Donnerstag, 28. August 2008

Kriegsbericht Folge 4

Kriegsbericht Folge 4


Dort ging man von Bord mit viel Trara.

Nochmals das ganze Repertoire

Von Zeremoniell und Tradition

Für den erlauchten Königssohn.

Salutieren, Strammstehen und Mützenschwenken,

Die Navy hat gar viel zu schenken

Wenn einer ist an Bord zu Gast.

Bunte Flaggen hoch im Mast,

Seite und Front nach allen Seiten,

Durch sechs Fallreepsgasten schreiten.

Die Matrosen mit Geduld

Erwiesen ihren Gästen Huld.

Paradeaufstellung an Bord,


an der Reling Lord an Lord

Und als Höhepunkt zum Schluss

Ein Salut von einundzwanzig Schuss.

Dem Mäuseprinzen hat von allen

Traditionen keine recht gefallen.

Er sprach zum König: „All der Brauch

Ist so unnütz wie dein Bauch.

Das sind doch, mit Verlaub gesprochen,

Zöpfe aus jenen Zeitepochen,

Als die Kaiser und die Zaren

Noch bei uns am Ruder waren.

Bei mir zu Haus solche Sitten

Hat schon mein Vater nicht gelitten.

So wie Zöpfe, die nicht mehr betören

Nicht an einen Kopf gehören

Ist das mit der Tradition.

Keiner hat etwas davon.

Sie ist wie ein morsches Holzgefäß

Heute nicht mehr zeitgemäß.

„Nicht so stürmisch junge Maus“

Brach es aus Blähbauch da heraus:

„Du hast in manchen Dingen Recht.

Doch alles Alte ist nicht schlecht.

Denk nur mal an die Mausefalle.

So manche wohlgenährte dralle

Maus tappt heute noch hinein

Und leidet darin Höllenpein

Oder stirbt darin nach Stunden.

Sie wurde vor Christus schon erfunden.

Damals eine Sensation.

Das Ding hat heute Tradition.

Gewiss aus deines Volkes Sicht

Bräuchte man sie sicher nicht,

Doch dem Manntier euretwegen,

Kommt das Ding noch heut gelegen.

So merke Dir, oft liegt man schief

Wenn man denkt zu subjektiv“.

Beschämt schlug Käslieb da die Lider

Seiner Äugelein zu Boden nieder.

Während er noch nach Antwort sann

Kamen sie bei Hofe an.

Die Wache stand so wie Wachen überall


Still und stramm. Der Wachmarschall

Meldete diensteifrig, deutlich und klar,


Dass alles bei Hofe in Ordnung noch war.

Der Zeremonienmeister mit vornehmen Schritt

Trat auf Rex Blähbauch zu und teilte ihm mit,


Dass im großen Saale die Frosch – Hautevolee

Bereit zum Empfang stand für das Hof-Defilee.

Auch wäre alles klar für die Video-Schau.

Das ließ ihm bestellen „Hetschgern“ seine Frau.

Und Pogger vom See, der Teekoch aus Leer,

Lässt ausrichten, dass der Tee fertig wär’.

Der Generalfeldmarschall meldete, dass alle Kameraden

Erschienen sind die der König geladen.

Dein Töchterchen lässt grüßen dich herzlich und nett

Und dir sagen, dass klar ist das Wasserballett.

Der König sprach: „Ich danke aufs Beste,

Dass alles gerichtet so schön ist zum Feste“

Und zu Käslieb gewandt: „das ist der Beweis,

Dass ein Volk ich regiere, das zu schätzen mich weiß.

Du wirst es erleben, dass keiner mir grollt

Und ein jeder mir nur pure Hochachtung zollt.

Sie schätzen an mir, dass ich bin so sehr klug

Und meinen edle Bescheidenheit im Charakterzug.

Sie mögen mich alle, du wirst es erleben.

Sie sind mir, ihrem König total ergeben.

So sprach er zu Käslieb. Da trat aus dem Tor

Der Generalfroschmarschall auch schon hervor.

„Heil edler Blähbauch“ rief laut er zum Gruß

Und küsste dem König untertätigst den Fuß.

Dann meldete er mit salutierender Hand,

Dass alles bereit zum Festempfang stand.


Nun schritt man durchs Tor, der König voraus:

Was für ein Jubel, welch ein Applaus.

Ein herzlicher Empfang wurde Blähbauch zuteil.

Der eine rief „Hoch“ der andre schrie „Heil“.

Dabei hatte der König doch nur eine Nacht

Außerhalb seines Palastes verbracht.

Der Mausprinz im Graupelz staunte nicht schlecht.

Das war nicht gekünstelt, die Freude war echt.

Dann hüpfte der König die Treppe hinauf

Und richtete oben auf zwei Beine sich auf.

Jetzt hob er die Hand, sofort war es still.

Käslieb konnte es beinahe nicht fassen,

Urplötzlich schwiegen im Runde die Massen.

Das war Zucht und Ordnung, die grenzte an Drill.

So hatte der Mausprinz, was hier just geschehen,

Zu Hause im Kino es einmal gesehen,

Im Spielfilm Ben Hur, und dem Herrscher von Rom.

Neros Fingerzeig galt dort als Symptom

Dafür, dass er etwas sagen wollte.

So wie das römische Volk einst reagierte

Es nun auch in Kronsaal des Königs passierte.

Die grölende Menge die Achtung ihm zollte

War schlagartig still, vorbei das Gejohle,

So abrupt wie der Knall aus einer Pistole

Schwiegen sie plötzlich die just grad noch schrieen.

Nur noch ein leises „Heil Blähbauch“ doch das ward verziehen.

Nicht das Geringste war nun mehr zu hören

Denn das könnte Blähbauch beim Regieren ja stören.

Ein Diener rückte stumm den Schemel zurecht

Denn ohne diesen kam der König nur schlecht,

Hinauf auf seinen prächtigen Thron.


Sein mächtiges Bäuchlein störte ihn schon

Ein wenig, denn es wuchs mehr und mehr.

Als Herrscher, weiß Gott, war er wahrlich zu schwer.

Er dachte bei sich, „Ich muss etwas tun,

Das schuld ich dem Volk. Ich werde ab nun

Regelmäßig, direkt nach dem Essen

Sofort meinen königlichen Bauchumfang messen.

Auch werde ich baden gehen öfter im Schlamm,

Dabei verliere ich sicher jedes Mal ein paar Gramm.

Die Königin hatte bereits sich beklagt,

Dass er zu schwer sei zum herzen und kosen.

Ihr hatte er flüstern ins Öhrchen gequakt

Ohne über ihren Vorwurf zu erbosen.

Ach Kleines, mein Herzchen, das musst du ertragen,

Du weißt doch die Liebe die geht durch den Magen.

So dachte der König, sein Volk indes schwieg

Während er umständlich auf den Thronsessel stieg.

Die Dienerschaft unterdessen beflissen

Stopfte ihm hinter den Rücken drei Kissen,

Was sie gern tat und niemals vergaß

Damit bequem und stabil er auch saß.

Dann war es soweit, der Hofmarschall bracht

Das Zepter das zum Regieren gemacht

Und drückte dem König damit der wirkte schick

Die güldene Krone kess ins Genick.

Zwei Lakaien legten ihm das teuere Gewand

Um seine Schultern was er als lästig empfand.

Doch er duldete es und ließ es geschehen.

Er wollte ja besser als die andern aussehen.

Zum Schluss bracht der Bischof den Reichapfel noch,

mit einem Kreuz darauf und drunter ein Loch.

Das Kreuz zeigte an, das war allen klar

Dass der König ein Christ und gläubig sehr war.

Das Religionssymbol wies Blähbauch stets darauf hin,

Dass auch ein König einen Herrn hat, nämlich Ihn,

Der einst als König ans Kreuz ward geschlagen.

Denke stets daran sollte es sagen,

Auch dann wenn du vom Ruhm bist beschienen,

Deine vornehmste Pflicht ist es dem Volke zu dienen.

Das Loch sollt erinnern, da es dem Nichts ist sehr gleich,

Dass ein König ein Nichts ist ohne Volk und ohn’ Reich.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.