Mittwoch, 27. August 2008

Kriegsbericht Folge 1

Nächtliche Störung

Zum Froschteich, wie ihr bereits habt vernommen

War vom Wiesel gehetzt ein Mäuschen gekommen.

Erschöpft und durstig begann es zu trinken

Und ließ sich dann ins Moospolster sinken.

Ohne zuvor, wo sie war, abzuwägen

Begann sie zu schnarchen, so als wolle sie sägen.


Der Frosch der sie sah und das Röcheln gehört

Hat sich an dem Vorfall gar grimmig empört.

Er hüpfte zum König um seinem Monarchen

Zu melden, dass einer am See würde schnarchen,

Der, weil zum Froschland gehörte die Stätte,

Nicht das Geringste verloren dort hätte.

Es war abends, der König lag bereits im Bett

Und verfolgte interessiert das Literatenquartett

Das im Fernsehen lief, im zweiten Programm.

Er sah es gemeinsam mit dem Hofstaat sich an.

Das alte Werk, „Die Batrachomyomachie“

Erhitzte die Gemüter wie vorher noch nie

Im literarischen hoch gebildeten Kreis.

Man stritt sich im Studio wie noch niemals, so heiß.

Der Moderator und auch die anderen Streiter

Kamen bei der entscheidenden Frage nicht weiter

Ob das Gedicht tatsächlich von Homer

Oder von Pigres oder sonst jemand wär.

Auch war die Meinung im Quartett arg gespalten

Darüber was man vom Epillion sollt halten.

Der eine lobte, „die Sprache ist mächtig“

Und fügte hinzu “literaturpreisverdächtig“.

Der andere fand die Verse sehr schön,

Der dritte fluchte, „ein miserabeler Poem“.

So stritten sie sich in erlesener Runde.

Da klopfte der Seefrosch und brachte die Kunde.

„Entschuldige Herr, dass ich störe“, er sprach

„Und eintrete nachts noch in dein Gemach.

Aber das was ich just sah unten am Teich

Ist sehr wichtig, so dass ich es melde dir gleich.

Dort am Schilfrand, am Ufer, auf unserem Land“

So fuhr der Frosch zu melden fort,

„Ich kann exakt dir beschreiben den Ort,

Liegt ein Fremdling schnarchend am Strand,

Und schläft, als wäre er hier bei uns zu Haus

Sich in unserm Reich kostenlos aus“.

Der König, über die nächtliche Störung erbost,

Drückte den Aus-Knopf und quakte „als Trost“

Zu den Seinen die mit ihm am Bett noch so spät,

Gemeinsam gehockt vor dem Fernsehgerät.

„Verzeiht mir ihr lieben, man braucht meinen Rat

In einer besonders verächtlichen Tat.

Ein Fremdling, was ich noch nie hab gelitten,

Hat die Grenze zu meinem Land überschritten

Und heimlich aus unserm Teiche getrunken.

Ich werde mir vorknüpfen diesen Halunken

Der, so meldet mir just mein Kurier,

Sich breit macht im Grenzland in meinem Revier“.

„Ihr seht“, sprach er weiter zur höfischen Runde,

„Mein Rat ist gefragt auch zu nächtlicher Stunde.

Nun wisst ihr, was ich sogar nachts für euch tue,

Euch zu regieren raubt oft mir die Ruhe.

Doch will ich nicht jammern, das läge mir fern,

Denn ihr wisst es ja sicher, ich mache es gern“.

„Ich lade Euch alle dazu herzlich ein

Bei mir morgen Gast noch einmal zu sein.

Ich zeichne die Sendung für euch gerne auf,

So dass den Diskussionsverlauf

Des Quartetts im Studio,

Wir mittels Band als Video

Uns alle als Konserve gönnen

Morgen am helllichten Tage dann können“.

„Kommt alle gemeinsam, so gegen halb drei

Ich bitte darum, doch wieder vorbei.

Dann verfolgen wir weiter, das wird sicher nett

Wie sich die vier stritten im Literatenquartett“.

„Also tschüß dann ihr Frösche, wir sehen uns morgen.

Und macht euch nicht wegen des Eindringlings Sorgen,

Denn dafür habt ihr ja, danket Gott, mich“.

So sprach er lächelnd und verabschiedete sich.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.