Dort ging man von Bord mit viel Trara.
Nochmals das ganze Repertoire
Von Zeremoniell und Tradition
Für den erlauchten Königssohn.
Salutieren, Strammstehen und Mützenschwenken,
Die Navy hat gar viel zu schenken
Wenn einer ist an Bord zu Gast.
Bunte Flaggen hoch im Mast,
Seite und Front nach allen Seiten,
Durch sechs Fallreepsgasten schreiten.
Die Matrosen mit Geduld
Erwiesen ihren Gästen Huld.
Paradeaufstellung an Bord,
Und als Höhepunkt zum Schluss
Ein Salut von einundzwanzig Schuss.
Dem Mäuseprinzen hat von allen
Traditionen keine recht gefallen.
Er sprach zum König: „All der Brauch
Ist so unnütz wie dein Bauch.
Das sind doch, mit Verlaub gesprochen,
Zöpfe aus jenen Zeitepochen,
Als die Kaiser und die Zaren
Noch bei uns am Ruder waren.
Bei mir zu Haus solche Sitten
Hat schon mein Vater nicht gelitten.
So wie Zöpfe, die nicht mehr betören
Nicht an einen Kopf gehören
Ist das mit der Tradition.
Keiner hat etwas davon.
Sie ist wie ein morsches Holzgefäß
Heute nicht mehr zeitgemäß.
„Nicht so stürmisch junge Maus“
Brach es aus Blähbauch da heraus:
„Du hast in manchen Dingen Recht.
Doch alles Alte ist nicht schlecht.
Denk nur mal an die Mausefalle.
So manche wohlgenährte dralle
Maus tappt heute noch hinein
Und leidet darin Höllenpein
Oder stirbt darin nach Stunden.
Sie wurde vor Christus schon erfunden.
Damals eine Sensation.
Das Ding hat heute Tradition.
Gewiss aus deines Volkes Sicht
Bräuchte man sie sicher nicht,
Doch dem Manntier euretwegen,
Kommt das Ding noch heut gelegen.
So merke Dir, oft liegt man schief
Wenn man denkt zu subjektiv“.
Beschämt schlug Käslieb da die Lider
Seiner Äugelein zu Boden nieder.
Während er noch nach Antwort sann
Kamen sie bei Hofe an.
Die Wache stand so wie Wachen überall
Meldete diensteifrig, deutlich und klar,
Der Zeremonienmeister mit vornehmen Schritt
Trat auf Rex Blähbauch zu und teilte ihm mit,
Bereit zum Empfang stand für das Hof-Defilee.
Auch wäre alles klar für die Video-Schau.
Das ließ ihm bestellen „Hetschgern“ seine Frau.
Und Pogger vom See, der Teekoch aus Leer,
Lässt ausrichten, dass der Tee fertig wär’.
Der Generalfeldmarschall meldete, dass alle Kameraden
Erschienen sind die der König geladen.
Dein Töchterchen lässt grüßen dich herzlich und nett
Und dir sagen, dass klar ist das Wasserballett.
Der König sprach: „Ich danke aufs Beste,
Dass alles gerichtet so schön ist zum Feste“
Und zu Käslieb gewandt: „das ist der Beweis,
Dass ein Volk ich regiere, das zu schätzen mich weiß.
Du wirst es erleben, dass keiner mir grollt
Und ein jeder mir nur pure Hochachtung zollt.
Sie schätzen an mir, dass ich bin so sehr klug
Und meinen edle Bescheidenheit im Charakterzug.
Sie mögen mich alle, du wirst es erleben.
Sie sind mir, ihrem König total ergeben.
So sprach er zu Käslieb. Da trat aus dem Tor
Der Generalfroschmarschall auch schon hervor.
„Heil edler Blähbauch“ rief laut er zum Gruß
Und küsste dem König untertätigst den Fuß.
Dann meldete er mit salutierender Hand,
Dass alles bereit zum Festempfang stand.
Was für ein Jubel, welch ein Applaus.
Ein herzlicher Empfang wurde Blähbauch zuteil.
Der eine rief „Hoch“ der andre schrie „Heil“.
Dabei hatte der König doch nur eine Nacht
Außerhalb seines Palastes verbracht.
Der Mausprinz im Graupelz staunte nicht schlecht.
Das war nicht gekünstelt, die Freude war echt.
Dann hüpfte der König die Treppe hinauf
Und richtete oben auf zwei Beine sich auf.
Jetzt hob er die Hand, sofort war es still.
Käslieb konnte es beinahe nicht fassen,
Urplötzlich schwiegen im Runde die Massen.
Das war Zucht und Ordnung, die grenzte an Drill.
So hatte der Mausprinz, was hier just geschehen,
Zu Hause im Kino es einmal gesehen,
Im Spielfilm Ben Hur, und dem Herrscher von Rom.
Neros Fingerzeig galt dort als Symptom
Dafür, dass er etwas sagen wollte.
So wie das römische Volk einst reagierte
Es nun auch in Kronsaal des Königs passierte.
Die grölende Menge die Achtung ihm zollte
War schlagartig still, vorbei das Gejohle,
So abrupt wie der Knall aus einer Pistole
Schwiegen sie plötzlich die just grad noch schrieen.
Nur noch ein leises „Heil Blähbauch“ doch das ward verziehen.
Nicht das Geringste war nun mehr zu hören
Denn das könnte Blähbauch beim Regieren ja stören.
Ein Diener rückte stumm den Schemel zurecht
Denn ohne diesen kam der König nur schlecht,
Hinauf auf seinen prächtigen Thron.
Ein wenig, denn es wuchs mehr und mehr.
Als Herrscher, weiß Gott, war er wahrlich zu schwer.
Er dachte bei sich, „Ich muss etwas tun,
Das schuld ich dem Volk. Ich werde ab nun
Regelmäßig, direkt nach dem Essen
Sofort meinen königlichen Bauchumfang messen.
Auch werde ich baden gehen öfter im Schlamm,
Dabei verliere ich sicher jedes Mal ein paar Gramm.
Die Königin hatte bereits sich beklagt,
Dass er zu schwer sei zum herzen und kosen.
Ihr hatte er flüstern ins Öhrchen gequakt
Ohne über ihren Vorwurf zu erbosen.
Ach Kleines, mein Herzchen, das musst du ertragen,
Du weißt doch die Liebe die geht durch den Magen.
So dachte der König, sein Volk indes schwieg
Während er umständlich auf den Thronsessel stieg.
Die Dienerschaft unterdessen beflissen
Stopfte ihm hinter den Rücken drei Kissen,
Was sie gern tat und niemals vergaß
Damit bequem und stabil er auch saß.
Dann war es soweit, der Hofmarschall bracht
Das Zepter das zum Regieren gemacht
Und drückte dem König damit der wirkte schick
Die güldene Krone kess ins Genick.
Zwei Lakaien legten ihm das teuere Gewand
Um seine Schultern was er als lästig empfand.
Doch er duldete es und ließ es geschehen.
Er wollte ja besser als die andern aussehen.
Zum Schluss bracht der Bischof den Reichapfel noch,
mit einem Kreuz darauf und drunter ein Loch.
Das Kreuz zeigte an, das war allen klar
Dass der König ein Christ und gläubig sehr war.
Das Religionssymbol wies Blähbauch stets darauf hin,
Dass auch ein König einen Herrn hat, nämlich Ihn,
Der einst als König ans Kreuz ward geschlagen.
Denke stets daran sollte es sagen,
Auch dann wenn du vom Ruhm bist beschienen,
Deine vornehmste Pflicht ist es dem Volke zu dienen.
Das Loch sollt erinnern, da es dem Nichts ist sehr gleich,
Dass ein König ein Nichts ist ohne Volk und ohn’ Reich.
wird fortgesetzt
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