Zum Froschteich, wie ihr bereits habt vernommen
War vom Wiesel gehetzt ein Mäuschen gekommen.
Erschöpft und durstig begann es zu trinken
Und ließ sich dann ins Moospolster sinken.
Ohne zuvor, wo sie war, abzuwägen
Begann sie zu schnarchen, so als wolle sie sägen.
Der Frosch der sie sah und das Röcheln gehört
Hat sich an dem Vorfall gar grimmig empört.
Er hüpfte zum König um seinem Monarchen
Zu melden, dass einer am See würde schnarchen,
Der, weil zum Froschland gehörte die Stätte,
Nicht das Geringste verloren dort hätte.
Es war abends, der König lag bereits im Bett
Und verfolgte interessiert das Literatenquartett
Das im Fernsehen lief, im zweiten Programm.
Er sah es gemeinsam mit dem Hofstaat sich an.
Das alte Werk, „Die Batrachomyomachie“
Erhitzte die Gemüter wie vorher noch nie
Im literarischen hoch gebildeten Kreis.
Man stritt sich im Studio wie noch niemals, so heiß.
Der Moderator und auch die anderen Streiter
Kamen bei der entscheidenden Frage nicht weiter
Ob das Gedicht tatsächlich von Homer
Oder von Pigres oder sonst jemand wär.
Auch war die Meinung im Quartett arg gespalten
Darüber was man vom Epillion sollt halten.
Der eine lobte, „die Sprache ist mächtig“
Und fügte hinzu “literaturpreisverdächtig“.
Der andere fand die Verse sehr schön,
Der dritte fluchte, „ein miserabeler Poem“.
So stritten sie sich in erlesener Runde.
Da klopfte der Seefrosch und brachte die Kunde.
„Entschuldige Herr, dass ich störe“, er sprach
„Und eintrete nachts noch in dein Gemach.
Aber das was ich just sah unten am Teich
Ist sehr wichtig, so dass ich es melde dir gleich.
Dort am Schilfrand, am Ufer, auf unserem Land“
So fuhr der Frosch zu melden fort,
„Ich kann exakt dir beschreiben den Ort,
Liegt ein Fremdling schnarchend am Strand,
Und schläft, als wäre er hier bei uns zu Haus
Sich in unserm Reich kostenlos aus“.
Der König, über die nächtliche Störung erbost,
Drückte den Aus-Knopf und quakte „als Trost“
Zu den Seinen die mit ihm am Bett noch so spät,
Gemeinsam gehockt vor dem Fernsehgerät.
„Verzeiht mir ihr lieben, man braucht meinen Rat
In einer besonders verächtlichen Tat.
Ein Fremdling, was ich noch nie hab gelitten,
Hat die Grenze zu meinem Land überschritten
Und heimlich aus unserm Teiche getrunken.
Ich werde mir vorknüpfen diesen Halunken
Der, so meldet mir just mein Kurier,
Sich breit macht im Grenzland in meinem Revier“.
„Ihr seht“, sprach er weiter zur höfischen Runde,
„Mein Rat ist gefragt auch zu nächtlicher Stunde.
Nun wisst ihr, was ich sogar nachts für euch tue,
Euch zu regieren raubt oft mir die Ruhe.
Doch will ich nicht jammern, das läge mir fern,
Denn ihr wisst es ja sicher, ich mache es gern“.
„Ich lade Euch alle dazu herzlich ein
Bei mir morgen Gast noch einmal zu sein.
Ich zeichne die Sendung für euch gerne auf,
So dass den Diskussionsverlauf
Des Quartetts im Studio,
Wir mittels Band als Video
Uns alle als Konserve gönnen
Morgen am helllichten Tage dann können“.
„Kommt alle gemeinsam, so gegen halb drei
Ich bitte darum, doch wieder vorbei.
Dann verfolgen wir weiter, das wird sicher nett
Wie sich die vier stritten im Literatenquartett“.
„Also tschüß dann ihr Frösche, wir sehen uns morgen.
Und macht euch nicht wegen des Eindringlings Sorgen,
Denn dafür habt ihr ja, danket Gott, mich“.
So sprach er lächelnd und verabschiedete sich.
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