Ha, ha, das hab ich gut gemacht“.

Noch während er zufrieden rieb

Traf ihn am Kinn ein wucht’ger Hieb.

Quax Quappe, ein ziemlich feister

Kröter welcher Boxweltmeister

War mit einem Uppercut

Schlug Speedy nieder, dass der platt

Auf den Rücken fiel und KO

Dachte es wär Ultimo.

Bewusstlos schnaufend monoton

Hatte die Maus eine Vision.

Sie sah im Traume einen Frosch

Mit unsäglich breiter Gosch,

Der auf einem Berge stand

Mit einem Zepter in der Hand.

Harmagedon nannte sich der Ort.

Der Frosch formte gerad ein Wort.

Ganz klar, jedoch imaginär

Sprach er zum Mäuse-Visionär:

"Das Tier, du kennst es lange schon,

Ist die Hure Babylon.

Hiermit mach ich dir bekannt

Dass sie wird frinos auch genannt“!

(frinos = griechisch für Kröte: Offb 16,16 ff im Zusammenhang mit

dem römischen Kaiser Nero zu sehen, der auch so genannt wurde und der

immer wieder im Zusammenhang mit dem Zahlenwert des Tieres gem.

Offb. 13,17 genannt wird)

Speedy im Koma hörte hin.

Plötzlich roch‘s im Traum nach Gin.

Durstig leckte er die Lippen

Um an dem was roch zu nippen.

„Oh“ dachte er, “das riecht real“

Und dann trank er erst einmal.

Da hörte er die Kameraden;

„Alkohol kann niemals schaden“

Sprach der erste zu dem zweiten

Von den beiden Hilfsbereiten.

Gierig trank er gluck, gluck, gluck

Noch einen zweiten kleinen Schluck.

Dann, er nahm das Risiko in Kauf,

Schlug er seine Äug‘lein auf.

„Hi“ sprach er nun zum ersten Retter.

Der grinste froh „ich bin dein Vetter“.

Speedy sah die beiden Nager.

Der andre war sein lieber Schwager.

„Ich freue mich“, sprach glücklich der.

„Doch nun gib schnell die Buddel her“.

Um ihre Freude zu beweisen

Dass Speedy noch am Leben

Ließen sie die Flasche kreisen

Und wohl auch in dem Bestreben

Sich ein bisschen Mut zu machen

Für all den Streit den mannigfachen,

Den sie im weit’ren Kriegsgeschehen

Vor sich hatten zu bestehen.

Als die Flasche dann war leer

Gab‘s keinerlei Bedenken mehr!

Speedy rief mit neuem Mut:

„Wo ist der grüne Tunichtgut,

Der mich getötet hätte bald

Gar feig aus einem Hinterhalt.

Sollt ich ihn je wiederseh’n

Wird es ihm gar schlecht ergeh’n.

Ich schlag ihm alle Zähne aus.

So wahr ich Speedy bin und Maus

Werd ich die Frösche all erschlagen

Die sich an mich heran noch wagen“!

Da raschelte es kurz im Rohr.

Quax Quappe kam erneut hervor.

Er schlug dem grauen Prahle-Wicht

Die rechte Grade ins Gesicht.

Das hat dem Mauser weh getan.

Er verlor den Schneidezahn

Und die Besinnung. Dieses Mal

War die Schlag-Wucht so total

Dass er niemals mehr erwachte.

Was er sterbend bei sich dachte,

Und ob er so wie vorher schon

Hatte erneut eine Vision

Und wem seine Gedanken galten

Hat diesmal er für sich behalten.

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Wie die Sache weitergeht

In der nächsten Folge steht

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.